Nur ein Arbeitsgang für Qualitätssilage erforderlich

Alternative Silierverfahren mit Silospeed oder im Schlauch auf zwei Betrieben in Schleswig Holstein

Futterkonservierung: Nur ein Arbeitsgang für Qualitätssilage erforderlich

Die mit einem eigenen Antrieb ausgestattete Silospeed verfügt über ein großes Aufnahmeband, in das etwa die halbe Ladung eines großen Silowagens passt. Kernstück der Maschine ist ein Rotor (rechts).

Futterkonservierung: Nur ein Arbeitsgang für Qualitätssilage erforderlich

Wer kennt das nicht: Die Grundfutter- ernte hat den ganzen Tag gedauert und spät abends muss das Fahrsilo noch sorgfältig gasdicht abgedeckt werden, aber die Manpower fehlt. Wenn dann während der Entnahme noch Probleme mit Fehlgärungen oder aerobem Verderb sichtbar werden, kommt mancherorts der Wunsch nach einem alternativen Silierverfahren auf. Die Silierung im Folientunnel (Silospeed) oder Schlauch bietet den Vorteil, dass Befüllen, Verdichten und Abdecken in einem Arbeitsgang erfolgen und dabei weniger Folie verbraucht wird als bei Rund- oder Quaderballen.

Auf Hof Fuhlreit, dem Betrieb von Hauke und Jörn Sierck in Kropp, Schleswig Holstein, wurde im Jahr 2020 nach einer Alternative für die sanierungsbedürftigen Fahrsiloanlagen gesucht, um das Grundfutter von 125 ha Fläche (100 ha Dauergrünland (3 Schnitte), 15 ha Silomais, 10 ha GPS) für die 100-köpfige Milchviehherde (Rotbunt Doppelnutzung) samt Nachzucht und Mast möglichst verlustarm zu konservieren. Bei der Entscheidungsfindung stand nicht nur der Investitionsbedarf im Vordergrund, vielmehr sollte ein System her, das hohe Futterqualitäten mit guter Arbeitswirtschaftlichkeit verbindet und für die verschiedensten Futterpflanzen geeignet ist. Nach der Sanierung der Siloplatte wurde eine Silospeed G430 (Firma ALKA Maschinen GmbH) angeschafft, mit der seit 2021 das betriebseigene Grundfutter im Folientunnel siliert wird. Damit sich die Investition rechnet, wird auch im Lohn gearbeitet, im Jahr 2021 wurden durch die Hof Fuhlreit Maschinen KG auf verschiedenen Betrieben nördlich des Nord-Ostsee-Kanals bereits 2.100 m Folientunnel angelegt. Bei beiden hier vorgestellten Verfahren wird das Siliergut zum Einlagerungsort (befestigte Siloplatte mit Sickersaftableitung) transportiert und auf das Aufnahmeband gekippt. Die Silospeed ist mit einem eigenen Antrieb ausgestattet, Schlauchpressen sind je nach Modell eigenmotorisiert oder erfordern einen externen Antrieb über einen Schlepper.

Das 20 m³ fassende Aufnahmeband der Silospeed führt das Erntegut dem Pressrotor zu, der es in den Stahltunnel presst. Dabei kommt es zu einem zusätzlichen Materialaufschluss durch die Vorpressung des Rotors. Im Tunnel wird das Erntegut geformt und verdichtet, zusätzlicher Druck wird durch das Anbremsen der Maschine gegen den gefüllten Folientunnel erzeugt, die Silo- speed bewegt sich nach vorn und kommt ohne Halteseile aus.

Futterkonservierung: Nur ein Arbeitsgang für Qualitätssilage erforderlich

Prinzipskizze des Siloschlauchverfahrens.

Futterkonservierung: Nur ein Arbeitsgang für Qualitätssilage erforderlich

Lohnunternehmer Jochen Kühl presst mit der Budissa Bagger RT 8000 Profi Silomais in Schläuche. Neben dem Schlauch wird seitlich Platz benötigt, damit die Bedieneinheit der Maschine und der externe Schlepper neben dem Schlauch laufen können. Auch die Schlauchpresse bewegt sich während des Pressvorgangs nach vorne.

