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28 | on track | 2018 On track: Herr Zwank, viele Landtechnikhersteller werben schon an Unis oder Hochschulen um Praktikanten oder vergeben Themen für Abschlussarbeiten, um Fachkräfte früh zu binden. Ist das ein Vorbild auch für Fachhändler, die Hochschulabsolventen suchen? Zwank: Das ist ein guter Weg. Man sollte allerdings noch früher ansetzen. Dabei geht es nicht nur um Mitarbeiterwerbung, sondern auch darum, Menschen für den Beruf zu begeis- tern. Das ist in der 9. oder 10. Klasse sinnvoll, damit die Schüler dieses Berufsfeld schon bei der Wahl von Ausbildungs- oder Studienplatz einplanen – beispielsweise für ein duales Studium. Fachhändler können in der Schule natürlich auch für handwerkliche Berufe, wie den des Landmaschinenmechanikers, werben, da viele junge Menschen in dieser Zeit bei technischen Berufen eher das Kfz-Handwerk vor Augen haben. Händler haben heute schon Personalnot. Gerade kleinere Unternehmen können Imagewerbung nicht allein stemmen. Wo bekommen sie Hilfe? Bei der Imagewerbung oder der Vermittlung von Fachkräften können u.a. die Landtechnikhersteller helfen, die die Fachhändler beliefern. Aber auch der Landbautechnik Bundesverband ist in diesem Bereich aktiv und nicht zuletzt können auch Karriere- und Bildungsportale wie AgroBrain ihren Teil dazu beitragen. Allerdings hilft es auch, wenn Betriebe vor Ort aktiv werden, weil sie lokal vernetzt sind und die örtlichen Schulen oder andere Bildungseinrichtungen kennen. Andere Handwerksbranchen gehen diesen Weg übrigens schon länger, weil es hier viel früher zum Fachkräftemangel kam. Die „Grüne Branche“ hat in diesem Bereich noch einiges nachzuholen. Welche Möglichkeiten zur Imagewerbung gibt es? Sinnvoll ist alles, was dazu beiträgt auf den Betrieb aufmerksam zu machen. Dazu zählt der „Tag der offenen Werkstatt“ genauso wie Aktivitäten in sozialen Netzwerken. Auch hier kann man virtuelle Einblicke in das Unternehmen bieten, z.B. mit Videoclips über die Arbeit der Mitarbeiter. Eine weitere Chance sind Messen oder beispielsweise unser Digitaler Agrarkarrieretag. Bei Veranstaltungen wie diesem zeigen sich bislang nur große Unternehmen. Sie waren an der Etablierung des Servicetechnikers beteiligt. Aus welchen Gründen wurde der Servicetechniker ins Leben gerufen? Franz Hensen: Hierfür gibt es viele Gründe, jedoch die wesentlichen Treiber waren zum einen die steigende Komplexität und Technisierung in der Landtechnik, welche eine zusätzliche Qualifizierung erforderlich machen. Hinzu kommt heute die Digitalisierung, welche zum damaligen Projektstart eher noch nicht so präsent, aber doch absehbar war. Ferner der weiterhin steigende Anspruch der Kunden und auch deren Professionalisierung, um letztlich auch im Bereich der Karrierefelder neben dem Meister und Gesellen eine sinnhafte Abstufung zu haben, insbesondere für Techniker in den Werkstätten des Fachhandels, die nicht unbedingt eine Personalverantwortung wahrnehmen möchten. Wie ändern sich die Aufgabenfelder, wenn in einem Landtechnikfachbetrieb Meister und Servicetechniker arbeiten? Der Servicetechniker hat neben den reinen technischen Aufgaben insbesondere die Funktion, die Kundenbindung weiter zu optimieren und mit einem kompetenten Beratungsprofil damit auch den Auftrag Servicedienstleistungen zu vermarkten und folglich die Profitabilität in der Werkstatt und im ET Service zu steigern. Hier gilt es, die Serviceumsätze abzusichern und selbstständig neben Herstellerangeboten auch individuelle Serviceprodukte wie Wartungsverträge zu entwickeln und zu platzieren. Wie hat sich der Servicetechniker in den Landtechnikfachbetrieben etabliert? Wir beobachten selbstverständlich unsere Claas Servicetechniker und verfolgen auch mit Spannung deren Werdegang. Dies ist jedoch nach Region und auch Betrieb unterschiedlich. Fakt ist aber, dass sich die qualifizierten Servicetechniker grundsätzlich als Spezialisten herausstellen. Dies vielfach in fachlich technischer Hinsicht wie zum Beispiel im Bereich einer Produktsparte wie Erntetechnik oder Traktoren. Diese sind dann zunehmend mehr unsere Ansprechpartner bei komplexen Franz Hensen, 58 Jahre, verheiratet, vier Söhne. Hensen ist beteiligt im Kernteam zum Projekt und Entwicklung „Servicetechniker Handwerkskammer“. Seit 1982 in unterschiedlichen Funktionen bei Claas im technischen Service und Produktmanagement beschäftigt. Kundendienstleiter in der deutschen Claas Vertriebsgesellschaft mbH seit 16 Jahren, Vorsitz des Arbeitskreises Kundendienstleiter im VDMA. Michael Rabe, Fachreferent für Landtechnik/Motorgeräte und technischer Berater im VdAW e.V. (Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft e. V.), Telefon (07 11) 1 67 79 17, rabe@vdaw.de Claas „ Diagnosen und stehen damit auch im Betrieb als der Spezialist mit optimalem analytischem Vorgehen und Wissen den Kollegen zur Verfügung. Auch stellen wir fest, dass die Servicetechniker in enger Zusammenarbeit mit dem Werkstattleiter Konzepte für die Nachsaison oder im Bereich der Prävention entwickeln und umsetzen. Wie können Gesellen und Betriebsleiter von der Weiterbildung zum Servicetechniker überzeugt werden? Für welche Gesellen ist der Servicetechniker die erste Wahl? Grundsätzlich ist es kein Geheimnis, dass es auch unsere Branche bzgl. fehlendem Nachwuchs oder Fachkräftemangel „erwischt“ hat. Im Gegenteil, die steigenden Herausforderungen erschweren die Mitarbeitersuche und deren Bindung. Genau da setzt der Servicetechniker eben auch auf. Wir haben bei Claas und unseren Händlern die Erfahrung gemacht, dass nicht nur die Entlohnung der Gradmesser, sondern bei den meisten Mitarbeitern auch die Position im Betrieb, der Erfolg und neben einem guten Arbeitsklima auch die Möglichkeiten der Weiterbildung sehr maßgeblich sind. Hier sind gute Techniker mit Engagement, welche eine Erfahrung von ca. drei Jahren mitbringen, prädestiniert. Eigentlich dann, wenn deren Vorlieben und auch Stärken wahrnehmbar sind. Wichtig ist heute mehr denn je, dass der Werkstatt- oder Betriebsleiter die Potentiale und im permanenten Dialog mit den Mitarbeitern deren persönliche Ziele und Erwartungen erkennt. Junge Menschen wollen heute tendenziell natürlich weiterkommen und selbstverständlich auch im Servicebereich eine gewisse Laufbahn beschreiten. Daher ist dieser Qualifizierungsgang eine optimale Perspektive, der bereits in der Ausbildung als zukünftige Möglichkeit angesprochen werden muss. Mitarbeiter VdAW


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