Agco (Fendt, Valtra, Massey Ferguson, Challenger)
Was den Umsatz von Traktoren betrifft, konnte Agco in den wichtigen Märkten USA und Europa im ersten Halbjahr im Vergleich zum starken Vorjahr kein wirkliches Wachstum vorweisen. Bei den unteren PS-Klassen gab es sogar Rückgänge, die allerdings von den margenstärkeren Modellen mit 15 Prozent Verkaufsplus ausgeglichen wurden. Anders sieht es bei den Mähdreschern aus: Hier stieg der Umsatz beispielsweise in den USA um 57 Prozent, in Europa um 44 Prozent, Südamerika trat bei diesen teuren Maschinen auf der Stelle. Dafür legte der Umsatz mit Traktoren und Anbaugeräten in Brasilien und Nachbarländern um gut 27 Prozent zu. Das reichte zusammen mit zunehmenden Erfolgen im Raum Asien-Pazifik, um im Halbjahresvergleich mit rund 7,2 Milliarden Dollar Konzernumsatz ein Plus von 27 Prozent auszuweisen. Die Strategie, insbesondere die Marke Fendt in Nord- und Südamerika bei den Großfarmern zu stärken, zeigt also deutliche Erfolge. Und die hohen Margen bei den Profigeräten zeigen sich auch beim Gewinn je Aktie: Er sprang von 2,37 Dollar je Aktie in den ersten sechs Monaten 2022 auf nun 4,29 Dollar je Anteilsschein. Agco-Chef Eric Hansotia sieht den Gesamtjahresumsatz nun bei etwa 14,7 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie soll mit 14,82 Dollar noch einmal deutlich besser als bisher prognostiziert ausfallen. Da Agco vierteljährlich Dividende zahlt, könnte sich hier für Aktionäre noch ein Extra abzeichnen. Doch auch so ist das Agco-Papier angesichts des Wachstums günstig. Kaufen.
ISIN: US0010841023
Kurs: 117,00 Euro
Ziel: 140,00 Euro
Stopp: 93,00 Euro
Deere & Co (John Deere)

Rund 125 Milliarden US-Dollar – so viel war die weltweite Nummer 1 der Landtechnik-Branche dieses Jahr schon an der Börse wert. Das ist bald sieben Mal so viel wie der Wettbewerber CNH oder mehr als das Zwölffache von Agco. Bei einem von Analysten geschätzten Jahresumsatz 2023 von etwa 55 Milliarden Dollar wäre das Unternehmen in Relation zu den Erlösen im Vergleich zu Wert und Umsätzen der Konkurrenz damit viel teurer als diese. Doch so tickt die Börse nicht. Sie bezahlt für den Branchenführer immer einen deutlichen Aufschlag. Zudem ist Deere mit unterschiedlichsten Baumaschinen, Forstgeräten oder etwa Rasenmähern und seinem weltweiten Vertriebsnetz viel breiter aufgestellt, was in Krisenzeiten das Unternehmen auch mehr absichern sollte. Doch von Krise ist derzeit ohnehin keine Spur zu sehen. Die Ergebnisse des jüngsten Quartals (seit November laufendes Geschäftsjahr) werden zwar erst am 18. August veröffentlicht, doch die Zahlen des Vorquartales zeigen, wohin die Reise geht. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf gut 17,4 Milliarden US-Dollar, der Nettogewinn stieg im Vergleich um 36 Prozent auf rund 2,1 Milliarden Dollar. Auf Halbjahressicht stieg der Nettogewinn sogar um 61 Prozent. Auch wenn sich das Gesamtjahr nicht linear so weiterentwickeln dürfte, ist durchaus mit einer höheren Dividende zu rechnen. Die Aktie ist zwar nicht mehr sehr günstig, doch der Aktienkurs hat mit Nr.-1-Bonus noch ordentlich Luft nach oben. Kaufen.
ISIN: US2441991054
Kurs: 388,00 Euro
Ziel: 425,00 Euro
Stopp: 301,00 Euro
CNH Industrial (Case IH, New Holland, Steyr)

