Tausende Raummeter Käferholz für‘s Kraftwerk

Der sächsische Forstdienstleister Hillig bietet eine breite Palette forstlicher Arbeiten. Gefragt sind gegenwärtig aber vor allem das Hacken von Schadholz infolge Borkenkäferbefalls. Mit leistungsstarker Hacktechnik und einer eigenen Logistik sichert der Dienstleister eine Brennstoffaufbereitung entsprechend den Qualitätsansprüchen von Großabnehmern.

Hacktechnik: Tausende Raummeter Käferholz für‘s Kraftwerk

Angetrieben wird der Hacker von der Zapfwelle eines 460 PS starken Claas Xerion 4000.

Hacktechnik: Tausende Raummeter Käferholz für‘s Kraftwerk

Die groben Hackschnitzel der Klassifizierung G 120 werden bei Betreibern größerer Biomasse-Heizkraftwerke nachgefragt.

Jedes Mal, wenn ein Bündel Fichtenstämme im Einzug des Großhackers verschwindet und sich die Messer des Hackwerks mit lautem Poltern in das Holz fressen, schießt eine Staubwolke aus der Maschine. „Das ist total trockenes Käferholz“, kommentiert Danny Hillig das Geschehen. Der Geschäftsführer der Land und Forst GmbH Hillig steht auf einem weitläufigen Holzlagerplatz am Rande der sächsischen Kleinstadt Glauchau. Gut 10.000 Raummeter Fichtenstämme aus umliegenden Wäldern sind hier zu mehreren, sich über den gesamten Platz ziehenden, reichlich drei Meter hohen Poltern aufgestapelt.

Befallene Stämme schnell entnehmen

Als das Lohnunternehmen mit Sitz in Schönbrunn im Erzgebirge die Bäume von den überwiegend privaten Forstflächen holte, waren die Fichten bereits durch Borkenkäferbefall teilweise oder ganz abgestorben. Die Waldbesitzer, aber auch das sächsische Landwirtschaftsministerium, haben großes Interesse daran, stehendes Schadholz schnell zu entnehmen und für die Weiterverarbeitung in ausreichender Entfernung vom Wald zu lagern. Dies ist nach Aussage von Forstexperten neben dem Einsatz chemischer Mittel die einzige Möglichkeit, um die weitere Massenausbreitung des Borkenkäfers zumindest einzudämmen. Dem Buchdrucker, der gefährlichsten Borkenkäferart in Sachsen, fielen seit 2017 im Freistaat ganze Fichten- und Lärchenforste mit insgesamt über sieben Mio. Kubikmeter Schadholz zum Opfer. „Vor einigen Jahren wäre es noch möglich gewesen, die zwei Meter langen Stammstücke, die hier liegen, als Industrieholz, etwa für die Spanplattenfertigung, zu verkaufen. Dieser Markt ist wegen des Überangebots total zusammengebrochen. Mittlerweile geht das meiste durch den Hacker und die Waldbesitzer können froh sein, wenn nach dem Durchforsten der befallenen Bestände plus/minus Null herauskommt“, beschreibt Hillig die aktuelle Situation.

Hacktechnik: Tausende Raummeter Käferholz für‘s Kraftwerk

Stämme bis zu einem Durchmesser von 80 Zentimetern können im Doppstadt DH 812 zu Hackschnitzeln verarbeitet werden.

Hacktechnik: Tausende Raummeter Käferholz für‘s Kraftwerk

Danny Hillig (links), Geschäftsführer der Land und Forst GmbH, im Gespräch mit Mitarbeiter Marco Gründig auf dem Polterplatz bei Glauchau.

In 30 Minuten einen Sattelauflieger befüllt

Für das Forstunternehmen, in dem neben dem 31-jährigen Firmenchef die beiden jüngeren Brüder David (28, zweiter Geschäftsführer) und Patrick (22) sowie weitere sieben Mitarbeiter tätig sind, bringt die zum Teil mit Fördermitteln unterstützte zentrale Lagerung des Käferholzes einen Vorteil. Dadurch kann der Großhacker Doppstadt DH 812 mit einer Leistungsaufnahme von 340 bis 500 PS hintereinander wegarbeiten. An den Steuerhebeln sitzt Patrick Hillig. Der gelernte Landmaschinenmechaniker beherrscht das Gerät souverän. Gleichmäßig greift er mit der Zange des Ladekrans in das aufgestapelte Holz und legt die Stammbündel oder auch mal einen einzelnen dicken Stamm – möglich sind Durchmesser bis 80 Zentimeter – auf das Einzugsband. Im gleichen Rhythmus schwillt das Rumpeln der mit sechs Messern bestückten Hacktrommel auf und ab. Deren Arbeitsdrehzahl bleibt jedoch dank der mehr als drei Tonnen schweren Rotorschwungmasse konstant. Die Holzhackschnitzel gelangen durch den vom Hackwerk erzeugten Luftstrom über einen Auswurfschacht in den Auflieger des daneben stehenden Sattelzuges. Die Befüllung des 90 Kubikmeter fassenden Frachtraums dauert etwa eine halbe Stunde.

