Neue Strukturen bieten spannende Perspektiven

Der Landmaschinenhandel besteht längst nicht mehr nur aus Werkstatt und Verkaufsraum, wie das Beispiel der Firma Josef Greving aus Ahaus beweist: Mit zehn Standorten und 280 Mitarbeitenden gibt es viele neue Positionen für Fach- und Führungskräfte im Kundendienst, in der Verkaufsleitung oder bei Spezialthemen wie Precision Farming.

John Deere: Neue Strukturen bieten  spannende Perspektiven

Vier unterschiedliche Karrieren beim John Deere Vertriebspartner Josef Greving (von links): Christian Wiedensack, Jan Werschmann, Dominik Selhorst und Lukas Mies.

Für Lukas Mies (28) gab es schon in frühester Kindheit kaum etwas anderes als Landtechnik: Als Sohn der ehemaligen Inhaber der Zimmermann Landtechnik aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen waren ihm Landmaschinen sehr vertraut. „Ich hatte Spaß daran, an alten Traktoren herumzuschrauben“, erinnert er sich. Für ihn stand auch schon früh fest, dass er einmal in dem Bereich Landmaschinenhandel tätig sein möchte.

Daher entschied er sich nach dem Abi bewusst dafür, eine Ausbildung zum Landwirt zu beginnen. „Ich konnte mir vorstellen, später in den Bereich Kundendienst oder Vertrieb zu gehen und wollte daher auch die Seite der Kunden näher kennenlernen“, begründet er die Entscheidung.

Im Jahr 2016 schrieb er sich dann für das Studium Agrartechnik an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Bayern) ein. Vor allem der hohe Praxisbezug der Hochschule reizte ihn. Sein Praxissemester absolvierte er bei der Firma Zürn Harvesting in der Abteilung Schneidwerksentwicklung, seine Bachelorarbeit schrieb er bei John Deere in Walldorf. Nebenbei war er unter anderem Vorführfahrer für Erntemaschinen beim Landmaschinenhändler „Agrarmarkt Deppe“ in Bad Lauterberg (Harz) tätig.

Einstieg in Precision Farming

Für ihn persönlich das „i-Tüpfelchen“ der Ausbildung war das anschließende Masterstudium „Agribusiness“ an der Universität Hohenheim. „Damit habe ich das ganze Spektrum abgedeckt: Ausbildung als Landwirt, Agrartechnikstudium und eine betriebswirtschaftliche Vertiefung“, resümiert Mies. Auch die Masterarbeit schrieb er beim Landmaschinenhersteller John Deere, dieses Mal allerdings in der Versuchsabteilung für Mähdrescher in Zweibrücken.

Anschließend startete er ins Berufsleben als Produktspezialist für Pflanzenschutztechnik in dem elterlichen Unternehmen „Zimmermann Landtechnik“.

Als die Firma Greving das Unternehmen im Herbst 2022 übernommen hat, erhielt Mies die Chance, der neue Leiter der Abteilung „Precision AG“ für den Bereich Precision Farming zu werden. Die Stelle hat er am 1. Juni 2023 angetreten. „Bislang gab es vier Spezialisten zu dem Thema im Unternehmen. Die neue Leitungsfunktion soll den Unternehmensbereich koordinieren und für die strategische Weiterentwicklung sorgen“, erklärt Henrika Werlemann-Greving, Geschäftsführerin bei Greving Landmaschinen.

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Lukas Mies (links) verantwortet den Bereich Precision Farming.

Dabei fällt Mies die Aufgabe zu, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie Lösungen für die Kunden im Bereich Precision Farming und „Vernetzter Kundendienst“ anzubieten. „Ich bin dabei auch Ansprechpartner für die Servicetechniker in den Werkstätten und die Schnittstelle zwischen dem Kundendienst und dem Hersteller John Deere“, beschreibt Mies seinen Arbeitsplatz. Dazu gehört auch, bei den Landwirten und Lohnunternehmern für Vertrauen in die Technik zu sorgen – denn die Übertragung und Auswertung von Daten sorgt hie und da noch für Skepsis. „Uns als Vertriebspartner fällt dabei die wichtige Aufgabe zu, die neue Technik nicht einfach nur zu verkaufen, sondern den Mehrwert für den Kunden deutlich zu machen und zu erklären, wie er das Optimum für sich und seinen Betrieb damit herausholt“, sagt Mies. Dementsprechend erstellt er mit seinem Team auch Schulungspläne und bietet sowohl Präsenzschulungen vor Ort, aber auch Online-Schulungen an. Diese waren in der Zeit der Corona-Pandemie die einzige Möglichkeit, um mit den Kunden in Kontakt zu bleiben, haben sich aber auch danach als hilfreich erwiesen, um bestimmte Themen einer breiten Zahl an Teilnehmern im gesamten Vertriebsgebiet effizient näher zu bringen. „Die Schulungen einschließlich der Unterlagen erstellen wir komplett selbst“, erklärt Mies. „Wir nutzen das intensiv, um die Betriebe auf die Saison vorzubereiten und die Zahl der Anfragen in der Saison zu reduzieren“, ergänzt Werlemann-Greving.