Die Aufteilung der ehemals zum Fiat-Konzern gehörenden Agrar- und Lkw-Sparte Sparte CNH Industrial hat dem Unternehmen gutgetan. Zumindest der seit 18 Monaten eigenständig als Iveco an der Börse notierten On-Higway-Abteilung, zu der neben den Lastwagen und Transportern auch die Motorenproduktion FPT gehört und deren Aggregate auch bei Case IH, Steyr und New Holland zum Einsatz kommen. Mehr als 70 Prozent hat Iveco auf Jahressicht an Aktienwert zugelegt. Anders die Off-Highway-Divison mit den Land- und Baumaschinen, die weiter CNH Industrial heißt. Nach einem Zwischenhoch im Januar dümpelt der Kurs auf dem Niveau von vor zwölf Monaten. Dabei lief es im ersten Halbjahr gar nicht schlecht für den italienisch-amerikanischen Konzern. Der Umsatz stieg auf 11,9 Milliarden US-Dollar (1. Hj 22: 10,7 Mrd.). Gut 8,8 Milliarden entfielen dabei auf den Sektor Landtechnik (22: 8,1 Mrd.), 1,9 Milliarden (22: 1,7 Mrd.) auf die Baumaschinen. Mehr als eine Milliarde Dollar trägt das Finanzierungsgeschäft zum Umsatz bei. Konzernchef Scott Wine betonte bei der Vorstellung der jüngsten Zahlen vor allem den „besten Quartalsgewinn vor Steuern und Zinsen überhaupt“, den Bau und Agrar von April bis Ende Juni abgeliefert hätten. Bei den Börsenanalysten löste das jedoch keine Begeisterung aus, ihre Erwartungen für CNH Industrial für das Gesamtjahr bleiben zurückhaltend. Zwar ist die Aktie günstig, ein Kauf würde aber erst bei deutlich besseren Ergebnissen im dritten Quartal interessant.
ISIN: NL0010545661
Kurs: 12,90 Euro
Ziel: 14,00 Euro
Stopp: 10,20 Euro
Kubota (Kubota, Kverneland, Escorts)

Was die Aktienkursentwicklung von Kubota betrifft, ist der japanische Konzern der Verlierer unter den Landtechnikern. Gut minus 13 Prozent binnen zwölf Monaten. Diese Bewertung stimmt aber nicht mit der tatsächlichen Geschäftsentwicklung bei Land- und Baumaschinen sowie Bewässerungstechnik von Kubota überein. Allerdings lassen ungünstige Währungsentwicklungen des japanischen Yen zum Dollar oder Euro, dem thailändischen Bahr oder der indischen Rupie die Bilanzen schlechter aussehen. Und Kubota erwirtschaftet eben rund 77 Prozent seines Umsatzes außerhalb des Inselreichs im Pazifik. Das könnte sich im Jahresverlauf noch ändern, denn während in Europa oder den USA die Rezession die Wirtschaft plagt, läuft es in Nippon im Vergleich erstaunlich gut. Dafür investiert Kubota weiter im Ausland. In Frankreich etwa in Chouette, einen der führenden Lösungsanbieter von Künstlicher Intelligenz im Weinbau. Zudem haben die Japaner beschlossen, die Produktionskapazitäten für Anbaugeräte für Traktoren und Baumaschinen in den USA für 140 Millionen US-Dollar mehr als zu verdoppeln, weil mehr als 90 Prozent der in Nordamerika verkauften neuen Traktoren mit Frontlader und anderen Anbaugeräten ausgestattet werden. Setzt sich die Entwicklung aus dem ersten Quartal fort, dürfte das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr bei rund zehn Prozent liegen, in Summe und in Euro umgerechnet rund 9,6 Milliarden. Bei der aktuellen Bewertung der Kubota-Aktie bedeutet das ein Kurspotenzial von mindestens 25 Prozent. Kaufen.
ISIN: JP3266400005
Kurs: 13,86 Euro
Stopp: 11,50 Euro
Ziel: 18,00 Euro
Bucher Industries (Kuhn Group)

Für den Schweizer Mischkonzern Bucher Industries bleibt die Landtechniksparte mit der Kuhn Group weiter ein bedeutender Wachstums- und Gewinnbringer. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz zum Vorjahreszeitraum um währungsbereinigte elf Prozent auf 852 Millionen Schweizer Franken, das Betriebsergebnis legte um 16,5 Prozent auf 114 Millionen Franken zu. Das dicke Auftragspolster bei Kuhn, das vor allem durch Bestellungen aus Süd- und Nordamerika im Winter angefallen war, ist inzwischen allerdings schon deutlich abgearbeitet worden und beträgt jetzt rund 600 Millionen Franken.
Der sich nach einem Boom abkühlende Markt in Brasilien macht sich nun auch bei den neuen Auftragseingängen bemerkbar, die um gut ein Viertel auf 467 Millionen Franken zurückgingen. Bucher-Chef Jaques Sanche sieht durch die Trockenheit in Teilen Europas und Nordamerikas nun eine schwindende Bereitschaft, in neue Geräte zu investieren. Auch auf die durch höhere Produktionskosten bei Kuhn gestiegenen Preise scheinen die Farmer empfindlich zu reagieren. Für den Gesamtkonzern, zu dem die Bereiche Hydraulik, Emhart Glas (Verpackungen) sowie Municipal (Kommunalmaschinen) gehören, lief es trotz der Probleme bei Fachkräften oder regionalen Marktverschiebungen insgesamt gut. Der Nettoumsatz stieg um 13,7 Prozent auf 1,94 Milliarden Franken und der Gewinn je Aktie sogar um rund 30 Prozent. Die große Kursphantasie ist bei Bucher zwar vorbei, die Aktie aber eine gute Halteposition mit Überraschungspotenzial für das Gesamtjahr.
ISIN: CH0002432174
Kurs: 418,80 Euro
Ziel: 425,00 Euro
Stopp: 355,00 Euro
Mahindra & Mahindra

