Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus) gehört zu den Sauergräsern (Cyperaceae) und zählt zu den 20 „weltweit gefährlichsten Unkräutern“.
Das Erdmandelgras profitiert von wärmeren Durchschnittstemperaturen, da es sich gut bei etwa 12-35 °C entwickelt. Sein Erfolg beruht auf einer sehr effektiven Vermehrung: Die Pflanze bildet etwa 1–2 cm große Knollen, die „Erdmandeln“ als Überwinterungsorgane aus. Diese Knollen überstehen auch leichte Fröste und können mehrere Jahre im Boden überdauern. Im späten Frühjahr treiben sie aus und bilden im Laufe des Sommers über unterirdische, 1 bis 2 mm dünne Ausläufer zahlreicher Tochterpflanzen. Gegen Ende der Vegetationsperiode werden an den Spitzen der Ausläufer die Knollen gebildet. Aus einer einzigen Pflanze können sich im Laufe einer Vegetationsperiode hunderte Knollen entwickeln.
Eine frühe und rasche Etablierung und hohe Wachstumsraten sind wichtige Faktoren für die hohe Konkurrenzkraft des Erdmandelgrases. Betroffen sind vorwiegend Sommerkulturen wie Mais, Sojabohne, Ölkürbis, Hirse und Kartoffeln.
Vorbeugung und Bekämpfung
Eine nachhaltige Bekämpfung in der Landwirtschaft ist sehr schwierig und erstreckt sich über mehrere Jahre mit der Aussicht, dass das Erdmandelgras nicht vollständig von der Fläche verschwunden ist. Das primäre Ziel ist es daher, den Befall auf den Ackerflächen auf sehr niedrigem Niveau zu halten. Dies ist mit einem deutlichen Mehraufwand und einer Intensivierung der Maßnahmen verbunden. Folgende Maßnahmen können erwogen werden:
Zur Vorbeugung der Verschleppung und somit dem Aufbau von Satellitenpopulationen ist die Reinigung von Maschinen und Geräten, die auf befallenen Äckern eingesetzt wurden, unerlässlich. Früherkennung ist sehr wichtig, um zu verhindern, dass sich das Erdmandelgras großflächig ausbreitet. Der Mais als konkurrenzstarke Kultur eignet sich grundsätzlich am besten in einer Fruchtfolge, um das Erdmandelgras zu unterdrücken. Der Mais sollte nach Möglichkeit relativ spät angebaut werden (ab dem 20. Mai oder noch später – Anfang Juni). Vor der Aussaat kann der Boden dann wiederholt mechanisch (zum Beispiel mit der Egge) bearbeitet werden, um (auflaufendes) Erdmandelgras zu zerstören. Es folgt eine sequentielle Herbizidanwendung.

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Die Ausläufer (Stolonen) und Knolle des Erdmandelgrases.

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Das Erdmandelgras in Mais.
Getreide hat grundsätzlich eine hohe Konkurrenzkraft und erschwert die Entwicklung des Erdmandelgrases. Nach der Ernte ist eine Stoppelbearbeitung in Kombination mit einem Pflanzenschutzmittel unabdingbar. In lückigen Beständen (auch Fahrgassen!) kann das Erdmandelgras jedoch wachsen und auch Knöllchen bilden.

