Mal 70, mal 80 Zentimeter

Jan Löken vom Industriehof Scherenbostel stellte trotz RTK-Einsatzes variierende Reihenbreiten beim Maislegen fest. Beim Hacken hat dies fatale Folgen. Er versucht, den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Maislegetechnik: Mal 70, mal 80 Zentimeter

Der Flurschaden auf dem beschriebenen Maisacker des Biobetriebs nach dem ersten Hackdurchgang, gelegt mit RTK auf 75 Zentimeter Reihenabstand. Gehackt wurde ebenfalls mit RTK sowie Kameratechnik.

Im Frühjahr dieses Jahres hatten wir uns beim Industriehof Scherenbostel entschlossen, ein neues Schnellwechselsystem für Hackschare zu testen. Dazu haben wir von einem örtlichen Lohnunternehmer auf einer Fläche von acht Hektar Mais mit einer Reihenweite von 75 cm legen lassen.

Wir haben eine Hacke, welche wir von einem Biobetrieb aus der Region zur Verfügung gestellt bekommen haben, mit verschiedenen Zinken und dem Schnellwechselsystem ausgerüstet. Um das Ganze möglichst praxisnah zu gestalten, haben wir den Bestand vor den Hackgängen auch gestriegelt.

Das Striegeln hat sehr gut funktioniert, und das Ergebnis war sehr zufriedenstellend. Als wir die Hacke zum Einsatz brachten, kam die Ernüchterung aber rasch. Die erste Arbeitsbreite mit der Hacke brachte dann das für mich recht unerwartete Ergebnis. Trotz des Einsatzes von RTK und auch der äußerst präzisen und mit 50 cm recht schmalen Voreinstellung der Hacksegmente hatte ich das Problem, dass eine Maisreihe fast komplett „zerpflückt“ wurde. Ich stellte dies zuerst auf mangelnde Erfahrung im Umgang mit einer Hacke ohne Kamerasteuerung ab. Nachdem das aber bei drei weiteren gefahrenen Reihen an anderer Stelle wieder passierte, habe ich die Reihenweite nachgemessen. Was ich dann feststellte, hat mir fast „die Schuhe ausgezogen“. Ich hatte beim Lohnunternehmen 75 cm Reihenweite bestellt, bekommen habe ich aber von unter 70 cm bis über 80 cm so ziemlich alles. An einem Anschluss am Vorgewende maß ich, vermutlich bedingt durch einen Signalverlust im RTK-System beim Legen, einen Reihenabstand von knapp einem Meter.

Beträchtlicher Flurschaden

Angesichts des beträchtlichen Flurschadens, den ich bereits mit der Hacke angerichtet hatte und im Hinblick darauf, dass wir auch mit Herbiziden arbeiten konnten, haben wir den Versuch an dieser Stelle enttäuscht abgebrochen. Daraufhin rief ich einen Bekannten an, um mit ihm über die Problematik zu sprechen. Ich wusste, dass dieser Fall auf seinem Betrieb einige Jahre zuvor auch aufgetreten war. Beim Telefonat stellte sich heraus, dass es auch in diesem Jahr mit den Reihenweiten bei ihm nicht passte, obwohl der Lohnunternehmer ein anderer als bei mir und auch ein anderer als bei seinem ersten „Erlebnis“war.

Auch das Gespräch mit anderen Landwirten machte deutlich, dass diese schwankenden Reihenweiten kein Einzelfall sind. Angesichts dieser weitreichenden Problematik startete ich einen neuen Feldversuch. Ich habe auf verschiedenen Äckern mit verschiedenen bestellten Reihenweiten ausgemessen, wie groß die durchschnittliche Abweichung ist. Das Ergebnis war schockierend. Auf fast allen Äckern waren teils erhebliche Abweichungen zu verzeichnen (siehe Bilddokumentation).

Maislegetechnik: Mal 70, mal 80 Zentimeter

Große Abweichungen beim Maislegen, von 64 bis 84,5 Zentimetern bei bestellten 75 Zentimetern Reihenweite, innerhalb der Reihen. Es handelte sich nicht um Anschlussreihen. Wo liegen die Ursachen?

