Das ganze Jahr im Ernteeinsatz

Sebastian Beck ist seit über zwei Jahren Kundendiensttechniker beim Landmaschinenhersteller Claas. Er ist dafür in vielen Ländern unterwegs, wie Kenia, Israel, USA oder Australien.

Claas: Das ganze Jahr im Ernteeinsatz

In Australien hat Sebastian Beck auch mehrere Claas-Kollegen aus anderen Ländern getroffen.

Claas: Das ganze Jahr im Ernteeinsatz

Sebastian Beck (24) wartet und repariert als Kundendiensttechniker weltweit Claas-Maschinen.

Im Kofferpacken ist Sebastian Beck (24) geübt. Mit rund 200 „Koffertagen“ im Jahr ist er kaum in Deutschland tätig, sondern immer auf dem Sprung. Seinen Arbeitsplatz hat Sebastian zwar offiziell beim Landmaschinenhersteller Claas in Harsewinkel. Aber als Kundendiensttechniker ist er viel im Ausland. „Wir werden zu pauschalen Ernteeinsätzen eingeteilt. Und die sind in den verschiedenen Ländern der Erde zu ganz unterschiedlichen Monaten“, berichtet der 24-Jährige. Bei unserem Gespräch im Oktober 2023 war Sebastian gerade zurück aus Kenia und machte sich bereit für den nächsten Einsatz in Australien.

Sebastian Beck stammt aus Baden-Württemberg. Aufgewachsen in einem Dorf hatte er schon früh Berührung mit der Landtechnik. „Ein guter Freund von mir stammt von einem Betrieb mit Biogasanlage. Gerade die großen Erntemaschinen hatten es mir angetan“, sagt er.

Nach seinem Realschulabschluss 2016 trat der Technikbegeisterte eine Lehre zum Landmaschinenmechatroniker bei einem Betrieb an, der neben Traktoren auch Lkw und Kleingeräte reparierte. „Ich habe in der Zeit viel gelernt und es hat viel Spaß gemacht, aber die großen Erntemaschinen haben mich nicht losgelassen“, blickt er zurück.

Weiterbildung zum Servicetechniker

Darum bewarb sich Beck als Geselle 2019 bei Claas Württemberg. Hier lernte er nicht nur die großen Maschinen kennen, sondern machte im Winterhalbjahr auch eine Weiterbildung zum Servicetechniker. Diese Ausbildung hatte Claas zusammen mit der IHK Nürnberg eingerichtet. Teilgenommen haben viele Kollegen aus Süddeutschland, auch aus Bayern. „Das war gut, um innerhalb des Claas-Konzerns sein eigenes Netzwerk zu erweitern“, sagt er.

Der Servicetechniker steht zwischen Geselle und Meister. Beck hat in dem Blockunterricht, der an verschiedenen Terminen immer in der arbeitsärmeren Winterzeit in Nürnberg stattfand, sein technisches Wissen vertieft – zum Beispiel in der Elektronik von der Wechselstromtechnik bis hin zur industriellen SPS-Steuerung. Zum Ausbildungsprogramm gehörte aber auch der richtige Umgang mit den Kunden in Krisensituationen. „Wenn ein Landwirt sechs Monate auf die Ernte hinarbeitet und dann die Maschine auf dem Feld versagt, vielleicht noch in Kombination mit schlechtem Wetter, dann liegen die Nerven blank“, berichtet er. Die Absolventen haben gelernt, diese und andere Krisensituationen professionell zu meistern.

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Eine Traktorenreparatur in Kenia.

Weiter als Kundendiensttechniker

Nach Abschluss der Weiterbildung hat sich Sebastian Beck am Claas-Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Harsewinkel als Kundendiensttechniker beworben und wurde sofort angenommen. Den Einstieg machte eine mehrwöchige Einarbeitungsphase, um ihn auf die vielseitige Tätigkeit vorzubereiten. So haben die Kundendiensttechniker eine eigene Werkstatt, in der sie zum Beispiel den Einbau von neuen Komponenten oder bestimmte Reparaturschritte optimieren und dokumentieren. Daraus entstehen Arbeitshilfen für die vielen Claas-Werk- stätten in den Regionen.

Eine weitere Tätigkeit sind Auslandseinsätze. Und hier hat Beck seine Passion gefunden: 2022 hatte er 180 Koffertage, 2023 über 200.

Diese Auslandseinsätze werden wochen- oder monatsweise geplant. Meist handelt es sich um pauschale Ernteeinsätze. Die Liste der Aufgaben vor Ort ist lang:

  • Unterstützung des Importeurs bei technischen Fragen.
  • Abarbeiten von Servicefragen, die noch offen sind, zum Beispiel bezüglich der Bedienung von Maschinen. „Wir helfen da, wo der Händler selbst nicht weiterkommt und zum Beispiel einen Fehler nicht findet“, sagt er.
  • Einsetzen von Vorserienmodellen mit Dokumentation der Rückmeldungen aus dem Markt: Welche Verbesserungsvorschläge haben die Landwirte oder Händler vor Ort?
  • Informationen der Händler über Neuheiten oder zu Verbesserungsvorschlägen aus dem Werk.
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Eine Woche war dieser Motor aus Deutschland nach Australien unterwegs. Die Wartezeit überbrückt Sebastian Beck mit Besuchen bei Werkstätten oder Ernteeinsätzen.

