Pferdehalter mechanisieren zunehmend

Die Pferdehöfe werden größer, Mitarbeiter legen mehr Wert auf Ergonomie und auch die Ansprüche der Tierbesitzer wachsen. Moderne Stallformen und ökologische Trends verändern die Pferdehaltung, was auch mit mehr Technik einhergeht. Für Landmaschinen-Händler ist das eine Chance auf neue Kunden – wobei wichtig ist, dass man deren Bedürfnisse kennt.

Lukrativer Markt: Pferdehalter mechanisieren zunehmend

Insbesondere der wendige Elektrolader 23e ist bei Pferdehaltern beliebt.

Pferdehaltung ist eine Nische, die gefühlt stetig wächst. Statistisch ist die Zahl der Pferdebesitzer (ab 14 Jahren) in Deutschland aber in den letzten Jahren sehr konstant geblieben, knapp eine Million sind das derzeit. Im Vergleich zu Zahlen vor etwa 20 Jahren ist aber ein leichter Trend nach oben erkennbar. 1,32 Mio. Personen gehen in ihrer Freizeit häufig reiten, 3,6 Mio. Personen interessieren sich zumindest „ganz besonders“ für das Reiten. Von den etwa 1,3 Mio. Pferden in Deutschland sind fast die Hälfte in Pensionsbetrieben untergebracht, etwa ein Drittel werden privat gehalten. Der übrige Teil lebt auf Höfen ohne Reitplatz oder Halle. Eine Studie aus Baden-Württemberg konnte 2019 zudem zeigen, dass auch in dieser Branche die Betriebe – wie auch in der Landwirtschaft – immer größer, dafür aber weniger werden: Zwischen 2007 und 2016 ging die Zahl der pferdehaltenden Betriebe um etwa ein Drittel zurück, vornehmlich die kleineren mit weniger als sechs Tieren. Parallel dazu legten die Höfe mit über 30 Pferden deutlich zu. Grund dafür könnte die Änderung der Umsatzsteuer im Jahr 2005 sein, wodurch die Wirtschaftlichkeit schlechter wurde, was vor allem kleineren Betrieben zu schaffen gemacht haben dürfte. Leider habe sich aber auch das Kundenverhalten bezüglich der Zahlungsmoral negativ verändert. Mit dem gestiegenen Angebot von Einstellplätzen prognostiziert die Studie einen Verdrängungswettbewerb. Pferdebesitzer müssen also umworben werden, wozu auch gute Technik gehört. Dazu passt, dass der generelle Anspruch an Pferdepensionen über die Jahre gestiegen sei.

Wer also denkt, Pferdehalter würden neben den Tieren hauptsächlich in Zaumzeug und Futter investieren, liegt grundlegend falsch. Denn auch in diesem Bereich ist ein technisch versierter Fachhandel gefragt, die Kunden haben aber bestimmte Ansprüche. Teilweise sind spezielle Produkte gefragt, welche sich aber oft mit Standardserien überschneiden.

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Die Reitplatzplaner von Kellfri können von Traktoren oder ATVs (Quad) gezogen werden.

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Zaunmäher am Traktor sind sinnvoll, wenn viele Weideflächen mit Elektrozäunen ausgestattet sind.

Kompakte Traktoren und Lader stark im Kommen

Immer stärker gefragt sind kleine Traktoren, die zunehmend von Herstellern aus Südkorea und Japan kommen. Neben den Klassikern wie John Deere etablieren sich diese immer stärker, sie sind mitunter bereits ebenfalls langjährig im deutschen Markt unterwegs, die Marke Tym etwa seit gut 15 Jahren: „Das wichtigste Kriterium eines Pferdehalters an einen Kompakttraktor ist immer, dass der Frontlader einen Rund- oder Quaderballen heben können muss. Ein Mulcher sollte ebenfalls möglich sein, und der Antrieb erfolgt idealerweise hydrostatisch, sodass auch ungeübte Personen leicht damit umgehen können“, sagt Andreas Rips, Importeur und Geschäftsführer der Tym-Traktoren Vertrieb GmbH in Haltern am See. Für eine unkomplizierte Beratung hat er entsprechende Pakete im Angebot, die bereits passend konfiguriert sind. Das Verkaufen in dieser Branche sei seiner Erfahrung nach aber nur die halbe Miete, denn die Nutzer legen meist großen Wert auf einen umfassenden Service sowie eine persönliche Einweisung. Da viele der Traktoren auf Pferdehöfen nicht zugelassen werden – sie müssen nie auf öffentliche Straßen – übernimmt Rips‘ Team auch den Transport zur Werkstatt, wenn die Inspektion fällig ist. Kabinen mit Klimaanlage und Heizung, wie etwa im Kommunalumfeld gewünscht, sind hier kaum gefragt. „Außerdem benötigt man etwas Erfahrung auch mit den Anbaugeräten, denn nicht alles passt immer auch zusammen. Gerade mit den vermehrt rein online angebotenen Produkten gibt es immer wieder Probleme, was die Kompatibilität angeht. Ein versierter Händler, der alles aus einer Hand anbietet, kann hier beim Kunden sofort punkten.“ Neben Tym bieten aber auch Hersteller wie Branson, Solis, LS-Traktor oder Kioti passende Traktoren, ebenso warten Kubota, Yanmar und Iseki mit einer breiten Palette auf.

