Getreideexport: Russisch-ukrainische Einigung und Entlastung des Weltgetreidemarktes

Minister beider Länder segnen das von der UN und Ankara vermittelte Abkommen zur Beendigung der Seehafenblockade am Schwarzen Meer ab – Schiffe werden bei der Getreideverladung kontrolliert und die Routen von der Türkei gesichert – Schätzungen zufolge liegen allein im Hafen von Odessa noch 20 Millionen Tonnen Getreide

Ukraine: Getreideexport: Russisch-ukrainische Einigung und Entlastung des Weltgetreidemarktes

Der Getreideexport ab Hafen Odessa soll wieder möglich werden.

Die Ukraine wird in Kürze wieder Getreide über ihre Häfen im Schwarzen Meer exportieren können. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, bestätigte am vergangenen Freitag, dass sich Russland und die Ukraine auf ein Ende der Seehafenblockade verständigt hätten. Minister aus beiden Ländern hätten in Istanbul ein von den UN und der Türkei vermitteltes Abkommen unterzeichnet. Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar hatte einige Tagen zuvor angekündigt, dass bei dem Treffen in Istanbul alle Details noch einmal überprüft würden und dann das Ergebnis der Arbeit unterzeichnet werde. Laut Akar sieht der Deal gemeinsame Kontrollen der Getreideverladung in den Häfen vor. Die Türkei werde die Route der ukrainischen Getreidefrachter über das Schwarze Meer absichern. Sollte die Ukraine tatsächlich den Getreideexport über die Seehäfen wieder aufnehmen können, würde dies den Weltgetreidemarkt deutlich entlasten. Laut Schätzungen liegen allein im Hafen von Odessa mehr als 20 Mio. t Getreide, die wegen des Krieges nicht ausgeführt werden konnten. Der ukrainischen Zollstatistik zufolge wurden in der ersten Julihälfte 119.000 t Weizen, 40.000 t Gerste und 435.000 t Mais ausgeführt, verglichen mit 248.000 t Weizen, 180.000 t Gerste sowie 488.000 t Mais im Vorjahreszeitraum.

IGC-Prognosen hinfällig?

Der Internationale Getreiderat (IGC) war in seinem jüngsten Bericht von lediglich 10 Mio. t Weizen und 12 Mio. t Mais ausgegangen, die die Ukraine im aktuellen Wirtschaftsjahr 2022/23 exportieren wird. Im Vorjahr waren es dagegen noch 18,9 Mio. t Weizen beziehungsweise 23,7 Mio. t Mais gewesen. Sollte der russisch-ukrainische Deal umgesetzt werden, dürften die Vorhersagen allerdings Makulatur sein. An den Terminbörsen sorgte die Nachricht über eine Wiederaufnahme des ukrainischen Getreideexports über das Schwarze Meer für starken Druck auf die Notierungen, insbesondere beim Weizen. An der Matif wurde der vordere Kontrakt für das wichtigste Nahrungsgetreide am 15. Juli gegen 18.15 Uhr für 325,50 Euro/t gehandelt, was gegenüber dem Abrechnungskurs am Tag zuvor einen Abschlag von gut 25 Euro/t bedeutete. Mitte Mai hatte dieser Kontrakt mit gut 438 Euro/t seinen Höchststand markiert.

Neue Ernteprognose

Am Dienstag (19.7.) hatte das Kiewer Landwirtschaftsministerium eine neue Prognose zur diesjährigen Getreide- und Ölsaatenernte vorgelegt. Wie der stellvertretende Agrarminister Taras Wyssozkyj berichtete, wird aktuell von einem Aufkommen von rund 22 Mio. t Halmgetreide sowie von 13 Mio. t bis 15 Mio. t Ölsaaten ausgegangen. Es sei einstweilen unmöglich, die Maisernte genau vorherzusagen, erklärte Wyssozkyj. Nach Angaben des Agrarressorts wurden bis zum 15. Juli Getreide und Körnerleguminosen von etwa 1,2 Mio. ha eingebracht. Gedroschen worden seien dabei 3,6 Mio. t Getreide. Derweil reißen Meldungen zum Diebstahl von ukrainischem Getreide durch Russland nicht ab. So wurde berichtet, dass über den Hafen von Sewastopol seit März mehr als 460.000 t an Agrarprodukten verschifft worden seien, während es im gleichen Zeitraum des Vorjahres nur etwa 8.000 t gewesen seien. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass von Russland gestohlenes ukrainisches Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse über den Hafen auf der annektierten Krim verschifft wurden.


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