Der indische Multikonzern, zu dem auch der finnische Hersteller Sampo Rosenlew mit Mähdreschern und Forstmaschinen oder die türkische Traktorschmiede Erkunt gehören, hat sein (verschobenes) Geschäftsjahr 2022/23 Ende März mit neuen Rekordmarken beendet und sieht kein Ende des Wachstums. Kein Wunder, schließlich ist Mahindras Hauptmarkt Indien die derzeit am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Die Autosparte (hauptsächlich SUV und Geländewagen) hat allein im Juni zum Vorjahresmonat um 22 Prozent beim Absatz zugelegt, mit Lkw und Transportern verkaufte Mahindra in diesen vier Wochen 15 Prozent mehr Fahrzeuge (insgesamt rund 63.000) als im Juni 2022. Die Sparte Farm Equipment legte um 15 Prozent beim Umsatz zu, der Gewinn in diesem Bereich sogar um 29 Prozent. Beim Marktanteil in Indien reklamiert Mahindra bei der Landtechnik inzwischen 40 Prozent für sich, wobei vor allem die Verkäufe der Anbaugeräte wie Sämaschinen, Frontlader oder Pflüge kräftig zugelegt haben. Nach den Einbrüchen der Corona-Zeit stimmt es auch wieder beim Gewinn, der im Jahresvergleich insgesamt um 56 Prozent stieg, die Dividende wurde um 41 Prozent angehoben. Den jüngsten Kursrücksetzer, der durch negative Analystenkommentare zum Einstieg Mahindras bei einer Konsumentenbank verursacht war, kann man gut für Zukäufe nutzen. Die Bankbeteiligung macht übrigens Sinn: Mahindra will seinen Absatz durch Kreditfinanzierungen noch einmal unterstützen. Kaufen.
ISIN: USY541641194
Kurs: 16,00 Euro
Stopp: 12,00 Euro
Zielkurs: 20,00 Euro
Wacker Neuson (Weidemann, Kramer)

Der Münchner Konzern ist vor allem für seine kompakten Baumaschinen bekannt, die aber zunehmend auch Nachfrage im Garten- und Landschaftsbau oder bei kommunalen Aufgaben finden. Zudem sind die Marken Kramer und vor allem die Hoflader von Weidemann eine feste Größe in der Landtechnik. Allerdings wird der Umsatz nicht dezidiert für die einzelnen Sparten ausgewiesen. Probleme in der Lieferkette hatten viele Maschinenbauer, bei Wacker Neuson aber schlugen sie noch bis in die ersten Monate dieses Jahres erheblich durch. Inzwischen scheint sich der Fertigungsstau aufzulösen, was sich auch in den Halbjahreszahlen und der neuen Jahresprognose zeigt. Auf Basis vorläufiger Geschäftszahlen hat die Gesellschaft im ersten Halbjahr 2023 einen Umsatz von fast 1,4 Millionen Euro erzielt, was einem Zuwachs von 27,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Wirklich entscheidend: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern liegt mit rund 177 Millionen Euro um 101,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend geht Vorstandschef Karl Tragl nun von einem Gesamtjahresumsatz zwischen 2,5 und 2,7 Milliarden Euro aus, 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Vor allem die weitere Expansion in Nordamerika soll eine deutliche Ausweitung des Anteils der Region am Konzernumsatz bis 2030 ausmachen. Auch der Absatz in der Region Asien-Pazifik soll deutlich steigen, dabei hilft auch der kostengünstige Produktionsstandort in China. Angesichts des starken Wachstums bedeutet das KGV von unter zehn, dass die Aktie trotz 25 Prozent Kursplus in einem Jahr noch sehr günstig ist. Als Bonus gibt es mehr als fünf Prozent Dividendenrendite. Kaufen.
ISIN: DE000WACK012
Kurs: 23,45 Euro
Stopp: 18,00 Euro
Ziel: 30,00 Euro
Was bedeuten die Empfehlungen?
Bei „Halten“ ist eine Entwicklung des Aktienkurses nahe der allgemeinen Entwicklung der Aktienmärkte zu erwarten.
Bei „Kaufen“ wird eine überproportionale Steigerung des Aktienkurses zu den breiten Aktienindizes erwartet.
„Zielkurs“ ist der Kurs, den die Aktie nach Analysten und anderen Experten auf Sicht von zwölf Monaten erreichen sollte.
„Verkaufen“: Der Kurs der Aktie wird sich schlechter als der breite Markt und nach unten entwickeln.
„Stoppkurs“: Damit sichern sich Anleger gegen allzu große Verluste ab. Fällt der Kurs auf oder unter die Marke, ist eine Neubetrachtung der Wertpapieranalyse notwendig, ein Verkauf meist geboten.
„ISIN“: Nummer des Wertpapiers für den Handel an der Börse.
Aktuelle Informationen im Internet unter www.finanzen.net.
Eine Haftung wird nicht übernommen. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
Kursstand 07.08.2023, 10.00 Uhr