Neue Maschine für die Aussaat im Bestand

Zwischenfrüchte unter Mais und Soja ausbringen, um Bestände rechtzeitig zu etablieren

USA: Neue Maschine für die Aussaat im Bestand

Der Gen II-Fortifier bringt die Zwischenfrucht-Saat mit Schläuchen direkt in den Bestand.

Im US-Bundesstaat Iowa war in diesem Sommer eine ungewöhnliche Landmaschine unterwegs: sie sieht aus wie eine hoch gelagerte SF-Feldspritze mit 60 ft oder 120 ft (circa 18 bzw. 36 Meter) ausklappbaren Auslegern, doch dort, wo normalerweise die Düsen sind, hängt jeweils ein dünner Schlauch fast bis auf den Boden herab. Was aussieht wie eine Feldspritze, ist in Wirklichkeit eine Drillmaschine. Sie ist speziell für die Aussaat von Zwischenfrüchten ausgelegt. Wie fast überall im Mittleren Westen der USA werden auch in Iowa fast ausschließlich Mais und Soja angebaut. Die Drillmaschine wurde so konstruiert, dass Saatgut für Roggen, Hafer, aber auch Rüben und Rettich im Sommer direkt in die Reihen zwischen die bereits kräftig emporgeschossenen Mais- oder Sojapflanzen gesät werden kann, ohne sie zu schädigen.

Entwickelt wurde das Gerät in einer Kooperation zwischen John Deere und Montag Manufacturing, einem Familienunternehmen in Iowa, das auf Maschinen zur Düngerausbringung spezialisiert ist. Gebaut wurde der Montag Gen II-Fortifier mit Zweikammer-Saatguttank auf Initiative der Wasserwerke in Iowas Hauptstadt Des Moines. Für die Finanzierung legten der Staat Iowa, die Stadtverwaltung von Des Moines, Polk County (ein County entspricht etwa einem Landkreis), und die Wasserwerke zusammen.

Warum die Wasserwerke auf Zwischenfrüchte setzen

Die Wasserwerke in Des Moines versorgen etwa eine halbe Million Menschen mit Trinkwasser. Dafür muss das Wasser aus zwei Flüssen, dem Des Moines River und dem Racoon River, aufbereitet werden. Noch Anfang der 2000er Jahre war die Nitratfilteranlage jährlich nur etwa 20 Tage in Betrieb, inzwischen wird kontinuierlich Nitrat aus dem Wasser gefiltert und die Wasserwerke mussten vor einigen Jahren eine sechsstellige Summe in eine neue, größere Anlage investieren.

Iowa ist ein Agrarstaat, und die Nitratbelastung in Flüssen und Gewässern ist extrem hoch. 85 Prozent der Gesamtfläche Iowas werden landwirtschaftlich genutzt. Auf 5,3 Millionen Hektar wird Mais angebaut, auf knapp 4 Millionen Hektar wachsen Sojabohnen. Außerdem ist der Staat US-weit führend bei der Schweinefleisch- und Eierproduktion: In Iowa leben rund 3 Millionen Menschen, 24,6 Millionen Schweine und 60 Millionen Hühner.

Das heutige Iowa war bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein sumpfiges Prärieland, erst die europäischen Siedler machten es urbar, zunächst mit Entwässerungsgräben und später mittels Drainageröhren. Heute liegen im Schnitt unter einer Quadratmeile (knapp drei Quadratkilometer) Acker 120 Meilen (knapp 200 km) Rohre. Überdüngung und die Unmengen von Gülle von den Mastbetrieben, die oft direkt in den Boden injiziert werden, haben zu einer extremen Belastung der Gewässer geführt, Fische und Flusskrebse sind kaum noch zu finden, nur toxische Algen gedeihen prächtig.

Iowas östliche Grenze bildet der Mississippi, die westliche der Missouri, alles Wasser aus Iowa gelangt in einen dieser beiden Flüsse und landet damit irgendwann im Golf von Mexiko. Die Umweltorganisation Sierra Club bezeichnet Iowa als den Staat, der in besonderem Maße Verantwortung für die biologisch tote Zone im Mündungsgebiet des Mississippi trägt. Nach Angaben der US Umweltbehörde EPA erstreckte sich diese „Todeszone“ 2021 über eine Fläche von 16.400 km2.

USA: Neue Maschine für die Aussaat im Bestand

Die Spezialmaschine ist mit einem Zweikammertank ausgestattet.

Von einer Nitratverordnung, wie es sie in der EU gibt, können Umweltschützer und Wasserwerke nur träumen. Die Agrarlobby klagte erfolgreich gegen die unter Präsident Obama beschlossenen Wasserschutzgesetze. Iowas Politiker setzen auf freiwillige Wasserschutzmaßnahmen durch die Landwirte. Solange es keine Mittel für das Anlegen von Wasserschutzstreifen gibt, grubbern, säen und düngen die Farmer direkt bis an die Fluss- und Bachböschungen. Die Wasserwerke, nicht nur in Des Moines, sondern im gesamten Mittleren Westen, können die steigenden Kosten für die Wasserreinigung nicht mehr aufbringen.

In Des Moines setzt man deshalb jetzt auf Zwischenfrüchte, um das Nitratproblem wenigstens zu mildern. „Wir wissen, dass Zwischenfrüchte einen enormen Nutzen haben, wenn es darum geht, die Nährstoffbelastung durch landwirtschaftliche Betriebe im Oberflächen- und Grundwasser zu reduzieren und die Bodengesundheit zu verbessern“, sagt Angela Connolly von der Aufsichtsbehörde in Polk County.

Wasserschutz kostet Geld

Obwohl jeder Acre (0,4 ha) in Iowa pro Jahr fünf Tonnen Boden durch Erosion verliert, ist es weiterhin keine Selbstverständlichkeit, Zwischenfrüchte zu säen. Noch immer liegen die Felder über Winter vielfach brach, weil die Landwirte die Kosten für Saatgut und die Pestizide scheuen, die in der Regel zum Abtöten der Zwischenfrüchte vor der nächsten Mais- oder Sojaaussaat eingesetzt werden. Nach Angaben des Agrarministeriums werden in Iowa nur auf 900.000 Hektar Zwischenfrüchte genutzt. Außerdem zieht sich die Maisernte oft bis in den November hinein, zu spät im Jahr, um noch Zwischenfrüchte zu etablieren. Wenn sie jedoch mit Hilfe des Montag Gen II-Fortifier bereits im Sommer gesät werden, sollte nach der Ernte ein dichter, grüner Zwischenfruchtteppich zum Vorschein kommen, sagt John Swanson, in Polk County zuständig für Wasserbewirtschaftung. Swanson glaubt, dass mit Hilfe des neuen Zwischensaat-Drills innerhalb von vier Jahren zusätzliche 16.000 Hektar mit Zwischenfrüchten begrünt werden dürften. Wieviel die Landwirte pro Hektar zahlen müssen, steht noch nicht fest. Die Aussaat kostet etwa 100 US Dollar (circa 99 Euro) pro Hektar, aber Wasserwerke, Landkreis und der Staat Iowa werden einen Teil der Kosten übernehmen. „Wir erwarten, dass die Maschine für ein bisschen Aufregung sorgt, wenn sie unterwegs ist“ sagt Swanson, und er hofft, dass andere Landkreise dem Beispiel von Polk County folgen werden.


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