Angetrieben wird das Aggregat von der Zapfwelle eines Claas Xerion 4000. Der 460 PS starke Traktor, der beim Schönbrunner Dienstleister seit März vergangenen Jahres im Dienst ist, muss dabei oft bis an die Leistungsgrenze gehen. Der Betriebsstundenzähler steht bereits bei über 3.000. Zum Vergleich: In Ackerbaubetrieben bringt es ein Traktor übers Jahr auf etwa 1.000 Betriebsstunden.

Hacktechnik: Tausende Raummeter Käferholz für‘s Kraftwerk

Um eine gleichbleibend gute Hackschnitzelqualität zu sichern, wird etwa alle acht Betriebsstunden der komplette Messersatz gewechselt, hier durch Bediener Patrick Hillig (links) und Mitarbeiter Marco Gründig.

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Das Rücken von Holz an steilen Hängen gehört zu den Dienstleistungen der Land und Forst GmbH Hillig.

Masse statt Marge auf Energieholzmarkt

Den mobilen Hacker hat das Unternehmen erst kürzlich erworben. Er ist seit vergangenem Sommer im Einsatz. „Der zuvor betriebene Heizohack von Heizomat hat durchaus seine Leistung gebracht, ist aber eher für Hackschnitzelgrößen bis G 50 geeignet. Mit dem neuen Hacker können wir nun mittels 120er Siebkorb und durch die Maximaleinstellung des Messervorgriffs auf 4,5 cm die von Heizkraftwerken bevorzugte Hackschnitzelqualität G120 herstellen“, begründet Danny Hillig die Investition von 320.000 Euro. Diese Fraktion mit einem hohen Anteil großer Hackschnitzel bis 12 Zentimeter Länge ermögliche es den Kraftwerksbetreibern, die Kessel mit maximaler Leistung zu fahren.

Der Geschäftsführer verspricht sich daher von der Neuanschaffung und der so erreichbaren Hackschnitzelqualität, deren Beibehaltung zudem der Wechsel des kompletten Messersatzes alle acht Betriebsstunden dient, einen Wettbewerbsvorteil. Denn der Energieholzmarkt in der Region, auf den neben einheimischen Anbietern auch Konkurrenten aus dem nicht weit entfernten Tschechien und Polen drängen, sei hart umkämpft. Insbesondere seit dem Überangebot an mittlerem Stamm- und Industrieholz würden die Margen gering ausfallen. Dennoch sei das Hackschnitzelgeschäft für das Unternehmen einfach durch die produzierte Menge gegenwärtig die Haupteinnahmequelle. „Aus einem Raummeter Käferholz entstehen etwa 1,7 Schüttraummeter Hackschnitzel. Pro Schüttraummeter zahlen Großabnehmer je nachdem, ob die Abrechnung direkt nach Original-Tonnage oder Atro-Tonne erfolgt, sieben bis zehn Euro. Atro steht als Abkürzung für absolut trocken. Wir streben an, wöchentlich 2.000 Schüttraummeter zu verkaufen, was uns aber nicht immer gelingt“, erläutert Hillig. Da das Holz zuvor nicht nur gehackt, sondern aus dem Wald geholt, transportiert und gepoltert werden muss, falle der Gewinn pro Schüttraummeter entsprechend gering aus. Der Firmenchef sieht im Energieholz aber durchaus eine Basis für die Zukunft. Die Nachfrage nach Qualitäts-Hackschnitzeln sei stabil und werde mit der Realisierung weiterer in der Region geplanter Biomasse-Kraftwerke steigen. Allein das Kraftwerk Brand-Erbisdorf, das die auf dem Holzlagerplatz in Glauchau befüllten Sattelschlepper ansteuern, verheize bei Volllast 900 Kubikmeter pro Tag. Nach Ansicht von Hillig ließe sich der gesamte Bedarf durch das Aufkommen in der Region decken. Er würde deshalb, auch unter ökologischen Gesichtspunkten, eine Beschränkung der Transportentfernung beim Input für Hackschnitzelheizkraftwerke durch politische Vorgaben begrüßen.

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Die Hackschnitzel liefert der Forstdienstleister mit eigener Fahrzeugflotte an die Abnehmer, in diesem Fall an das Kraftwerk Brand-Erbisdorf.