Generell muss es aber nicht zwingend ein Traktor sein, denn auch Lader erfüllen häufig die Anforderungen, inklusive Anhängerkupplung. Vorteile des Traktors sind Zwischenachsmähwerke und Zapfwelle. Wenn das nicht zwingend benötigt wird, ein E-Antrieb aber im Stall sehr viel mehr positiven Einfluss hätte, sollte man bei den entsprechenden Herstellern wie Schäffer oder Weidenmann schauen. Diese bieten auch Teleskoplader für sehr enge Räumlichkeiten an: Wenn die Heuballen also etwas höher hinauf müssen oder ähnliche Aufgaben zu meistern sind, kann auch so ein Gerät für Pferdehöfe interessant sein, gerade durch den Trend hin zum größeren, technisch besser ausgestatteten Betrieb.

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Die Modelle von AS-Motor kommen auch mit dichten Beständen von Weidezäunen zurecht.

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Der Rampelmann & Spliethoff Platz-Max Kombimulcher basiert auf den Modellen von Müthing und ist daher in diversen Arbeitsbreiten und Anbau-Konfigurationen zu haben.

Spezialgeräte für Koppel und Weide

Bei den Anbaugeräten sind Pferdehalter und -sportler auf teilweise spezielle Technik angewiesen. Der Händler Farmtec aus der Nähe von Landshut hat dafür die Produkte von Kellfri parat: Der schwedische Hersteller ist auf einfache, aber hochwertige Maschinen für Nebenerwerbslandwirte, Semipro-Forstleute und Tierhalter ausgerichtet: „Da meine Frau Tierärztin ist und eine eigene Koppel unterhält, habe ich den Reitplatzplaner auch im praktischen Einsatz“, sagt Geschäftsführer Ludwig Trautmann. Das Gerät dient dazu, Bodenunebenheiten zu glätten und den Belag – bei ihm ein Gemisch aus Sand und Stoff-Stücken – durchzumischen. Denn auch Pferde können sich den Knöchel verletzen, wenn sie versehentlich in ein Loch treten. Eine lockere obere Schicht gefriert zudem weniger hart, daher können die Pferde dann auch bei tieferen Temperaturen laufen gelassen werden. „Dafür ist eine einfache Egge nicht geeignet, da man eine genaue Tiefenführung benötigt, um die tiefer im Boden liegenden Matten oder andere Fundamente und Drainageschichten nicht zu erwischen.“ Und da ein Reitplatz durchaus mehrmals pro Woche abgefahren werden sollte, um eine saubere Durchmischung zu gewährleisten, gehört das Gerät für die Betriebe zu den essentiellen Anschaffungen. „Wichtig ist ein leichtes Zugfahrzeug mit möglichst breiten Reifen, also eher Rasen- als AS-Profil“, empfiehlt Trautmann. Denn Verdichtung ist ja nicht gewünscht, den exakt richtigen Grad an Rückverfestigung stellt die am Reitplatzplaner montierte Gitterwalze ein.

Ein Reitplatz wurde früher häufig mit Holz-Sticks – sogenannte Reiterspäne – aufgewertet. Heute herrscht Vlies vor, da langlebiger und günstiger. Die Kunstfaser in der Prärie wird inzwischen etwas kritischer betrachtet, weshalb Reitplatzbauer etwa Jute als ökologische Alternative erproben. Solche Trends können auch Einfluss auf die nötige Technik haben, etwaige Kundenfragen zur Kompatibilität mit neuen Bodenmaterialien sollte ein Händler beantworten können und daher auf dem Laufenden bleiben.

Dem Markt traut Kellfri-Händler Trautmann durchaus Potenzial zu, seit der Einführung der schwedischen Produkte habe er schon einige Pferde-Geräte verkauft. Dazu gehört auch der Zaunmäher: Dieser hält das Gras auch um und zwischen den Pfählen kurz, was bei Elektrozäunen essentiell wichtig ist: Denn reichen die Halme an die Kabel, fließt der Strom in die Erde, und die Funktion ist dahin. Auch der Wasserwagen des Herstellers zielt auf die Pferdehalter als Klientel, denn er passt ebenfalls an Kompakttraktoren oder ATVs: Auf den einfachen Rahmen passt ein handelsübler IBC-Container, was die Anschaffung sehr günstig macht.

