Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Unterreiner setzt seine Erfolgsgeschichte mit neuen Produkten fort. Der eilbote hat bereits einen Live-Einblick in die Neuheiten erhalten.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Die neue Forstraupe wird von der Firma Weiss gebaut, deren Geschäftsführer Franz Joachim Weiss ebenfalls vor Ort dabei war.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Der Tajfun RCA Pro 500 punktet mit digitaler Unterstützung und kann so auch das geleistete Volumen anzeigen.

Anfang der 1990er träumte Gert Unterreiner bereits von einer Mitarbeiter-Verdopplung in seiner Firma: „Als alleine agierender Handelsvertreter hegte ich die Vorstellung, irgendwann so erfolgreich zu sein, dass ich vielleicht jemand einstellen kann, der mir das Büro macht“, erzählt der Firmengründer. Heute arbeiten 127 Menschen bei der Unterreiner Forstgeräte GmbH. Ein Meilenstein war die Entdeckung der Tajfun-Seilwinden auf der Agritechnica 1993: „Die waren sehr gut geschweißt und boten ein top Preis-Leistungs-Verhältnis. Also habe ich vier Stück gekauft. Heute sind es 2.000 Stück pro Jahr.“ Ähnlich ging es mit der Marke Vogesenblitz bzw. dem entsprechenden Hersteller AMR, den man im Jahr 2015 schließlich sogar komplett übernahm. Unterreiner wurde vom reinen Handelsunternehmen nun auch zum Hersteller mit 70 Mitarbeitenden mit heute 4.500 Maschinen jährlich.

Am elsässischen Standort Elsenheim musste der Familienbetrieb komplett neue Dinge lernen: „Eine Produktion zu optimieren, dauert lange und ist nicht in einem Schritt zu machen. Als wir einen neuen Stickstoff-Laserschneider gekauft hatten, war kurz darauf die nachgelagerte Biegemaschine dran, weil sie mit den nun schneller vorproduzierten Blechen kaum mehr hinterher kam. Bis der Schweißroboter nach der ersten Inbetriebnahme durchgängig im Schichtbetrieb so lief, wie es geplant war, dauerte es über ein Jahr. Das ist völlig normal, wie wir heute wissen. Kugelstrahlanlage und eine neue Pulverbeschichtungsanlage sind inzwischen ebenfalls sauber in die Produktionsprozesse integriert“, weiß der Junior-Chef Felix Unterreiner, der diesen Bereich inzwischen zu großen Teilen betreut.

2023 geht es entsprechend weiter, denn im April wird bereits ein zweiter Laserschneider geliefert. Um diesen dann ebenso voll auslasten zu können, steht bereits ein weiterer Schweißroboter auf der Agenda.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Die neue Forstraupe demonstrierte Unterreiner direkt im Waldeinsatz.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Der Stecker ermöglicht die automatische Einstellung der Maschine auf das Anbaugerät.

Auch am 30.000 m2 umfassenden Firmensitz in Buch/Julbach kurz vor der österreichischen Grenze bleibt nichts beim Alten: Insgesamt hat Unterreiner dort bereits 15 Mio. Euro in Bürogebäude, Hallen und die Akademie investiert, für 2023 steht eine weitere Million auf dem Budgetplan. Damit soll die Werkstatt um das Zwei- bis Dreifache wachsen und eine 400 m2 große Vorführhalle entstehen. Die entsprechende wirtschaftliche Stabilität dafür sei vorhanden, denn in den bisherigen 30 Betriebsjahren konnte man den Umsatz nur einmal nicht steigern. Auch während der beiden schwierigen letzten Jahre liefen die Geschäfte gut, was der Senior mit einer Anekdote verdeutlicht: „Vor einigen Jahren waren wir in der Endrunde eines regionalen Wirtschaftspreises, wo wir in der Kategorie Logistik überraschend null Punkte bekamen. In der Jury zuständig dafür war der Chef eines internationalen Industriebetriebs, der unsere großen Lagerbestände mokierte – neben der Handelsware auch viele große Ersatzteile für alte Maschinen. Heute mache man das doch alles Just-in-time, Lager sind teuer. Während der Pandemie traf ich den Herrn dann zufällig und erfuhr, dass er wie viele andere in der Lieferketten-Krise steckte, entsprechend liefen seine Geschäfte. Wir dagegen konnten weiterhin alle Kunden aus unseren unzeitgemäßen Lagern beliefern.“ Dafür braucht es Weitsicht, denn auch vermeintliche Standardteile wie die 4.000 jährlich benötigten Gelenkwellen müssen inzwischen ein Jahr im Voraus bestellt werden, damit die Versorgung nicht abreißt. Bei Sägeblättern seien es sogar 18 Monate. Bereits vorbestellte Reifen dagegen wurden innerhalb eines Tages um mehr als ein Viertel teurer. Da hieß es schlicht „nehmen oder bleiben lassen.“

