
© Industriehof Scherenbostel
Jan Hinrich Löken.
Im Jahr 2022 hatte ich in der eilbote-Ausgabe Nr. 37 über die Problematik mit den ungenauen Reihenweiten beim Maislegen berichtet. Die nach dem Legen gemessenen Reihenweiten reichten von unter 70 bis über 80 cm, beim Lohnunternehmen bestellt wurden 75 cm. Dadurch war es unmöglich, mit der Hacke vernünftig nah an der Reihe zu arbeiten oder wir waren zu nah dran, sodass die Kultur zum Teil zerstört wurde. Aus diesem Grund haben wir etwa zwei Hektar aufgelaufenen Bestand beim ersten Hackdurchgang ungewollt zerstört. Weiterhin wurde durch die mangelnde Bearbeitung an anderer Stelle, die Melde nicht nachhaltig bekämpft. Durch den so entstandenen hohen Konkurrenzdruck fehlten Wasser und Nährstoffe, was zu einem Minderertrag von schätzungsweise 25 Prozent geführt hat.
Damals hatten wir dieses Phänomen erst nach dem Legen bemerkt, sodass wir nicht mehr in der Lage waren zu reagieren. Wir hatten, trotz gründlicher vorhergehender Messungen an der Maschine, unerklärliche Abweichungen. Die erste Aussage des Herstellers bezog sich auf Fehler im Umgang mit der Maschine. Nachdem jedoch ein Vertreter vor Ort war, wurde eingeräumt, dass sich derartige Abweichungen nicht auf diese Weise erklären lassen. Nachgehend hatte ich bereits im vergangenen Jahr versucht, mit verschiedenen einschlägigen Herstellern von Legetechnik ins Gespräch über diese Problematik zu kommen. Anfänglich schien dies auch vielversprechend zu sein. Zum Teil wurde von Herstellerseite eingeräumt, dass dieser Sachverhalt dort nicht unbemerkt geblieben sei. Letztendlich kam es jedoch nicht zu dem gewünschten Austausch und zu Lösungen für die Praxis. Auch die Modalitäten mit der Versicherung des Lohnunternehmens aus 2022 sind bis dato noch nicht abgeschlossen.
Angesichts des Schadens und der unerklärlichen Problemstellung war der Lohnunternehmer verständlicherweise sehr skeptisch, es in 2023 noch einmal bei uns zu versuchen. Aus diesem Grunde wurde mit dem Hersteller vereinbart, dass technisches Personal zur Aussaat mit auf den Acker kommen würde. Dieses Treffen wurde am Morgen der Bestellung mit der Begründung abgesagt, es sei zu wenig Personal vorhanden. Ich finde es erstaunlich, dass angesichts einer solchen Situation niemand zur Verfügung steht, um einen Feldversuch zu begleiten, der sich auf ein so zentrales Problem bezieht. Wir haben unseren Feldversuch trotzdem durchgeführt. Wie im Vorjahr wurde die Maschine vor dem Einsatz ausgemessen. Die Maschine wurde dazu sowohl auf weichem als auch auf solidem Grund abgestellt. Bei der Handhabung wurde diesmal genau darauf geachtet, die Vorgaben des Herstellers einzuhalten, um einen generellen Handling-Fehler zu vermeiden.
Nach den ersten Runden wurde nachgemessen und teilweise eine Weite von circa 80 cm zwischen den beiden mittleren Reihen unter dem Schlepper festgestellt. Genau da, wo dieser Maschinentyp die Klappung aufweist. Die Maschine war jedoch voll entfaltet. Um die Veränderung zu simulieren, wurde die Maschine dann auf verschiedenen Untergründen wie Feldkante und Straße gleichzeitig abgestellt, um einen Höhenunterschied zu erzeugen. Beim Nachmessen konnte jedoch keine Abweichung in der Weite verzeichnet werden. Erfreulicherweise wiesen die anderen Reihenabstände in der Maschine keine Abweichung über 2 cm mehr auf. Den Grund dafür kennen wir nicht, da wir bei der Saatbettbereitung nicht von der üblichen Routine abgewichen sind. Möglicherweise ist die erneute Kalibrierung der Maschine durch den Lohnunternehmer vor Beginn der Saison dafür verantwortlich.
