Wenn es um Innovationen und Technologieführerschaft in der Landtechnik geht, haben eindeutig die Hersteller aus den westlichen Industrieländern, Japan eingeschlossen, die Nase vorn. Ob Agco oder John Deere, Claas oder Kubota, Lindner oder Krone, Lemken, Horsch oder Amazone, Grimme oder Kuhn – den Stand der Technik setzt der Westen. Und das auch beim Smart Farming mit der zugehörigen Software oder dem autonomen Fahren. Entsprechend sieht es bei den Geschäften der großen Landtechnikkonzerne aus: Fast alle haben ihre Umsätze gegenüber den Vorjahresergebnissen noch einmal steigern können, auch beim Gewinn sieht es bei den meisten erneut besser aus. 2023 wird nochmals ein gutes Jahr für die Landtechnik-Branche.
Auch bei der Entwicklung ihrer Aktienkurse können sich die börsennotierten Anbieter von Schleppern, Mähdreschern oder Anbaugeräten sehen lassen: Auf Jahressicht haben viele um mehr als 20 Prozent an Wert zugelegt. Das ist kein kurzfristiges Phänomen: Deere-Aktionäre konnten beispielsweise in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt ein jährliches Plus von mehr als 20 Prozent verbuchen, Agco-Anteilseigner wurden mit mehr als 13 Prozent jährlich für ihr Investment belohnt.
Doch wie der Überfall Russlands auf die Ukraine die althergebrachte Situation nicht nur bei der Energieversorgung, sondern auch bei den Agrarrohstoffen oder Düngemitteln schon gewaltig verändert hat, so müssen sich nach den Landwirten, Rohstoffhändlern und Käufern von Agrargütern nun auch die Landtechniker in den kommenden Jahren auf eine neue Agrarwelt einstellen. Denn neben Russland in Sachen Rohstoffproduktion reklamiert hier jetzt auch China eine internationale Führungsrolle für sich – bei der Technik.
Abhängig von China
Wie abhängig die globale Wirtschaft schon von China ist, zeigte sich deutlich während der Corona-Pandemie: Weil aufgrund der Lockdowns vor allem im Reich der Mitte die internationalen Lieferketten gestört waren und wichtige Teile wie etwa Computerchips fehlten, mussten auch Landtechnik-Hersteller ihre Produktion aussetzen oder mühsam und langwierig auf teure Alternativen umstellen. Während die Auftragsbücher voller wurden, stockte die Auslieferung fertiger Maschinen. Bis heute hinkt bei manchen Herstellern die Produktion den eigentlichen Möglichkeiten noch hinterher.
Überdeckt wurde diese teils schon existenzgefährdende Abhängigkeit von den Folgen des Überfalls Russlands auf die Ukraine. Die Energiepreise explodierten, die Inflation schnellte nach oben, Kosten und Preise mussten neu kalkuliert werden. Überraschend schnell und großteils erfolgreich haben die Landtechniker diese neuen Herausforderungen gemeistert. Und weil auch die Landwirte in Europa oder Nord- und Südamerika von den im Zuge des Ukraine-Konflikts gestiegenen oder zumindest nicht übermäßig gesunkenen Preisen für Agrarrohstoffe profitierten und weiter profitieren, steht die Landtechnikbranche mit gut gefüllten Auftragsbüchern da.
Putin nutzt Lebensmittel als Waffe
Der Krieg in Europa dauert nun bald eineinhalb Jahre und die jüngsten Angriffe Russlands, insbesondere auf ukrainische Logistikinfrastruktur für Agrarrohstoffe, und neuerliche geplante Blockaden von Schwarzmeerhäfen zeigen, dass Moskaus Kriegsherr Wladimir Putin die Lebensmittelversorgung der Welt weiter als Waffe einsetzen wird. Zugleich nutzt er die Abhängigkeit vieler armer Länder von Getreidelieferungen für die Ausweitung seiner Macht. Und er schürt den Unmut von Landwirten nicht nur in Polen oder Ungarn, sondern inzwischen auch in Österreich oder Deutschland gegen Hilfen für das Kriegsopfer: Die von der EU geförderten alternativen Exportwege über Land mit ihren hohen Transportkosten für ukrainisches Getreide, das früher günstig per Schiff in Richtung Naher Osten oder Afrika ging, sorgen nun dafür, dass Bauern in der EU neue Konkurrenz fürchten.