Das unterstreicht gleichzeitig, wie wichtig es in seiner Position ist, nicht nur mit der Technik, sondern auch mit den Bedürfnissen der Kunden, also der Landwirte, vertraut zu sein. „Daher kann ich nur jedem raten, der in diesen Bereich will, sich über eine Ausbildung oder zumindest viele Praktika möglichst breit aufzustellen. Nach der Schule hilft das auch, sich selbst klar zu werden über die eigenen Wünsche und Vorlieben“, lautet sein Fazit.

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Vom Landwirtssohn zum Vertriebsleiter beim John Deere Vertriebspartner: Dominik Selhorst (links).

Plötzlich Vertriebsleiter: Sprung ins kalte Wasser

Auch Dominik Selhorst (32) ist ein Hochschulabsolvent, der heute eine Führungsposition im Unternehmen Greving bekleidet. Der Landwirtssohn aus der Nähe von Münster in Westfalen ist auf einem Betrieb mit Schweinemast und Ackerbau aufgewachsen. Nach dem Abitur im Jahr 2010 hat er ein Ingenieursstudium mit Schwerpunkt Mechatronik an der „Dualen Hochschule Baden-Württemberg“ in Stuttgart begonnen. Als Industriepartner für das Studium hatte Selhorst den Landmaschinenhersteller Claas aus Harsewinkel gewählt. Im Anschluss an das Bachelorstudium (B. Eng.) schloss er 2013 ein Masterstudium „Agrarwissenschaften“ mit Schwerpunkt Agribusiness an der Universität Göttingen an.

Parallel zum Masterstudium absolvierte er ein 1,5-jähriges DLG-Traineeprogramm, um verschiedene Branchen im Bereich Landtechnik kennenzulernen. „Ursprünglich wollte ich in die Industrie, aber die Marktlage war damals nicht so gut, es gab kaum freie Stellen“, blickt er zurück.

Im Rahmen des Traineeprogramms gestaltete er in der Marketingabteilung beim Hersteller John Deere den Messestand für die Agritechnica 2015 mit und wurde auf der Messe auch dort eingesetzt. Hierbei lernte er erstmals mehrere Händler kennen, unter anderem das Unternehmen LVB-Steinbrink, seinen späteren Arbeitgeber. Im Mai 2017 wurde er dann bei der LVB-Steinbrink GmbH am Standort Uetze Gebietsverkaufsleiter für die Region Ostniedersachsen. Im Jahr 2019 bekam er dann den Posten als Leiter einer eigenen Verkaufsfiliale. „Aber mein Herz hing immer im Münsterland, ich wollte gern dahin zurückkehren. Darum war ich erfreut, als die Firma Greving mir die Position des Verkaufsleiters anbot“, schildert er den weiteren Werdegang.

Die Aufgabe stellte sich als große Herausforderung dar. Denn hatte er vorher als Filialleiter nur die Tätigkeit von acht Mitarbeitern zu koordinieren, hat er jetzt die Verantwortung für 18 Verkäufer und zwei Produktspezialisten. Ihm obliegt zudem der komplette Ein- und Verkauf einschließlich der Kommunikation zum Hersteller. „Diese Aufgabe hatte früher mein Mitgeschäftsführer Philipp Bock. Um ihn zu entlasten, haben wir die neue Stelle des Verkaufsleiters geschaffen“, sagt Henrika Werlemann- Greving.