Zudem hatten wir noch ein weiteres Experiment gestartet. Ein Bekannter hatte mich darauf gebracht. Er ist Konstrukteur und Lohnunternehmer zugleich und hatte noch einige Ideen in Bezug auf die mechanischen Belastungsrichtungen in der Maschine. Sodass wir auch die axiale Torsion in Fahrtrichtung, also die Verdrehung der gesamten Sä-Aggregate, als Quelle für die Abweichung nicht ausschließen wollten. Dazu wurden ein digitaler Winkelmesser und eine Kamera an einem der äußeren Aggregate angebracht, um die Torsion wären des Sä-Betriebs zu ermitteln. Hier haben wir allerdings keine Überraschungen erlebt. Die tatsächliche Veränderung lag bei unter einem Grad.
Problematische Anschlussreihe?
Letztendlich blieb nur noch die Thematik mit der Anschlussreihe. Hier hatten wir, Dank der Tatsache, dass wir jetzt genau nachvollziehen konnten, wo diese ist, die Möglichkeit, die Weite mit den Angaben auf dem Schlepper abzugleichen. Dies wird besonders wichtig, wenn die Breiten der Lege- und der Hacktechnik variieren. Wir mussten feststellen, dass es sehr darauf ankommt, dass der Fahrer sich gut mit den Feinheiten des jeweiligen Systems auskennt. Wird zum Beispiel der Schlepper während des Befüllvorgangs abgeschaltet, muss das RTK-System nach dem erneuten Start erst wieder Anschluss an Satelliten finden. Da diese aber oft nicht dieselben sind, die zuvor benutzt wurden, kann es auch hier zu geringen Abweichungen kommen, die sich dann in den Anschlussreihen wiederfinden lassen.
Nun könnte man sagen, das sind ja nur wenige Reihen, aber je nach Größe des Schlages und der Maschine sowie der Häufigkeit der Befüllvorgänge oder anderen Unterbrechungen, welche ein Abschalten rechtfertigen, kommt da schon etwas zusammen. Es empfiehlt sich daher immer zusätzlich auch den Spuranreißer einzusetzen, um bei Ausfall oder der Suche nach einem Einsetzpunkt einen sichtbaren Ansatz zu haben. So findet man im Notfall die alte A-B-Linie relativ unkompliziert wieder.
Nachdem die Problematik mit der teils stark variierenden Mittelreihe mangels Fachpersonals an diesem Tag nicht geklärt bzw. behoben werden konnte, hatten wir uns dazu entschlossen abzubrechen und eine andere Maschine für die Bestellung zu organisieren. Diese Maschine brachte den Job dann einige Tage später zu Ende. Hier wurden durchgehend nur minimale Abweichungen verzeichnet. Nach dem Gespräch mit dem Fahrer des Lohnunternehmens 1 wurde deutlich, dass diese 75 cm- und ihre 50 cm-Schwester-Maschine auf einigen Flächen zum Einsatz kamen, die im letzten Jahr als Vergleichsnormale herangezogen wurden. Dies relativiert zwar die teilweise katastrophalen Messergebnisse des letzten Jahres, aber da dort auch einige andere Maschinentypen zum Einsatz kamen, bleibt es ein generelles Problem und ein Anliegen, hier eine Verbesserung herbeizuführen, um auf kommende Herausforderungen vorbereitet zu sein. Zusätzlich sei gesagt, dass hier der Fahrer des Lohnunternehmens 2 aufgrund der vorherrschenden Situation sehr penibel auf den passenden Reihenanschluss im RTK geachtet und immer wieder kontrolliert hat. Auf der Testfläche haben wir 2023 einige Versuche durchgeführt, um zu klären, mit welcher Technik wir in diesem Fall am weitesten gegen die Verkrautung an beziehungsweise in der Reihe ankommen. Ein erster Ansatz hierzu war der Einsatz eines neuen Schnellwechselsystems in der Hacke, um flexibel und jederzeit auf eine veränderte Reihenweite reagieren zu können. Ein weiterer ist der Einsatz eines Torsionsstriegels sehr nahe an der Reihe. Die Ergebnisse dieser Versuche werden in einem gesonderten Artikel beleuchtet.