Im Windschatten des Konfliktes in Europa setzt auch die kommunistische Führung in Peking auf Machterweiterung. Deutlich sichtbar mit ihren Drohungen gegenüber dem Inselstaat Taiwan mit seiner bedeutenden Computerchipindustrie. Und viel subtiler, aber nicht ungefährlicher mit dem Aufbau neuer Abhängigkeiten insbesondere von Schwellen- und Entwicklungsländern zu China. Der Ausbau der „Neuen Seidenstraße“ auch durch Bau und Finanzierung von Häfen oder Eisenbahnlinien etwa in Afrika dient Parteichef Xi Jingping nicht nur, um seiner Diktatur verstärkten Zugriff auf Rohstoffe und Agrargüter zu sichern.
Inzwischen ist Indien zwar das Land mit der größten Bevölkerung der Welt, doch ein Fünftel der Weltbevölkerung stellt nach wie vor China, das aber nur über sieben Prozent der globalen Ackerfläche verfügt. Bei Weizen, Reis und Mais kann Peking auch dank moderner Technik schon fast auf eigene Versorgung setzen, doch Milch, Zucker und vor allem Soja müssen weiter durch Import gesichert werden. Bei Soja, das auch für Chinas wieder erstarkte Schweineproduktion wesentlich ist, ist das Land für zwei Drittel des Weltmarktes der Nachfrager.
Für den Ausbau seiner Macht und der eigenen Versorgung setzt China deshalb auch auf die Landtechnik. Bereits in einer Untersuchung aus 2021 wies der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf die chinesische Industriestrategie „Made in China 2025“ hin, mittels der das Land nicht nur technologisch unabhängiger von westlichen Lieferanten werden soll. Der Plan Pekings, in den nächsten 15 Jahren die technologische Vorherrschaft in Bereichen wie der Robotik oder der Landtechnik zu erreichen, zielt auch darauf ab, ohnehin schon von chinesischen Finanzierungen und Lieferungen abhängige Länder auch bei der Landtechnik zu dominieren.
Noch geschieht das nicht mit technologischer Konkurrenz, sondern durch staatlich gestützte Dumpingpreise, um Märkte zu erobern. Frei nach dem Muster, das beispielsweise die einst weltweit führende deutsche Solarpanel-Produktion oder die deutschen Windkraftanlagen-Hersteller bereits in die Pleite getrieben hat. Klarer Weltmarktführer bei der Technologie für erneuerbare Energien ist inzwischen China, das zudem über die größten Mengen der für die Herstellung nicht nur dieser Güter wesentlichen Seltenen Erden verfügt und diese Rohstoffe schon jetzt zum eigenen Nutzen mit Exportbeschränkungen belegt hat.
YTO Traktoren schon in 100 Ländern
Bei der Expansion setzt Peking unter anderem auf den staatlich beeinflussten Konzern YTO Group, der der größte Traktor- und Landmaschinenhersteller in China ist und seine Produkte bereits in mehr als 100 Länder weltweit vertreibt. Gestartet ist YTO 1955 mit der Lizenzproduktion sowjetischer Großtraktoren, über die Jahrzehnte nutzten die Chinesen aber zahlreiche Joint Ventures mit westlichen Konzernen, etwa Fiat Traktor, zum Aufbau eigenen Know-hows. Eine 2005 geplante Zusammenarbeit mit Agco kam dann allerdings nicht zustande. Dass YTO-Produkte eine oft frappierende Ähnlichkeit mit den Designs erfolgreicher Landtechniker aus Europa haben – in China interessieren solche illegalen Kopien die Mächtigen wenig, wenn es um den eigenen Vorteil geht.
Doch die chinesischen Ingenieure haben auch aus eigener Kraft dazugelernt. Schon 2020 präsentierte YTO einen fahrerlosen Großtraktor mit Wasserstoffantrieb und 5-G-Technologie. Seit 2019 fördert das Ministerium für Industrie und Technologie in Peking die internationale Expansion von YTO ganz offiziell durch den Aufbau von Vertriebscentern und Servicestationen in Ländern wie etwa Pakistan oder Chile und schließt Abkommen mit Regierungen wie der von Äthiopien über die subventionierte Lieferung von tausenden Traktoren. Diese aggressive Exportpolitik in Sachen Landtechnik dürfte in den kommenden Jahren stark zunehmen.