Auch das Gespräch mit dem von uns beauftragten Lohnunternehmer war wenig zielführend. Das Argument, der Acker wäre schlecht vorbereitet gewesen, kann nicht stimmen, da bei verschiedenen Betrieben, die ich untersucht habe, verschiedene Saatbettbereitungen vorlagen. Vom Pflug über Scheibenegge bis hin zum Feingrubber war fast alles dabei. Die weitere Argumentation lief in etwa auf Folgendes hinaus: Meine Kunden spritzen – da interessiert es keinen, ob die Weite 60 oder 75 ist. Das ist meiner Einschätzung nach eine sehr kurzsichtige Haltung, denn über kurz oder lang werden fast alle Maisanbauer hacken. Wenn alle hacken, werden dort auch die Lohnunternehmer gefragt sein.

Nicht jeder Landwirt kann sich die teure Hacktechnik selbst anschaffen. Und spätestens, wenn von acht Hektar Mais nach dem ersten Hackgang nur noch sieben Hektar übrig sind, wird der Landwirt den Verlust geltend machen und den Lohnunternehmer zur Kasse bitten.

Aber ich denke, dass nicht die Lohnunternehmer die wirkliche Schuld trifft. Natürlich kann eine Maschine schlecht eingestellt sein oder die Parallelogrammführung der Säaggregate ist alt und ausgeschlagen. Da sich der Fall meines Bekannten auf eine neue Maschine bezieht, sollte man auch bei den Herstellern der Maislegetechnik ansetzen. Aus meiner technischen Erfahrung heraus weiß ich, dass ein minimales Spiel vorn in der Führung bei einem längeren Säaggregat schon erhebliche Auswirkungen auf die Verschiebung am Ende der Maschine haben kann.

Es geht hier auch nicht darum, irgendwem den Schwarzen Peter zuzuschieben oder einen Schuldigen zu finden. Es geht darum, eine praktikable Lösung für diese Abweichungen der Reihenweite zu finden, bevor das Problem flächendeckend auftritt. Mit dem Wegfall der Totalherbizide wird die ohnehin bereits stark expandierende Hacktechnik einen neuen Höhepunkt erreichen. Da ist es nur ratsam, die Lege- und die Hacktechnik so weit in Einklang zu bringen, dass eine Bearbeitung ohne Flurschaden möglich ist.

Welche Faktoren führen zu den großen Abweichungen?

Die große Frage, die hier weiter im Raum steht, ist aber eine andere. Welche Faktoren führen zu diesen teils großen Abweichungen? Liegt es nur an der Maschine oder an der GPS-Steuerung? Nimmt der Boden hier einen großen Einfluss? Ermöglicht beispielsweise die Festigkeit des Wurzelwerks bei der Direktsaat eine bessere Führung der Säaggregate? Spielt das variierende Gewicht der Saattanks eine Rolle? Wäre es eine Möglichkeit, die Aggregate selbst zu versteifen oder auch hinten zu führen? Auch die Übertragbarkeit der Datensätze aus der Schleppersteuerung der unterschiedlichen Hersteller könnte besser sein, um die Daten des Legens einfacher mit denen beim Hacken zu verknüpfen. Bleibt noch der utopische Ansatz, jedes einzelne Segment in einer Hacke unabhängig zu steuern. Dies erfordert jedoch ein hohes Maß an technischer Flexibilität und wird wohl in der nächsten Zeit keine kosteneffiziente Umsetzung erleben.

DIN A4-Bogen zeigt die Fahrrichtung

So bleibt vorerst nur ein Tipp aus der Praxis. Einer der Landwirte, mit denen ich über diese Thematik sprach, sagte mir, er gebe den Fahrern des Maislegers immer einen A4-Bogen mit den Umrissen des Ackers mit, auf dem dann die Fahrtrichtung beim Legen eingetragen wird. So kann beim Hacken immer in derselben Spur gefahren werden. Somit kann zumindest eine ungünstig eingestellte Legemaschine und die damit verbundene ungleichmäßige Reihenbreite über die Einstellung der Hacke und ihrer Arbeitsbreite in den einzelnen Segmenten ausgeglichen und somit ein gutes und zufriedenstellendes Ergebnis beim Hacken erzielt werden. Es ist jedoch nur ein Behelf, welcher auf Dauer keine befriedigende Lösung darstellt und nur eine mögliche Fehlerquelle beseitigt. Gern diskutiere ich mit Landtechnikherstellern, Händlern und Praktikern dieses Thema.

Maislegetechnik: Mal 70, mal 80 Zentimeter

Jan Hinrich Löken.

Jan Hinrich Löken, Industriehof Scherenbostel, J.Loeken @ industriehof.com

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