Für Selhorst hat sich im Nachhinein als sehr hilfreich erwiesen, dass er nicht etwa gleich nach dem Studium in die Führungsposition gesprungen ist, sondern erst den Verkauf von der Pike auf gelernt hat. Er sieht im Management bei größeren Handelsunternehmen durchaus viele Chancen für Hochschulabsolventen: „Die Industrie fährt den Außendienst immer stärker zurück. Die Lücken muss der Vertriebspartner schließen. Das bietet interessante Perspektiven und Jobs auch außerhalb der Industrie.“

Denjenigen, die eine Führungsposition anstreben und eine gewisse Karriere machen wollen, rät er dazu, sich die eigenen Ziele klarzumachen: Wo will ich in einem Jahr oder in fünf Jahren stehen? „Dementsprechend kann man sich selbst Zwischenziele setzen und das auch offen mit dem Arbeitgeber kommunizieren. Schon bei meinem Berufseinstieg habe ich gesagt, dass ich gern in etwa zwei Jahren den nächsten Karriereschritt machen würde“, erklärt er. Auch für ihn waren Praktika oder das Traineeprogramm der DLG in der Findungsphase elementar, um sich über Berufsfelder zu informieren. „Ein Bachelorstudium allein hilft da nicht weiter. Wichtig ist der Mix aus Ausbildung und Studium, um die ganze Struktur kennenzulernen“, ist er überzeugt.

Vom „Schrauber“ zum Trainer

Aber nicht nur Hochschulabsolventen bietet der Handel interessante Karrieren. Das konnte Christian Wiedensack (41) hautnah erleben. Nach seiner Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker im Jahr 1999 war er zunächst beim Landmaschinenhändler Drees in Greven tätig, den Greving 2011 übernommen hat. „Im Jahr 2012 habe ich dann eine Zusatzausbildung zum Servicetechniker für Erntemaschinen bei John Deere abgeschlossen“, sagt er rückblickend.

Im Jahr 2015 begann er erstmals, Fahrerschulungen für Neukunden anzubieten. „Das hat mir Spaß gemacht und ich habe den Bereich immer weiter ausgebaut“, sagt er. Doch bei den Trainings für Kunden blieb es nicht: 2023 schloss er die neue Zusatzqualifikation als „Certified Dealer Instructor“ (CDI) ab. Damit ist er berechtigt, im Auftrag von John Deere einen Teil der Mitarbeiterschulungen vor Ort durchzuführen. Diese Schulungen schreibt der Hersteller vor, damit Mitarbeiter in der Werkstatt oder im Vertrieb über neue Maschinen informiert werden. Es geht dabei um Diagnoseprogramme, Ansätze für die Fehlersuche, Grundeinstellungen und Bedienung bei Feldhäckslern und Mähdreschern. Früher mussten die Mitarbeiter dafür nach Bruchsal in Baden-Württemberg reisen und waren damit mehrere Tage im Jahr nicht im Betrieb.

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Christian Wiedensack führt interne technische Schulungen für die Mitarbeitenden durch.

Die interne Schulung spart daher nicht nur Zeit und Geld. „Die Mitarbeiter profitieren auch davon, dass Christian seit rund 18 Jahren praktische Erfahrungen mit Erntemaschinen hat und daher sehr viel Praxiswissen in die Schulung einbringen kann“, sagt Geschäftsführerin Werlemann-Greving. Allein bei den 280 Mitarbeitenden im Unternehmen Greving bietet sich dafür viel Potenzial. Die Inhalte und Schulungsunterlagen kommen dabei vom Hersteller.

Trotzdem bleibt Wiedensack der Praxisbezug: In der Ernte ist er bei Spezialfällen in Notsituationen vor Ort beziehungsweise telefonisch erreichbar und hilft bei der Fehlersuche oder der Reparatur. Zudem arbeitet er im Kundendienst und hilft bei speziellen telefonischen Anfragen. „Ich unterstütze auch den Verkauf von Erntemaschinen bei Fragen wie: welche Ausstattung oder welche Größe ist passend für einen bestimmten Kunden“, zählt er sein weiteres Aufgabenspektrum auf.

Die Arbeit wird zudem nie langweilig. Denn jedes Jahr kommen neue Verkaufs- oder Vorserienmodelle zum Vertriebspartner, deren Besonderheiten er dann kennenlernen darf.

Gleichzeitig bieten sich ihm auch interessante Spezialaufgaben: So war er mittlerweile dreimal in Russland, um dort bei einem Großkunden Schulungen für Feldhäcksler durchzuführen. Den Kontakt dazu erhielt er beim Standdienst während der Agritechnica.

Von der Werkstatt in den Verkauf

Kundendienstleiter Jan Werschmann (37) ist bei der Firma Greving für den Bereich „After Sales“ bei den „Nord-Standorten“ zuständig. Auch sein mittlerweile 21-jähriger Werdegang im Unternehmen Greving zeigt, dass sich einige Karrieren nicht einfach planen lassen und sich im Berufsleben oftmals interessante Chancen auftun.