Silieren im Folientunnel und Folienschlauch

Um den Stahltunnel ist die Folie (180 µm, 7 m breit) geschlagen, die auf einer Vorratsrolle an der Maschine mitgeführt und über eine Rollenmechanik um den gepressten Futterstock gelegt wird. Die Folie wird nur bis etwa 50 cm unter den ellipsenförmigen Futterstock geführt, so dass dieser nach unten hin offen ist (Abbildung 1). Durch den Eigendruck des Silostocks sitzt die Folie sehr fest, wodurch ein Eintrag von Sauerstoff bei befestigtem und glattem Untergrund vermieden wird. Insofern könnten Querrillen im Boden die Gasdichtigkeit des Systems negativ beeinflussen.

Bei Schlauchpressen wie der Budissa Bagger RT 8000 Profi, die beim Lohnunternehmen Kühl in Nindorf für die Einlagerung von Halmgut (Gras, GPS) und Silomais eingesetzt wird, ist der Pressrotor quer eingebaut. Für Schüttgut wie Feuchtgetreide oder für ganze Zuckerrüben kommen andere Pressen aus dem Maschinenpark zum Einsatz. Über ein manuell regelbares hydraulisches Bremssystem erfolgt ein Anbremsen der Maschine gegenüber dem gefüllten Schlauch, wodurch sich der Pressdruck aufbaut. Je nach Modell ist die Maschine über Drahtseile mit einem Widerlager hinter dem Schlauch verbunden (Abbildung 2). Der Bediener beobachtet kontinuierlich den Grad der Schlauchfüllung und damit die Verdichtung des Ernteguts über einen Dehnungs-Messstreifen, der sich seitlich am Schlauch befindet. Um eine Schlauchdehnung über 10 bis 15 % zu vermeiden, wird der Bremsdruck bei Bedarf nachgeregelt. Da die Schlauchfolie einer extremen mechanischen Belastung bei der Verdichtung und Lagerung ausgesetzt ist, sind die Anforderungen an die Folienqualität sehr hoch.

Während beim Schlauchverfahren über den Durchmesser die Größe der Anschnittsfläche individuell festgelegt werden kann, wird deren Größe bei Tunnelsilagen durch den 3,2 m breiten Stahltunnel vorgegeben (6,5 m²). Allerdings sind bei Silospeed unbegrenzte Silolängen möglich (Tabelle 1).

Hinsichtlich der Leistung der Maschinen sind sich die beiden Lohnunternehmer aus Schleswig-Holstein, die die Verfahren derzeit anbieten, einig: Auch bei der Ernte auf arrondierten Flächen können die Siliermaschinen mit der Häckselkette mithalten. Dabei lässt sich kurz gehäckseltes Material im Bereich von 30 bis 45 % Trockenmasse (TM) besser pressen als zu stark angewelktes Gras aus dem Ladewagen.

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Landwirt Jörn Sierck ist sehr zufrieden mit der Qualität seiner mittels Silospeed erzeugten Silagen und die Milchkühe sind es auch. Sein Sohn Hauke meint scherzhaft: „Sie fressen uns die Haare vom Kopf und geben deutlich mehr Milch bei verringertem Kraftfuttereinsatz“.

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Nacherwärmung oder Schimmelbildung waren bisher auf Hof Fuhlreit kein Thema. Da die Anschnittsflächen mit 6,5 m² relativ klein sind, ist es unproblematisch, mehrere Silos gleichzeitig offen zu haben, um eine individuelle Fütterung verschiedener Tiergruppen zu ermöglichen.

Vorteile gegenüber der Silierung im Fahrsilo

Der klare Vorteil der Tunnel- und Schlauchsilagen gegenüber der Einlagerung ins Fahrsilo liegt im sofortigen Luftabschluss, der mit minimalem Arbeitsaufwand erreicht wird. Hierzu werden beim Tunnelsystem die offenen Enden der Folie mit herkömmlichen Materialien (Kiessäcke, Reifen) beschwert. Für das Verschließen des Schlauchs dient ein Verschlussband. Mit Gurten oder eingehängten Kiessäcken fixierte Schutznetze (ohne Bodenkontakt) minimieren Schäden durch Vögel, darüber hinaus gewährleistet ein effizientes Schadnagermanagement die Gasdichtigkeit des Systems.