Entsprechende Geräte gibt es natürlich auch von absolut auf die Branche ausgerichteten Spezialisten, wie etwa dem im nordrhein-westfälischen Beelen ansässigen Hersteller Rampelmann & Spliethoff. Was 1967 als reiner Landmaschinenhandel begann, entwickelte sich über den Stahl- und Hallenbau als zweites Standbein auch in Richtung der Kunden aus der Pferdehaltung. 1997 baute man dann den ersten Reitplatzplaner und stieg vollends in die Branche ein. Inzwischen gehen 50 Prozent der Maschinen in den Export, bei fünf Olympischen Spielen war die eigene Marke Platz-Max bereits im Einsatz. „Jedes Pferd und jeder Reiter hat eigene Ansprüche an den Boden. Unsere Geräte können darauf individuell eingehen“, erklärt Verkäufer Lennard Schoppen. „Die Investition an sich ist ja der Reitplatz, der Planer pflegt diese Investition. Denn egal ob sehr einfache Hobbykoppel oder Profisportanlage – gepflegt werden muss jeder Reitplatz.“

Auch die Weiden benötigen bei Pferden etwas mehr Pflege, weshalb Rampelmann & Spliethoff zusammen mit Müthing deren Mulcher speziell für Pferdeweiden ausrüstet. Dabei geht man vor allem das Thema Dung an, dieser wird auf vielen Betrieben noch händisch abgesammelt. Denn wo dieser zum Liegen kommt, entstehen in der Regel sogenannte Geilstellen: Durch punktuell starke Düngung und Lichtmangel wächst das Gras lang und dünn, gleichzeitig wird es durch die Verunreinigung von den Tieren gemieden. Bliebe der Dung überall liegen, würde die Weide schnell insgesamt weniger kräftig wachsen. Zusammen mit ebenfalls als Futter ungeeigneten Pflanzen wie Brennnesseln und Disteln mulcht man daher auch Weiden und sorgt so für Humusaufbau. Die eigentliche Besonderheit des Platz-Max Kombimulchers ist die Sprüheinheit. Sie bringt einen flüssigen Weideaktivator auf, dessen Bakterien für eine schnellere Zersetzung sorgen. Andere Hersteller wie Knuth, Amazone oder Peruzzo setzen mit ihren Sammelmulchern auf eine komplette Entfernung der Biomasse. Sauger nur für Pferdeäpfel bietet die niederländische Firma CS-Innovations. Denn verbleibt der Mist auf der Weide, können Larven wieder mit dem Grünfutter aufgenommen werden. Weniger Mist auf der Weide bedeutet also weniger Entwurmen, laut Pferdetechnik-Spezialist Equitrend könne dann einmal statt viermal jährlich ausreichen. Positiv sei das auch, da sich bereits Resistenzen gegen die Wurmmittel ausbilden. Die Rücksprache mit dem Tierarzt ist hier aber wichtiger als die Empfehlung eines Landtechnikhändlers.

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Kellfri Wasserwagen: Praktisch und einfach ist das Fahrgestell für IBC-Container, er erleichtert den Wassertransport.

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Die Platz-Max Reitplatzplaner kommen auch bei Profi-Events wie Olympia zum Einsatz.

Vorteile für Tier und Mitarbeiter

Auch im Bereich der Pferdeställe gibt es Trends: Den modernen Aktiv- beziehungsweise Bewegungsstall sehen bereits etwa zehn Prozent der Pferdehalter als ideale Unterbringungsform. Der österreichische Stallspezialist Schauer realisiert das, indem man einen großen Außenbereich in mehrere Zonen einteilt: Raufutter, Kraftfutter, Auslauf und Ruhebereiche. Jedes Pferd verschafft sich über einen Transponder am Bein Zugang zu den jeweiligen Bereichen und kann so genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten versorgt werden. Das Tier frisst und bewegt sich so, wie es möchte. Auch für den Betreiber hat das Vorteile, denn die Arbeit auf dem Pferdehof besteht nicht nur aus den romantischen Klischees wie Striegeln und Schnauzen streicheln. Mitarbeiter seien laut Praktikern wesentlich besser zu motivieren, wenn stupide Arbeiten wie das Ausmisten, Einstreuen und Futterbefüllen maschinell erledigt werden können. Und ein offener Bewegungsstall heißt eben auch, dass man dort mit dem Frontlader und anderen Geräten arbeiten kann. In engen Stallboxen ist dagegen die elektrische Schubkarre schon eine große Erleichterung, der Rest bleibt aber Handarbeit.

Größere Betriebe helfen sich jedoch beispielsweise durch spezielle Greifer für Minilader, wie etwa den Purple Packer aus den Niederlanden: Er entmistet eine Box maschinell mit einem Griff, der Purple Spreader kann im Anschluss das frische Stroh direkt aus einem Ballen einstreuen. Da Ergonomie am Arbeitsplatz immer stärker eingefordert wird und Fachkräfte gleichzeitig Mangelware sind, kann entsprechende Technik auch für die Mitarbeiterbindung wichtig sein.

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Der Horsehopper nimmt auch die Pferdeäpfel mit auf.

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Der Purple Packer kann, an Miniladern montiert, eine Box maschinell entmisten. Der Purple Spreader streut im Anschluss das frische Stroh direkt aus dem Ballen ein.


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