Leichter und sicherer arbeiten

Mechanische Fällkeile werden immer beliebter, nicht nur bei Profis. Da die Vorteile durch Erklären und Vorführen besser verständlich werden, eignen sie sich neben klassischen Kleingeräten gut für den stationären Handel.

Mechanische Fällkeile: Leichter und sicherer arbeiten

Beide Keile, vorn der Valfast, hinten der von Eder, sind KWF-geprüft. Sie erleichtern die Arbeit und erhöhen die Sicherheit.

Mechanische Fällkeile: Leichter und sicherer arbeiten

Der Titan 80 mit zurückgeschobenem Spindelschutz.

Mechanische Fällkeile sind keine komplett neue Erfindung, allerdings haben sie sich bisher nicht wirklich flächendeckend durchgesetzt. Das lag nach Ansicht der Praktiker vor allem an etwas anfälligen Bauteilen. Inzwischen aber haben findige Tüftler hier nachgebessert, weshalb die Werkzeuge bei Profis inzwischen verstärkt eingesetzt werden. Aber wie immer kommt innovative Technik irgendwann auch bei der Klientel an, die nicht täglich im Forst aktiv ist. Wir haben daher zwei Modelle zusammen mit einigen erfahrenen Nebenerwerbsforstwirten ausprobiert. Dabei geht es uns nicht um einen detaillierten Test, der klären könnte wo welches Gerät besser ist, sondern um eine grundsätzliche Einschätzung der Technik.

Mechanische Fällkeile: Leichter und sicherer arbeiten

Der Valfast kann durch einen Adapter auch per Maßband ferngesteuert werden.

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Als Fälltechnik wird der versetzte Schnitt angewendet. Die Fasern im überlappenden Bereich reißen sehr leicht, weshalb kaum mehr Kraft als beim regulären Fällschnitt benötigt wird.

Am Markt sind verschiedene Hersteller mit ähnlichen Geräten aktiv. Wir hatten den Titan 80 der Firma Eder Maschinenbau sowie den Valfast des Start-ups Bast-Ing im Wald dabei. Beide Keile funktionieren sehr ähnlich und können beinahe wie reguläre, mit der Axt eingeschlagene Keile verwendet werden: Zwei Bleche krallen sich in den Fällschnitt, ein Kunststoffkeil wird per Spindel dazwischen geschoben, wodurch sich der Keil weitet. Das ganze kann entweder händisch per Ratsche oder per Akku-Schlagschrauber betätigt werden, letzterer sollte dafür etwa 1.000 Nm Drehmoment mitbringen. Als Fälltechnik kommt der versetzte Schnitt zum Einsatz, da sonst die Sägekette mit den Blechen des Keils in Berührung kommen könnte. Diese Vorgehensweise ist kaum aufwändiger als der reguläre Fällschnitt und sollte jedem, der einen Motorsägenlehrgang absolviert hat, geläufig sein. Der Schnitt muss lediglich etwas ausgeweitet werden, damit die Keile von Beginn an tief genug eingeschoben werden können.

Der klare Vorteil ist die wesentlich bequemere Arbeit, da ein Rückhänger so ohne große Anstrengung in die gewünschte Richtung gelenkt werden kann. „Da das reguläre Keilen mit der Axt oft sehr anstrengend ist, verzichtet man manchmal auch darauf und fällt den Baum in die Richtung, in die er hängt. Denn auch wenn das später mehr Aufwand beim Rücken bedeutet, ist das einfacher, als eine schweißtreibende halbe Stunde mit Axt und Keilen“, weiß Tester Nikko Vaillant. Mit einem mechanischen Fällkeil sähe das seiner Ansicht nach aber anders aus, da die Richtungskorrektur sehr viel einfacher sei. Mit den neuen Helfern würde er sich höchstwahrscheinlich jedes mal für die perfekte Fallrichtung entscheiden, was doppelt Arbeit spart: Beim Keilen und später beim Rücken. Reicht der Hub nicht aus, kann durch einen regulären Keil der Baum gesichert und der mechanische Keil weiter nach Innen nachgesetzt werden. Zudem kann durch die hohe Kraft der Keile die Bruchleiste auch gerne etwas dicker gestaltet werden, die sichere Fallrichtung bleibt so länger gegeben.

