Das in Wasenweiler bei Freiburg im Breisgau ansässige Unternehmen F.X. Sauerburger besetzt mit seinen Produkten vorwiegend landtechnische Nischen. Vor einigen Jahren stieg man mit dem Bau von Hofladern und Hanggeräteträgern auch in die motorisierte Technik ein. Während die Hoflader in der Zwischenzeit wieder aufgegeben wurden, beackert Sauerburger das Segment der Hanggeräteträger munter weiter, brachte vor vier Jahren gar mit dem Grip 4 eine neue Baureihe auf den Markt, die nun mit dem Grip 4-70 weiter ergänzt wird.
Im Gegensatz zu anderen Modellen in dieser Maschinen-Kategorie zeichnet sich der Grip 4-70 durch die zentral angeordnete und auf Hydro-Dämpfern gelagerte Vollglas-Kabine aus. Perfekte Rundumsicht ist so in fast allen Situationen garantiert – auch nach hinten/rechts, was bei Geräteträgern mit links positioniertem Fahrerhaus oft suboptimal ist. Dafür sitzt man etwas höher als sonst, nämlich auf dem stabilen, zweizügig ausgeführten Chassis-Rahmen.
Vorne ist eine Pendelachse von Comer Industries verbaut, die einen Pendelweg von 17° aufweist. Interessant ist, dass sich der Drehpunkt 31 Zentimeter über der Achse befindet. Um dieses Fahrzeug zum Umkippen zu bringen, müsste der weit tiefer liegende Schwerpunkt über diesen Drehpunkt verschoben werden.
Die Kabine weist eine einstellbare Lenksäule und einen Komfortsitz mit optionaler Schwenkeinheit auf. Der Joystick, über den die Getriebe- und Motorfunktionen, aber auch das Fronthubwerk gesteuert werden, ist in der Seitenkonsole verbaut. Die mechanischen Steuergeräte (maximal drei) und das Heckhubwerk lassen sich mit ebenfalls in der Seitenkonsole positionierten Hebeln betätigen. Ein Display am B-Holm der Kabine zeigt menügeführt in Ergänzung zum Dashboard alle wichtigen Betriebszustände des Fahrzeugs an.
Wegen der zentral angeordneten Kabine wanderte der Motor beim Grip 4-70 ins Heck. So lässt man während der Fahrt das Motorengeräusch quasi hinter sich. Diese Positionierung habe aber den Vorteil, dass die Gewichtsbalance besser wird, heißt es bei Sauerburger. Mit einem angebauten Frontgerät ist das Verhältnis der Belastung nämlich ausgeglichen, sowohl zwischen den Achsen als auch zwischen linker und rechter Seite.
Beim Motor handelt es sich um ein 4-Zylinder Turbo-Aggregat von Kohler mit 2,5 Litern Hubraum, einer Leistung von 75 PS mit Drehmoment von 300 Nm. Der wasser- und ladeluftgekühlte Motor erfüllt die Abgasstufe 5 und soll auch in Hanglagen bis 45 Grad einwandfrei bewältigen.
Die Abgase entweichen nach oben. Das Auspuff-Rohr ist so gekrümmt, dass der Venturi-Effekt entsteht, durch den Abgase aktiv abgeführt werden und der Motor so freier drehen kann. Die Treibstoff- und Öltanks sind elegant mit den hinteren beiden Radkästen kombiniert und werden mit der Heckbeleuchtung nach hinten abgerundet.
Innovativ präsentiert sich das beim Grip 470 verbaute Kühlersystem. Es wurde komplett überarbeitet und lässt sich werkzeuglos wegschwenken. Die beiden Kühlerplatten sind daher komplett vom Motor abgeschottet. Die Anordnung mit der Luftansaugung von oben und dem Ausblasen zur Seite, somit direkt ins Freie, ergibt eine konstante Kühlleistung. Optional ist der Grip 4-70 mit einem hydraulischen Umkehrlüfter erhältlich.
Beim Getriebe setzt Sauerburger auf einen Hydrostaten von Bondioli mit einem nachgeschalteten Zwei-Gang-Getriebe sowie zwei Fahrbereichen von 0 bis 20 km/h und 0 bis 40 km/h. Frontseitig gibt es eine 1.000er-Zapfwelle, die Heckzapfwelle dreht mit 540 U/min. Die Maschine verfügt serienmäßig über einen Allradantrieb inklusive Differentialsperre an der Vorder- und Hinterachse.