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Auch kleine Bagger und Öl-schwache Maschinen kommen mit den kleinen Harvesterköpfen prima zurecht.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Felix Unterreiner erklärt den Syketec-Fällkopf.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Gesteuert werden die Syketec-Köpfe elektronisch aus der Kabine.

Neuheiten auf den Forsttagen

Auf die 360 m2 Dauerausstellungsfläche wandern natürlich auch weiterhin neue Produkte, bekannte werden zudem stetig verbessert. Auf den hauseigenen Forsttagen 2022 Anfang Dezember stellte man die Neuheiten vor. So wurde etwa das Sägespalter-Flaggschiff um 2 cm möglichen Stammdurchmesser auf 50 cm erweitert. Wesentlich interessanter für professionelle Brennholzproduzenten dürfte aber die digitale Erweiterung samt Bluetooth-Diagnose sein: Der Tajfun RCA Pro 500 kann Maschinendaten wie Zapfwellendrehzahl, Arbeitsstunden, Öldrücke und -temperatur sowie die Volumenproduktion (m3) anzeigen. Außerdem kann er sein Spaltmesser automatische positionieren und muss bei 33-cm-Scheiten nicht mehr den vollen Hubweg fahren.

Als größte Neuheit gilt auf jeden Fall die Funkraupe, deren Maschinengattung in den letzten Jahren wohl einen der größten Trends in der Forstbranche seit langem auslöste. Entwickelt hat das Gefährt die Firma Weiss aus dem oberschwäbischen Bad Wurzach. Ihre Kernkompetenz sind eigentlich Hubarbeitsbühnen und Transportsysteme, an denen auch sehr präzise funkgesteuerte Raupenlaufwerke eingesetzt werden. Neben Indus- triekunden wie Daimler und ZF beliefert man auch die Bundeswehr. „Ein Mitarbeiter wollte so eine Raupe für seinen Privatwald, weshalb wir in der Firma eine aus uns zu großen Teilen bekannten Komponenten konstruierten. Das Ergebnis was dann so gut, dass wir sie 2019 auf der Forst Live zeigten und uns nach einem Vertrieb umsahen“, erklärt Geschäftsführer Franz Joachim Weiss. Denn selbst in diese für ihn unbekannte Branche einzusteigen, erschien ihm zu aufwändig. Mit Unterreiner habe man schlussendlich den perfekten Partner gefunden. Die Produktion erfolgt direkt bei Weiss.

Ausgelegt ist die Maschine bewusst eher schwer, denn leichtere Kandidaten ziehen im Windenbetrieb nicht selten eher sich in den Wald, als den Baum heraus. Daher müssen sie dann zusätzlich an einem stehenden Baum angebunden werden. Das sollen die 2,75 t Eigengewicht verhindern, dennoch kann der Transport so noch auf einem 3,5-Tonnen-Kfz-Anhänger erfolgen. Der Bodendruck liegt dank Pendelrollen im Laufwerk und eines Dumper-Laufbands dennoch nur bei 0,22 kg/cm2. Die Raupe ist damit sogar schonender unterwegs als leichtere Konkurrenten. Die Steigfähigkeit beträgt 75 %. Die nötigen Pferde liefert ein 75 PS starker Hatz-Dieselmotor. Die im Dreipunkt montierte 6-Tonnen-Winde kommt von Ritter und hat 80 m Seil dabei. Sie wird über einen kleinen Kodierstecker automatisch erkannt und die Raupe stellt sich automatisch auf sie ein. Das bedeutet z.B., dass die Seite, an der die Winde montiert ist, fahrtechnisch als „Vorne“ betrachtet wird. Andere Geräte können mit eigenen Steckern ebenso ihre besonderen Settings automatisch beim Ankuppeln einstellen. Die Arbeitshydraulik besteht aus Komponenten von Hawe, Linde und Bosch Rexroth, sie leistet 100 l/min bei max. 350 bar. Gesteuert wird über Technik von Wiedemann (STW) aus Kaufbeueren, die auch bei Baumaschinen eingesetzt wird. Durch eine LED-Arbeitsbeleuchtung kann an dunklen Wintertagen noch etwas mehr Arbeitszeit im Wald herausgeschlagen werden.