Mechanische Fällkeile: Leichter und sicherer arbeiten

Der Fällschnitt muss symmetrisch erweitert werden, damit genug Platz für den mechanischen Keil ist.

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Der Eder-Keil mit Ratsche wiegt 5,7 kg, dafür braucht man keine große Axt und mehrere Keile.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die erhöhte Sicherheit. Denn beim regulären Keilen lösen sich durch die vielen starken Schläge gegen den Stamm immer wieder lose oder dürre Äste in der Krone. Diese brechen meist direkt am Stamm, klappen dann wie an einem Scharnier an diesen und fallen herunter – auf den Axt-schwingenden Forstarbeiter. Beim mechanischen Keil gibt es keine Schläge, die Arbeit ist wesentlich „sanfter“ und daher auch sicherer.

Ebenso erhöht die von Bast-Ing entwickelte Fernauslösung per Forstmaßband die Sicherheit. Dabei wird das Maßband in eine Vorrichtung (separat erhältlich) am Schlagschrauber eingehängt und betätigt diesen, sobald es auf Spannung gebracht wird. Anfangs dachte Gründer Josef Strobel auch über eine echte Funkauslösung nach, entschied sich aber aus Gründen der Sicherheit dagegen: „Um während der Fällung vor herabfallenden Ästen oder einem sich aufhängenden und daher zurückschlagenden Stamm sicher zu sein, genügt ein Abstand von 5 bis 10 m. Je weiter ich mich aber entferne, desto größer wird der Radius, in dem ich vom fallenden Baum noch getroffen werde, sollte er wider erwarten doch in meine Richtung kippen. Stehe ich noch in der Nähe der Wurzel, sehe ich das frühzeitig und bin mit viel weniger Schritten aus der Gefahr. Könnte ich den Fällradius durch den Funk komplett verlassen, muss ich ein sehr großes Gebiet überblicken, und kann nicht mehr sehen, ob nicht doch ein Spaziergänger hinter dem Baum aufgetaucht ist.“ Auch mit der Maßbandsteuerung sollte man daher lediglich einige Meter entfernt auslösen. Die Firma Eder hat sich ebenfalls über die reine Kraftumwandlung hinaus Gedanken gemacht, daher arbeitet der Titan 80 mit einem Linksgewinde. So kann der Keil mit der rechten Hand bei nach oben stehendem Hebel ziehend betätigt werden. Von einer elektrischen Lösung hat Eder bisher Abstand genommen, weil diese das Gerät teurer und anfälliger mache.

Eine Seilwinde ersetzen die mechanischen Keile dabei aber nicht, extreme Rückhänger können sie nicht kompensieren. Denn solche Bäume müssen stark aufgerichtet werden, der Keil müsste den Fällschnitt also sehr weit aufdrücken. Das kann schon ausreichen, um die Bruchleiste bereits abreißen zu lassen, noch bevor die Baumkrone den Kipppunkt in die geplante Richtung überwunden hat. Der Baum fällt dann unkontrolliert nach hinten, was sehr gefährlich ist. Zudem könnte der Keil im Nadelholz durch die 25 bis 30 t Kraft eher die Fasern am Sägeschnitt quetschen, statt den Baum zu drücken. Daher müssen solche Kandidaten nach wie vor immer per Seilwinde und entsprechender Anschlagtechnik gefällt werden. Das ist aber kein Nachteil der mechanische Keile, sondern die Grenze des Fällverfahrens mit Keil an sich, denn auch reguläre Keile und Axt wären dabei überfordert.