© Löken
Abb.: Ursachen für variierende Reihenbreiten beim Maislegen durch Position der Klappsegmente
Konstruktiver Austausch
Zum Schluss nun noch etwas Positives: Nach langem Warten und einigen Anstrengungen der eilbote-Redaktion ist es gelungen, den Hersteller auf der Agritechnica 2023 zu einem Treffen zu bewegen. Hier war unter anderem der Entwicklungsleiter der Maschine zugegen. Der Austausch war sehr konstruktiv. Seitens des Herstellers wurde dann auch eingeräumt, dass man im Vorfeld die Tragweite des Problems nicht richtig erkannt habe. Letztendlich haben wir einige wichtige Punkte erläutern können und haben einiges an Know-how in Bezug auf die Abstimmung der Lege- und der Hacktechnik gewinnen können. Das Wichtigste wollen wir hier noch einmal zusammenfassen.
Das ist zu beachten
Die Segmentierung der hydraulischen Klappung der Legemaschine sollte, wenn möglich, kohärent mit der eingesetzten Hacktechnik sein. Hier können bereits Unterschiede entstehen. Weiterhin sind die Bewegungen der Hydraulik beim Einsatz von Stickstoffblasen mitverantwortlich für die Unterschiede bei den Ablageweiten. Dies ist besonders in Gegenden mit unebenen Flächengeometrien von großer Bedeutung. Noch wichtiger ist jedoch die richtige Handhabung der Maschine. Ist die Hydraulik während des Legeprozesses nicht richtig ausgeklappt, kommt es automatisch zu Veränderungen in den Ablageweiten, ohne dass sich die Abstände der Aggregate in der Maschine verändern. In der obigen Abbildung soll diese Thematik noch einmal verdeutlicht werden.
Die grünen Linien sind die bestellten Abstände von 75 cm. Durch die Öffnung der Hydraulik nur um wenige Grad wird, beispielsweise in der Mitte, zwischen den beiden Segmenten der Maschine der Abstand schon erheblich größer, während sich die Abweichungen in den Reihen innerhalb des Segments nur wenig verändern. Aber auch hier ist, bedingt durch den langen Ausgleichsweg der Parallelogramme, eine etwas größere Reihenweite entstanden. Viel verheerender ist dabei jedoch die Tatsache, dass die abgelegten Reihen im linken Segment der Maschine alle ebenfalls stark parallel verschoben sind, wodurch die Hackmaschine zwangsläufig mit den Werkzeugen in die Reihen bzw. in die Kultur geraten und diese beschädigen oder sogar zerstören wird. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal bemerken, dass bei der eingesetzten Maschine das vollständige Ausklappen und Arretieren der Hydraulik ohne vorherige genaue Anleitung fast unmöglich ist, da hier ein recht komplexer Vorgang zu berücksichtigen ist. Ich denke, dass herstellerseitig eine Verbesserung nötig wäre, um eine potenzielle Fehlerquelle von vornherein zu vermeiden.
Dies alles ist jedoch nur ein Ansatz zur Lösungsfindung. Auch wird es vermutlich nur bedingt zu einer Verbesserung hinsichtlich der präzisen Ablageweiten führen können. Dennoch ist es eine wichtige Erkenntnis und ich bin zuversichtlich, dass langfristig eine Verbesserung in der Abstimmung zwischen Sä- und Pflegetechnik stattfinden wird. Nicht zuletzt deshalb, weil immer mehr Hersteller beide Produktbereiche in ihren Unternehmen vereinen und somit ein Austausch untereinander einfacher werden wird.
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