Pumptechnik auf die Güllesaison vorbereiten

Vogelsang-Drehkolbenpumpe der VX-Serie: Wartungsschritte und Praxistipps

Werkstatt-Tipp: Pumptechnik auf die Güllesaison vorbereiten

Umpumpen, abpumpen, befüllen: Im wirtschaftlichen Güllemanagement spielt Pumptechnik eine wichtige Rolle. Hier kommt es auf robuste und leistungsstarke Pumpen an, die die Gülle zuverlässig fördern und unempfindlich gegenüber Fremdkörpern wie Faserstoffe, Steine, Ohrmarken oder Klauenklötze sind.

Ob für den Einsatz an Fasswagen, Selbstfahrern oder an der Güllegrube auf dem Hof: Die drehrichtungsunabhängigen Drehkolbenpumpen der Vogelsang GmbH & Co. KG finden sich in zahlreichen landwirtschaftlichen Anwendungen.

Pumptechnik regelmäßig warten

Damit die Pumptechnik während der Güllesaison zuverlässig arbeitet, sollte sie regelmäßig gewartet werden. Der richtige Zeitpunkt dafür hängt von den Einsatzbedingungen ab und kann der jeweiligen Betriebsanleitung entnommen werden. Eine Demontage der Pumpe ist dabei nicht erforderlich. Lediglich der Deckel der Drehkolbenpumpe muss abgenommen werden, um auf die wichtigsten Komponenten zugreifen zu können. Dazu gehören in den meisten Fällen die patentierten HiFlo-Kolben und die axialen Schutzplatten. Stillstandzeiten mitten in der Güllesaison lassen sich auf ein Minimum reduzieren.

Werkstatt-Tipp: Pumptechnik auf die Güllesaison vorbereiten

Vogelsang-Drehkolbenpumpe VX186-260Q.

Am Beispiel der Vogelsang-Drehkolbenpumpe VX186-260Q (Bild 1) zeigt Carsten Ochs, Technischer Außendienst bei Vogelsang, worauf es bei der Wartung ankommt.

1. Pumpe entleeren

Für die Wartung schaltet Carsten die Pumpe zunächst aus, lässt bei vorhandenen Sperrflüssigkeitsbehältern den Druck von den Behältern ab und sperrt die angeschlossenen Rohrleitungen ab. Um die Drehkolbenpumpe anschließend zu entleeren, öffnet Carsten die Ablasshähne am Pumpenanschluss.

2. Pumpendeckel öffnen

Um Wartungsarbeiten im Pumpenraum durchführen zu können und beispielsweise Drehkolben und Dichtungen zu wechseln, muss Carsten den Deckel demontieren. Dazu löst er die vier Sechskantmuttern (Bild 2), nimmt den Deckel ab (Bild 3) und entfernt den O-Ring. Die Pumpe kann er nun vollständig entleeren.

Carstens Tipp: „Den Deckel nicht komplett abschrauben, sondern die unteren Muttern zuerst lösen, die oberen Muttern etwas lösen und mit einem Schraubschlüssel den Deckel von unten aufhebeln. Dadurch kann das Medium nach unten abfließen und macht weniger Schmutz.“

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3. Drehkolbenabzieher für den Wechsel der Drehkolben nutzen

Den Austausch der Drehkolben erleichtern Drehkolbenabzieher (Bild 4). Um den oberen und unteren Drehkolben gleichzeitig abzuziehen, verwendet Carsten zwei Drehkolbenabzieher.

4. Drehkolben ausbauen und reinigen

Zur Demontage der Drehkolben löst Carsten die Dehnschrauben (Bild 5) und drückt die Druckscheibe mit den Kolbenabziehern ab (Bild 6). Beide Abzieher-Arme in die Nut im Drehkolben einhaken, die Sechskantschrauben vom Abzieher wieder festdrehen und die Druckstange anziehen. Carsten zieht die Drehkolben von der oberen und unteren Welle gleichmäßig ab (Bild 7) und prüft sie auf Beschädigungen und Verschleiß (Bild 8).

Carstens Tipp: „Beim Demontieren der Dehnschrauben empfiehlt es sich, ein Tuch zwischen die Kolben zu legen, damit sich diese nicht weiterdrehen.“ (Bild 9)

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5. Axiale Schutzplatten wechseln

Nachdem die Kolben ausgebaut sind, entfernt Carsten noch zwei Schrauben (Bild 10). Dann lässt sich die getriebeseitige axiale Schutzplatte entnehmen (Bild 11). Beide Schutzplatten – am Deckel und am Getriebe – schützen den Pumpenraum vor Verschleiß. Sind sie abgenutzt, müssen sie ersetzt werden.