Beide Keile – Valfast und Titan 80 – sind KWF-geprüft und inzwischen in der Forstbranche etabliert. Ersterer unterstützt Waldarbeiter von Finnland bis Japan, der Keil der Firma Eder wird zudem auch unter der Eigenmarke Nordforest des Versandhändlers Grube vertrieben. Technisch sind zwei Details als Unterschiede auszumachen: Bast-Ing setzt aufgrund der starken Belastung und Vibration auf robuste Gleitlager und aufgeschweißte Krallen. Eder verbaut dagegen Kegelrollenlager und aus dem Blech gepresste Widerhaken.

Mechanische Fällkeile: Leichter und sicherer arbeiten

Im Normalfall kann der Keil samt Schrauber aus dem Schnitt genommen werden, sobald der Baum kippt.

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Für die Maßbandsteuerung empfiehlt sich ein Abstand von 5 –10 Meter.

Die Preise sind mit etwa 650 bis 700 Euro – ohne Zubehör – vergleichsweise hoch, eine mittlere Motorsäge schlägt da ähnlich zu Buche. Dennoch ist Jürgen Knoll, einer unserer „nur“ nebenerwerblich im Forst aktiven Tester bereits Kunde geworden: „Bereits seit einem Jahr erleichtert mir das die Arbeit sehr, ich möchte den Keil nicht mehr missen. Der Akku-Schlagschrauber kommt daneben auch in der Hofwerkstatt zum Einsatz.“ Zwei weiteren Testern sind die Vorteile durch den Praxistest erst richtig bewusst geworden und denken nun ernsthaft über eine Anschaffung nach. Es kann also als Händler nicht schaden, schon jetzt das Sortiment zu ergänzen und auch Vorführungen anzubieten, eventuell zusammen mit den örtlichen Forstämtern oder Forstbetriebsgemeinschaften. Denn ein Markt für die mechanischen Keile existiert bereits – auch neben dem Profibereich. Nicht selten zahlt es sich aus, bei einem Thema mit voranzugehen und frühzeitig Kompetenz aufzubauen, statt später – wenn vielleicht durch höhere Stückzahlen auch günstigere Preise möglich sind – dann noch aufspringen zu wollen.

Forst – In zehn Monaten 30 Menschen bei der Waldarbeit tödlich verunglückt

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2019 verzeichnete die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) mehr Tote bei der Waldarbeit als im gesamten Jahr 2018. Die 30 tödlichen Unfälle bis Ende Oktober seien Anzeichen einer alarmierenden Entwicklung. Drei Viertel der Unfälle ereignen sich bei Fällarbeiten. Kalamitäten mit hohem Schadholzanteil habe es schon immer gegeben, die Besonderheit der derzeitigen Situation sei jedoch, dass europaweit praktisch alle Hauptbaumarten betroffen sind. Geschwächte Bäume haben ein hohes Gefahrenpotential durch Totholz in der Krone, das sich schon bei leichter Erschütterung lösen und zu schweren Unfällen führen kann. Trockenheit und Schädlingsbefall führen zu anderen Herausforderungen und Gefährdungen beim Fällen der Bäume. Hier sind besondere Vorsicht und sichere Arbeitsverfahren notwendig, die das Abbrechen von Ästen oder das Aufplatzen der geschädigten Bäume beim Fällen vermeiden. Besonders große Sorgen bereitet der SVLFG die Buche. Im belaubten Zustand sind Trockenschäden relativ gut erkennbar. Jedoch ist eine sichere Baumansprache nach dem Laubabfall faktisch nicht mehr möglich. Die geschädigten Bäume sollten daher unverzüglich gekennzeichnet werden, auch wenn der zeitnahe Einschlag aufgrund anderer Arbeitsspitzen nicht möglich ist. Dies ermöglicht es später beim Aufsuchen des Baumes klar zu erkennen, welcher Baum besonders geschädigt ist. Eine zusätzliche Gefahr stellen Grünastabbrüche dar. Auch an vermeintlich gesunden Bäumen kann durch die Belastung des Laubes oder durch Fäulnisstellen an den Astansätzen keine ausreichende Holzstabilität vorhanden sein.


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