Schon 2015 debütierte Zoomlion aus China mit einem Traktor auf der Agritechnica. Das stark wachsende Unternehmen baut auch auf deutsche Komponenten wie einen Deutz Motor oder Getriebe von ZF. In Asien ist Zoomlion mit Reiserntern zunehmend erfolgreich. Weifang Huaxia Tractor Manufacturing wiederum baut einen optischen Klon eines Deutz Schleppers. Das 70 PS-Gerät kann man beim chinesischen Amazon-Konkurrenten Alibaba sogar online kaufen, für umgerechnet rund 10.000 Euro. Der börsennotierte südkoreanische Konzern Daedong wiederum fertigt einige seiner Traktorenmodelle für Entwicklungs- und Schwellenländer ebenso wie kleine Mähdrescher auch mit einem Partner in China. Umgerechnet zwei Milliarden Euro Umsatz sind hier für 2023 angepeilt. Und das sind nur einige Beispiele für Chinas Bestrebungen, in der Agrartechnik weltweit zu wachsen.
Auch wenn durch die neue Wirtschaftspolitik der Kommunisten in Peking die Erwartungen westlicher Hersteller auf weiter stark wachsende Erfolge im Riesenmarkt China inzwischen gesunken sind – die „Werkbank der Welt“ ist längst zum festen Bestandteil ihrer Produktionsketten geworden. Und eben auch ein zu großer und wichtiger Markt, um dort nicht weiterhin Chancen zu suchen.
Deutsche Landtechnik erfolgreich
So berichtet etwa die deutsch-chinesische Parlamentariergruppe im Bundestag, dass in den letzten Jahren der Absatzmarkt für deutsche Landtechnik in China stetig zugenommen hat, der Umsatz sich seit 2013 sogar mehr als verdoppelt habe und der Marktanteil deutscher Landtechnik in China bei rund 30 Prozent liege. Als Beispiele für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Herstellern im Reich der Mitte nennen die Politiker die deutschen Unternehmen Claas und Krone. Trotz ihrer Sino-Begeisterung haben die Volksvertreter wenigstens erkannt, dass Peking wenig von einem freien Markt hält. So heißt es in einem Bericht der Gruppe: „Doch es gibt zahlreiche regulatorische Einschränkungen, die den Export von deutscher Landtechnik nach China nach wie vor erschweren. So ist es beispielsweise schwierig, die technischen Standards der Produkte an die Anforderungen der chinesischen Regierung anzupassen.“
Indien holt auf
Auch andere asiatische Länder schicken sich an, den westlichen Technologievorsprung im Bereich Agrar einzuholen. In Indien wird in diesem Jahr wohl die Marke von einer Million neu verkaufter Traktoren erreicht. Profiteure sind Mahindra & Mahindra, Sonalika (Solis), Tafe sowie Escorts, die inzwischen zu Kubota aus Japan gehören. Zusammengenommen kamen sie in ihrer Heimat 2022 auf einen Marktanteil von knapp über zwei Drittel. Internationale Hersteller mit nennenswerten Marktanteilen sind John Deere und New Holland. Doch insbesondere Mahindra investiert kräftig in neue Technologien, die auch Smart Farming einbeziehen. Damit will man auch außerhalb des Subkontinents erfolgreich sein. Es gibt aber auch Start-ups wie Cellestial E-Mobility, die jüngst Indiens erste Elektrotraktoren vorgestellt haben und dazu gleich den ersten Exportauftrag präsentierten. Etwa 4.000 Stück der Stromer sollen nach Mexiko gehen. Bezeichnend für indischen Expansionsdrang ist auch eine kürzlich vermeldete Übernahme: International Tractors Limited (ITL), als Konzern in Europa wenig bekannt, aber mit seinen Marken Sonalika und Solis unter den großen Fünf in Indien, kaufte den Hofladerspezialisten Thaler aus dem oberbayerischen Polling und will so technologisch vorankommen.