Carstens Tipp: „Die Schutzplatte mit einem Inbusschlüssel aufhebeln, dann kann sie einfach herausgenommen werden.“

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6. Cartridge-Gleitringdichtung austauschen

Zuerst reinigt Carsten die Anlagefläche der Schutzplatten gründlich (Bild 12). Anschließend entfernt er die Passfedern, die Passscheibe und den sich dahinter befindenden O-Ring von der Pumpenwelle. Nun dreht er die zwei Madenschrauben aus dem Cartridge-Träger heraus und setzt das Demontagewerkzeug der Cartridge-Dichtung ein (Bild 13). Er schraubt die zwei Zylinderschrauben in die Bohrungen der Dichtung und zieht anschließend die drei Außensechskantschrauben abwechselnd an. Die Cartridge-Dichtung lässt sich so gleichmäßig herausziehen (Bild 14). Nachdem die Dichtung entfernt wurde, zieht Carsten den letzten O-Ring heraus (Bild 15). Achtung, dieser wird oft vergessen und kann bei doppeltem Einbau zu Leckagen führen. Anschließend wird erneut gereinigt (Bild 16 zeigt den gereinigten Innenraum).

Carstens Tipp: „Reinigen Sie die Anlageflächen, bevor Sie die Dichtungen rausziehen. Dadurch kommt weniger Schmutz in die Sperrkammer.“

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7. Einzelne Komponenten wieder zusammenbauen

Um die einzelnen Komponenten abschließend wieder zusammenzubauen, fettet Carsten einen neuen großen O-Ring ein (Bild 17) und setzt ihn wieder in Richtung Getriebe ein. Die O-Ringe auf der Cartridge-Gleitringdichtung werden eingeölt (Bild 18). Anschließend wird das Cartridge-Dichtungspaket wieder in die Pumpe geschoben. Dafür nutzt Carsten das Werkzeug, das er zuvor auch zum Ausbau der Cartridge-Dichtung verwendet hat (Bild 19). Beim Wiedereinbau setzt er die Dichtung mittels Montagewerkzeug gerade in das Lagerdichtungsgehäuse (Bild 20). Dabei sollte die Cartridge-Dichtung nur bis zum Widerstand angedrückt werden. Denn wird sie über diesen Punkt hinaus angedrückt, kann der O-Ring verrutschen oder die Dichtung schief eingebaut werden.

Carstens Tipp: „Ich lasse den O-Ring leicht angehoben über die Aussparung der Passfeder gleiten. Das verhindert eine Beschädigung des O-Rings durch die scharfen Kanten.“ (Bild 21)

Carsten setzt nun die Schutzplatte ein (Bild 22). Dabei achtet er auf die richtige Orientierung. Ein Aufkleber auf der Schutzplatte weist darauf hin, welche Seite in den Pumpenraum zeigen sollte. Danach setzt er die Kolben ein und achtet auch hier auf die richtige Ausrichtung, sodass die Q-Ausdrehung der Drehkolben zum Deckel zeigt (Bild 23). Die neuen O-Ringe zieht Carsten um die Druckscheibe und beträufelt Schaft und Gewinde der Dehnschraube mit Öl (Bild 24). Nun setzt er die Druckscheibe und neue Dehnschraube ein. Dafür legt Carsten wieder ein Tuch zwischen die Kolben. Es ist auf die in der Betriebsanleitung angegebenen Drehmomente zu achten. Anschließend montiert Carsten den Deckel inklusive Schutzplatte und O-Ring.

Carstens Tipp: „Bei O-Ringen aus dem gummielastischen Material EPDM sollte kein Mineralöl oder -fett verwendet werden. Als Alternative bietet sich Glykol an.“

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8. Dichtungskammer testen

Carsten schraubt den Sperrkammerbehälter wieder auf die Dichtungskammer und beaufschlagt diesen mit etwa 2 bar (Luftpumpe) (Bild 25). Ist die Wartung einwandfrei durchgeführt, fällt der Druck im Sperrkammerbehälter nicht ab. Anschließend kann Carsten mit dem Schließen der Pumpe fortfahren. Dazu wird als erstes der Druck aus dem Sperrkammerbehälter wieder abgelassen.

9. Dichtungskammer befüllen

Zum Schluss befüllt Carsten die Dichtungskammer mit Sperrflüssigkeit, montiert den Sperrflüssigkeitsbehälter und befüllt diesen bis zu einem Viertel mit Sperrflüssigkeit (Bild 26). Dieser Schritt entfällt, wenn die Dichtungen für eine „trockene Dichtungskammer“ ausgelegt sind. Die Flüssigkeit schmiert und kühlt die Wellenabdichtung, um einen Trockenlauf der Dichtung zu verhindern. Abschließend muss die Dichtungskammer bei einem druckbeaufschlagten Dichtungsversorgungssystem wieder mit Druck beaufschlagt werden.

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10. Getriebeöl nachfüllen

Im letzten Schritt wird das Getriebe wieder mit Getriebeöl befüllt. Die entsprechenden Mengen können der Betriebsanleitung entnommen werden. Die Pumpe ist nun wieder voll einsatzbereit und für die anspruchsvollen landwirtschaftlichen Anwendungen optimal vorbereitet.


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