Nach einem Ferienjob im Ersatzteillager und einem Betriebspraktikum in der Werkstatt hat er bei Greving eine klassische Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker absolviert. „Ich hatte mich danach auf eine Tätigkeit in der Werkstatt eingestellt. Aber nach der Ausbildung wurde plötzlich eine Stelle im Verkauf frei und der Geschäftsführer hat mich gefragt, ob ich mir das zutrauen würde“, berichtet er. Werschmann war nicht abgeneigt und startete seine Karriere damit im Vertrieb von Maschinen zur Rasen- und Grundstückspflege. Später machte er auf eigene Kosten einen halbjährlichen Intensivkurs in Hannover bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zum technischen Fachwirt.

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„After Sales“ – für die Greving Nord-Standorte verantwortet das Jan Werschmann.

Bei seiner Rückkehr zu Greving stieg er in den Kundendienst ein. „Hier habe ich mich um die Auftragsbearbeitung gekümmert, von der Fakturierung über Kulanz- und Garantiethemen bis zur Hilfestellung für Kunden“, schildert er.

Der nächste Schritt war ein Führungskräftetraining („Alpinistenausbildung“) bei John Deere für Mitarbeiter im Bereich After Sales. „Das waren berufsbegleitend vier Module über einen Zeitraum von zwei Jahren“, sagt er. Nach dem erfolgreichen Abschluss erhielt er die Stelle des Kundendienstleiters für die nördlichen Greving-Standorte, die er jetzt seit sieben Jahren innehat. Er arbeitet dabei an der Schnittstelle zwischen Hersteller und Vertriebspartner und ist bei Fragen zu Kulanz, Garantie und Kundenzufriedenheit der Ansprechpartner sowohl für John Deere als auch für die Werkstattleiter. „Wenn ein Kunde aus irgendeinem Grund unzufrieden ist, ist es zielführend, wenn sich eine einzige Person um das Anliegen kümmert und es nicht unendlich weitergereicht wird“, erklärt er. Er hilft dabei, nach Lösungen zu suchen und fährt notfalls auch raus zum Kunden. Er stimmt dann mit den beteiligten Kollegen ab, worin das Problem liegt und wie man es künftig vermeiden kann.

Gleichzeitig ist er in der Ausbildungsplanung des Unternehmens tätig. Greving bildet jedes Jahr an den zehn Standorten viele Auszubildende aus, zuletzt 28. „Die Azubis sind die Fachkräfte von morgen, anders kommen wir nicht an die guten Leute ran“, begründet Werlemann-Greving. Denn die Konkurrenz durch Industrie- und Gewerbebetriebe ist in der Gegend groß.

Was sich dabei als erfolgreich herausgestellt hat: Die Firma schaltet keine Print- anzeigen, sondern macht nur Werbung in Sozialen Medien oder bietet Schülern Praktika an, damit sie die Arbeit im modernen Landmaschinenhandel kennenlernen. Die Zahl der Bewerber übersteigt dank dieser Maßnahmen die Zahl der Ausbildungsplätze, sodass es eine gewisse Vorauswahl geben muss. „Wir machen hierzu einen kleinen Einstellungstest mit Matheaufgaben, einem Diktat und einem kurzen Vorstellungsgespräch“, sagt Werschmann. Dieses Vorgehen hilft, sich über den Stand und die Vorbildung der Bewerber zu informieren.

Die Schilderung der vier Mitarbeiter bei Firma Greving zeigt: Der moderne Landmaschinenhandel ist komplex und vielschichtig. Er bietet je nach Neigung verschiedene Optionen und neue Aufgaben. Zudem zeigen die Vier, dass keine Tätigkeit in Stein gemeißelt ist und man sich über berufsbegleitende Weiterbildungsprogramme für neue Positionen qualifizieren kann.

Seit 75 Jahren im Familienbesitz

Die Firma Josef Greving besteht seit 75 Jahren und wird heute in der dritten Generation geführt. Der Stammsitz befindet sich im westfälischen Ahaus. Seit 1989 ist Greving auch im Rheinland durch das Tochterunternehmen Greving Landmaschinen GmbH in 47626 Kevelaer-Winnekendonk vertreten. Im Jahre 2005 eröffnete das Unternehmen eine zweite Filiale in 46359 Heiden, im Jahr 2011 folgt eine weitere Filiale in 48301 Nottuln.

Im April 2011 übernahm Greving die ehemaligen Drees-Standorte in Greven, Werne und Wettringen, im September 2022 kamen die Filialen der ehemaligen Zimmermann Landtechnik GmbH mit Standorten in Wesseling, Euskirchen und Polch dazu. Damit erweiterte Greving das Vertriebsgebiet in das südliche Nordrhein-Westfalen und in Teile von Rheinland-Pfalz.


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