Russischer Markt weggebrochen
Während in Asien die Konkurrenz für West-Technik wächst, ist ein anderer Hoffnungsmarkt für Hersteller wie John Deere oder New Holland für mindestens die Dauer des Ukrainekrieges zusammengebrochen. Wie sich der russische Landtechnikmarkt entwickelt, lässt sich recht gut an der Geschäftsentwicklung der Ekotechnika AG ablesen. Sie ist die deutsche Holding eines der größten Landtechnikhändler in Russland. Der deutsche Gründer Stefan Dürr, der nach Ende des Kalten Krieges erst gebrauchte ostdeutsche Maschinen Richtung Moskau vermittelte, machte Ekotechnika zum größten Anbieter von John-Deere-Produkten im Riesenreich, auch die britische JCB hatte der Händler im Angebot, dazu andere westliche (und vor allem deutsche) Landtechnik, die bei Russlands Großbauern heiß begehrt war.
Zugleich war und ist Dürr auch einer seiner größten Kunden, denn der Vorsitzende des russischen Milchbauernverbands ist mit seiner ebenfalls deutschen Holding Ekosem Agrar auch einer der größten Milchproduzenten in Russland, Saatgutproduktion gehört ebenfalls zum Geschäft. Mehr als 600.000 Hektar bearbeitete Fläche erfordern einen gigantischen Maschinenpark und Hunderte eigener Landtechniker, die sich darum kümmern. Noch kann Ekosem Viehbestand, Milchmenge und die Produktion von Milchprodukten im zweistelligen Prozentbereich steigern.
Beim Technikhandel zeigen sich jedoch schon deutlich die Auswirkungen der westlichen Sanktionen und der Kriegswirtschaft in Russland. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz der Ekotechnika bereits um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 88 Millionen Euro. Der Lieferstopp zahlreicher ausländischer Hersteller in Folge des Russland-Ukraine-Konflikts schlägt kräftig durch: Beim Verkauf von neuer Landtechnik gingen die Ekotechnika-Umsätze von 58,8 Millionen Euro auf 22,1 Millionen Euro zurück. Gleichzeitig erfährt Russlands gesamte Landtechnikbranche einen Nachfrageeinbruch, also auch bei neuen heimischen oder weißrussischen Geräten. Dafür sichern sich Russlands Bauern massiv, was an westlicher Technik im Land noch zu bekommen ist: Ekotechnikas Umsatz mit Gebrauchtmaschinen etwa explodierte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres geradezu, von 1,2 Millionen auf 19,1 Millionen Euro. Und auch deren Ersatzteilhandel nahm deutlich zu, um knapp 21 Prozent auf 41,7 Millionen Euro.
Eine sichere Prognose für das Gesamtjahr traut man sich bei Ekotechnika nicht mehr zu, nur, „dass im zweiten Halbjahr saisonal der Verkauf von Neumaschinen dominiert, der allerdings aufgrund des Nachfrageeinbruchs deutlich niedriger ausfallen wird als im Vorjahr“. Angesichts der auch für dieses Jahr in Russland erwarteten sehr guten Ernten bedeutet das aber auch, dass die Landwirte in Wladimir Putins Reich bei der Technik wohl schon von der Substanz leben. Dass Bestellungen von unter die Sanktionen fallenden Ersatzteilen in anderen Ländern der ehemaligen Sowjetrepublik schon weit über den eigenen Bedarf zugenommen haben und entgegen der westlichen Handelsbeschränkungen letztlich beim Nachbarn Russland landen, ist kein Geheimnis mehr.
Da weder Russlands Landtechnik-Industrie in der Lage ist, die absehbaren Ausfälle zu kompensieren, noch Geräte aus Indien oder China angesichts deren eigenem Bedarf die Nachfrage decken werden können, baut sich hier schon für kommendes Jahr ein Konflikt auf, den nur die Politik lösen kann. Einerseits ist Russlands Agrarproduktion für die Welternährung, insbesondere in Ländern Afrikas, wesentlich, weshalb westliche Hersteller nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen wenigstens wichtige Ersatzteile gerne liefern würden. Andererseits ist ein Krieg führendes Russland auf dem Weg in die Diktatur kein akzeptabler Handelspartner. Die Aussichten für die Landwirte und -techniker in der fruchtbaren Schwarzerde-Region sind also erstmal finster.
AgTech-Branche wächst rasant
Auch wenn der Wettbewerb für die bisher schon global agierenden Agrartechniker in den kommenden Jahren wegen der Situation in Russland und China härter werden wird, haben sie durchaus gute Chancen, mit ihrem Wissensvorsprung weiter zu wachsen, gerade in der Kombination mit der rasant wachsenden AgTech-Branche.