Durch den zügigen Luftabschluss stellen sich im Silostock schneller anaerobe Bedingungen ein, wodurch die Vermehrung von aeroben Schadkeimen vermindert, die Lebensbedingungen für die Milchsäurebakterien optimiert und Silierverluste reduziert werden. In Untersuchungen lagen die TM- Verluste im Schlauch bei 4 % (Mais) bis 5 % (Gras) und damit mindestens 50 % unter denen im Fahrsilo (Steinhöfel, 2010). Auf dem Betrieb von Familie Sierck sprachen die Analyseergebnisse deutlich für die neue Siliertechnik, die Silagequalitäten von Gras, GPS und Mais waren im ersten Anwendungsjahr sehr gut (Tabelle 2). Derselben Meinung waren auch die Milchkühe, sie reagierten mit gesteigerter Futteraufnahme von bis zu 2,4 kg pro Tier und Tag, sowie mit Steigerung der Milchleistung bei geringerem Kraftfuttereinsatz.

Nacherwärmung und aerober Verderb waren bisher auf dem Betrieb kein Problem, obwohl der wöchentliche Vorschub durch den Weideaustrieb der Milchkühe von durchschnittlich 3 m (Winter) auf 0,8 bis 1,6 m pro Woche reduziert wurde. Inwieweit das auch für die wärmeren Sommermonate gilt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Zu den TM-Verdichtungen in den Tunnelsilagen liegen derzeit keine eigenen Messwerte vor, es ist aber davon auszugehen, dass diese aufgrund der stärkeren Pressung vergleichbar oder höher als im Schlauch sein dürften. Laut Herstellerangaben können Pressdichten von bis zu 270 kg TM/m³ im Mais und 310 kg TM/m³ im Gras erreicht werden. Nach Untersuchungen von Maack (2009) waren die Lagerungsdichten bei Schlauchsilagen (170 bis 220 kg TM/m³ Mais, 150 bis 200 kg TM/m³ Gras) mit denen in flachen Fahrsiloanlagen vergleichbar.

Futterkonservierung: Nur ein Arbeitsgang für Qualitätssilage erforderlich

Tunnelsilo (links) und Schlauchsilo (rechts) im Querschnitt.

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Lagerraumbedarf und Entnahme

Der Flächenbedarf für die Lagerung von Tunnel- und Schlauchsilagen ist abhängig vom TM-Gehalt des Ernteguts und liegt inklusive der Abstände bei etwa 0,6 m² (Silospeed) bis 1 m² (Schlauch) pro Tonne Frischmasse. Allerdings können im Jahresverlauf Ablageflächen für nachfolgend abreifende Futterpflanzen genutzt werden, wodurch bis zu 15 % Fläche eingespart werden kann.

Nach dem Aufschneiden der Folie kann die Silage mit einer Frontladerschaufel, Schneidschaufel oder mittels Fräse entnommen werden. Ein geschickter Fahrer minimiert dabei die Handarbeit, es gelangen weniger Folienreste ins Futter. Die Erfahrungen mit Tunnelsilagen zeigen, dass keine Silage nachfällt und sich die „Silagebrocken“ im Futtermischwagen gut auflösen lassen.

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SCHNELL GELESEN

Die Silierung mit Silospeed oder im Folienschlauch stellt eine gute Alternative oder eine mögliche Ergänzung zur Silierung im Fahrsilo dar. Da Befüllen, Verdichten und Abdecken in einem Arbeitsgang erledigt werden, stellen sich schneller anaerobe Bedingungen im Silostock ein, die Milchsäuregärung wird unterstützt und Verluste minimiert. Gerade in Zeiten steigender Kraftfutterpreise ist es mit diesen Verfahren auch möglich, andere hofeigene Futterkomponenten sicher zu konservieren.


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