Für die Ausbringung: Weder Schuh noch Schlauch

Findige Entwickler bringen immer wieder neue Systeme für die bodennahe Gülleausbringung auf den Markt. Jüngstes Beispiel aus der Schweiz ist der Schlepp-Fix. In der Neun-Meter-Version wiegt er 650 Kilogramm.

Gülletechnik: Für die Ausbringung: Weder Schuh noch Schlauch

Der Gülleverteiler Schlepp-Fix in der 9-Meter-Ausführung mit insgesamt 30 Abgängen im Abstand von 30 Zentimetern.

Thomas Hollenstein mit Konstrukteur Lukas Bosshart und das Team der Brunner Spezialwerkstatt AG aus dem Schweizer Schwarzenbach haben mit dem Schlepp-Fix ein neues Konzept eines Gülleverteilers mit bodennaher und streifenförmiger Ausbringung entwickelt. Die Werkstatt baut Komponenten, aber auch ganze Schleppschlauch-Verteiler – auch für Drittanbieter im Markt. Da dieser Markt härter wird, wollte Hollenstein mit einem neuen System die Szene etwas aufmischen.

„Ein verschleißarmer, dennoch robuster Verteiler mit möglichst wenig beweglichen Teilen, der gleich viel oder gar mehr Gülle ausbringen kann als ein konventioneller Prallteller“, das waren die Vorgaben für den jungen Firmeninhaber und sein Team. Entstanden ist der mit verschiedenen Patenten abgesicherte Schlepp-Fix.

Zweiteilig und klappbar

In der Neun-Meter-Version wiegt der Verteiler rund 650 Kilogramm. Er wird mit einem pulverbeschichteten Anbaubock über ein Accord-Dreieck am Güllefass montiert. Zwei Vierkant-Stahlrohre sorgen seitlich für zusätzliche Stabilität.

Der Verteiler besteht aus zwei Teilen, die sich über eine ausgeklügelte Kinematik für den Transport zur Seite klappen und auf dem Feld entsprechend ausfahren lassen.

Damit es beim Zusammenklappen keine Stöße gibt und auch keine Restgülle verspritzt, sind zusätzlich zu den Kunststoffpuffern spezielle und selbst hergestellte Zylinder mit Endlage-Dämpfung verbaut.

Der Verteiler selbst wird für den Transportmodus nach oben geklappt, sodass die Gülle ins System zurückfließen kann.

Die Gesamtbreite beim Transport liegt knapp unter 2,55 Metern. Ein Ausgleichsgelenk in der Mitte ist dafür verantwortlich, dass sich die beiden 4,5 Meter breiten Teile unabhängig voneinander optimal dem Boden anpassen können. Über einen mittigen Drehpunkt kann jede Einheit zudem in sich federgedämpft frei pendeln.

Der Verteiler benötigt für den Betrieb lediglich ein doppelt wirkendes Hydraulikventil mit Schwimmstellung. Der Klappprozess erfolgt über eine mechanische Folgeschaltung.

Herzstück aus dem 3-D-Drucker

Der Schlepp-Fix ist aus Chromstahl gefertigt. Der Güllestrom wird beim Austritt aus dem Fass auf die beiden Seiten aufgeteilt und über je einen Kunststoffschlauch (NW 90) zum eigentlichen Herzstück des Verteilers geführt – ein aus Kunststoff (Polyamid PA 12) hergestellter Verteilkörper, der mit einem industriellen 3-D-Drucker gefertigt wird. Die Gülle fließt durch eine Öffnung und weitet sich nahtlos in eine wellenförmige Zone aus. Diese Zone hat die Aufgabe, den Güllestrom so zu verbreitern, dass er dann die einzelnen Abflüsse auf der gesamten Arbeitsbreite von 4,5 Metern gleichmäßig bedienen kann. Sollte eine Verstopfung auftreten, lässt sich eine Klappe mit zwei Klappverschlüssen einfach öffnen, sodass man Zugang zum Verteilkörper bekommt.

Dieser Verteilkörper bestimmt letztlich auch die Durchflussmenge der Gülle und kann, je nach Kundenwunsch, im Durchmesser angepasst werden. Rein durch die Schwerkraft fließt die Gülle nun in einem Winkel von etwa 45 Grad in den einzelnen Segmenten auf dem Chromstahlblech nach unten.

Gülletechnik: Für die Ausbringung: Weder Schuh noch Schlauch

Herzstück beim Schlepp-Fix ist dieses Kunststoffteil aus dem 3-D-Drucker: Die Gülle fließt durch den Ring, die gerippte Fläche sorgt für das Verbreitern des Güllestroms auf die gesamte Arbeitsbreite.

Gülletechnik: Für die Ausbringung: Weder Schuh noch Schlauch

Die Gülle fließt nur dank der Schwerkraft über diese Segmente weiter nach unten.

Schleppschuh integriert

Vor der eigentlichen Ablage wird die Gülle in einer Art Dreieckschuh getrichtert, sodass neben der bodennahen Ausbringung auch Streifenablage, hier mit 30 Zentimetern Abstand, möglich ist. Diese Dreieckschuhe (15 auf einer Breite von 4,50 Metern) sind mit einem rostfreien Federstahlblech am Verteiler befestigt und üben so einen gewissen Druck auf den Boden aus. Unterhalb der Dreieckschuhe ist eine aus Verschleißstahl (Hardox) gefertigte Gleitkufe angeschweißt, die den Boden für die Gülle etwas aufreißt – analog dem Schleppschuhverfahren.

Gülletechnik: Für die Ausbringung: Weder Schuh noch Schlauch

Das mittige Ausgleichsgelenk sorgt dafür, dass beide Verteiler-Einheiten sich voneinander unabhängig dem Boden anpassen können.

Gülletechnik: Für die Ausbringung: Weder Schuh noch Schlauch

Die Gülle fließt in diesen Dreiecksschuh mit Hardox-Gleitkufe. Der Schuh ist mit rostfreiem Federstahlblech am Verteiler befestigt.

Schnell gelesen

Thomas Hollenstein und sein Team haben mit dem Schlepp-Fix einen interessanten Gülleverteiler konstruiert.
Der Verschleiß soll um bis zu 80 Prozent geringer sein als bei herkömmlichen Systemen mit Schleppschläuchen oder Schleppschuhen.


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