Deren Umsatz für 2023 wird von der US-Fachplattform Tracxn bereits auf 22 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nach Angaben von Tracxn gibt es heute weltweit mehr als 3.000 AgTech-Start-ups, darunter 1.4.17 in den USA, 528 in Indien und 273 im Vereinigten Königreich. Angesichts der enormen Herausforderungen wie zum Beispiel der Klimaveränderung, vor denen die Agrarindustrie steht, ist die Vernetzung der Maschinen auf dem Feld mit Software, Sensor- und Satellitentechnik ein Muss. Entsprechend kaufen sich die großen Hersteller weiter bei den neuen Technologien ein und bieten den Landwirten dann statt nur die Maschinen gleich ganze Arbeitssysteme an.
Der Einsatz neuer Technik in der Landwirtschaft wird allein schon deshalb weiter wachsen, weil selbst in Agrarländern wie dem wenig technisierten Indien immer weniger Menschen in der Landwirtschaft arbeiten wollen. Die Arbeit muss also eine Maschine erbringen. Auch die Reduzierung von Unkrautvernichtern oder dem Düngereinsatz bedingt mehr Einsatz von Technik. Darüber hinaus ist der treibende Faktor für das globale Wachstum allein der Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel nur durch eine höhere Produktivität zu erreichen, schließlich lässt sich die weltweite Anbaufläche kaum noch erweitern, in bestimmten Regionen geht sie sogar zurück, wie die Welternährungsorganisation FAO in ihrem im Juli vorgestellten Bericht betont. „Dementsprechend sind Investitionen in die Steigerung der Ernteerträge und eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Betriebsführung von zentraler Bedeutung“, heißt es da.
Getreideanbau versus Klimaschutz
Die jüngsten Entwicklungen mit der russischen Drohung, Getreidetransporte aus der Ukraine im Schwarzen Meer anzugreifen, konnte der FAO-Bericht jedoch nicht mehr berücksichtigen. So erklären die Experten in dem Papier noch: „Zu Kriegsbeginn hatte die geringere Verfügbarkeit von Getreide und Düngemitteln an den globalen Märkten große Besorgnis ausgelöst. Seither ist über ein Jahr vergangen und die Angebotsengpässe haben sich dank der Durchsetzung und der anschließenden Verlängerung des Schwarzmeerabkommens über die Ausfuhr von Getreide verringert.“ Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden von den Fachleuten der FAO die Pläne der Politik in Europa und vor allem Deutschland, große Flächen fruchtbarsten Bodens mit dem Argument des Klimaschutzes und der Biodiversität für eine landwirtschaftliche Bearbeitung unrentabel zu machen und somit die weltweite Ernährungsversorgung zu schwächen.
Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Parteichef Xi Jingpin zeigen in ihrem Machtstreben jedenfalls wenig Interesse am Klimaschutz und anderen grünen Ideologien. Sie bauen lieber gegen westliche Demokratien an der neuen Achse Moskau-Peking. Und die hat bereits Auswirkungen auf die Landtechnik. Bei der deutsch-russischen Ekotechnika hat man wegen der ausbleibenden Lieferungen von westlicher Technik auf die neue Situation reagiert: Statt John Deere oder JCB verkaufen Stefan Dürrs Verkäufer nun Lovol-Traktoren aus China. Der Mutterkonzern Foton Lovol mit rund 90.000 Angestellten ist längst in Westeuropa präsent: Unter den Marken Arbos, Foton und Lovol vertreiben die Chinesen in Europa Schlepper, Sämaschinen oder Düngerstreuer.
Trotzdem: Der langfristige Aufwärtstrend bei den börsennotierten Herstellern ist ungebrochen, Investments in deren Aktien dürften sich weiter lohnen. Wie sich die einzelnen Unternehmen entwickelt haben, lesen Sie in dem Artikel Landtechnik-Aktien oder in der eilbote-Ausgabe Nr. 32, ab Seite 15.
Der Autor

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Carl Batisweiler.
Carl Batisweiler ist leitender Redakteur im FinanzenVerlag (Börsenmedien AG), der €uro am Sonntag, Börse Online und das Magazin €uro herausgibt. Er beschäftigt sich seit rund 25 Jahren mit den Agrarmärkten sowie den an ihnen beteiligten börsennotierten Unternehmen.