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„Weniger Erde an den Maschinen, weniger Risiko“
Das Risiko der Verschleppung von Nematoden und Unkräutern, zum Beispiel Erdmandelgras, durch Erdanhang an Landmaschinen nimmt an Brisanz zu. Der eilbote befragte Andreas Meyer, Leiter der Versuchsstation Dethlingen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Herr Meyer, wo liegen gerade im Kartoffelanbau die Risiken für die Verschleppung von beispielsweise Nematoden und Unkräutern?
Im Kartoffelanbau sind eine Vielzahl tierischer, bakterieller oder pilzlicher Schaderreger bekannt, die einen nachhaltigen Anbau gefährden können. Schaderreger können beispielsweise durch infiziertes Pflanzgut oder, im Fall bodenbürtiger Schaderreger, durch am Pflanzgut anhaftenden Erdanhang verschleppt werden. Insbesondere in engen Fruchtfolgen kann der Schaderreger zügig eine relevante Populationsdichte aufbauen.
Ist eine Fläche einmal befallen, erfolgt eine Verbreitung oftmals zunächst in Bearbeitungsrichtung, das heißt (Boden-)Bearbeitungsgeräte nehmen Bodenpartikel und Samen auf und verlagern diese innerhalb der Fläche. Beim Flächenwechsel wird Material in Form von Erdanhaftungen an Reifen, am Fahrgestell und insbesondere an Bodenbearbeitungswerkzeugen von einer Fläche zur nächsten transportiert. Insbesondere der Einsatz teilweise überbetrieblich genutzter Rodetechnik (Kartoffel- oder Rübenroder) stellt vor diesem Hintergrund aus phytosanitärer Sicht ein Risiko dar.
In letzter Zeit hört man mehr von einer Belastung auf Ackerflächen in den intensiven Kartoffelanbauregionen durch Erdmandelgras, das wohl auch durch Maschinen verbreitet wird. Wie schätzen Sie die Situation in Niedersachsen ein?
Derzeit wird von regionalen Vorkommen des Erdmandelgrases sowohl im Westen als auch im Osten Niedersachsens berichtet. Insgesamt ist derzeit von einer noch geringen, aber zunehmenden Verbreitung auszugehen. Ist das Sauergras jedoch auf einer Fläche etabliert, verbreitet es sich zügig und führt zu erheblichen Ertragseinbußen beziehungsweise erfordert die Ergreifung gezielter Gegenmaßnahmen. Oberste Priorität hat hier die Vermeidung einer weiteren Verschleppung von Fläche zu Fläche sowie eine Bekämpfung innerhalb der Fruchtfolge.

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Gute Zugänglichkeit der Maschinen erleichtert zumindestens die grobe Reinigung vor dem Umsetzen
Welche spezifischen Präventionsmaßnahmen empfehlen Sie Landwirten, um die Verschleppung durch Erdanhang an ihren Maschinen zu minimieren?
Wirksamste Präventionsmaßnahme ist ganz klar die konsequente und gründliche Reinigung jeder Maschine beim Flächenwechsel. Wenn nichts anhaftet, kann auch nichts verschleppt werden. Auch wenn in der Praxis eine vollständige Reinigung nicht immer durchführbar erscheint, sollte dennoch nicht auf eine Grobreinigung der Maschinen verzichtet werden, denn je weniger Material verbracht wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Verschleppung unerwünschter Schaderreger. Im Rahmen der Einsatzplanung der Maschinen sollte darauf geachtet werden, bekannte Befallsflächen jeweils zuletzt anzufahren, um eine Verbringung auf gesunde Flächen auszuschließen. Nach der Arbeit auf bekannten Befallsflächen ist eine gründliche Reinigung durchzuführen.
Wie beurteilen Sie die Wirksamkeit von Reinigungs- und Desinfektionsverfahren für Landmaschinen im Hinblick auf die Verhinderung der Ausbreitung von zum Beispiel Nematoden und Erdmandelgras? Gibt es bestimmte Techniken oder Produkte, die Sie empfehlen?
Eine Desinfektion kann in verschiedenen Fällen sinnvoll sein, hat in diesem Kontext aber keinen Einfluss auf die Verbreitung beispielweise des Erdmandelgrases. Der Fokus sollte hier auf eine gründliche Reinigung gelegt werden. Diese beginnt mit einer Grobreinigung mittels einfacher Werkzeuge wie Hammer, Spachtel oder Kratzer. Die weitere Reinigung erfolgt mit Druckluft oder Wasserstrahl/Hochdruckreiniger. Mobile Geräte bieten dabei den Vorteil, dass die Reinigung direkt auf der Fläche erfolgen und Erdanhang somit auf der Fläche verbleiben kann. Stationäre Waschplätze sind dagegen oftmals besser ausgestattet.
Gibt es innovative Technologien oder Entwicklungen und konstruktive Lösungen im Bereich der Landmaschinen, die beitragen, das Risiko der Verschleppung von Schädlingen und Unkräutern zu verringern?
In der Landtechnikbranche ist zunehmend zu beobachten, dass bei der Konstruktion Rücksicht auf die Resterdeproblematik genommen wird. Zum Ausdruck kommt dies beispielsweise durch den Einbau von Reinigungsklappen oder anderer konstruktioneller Änderungen. So werden beispielsweise Ableitbleche verbaut oder Rahmenprofile mit Reitern versehen, die den Aufbau von Erdmaterial verhindern sollen. Denkbar ist auch der Einbau fest installierter Luftdüsen, die Ablagerungen an neuralgischen Punkten verhindern beziehungsweise entfernen.
Die Fragen stellte Bernd Pawelzik