Flexibilität gefragt

Seinen ersten Auslandseinsatz hatte Beck in Rumänien. Dann ging es weiter über Australien, Taiwan, Estland, Lettland, Finnland, Kenia, USA, England und Frankreich. Wenn er weiß, was ihn vor Ort erwartet, kann er bestimmte Ersatzteile vorab bestellen und in das Land schicken. Manchmal zeigt sich aber auch erst vor Ort, dass ein Teil fehlt. „In Australien mussten wir einen Motor aus Deutschland bestellen, der dann innerhalb von sieben Tagen da war“, nennt er ein Beispiel. Die Wartezeit überbrückt er mit Besuchen von anderen Werkstätten und Ernteeinsätzen.

In einem anderen Fall kam ein Händler vor Ort bei der eiligen Reparatur einer Hinterachse nicht weiter. „Es gab dafür kein geeignetes Werkzeug, das mussten wir erst kaufen und einige Teile auch selbst vor Ort anfertigen“, schildert Beck. Das zeigt: Es gibt bei den Einsätzen immer wieder unvorhergesehene Situationen, auf die sich der Kundendiensttechniker flexibel einstellen muss – sei es, wegen der anderen Kulturen oder wegen technischer Unterschiede. Zur Seite steht ihm aber immer der jeweilige Kundendienstinspekteur des Landes und letztlich auch die Kundendienstzentrale in Deutschland. Die Kommunikation ist jedoch wegen der oft vorherrschenden Zeitverschiebung nicht immer einfach.

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Oft ist auch Improvisation gefragt. Hier bei einer Achsreparatur in Kenia.

Erlebnisse über die Arbeit hinaus

Die Tage sind immer von dem jeweiligen Importeur geplant und eng durchgetaktet. Zeit für einen Besuch von Sehenswürdigkeiten vor Ort bleibt dann meist nur am Sonntag, dem einzigen arbeitsfreien Tag für Beck. Als Besonderheit ist ihm eine Safari in Kenia im Gedächtnis geblieben. „Das organisieren dann meist die Importeure vor Ort“, sagt er.

Spannend für ihn war aber auch ein Roadtrip durch die USA von Händler zu Händler, bei dem er nebenbei viel von dem großen Land gesehen hat. Bei der Frage, welches Land ihm besonders gefällt, muss er nicht lange überlegen: „Australien! Es ist richtig schön, da in den Sommer zu fliegen, wenn hier bei uns schon langsam der Herbst einzieht.“ In Australien hat er auch viele Claas-Kollegen aus anderen Ländern gesehen, die wie er technikbegeistert und reisefreudig sind. Sie waren meist im Rahmen von zweimonatigen Austauschprogrammen unterwegs.

Sein kurzes Resümee

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Viel Zeit, wie hier auf einer Safari in Kenia, bleibt Sebastian Beck zwischen den Einsätzen oft nicht.

Sebastian Beck blickt erst auf 4,5 Berufsjahre zurück, hat in der Zeit aber schon sehr viel erlebt und gesehen. Für seine heutige Tätigkeit hat ihn die Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker plus Weiterbildung zum Servicetechniker sehr gut vorbereitet. „Wir haben auch Kollegen, die Landtechnik studiert haben, aber ein Studium ist aus meiner Sicht nicht unbedingt erforderlich“, sagt er. Als hilfreich hat sich im Nachhinein auch ein vierwöchiger Englandaufenthalt im Rahmen des Austauschprogramms „Go for Europe“ erwiesen. Den hatte er bei seiner Tätigkeit für Claas Württemberg absolviert. „Ich hatte eine Woche Sprachunterricht und drei Wochen in einer englischen Landmaschinenwerkstatt gearbeitet. Beides hat mir sehr geholfen, um fließend Englisch zu sprechen und auch die Fachbegriffe kennenzulernen“, sagt er. Wer wissen will, ob eine Tätigkeit mit vielen Reisen überhaupt infrage kommt, sollte diese Austauschprogramme oder andere Auslandsaufenthalte im Studium oder in der Ausbildung wahrnehmen. Sie helfen genau wie Praktika, um sich über das mögliche Berufsfeld ein Bild zu machen. „Im Moment macht mir das Reisen viel Spaß. Ich weiß aber auch, dass ich diesen Job aufgrund des hohen Reiseaufkommens nicht ein Leben lang machen werde. Umso besser, dass es weitere, für mich sehr interessante Weiterentwicklungsmöglichkeiten bei Claas gibt“, lautet Becks Resümee und Blick in die Zukunft.

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Abendstimmung mit Jaguar-Häcksler auf Sebastian Becks Road-Trip in den USA.


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