Neben der Frontlenkung kann während der Fahrt zur Allrad- oder Hundeganglenkung gewechselt werden. Optional gibt es eine Drift-lenkung, mit der bei Hangfahrten die hinteren Räder gegen den Hang gestellt werden können. Der Lenkwinkel wird jeweils automatisch erfasst, die Synchronisation der Räder erfolgt über Winkelsensoren. Den Wenderadius gibt der Hersteller mit 3,50 Metern an.
Das Fronthubwerk mit hydraulischem Seitenverschub von 36 Zentimetern und selbstregelnder Hubwerksentlastung ist achsgeführt. Die Hubkraft vorne gibt der Hersteller mit 1.300 kg an, im Heck sind es 1.200 kg, wobei diese Ausrüstung nicht im Serienumfang enthalten ist.
Das Leergewicht des Grip 4-70 beträgt 2,34 t, die zulässigen Achslasten (vorne und hinten) 3 t und das zulässige Gesamtgewicht ist bei 4 t angesetzt.
Fazit
Mit dem Grip 4-70 besetzt der auf Nischenprodukte spezialisierte Hersteller Sauerburger nun auch im Segment der Hanggeräteträger einen besonderen Platz. Die mittig platzierte Kabine mit Heckmotor ist in dieser Fahrzeugkategorie neu, der Preis in der Basisvariante von Euro 65.000,– plus Mehrwertsteuer überaus interessant. Neben der Berglandwirtschaft hat der Hersteller auch kommunale Anwendungen mit der Areal- und Landschaftspflege im Fokus. Dort soll sich bei langen Arbeitstagen insbesondere das innovative Kühlsystem als vorteilhaft erweisen.
Sauerburger „Grip 4-70“
Motor: Kohler, 4-Zylinder, 2504 cm³, Abgasstufe 5, 86 l Dieseltank.
Leistung: 55 kW/75 PS bei 2600 U/min
Drehmoment: 300 Nm bei 1500 U/min
Antrieb/Fahrwerk: stufenlos hydrostatischer Antrieb, 2-stufiger Hydraulikmotor (0-20 und 0-40 km/h) mit nachgeschaltetem Zwei-Gang- Getriebe. Allrad-, Front- und Hundeganglenkung. Optional: Driftlenkung.
Hydraulik: 30 l/min bei 180 bar.
Hubkraft: 1300 kg vorne, 1200 kg hinten
Zapfwellen: 1000 U/min (vorne, optional 540), optional hinten 540 U/min
Leergewicht: 2230 kg
Gesamtgewicht: 4200 kg
Preis: Ab € 65.000,– zzgl. MwSt.
(Herstellerangaben)
Auszeichnung – Innovationspreis für Grip 4 70
Der neue Sauerburger Grip 4-70 bekam vor kurzem den Innovationspreis 2020 der Zeitschriften „Schweizer Landtechnik“ und „Landwirt“ (Österreich) in der Kategorie „Industrie“. Das jüngste Mitglied der Grip 4-Familie erfüllt die besonderen Anforderungen der Berg- und Hochgebirgslandwirtschaft. Jetzt können die Landwirte in diesen Regionen die schwere körperliche Arbeit mechanisieren und viel leichter erledigen. Dies fand bei der Jury besondere Anerkennung.
Die Firmeninhaber und alle Mitarbeiter freuen sich über diese Auszeichnung. Die beiden Fachzeitschriften für die Landwirtschaft in der Schweiz und in Österreich, mit vielen Schwerpunktthemen zur Berglandwirtschaft, hatten den Preis „Alp Innovation Trophy 2020“ ausgelobt und wollten ihn eigentlich schon im Frühjahr übergeben. Bedingt durch Covid 19 und dem Lockdown wurde die Preisverleihung immer wieder verschoben. Am 23. Oktober 2020 war es dann soweit: statt auf einer Tagung in gebührenden Rahmen übergab Chefredakteur Dr. Roman Engeler die Trophäe im kleinsten Kreis mit weniger als zehn Personen im Sauerburger Werk in Wasenweiler. Franz Xaver Sauerburger bedankt sich im Namen aller Mitarbeiter bei den verantwortlichen Verlagen, deren Redaktionen und der Jury, die alle Innovationen genau angeschaut und geprüft haben: „Vielen Dank für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz!“
„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung als Anerkennung unserer Arbeit“, bringt es Firmeninhaber und Geschäftsführer Franz Xaver Sauerburger jun. auf den Punkt. „Unsere Firma hat sich auf Nischenprodukte spezialisiert, deren Stückzahlen für größere Unternehmen zu klein und unrentabel sind. Gleichzeitig haben wir eine leistungsfähige Konstruktions- und Entwicklungsabteilung, die es uns erlaubt, besondere technische Lösungen zu entwickeln und auf Anregungen und spezielle Wünsche unserer Kunden schnell einzugehen.“