Eine weitere Neuheit im Programm sind die Kleinharvesterköpfe des finnischen Herstellers Syketec: Der Jobo ST 35 passt dank 105 kg Eigengewicht an Minibagger (1,5 – 3 t) oder Forstkräne von Rückewagen & Co und eignet sich besonders für Erstdurchforstungen.

Unterreiner: Funkraupe und Harvesterköpfe live im Einsatz

Der größere ST 50 ist auch mit Vorschubrollen zu haben.

Harvesterkopf für Minibagger

Nach dem Fällen (20 cm max.) wird der Stamm dabei in 35-cm-Schritten durch einen 1,5 t-Hydraulikzylinder-Vorschub entastet. Das System ist zwar etwas träge, dafür aber auch für Maschinen mit geringem Ölfluss (20–30 l/min reichen) geeignet, da dieser der limitierende Faktor für den sonst üblichen Rollenvorschub ist. Wer etwas mehr Dampf benötigt, bekommt das beim Modell ST 50 PreCombi: Es wiegt bereits 265 kg, kann dafür aber in 50-cm-Schritten entasten (worüber auch die Längenmessung erfolgt). Auf Wunsch kann er auch als Rollenharvester oder mit Messrad arbeiten. Dafür benötigt er aber 50–80 l/min von der Hydraulik des Trägerfahrzeuges. Fällen kann er damit bis zu 30 cm starke Bäume. Entdeckt wurden die Aggregate auf der Messe Elmia Wood in Schweden von Junior-Chef Felix Unterreiner. Ob sich hier die Erfolgsgeschichte der Tajfun-Winden wiederholt, ist noch nicht zu sagen.

Der derzeitige Holzboom durch die Energiekrise ließ auch bei Unterreiner die Nachfrage stark steigen, was jedoch Segen und Fluch zugleich sei: „Auch wenn bei uns immer auf gleich hohem Durchsatz produziert wurde, können wir die zunehmenden Bestellungen inzwischen nur noch mit bis zu zwölf Monaten Lieferzeit annehmen. Das verleitet auch den ein oder anderen Kunden zu einem billigen Fernost-Importeur, der eventuell schneller sein kann.“ Daher setzt Unterreiner auf einen sehr guten Kontakt zu seinen Händlern, schult diese laufend zu neuen Produkten und möchte so dafür sorgen, dass die Kunden auch bei derzeit eventuell längeren Wartezeiten treu bleiben. Auch bei spezielleren Neuheiten wie der Raupe und den Harvesterköpfen unterstützt Unterreiner seine Fachhändler im Vertrieb im Außendienst aktiv. „Sind die ersten Geräte dann in einer Region verkauft, wird es einfacher für den Händler und er kommt dann meist gut alleine zurecht. Für die Tajfun-Winde ist das inzwischen nicht mehr notwendig, die ist ein Selbstläufer“, weiß der Senior-Chef.

Betrachtet man die nun bereits 30-jährige Historie, ist das Geschäft von Unterreiner keinesfalls eine selbstlaufende Gelddruckmaschine. Vielmehr hat der Gründer zusammen mit seiner Frau Manuela immer wieder klug das Portfolio ausgebaut, einen großen Teil des verdienten Geldes wieder in die Firma investiert und so eine der wichtigsten Forsttechnik-Marken im deutschsprachigen Raum etabliert – aus dem Nichts. Mit den Kindern Felix und Laura ist bereits die nächste Generation in die Geschäftsführung eingetreten. Eines der Zukunftsprojekte ist die weitere Internationalisierung, denn für die AMR-Produkte ist beispielsweise Chile schon heute der viertwichtigste Markt.

Hier geht es zum Video der Unterreiner Forsttage:
https://m.youtube.com/watch?v=s8xSLeQraKE


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