Eigene Logistik bringt Vorteile beim Verkauf

Absatzfördernd wirkt, dass sich der Forstdienstleister auf eine eigene Logistik stützen kann. Dafür stehen zwei Sattelschlepper mit Schubboden zur Verfügung. Sie haben ein Ladevolumen von jeweils 90 Kubikmetern. Hinzu kommt ein Lkw-Zug mit zwei Abrollcontainern, die insgesamt 70 Kubikmeter fassen. Für den Transport der Stämme vom Wald zu den zentralen Poltern, auf denen dann der Hacker zum Einsatz kommt, gibt es einen Holztransporter mit Ladekran. „So müssen wir nur selten eine Spedition in Anspruch nehmen, können die Transportketten nach unseren Bedürfnissen organisieren und die Hackschnitzel mit eigenen Fahrzeugen zum gewünschten Zeitpunkt anliefern, vor allem aber schnell auf Losausschreibungen reagieren“, nennt Hillig als Vorteile.

Allerdings ist das Vorhalten von Fahrzeugen samt Fahrern auch mit laufenden Kosten verbunden. Daher will man sich bei der Unternehmensentwicklung nicht allein auf Energieholz stützen. Dies liegt wohl nicht nur darin begründet, dass sich mit Forstarbeiten, die eine spezielle Qualifikation erfordern, höhere Gewinne erwirtschaften lassen, sondern hat auch etwas mit der Geschichte des Unternehmens zu tun.

Danny Hillig arbeitete vor der Gründung des eigenen Lohnunternehmens als Produktionsleiter Pflanzenbau bei der Bauernland AG, die insgesamt 5.500 Hektar in der Erzgebirgsregion bewirtschaftet. Im Nebenerwerb hielt der Landwirtschaftsmeister eine Mutterkuhherde und vermarktete die daraus hergestellten Fleisch- und Wurstwaren im Direktvertrieb. Um einen neuen Stall zu finanzieren, begannen die drei Hillig-Brüder mit der Aufbereitung und dem Verkauf von Brennholz.

Nachdem der zweitälteste Bruder David eine Ausbildung zum Forstmaschinenführer absolviert hatte, agierte der Familienbetrieb als Dienstleister am Markt. Da dies nicht mehr im Nebenerwerb zu bewältigen war, strebte man die Integration dieses Bereiches in den Unternehmensverbund Bauernland AG an. Das geschah 2017 in Form der Forst GmbH Bauernland Großolbersdorf. Damit waren die Voraussetzungen für eine Erweiterung des Dienstleistungsspektrums gegeben. Neben der Produktion von Hackschnitzeln und der Entfernung von Bäumen und Büschen zur Baufeldberäumung mit dem Woodcracker von Westtech am Baggerarm kamen nun die Durchforstung am Steilhang sowie Fällungen und Entastungen zur Verkehrssicherung im öffentlichen Raum hinzu.

Die Arbeiten an Steilhängen, vornehmlich im Erzgebirge und in der Sächsischen Schweiz, erfolgen in Kooperation mit dem Lohnunternehmen Hegenbarth, das für die Wertholzgewinnung eine schonende Stehendentnahme von Bäumen mit bis zu 70 Zentimeter Durchmesser und drei Tonnen Gewicht vornehmen kann. Dabei kommt ein 50 Tonnen schwerer Raupenbagger zum Einsatz. An seinem 15 Meter langen Ausleger befindet sich ein Harvesteraggregat vom finnischen Hersteller Ponsse. Die Rückung des Holzes übernehmen nachfolgend die Hilligs mit einem Steilhang-Forwarder 208F von HSM. Die Maschine verfügt für Arbeiten an Steilhängen über eine Traktionswinde mit 420 Meter langem Stahlseil.

Da zunehmend nicht nur Nadel-, sondern auch Laubbäume durch Schädlingsbefall und Trockenheit erkranken, steigt nach Aussage von Danny Hillig die Zahl der Aufträge zur Verkehrssicherung. Dafür tauscht das Team die Zange am Kran des Hackers gegen einen Fällgreifer (Gierkink GMT050). So können Problembäume an der Straße beseitigt und die Stammabschnitte in einem Arbeitsgang dem Hacker zugeführt werden. Das verkürzt die Zeit für notwendige Straßensperrungen. Um große Bäume ohne den sonst unumgänglichen Einsatz einer Hebebühne abzutragen, wird ein hydraulischer Fällgreifer HBS 300 von Dorfmeister an den Arm eines Teleskopladers montiert.

„Es zeigte sich jedoch, dass ein großer Agrarbetrieb mit Pflanzenbau, Tierproduktion und Biogasanlagen nicht so richtig zu einem doch eher kleingliedrig arbeitenden und stark kundenorientierten Forstunternehmen passt“, berichtet der Geschäftsführer. Daher erfolgte die einvernehmliche Herauslösung. Seit Mai dieses Jahres ist die nunmehr unter dem Namen Land und Forst firmierende GmbH als eigenständiges Unternehmen aktiv. Rüstzeug für die weitere Führung des Lohnunternehmens holt sich Danny Hillig gegenwärtig beim Fernstudium Agrarmanagement mit der Spezialisierung Landschaftsentwicklung an der Hochschule Anhalt in Bernburg.


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