Flexibel für die Verbrennerzukunft ausgerichtet

Die Deutz AG arbeitet bei Dieselmotoren schon länger mit anderen Herstellern zusammen – Wir haben uns bei dem Leiter der Deutz-Kommunikation, Christian Ludwig, nach den Zielsetzungen, Hintergründen und möglichen Auswirkungen auf zukünftige Produkte erkundigt.

Interview: Flexibel für die Verbrennerzukunft ausgerichtet

Die Deutz AG baut Motoren von 19 bis 620 kW mit 5.000 Mitarbeitenden weltweit.

Interview: Flexibel für die Verbrennerzukunft ausgerichtet

Im Interview: Christian Ludwig, Leiter Kommunikation und Pressesprecher der Deutz AG.

Seit 2019 werden beispielsweise Liebherr-Motoren im Leistungsbereich von 300 bis 620 kW (9 bis 18 l Hubraum) unter dem Markennamen Deutz vertrieben. Ende 2020 kündigte Deutz eine Kooperation mit John Deere Power Systems (JDPS) für die gemeinsame Entwicklung und Komponentenbeschaffung eines neuen 4-Zylinder-Motors mit einer Leistung bis 130 kW an. Im Oktober 2022 wurde auf der Hausmesse „Deutz Days“ mit dem neuen TCD 3.9 ein erstes gemeinsames Produkt aus dieser Kooperation vorgestellt. Kurz danach, Ende Januar 2023, informierte Deutz über eine weitere Kooperation mit der Daimler Truck AG, mit welcher der Kölner Antriebsspezialist ab Ende der Dekade Zugriff auf mittelschwere und schwere Motoren des weltgrößten Lkw-Herstellers erhält.

Kooperation zwischen Deutz AG und Daimler Truck AG

eilbote: Gemäß Ihrer Pressemitteilung im ersten Quartal umfasst die Transaktion zwischen Deutz und Daimler Truck die mittelschweren Onroad-Motoren (Daimler-Truck-MDEG-Baureihe) und die schweren Onroad-Motoren (Daimler-Truck-HDEP-Baureihe).

Um welche Motoren/Hubraumklassen handelt es sich hier genau (z.B. OM471 und OM473 mit 12.8 resp. 15.6 l Hubraum)?

Christian Ludwig: Es geht um die Motoren OM934 und OM936 aus der MDEG-Baureihe mit 5,1 und 7,7 l Hubraum sowie die Motoren OM470, OM471 und OM473 aus der HDEP-Baureihe mit jeweils 10,7, 12,8 und 15,6 l Hubraum.

Wo und ab wann wird die Produktion dieser Daimler-Motoren in Deutz-Regie erfolgen?

Nur die MDEG-Motoren werden künftig unter Deutz-Regie produziert. Es ist aktuell geplant, dass wir diese Motoren ab 2028 selbst montieren. An welchem Deutz-Standort das sein wird, ist noch in Klärung. Die Motoren der schweren Baureihe sollen auch weiterhin bei Daimler gebaut werden. 

Unter welchem Markennamen werden diese Motoren dann verkauft?

Wir planen, die Motoren als Deutz-Motoren zu verkaufen.

Werden diese Motorbaureihen von der Deutz AG in Zukunft weiterentwickelt (als Daimler-Motoren)?

Die Motoren der MDEG-Baureihe werden von Deutz weiterentwickelt und für zukünftige Emissionsstufen fit gemacht. Deutz bekommt alle IP und Lizenzen für diese Baureihe. Die Weiterentwicklung der HDEP-Motoren obliegt Daimler. Deutz wird nur die nötige Off-Highway-Adaption für diese Motoren übernehmen.

Wird Daimler Truck AG die Produktion und Weiterentwicklung dieser Verbrennungsmotoren damit komplett einstellen? Falls ja, ab wann?

Zu den genauen Plänen von DTAG müssen Sie DTAG fragen. Deutz hat die IP und Lizenzen für den MDEG erhalten und wird daher die Endmontage für eine „Deutzifizierte“ Off- und ggf. auch On-Highway-Variante durchführen. DTAG wird dafür den Short Block an Deutz liefern. 

Werden Produktion und Vertrieb der entsprechenden MTU-Motoren für den Nonroad-Bereich hiervon in irgendwelcher Form betroffen sein?

Ja, der Vertrieb der entsprechenden MTU-Motoren bzw. deren Nachfolger wird ab 2028 von Deutz übernommen. Während wir die MDEG-Motoren selbst montieren und weiterentwickeln werden, wird Deutz bei den HDEP-Motoren nur die Off-Highway-Adaption vornehmen.  

Interview: Flexibel für die Verbrennerzukunft ausgerichtet

Der Deutz-Hochleistungsmotor TCD 5.2 erfüllt die weltweit strengsten Abgasnormen.

Interview: Flexibel für die Verbrennerzukunft ausgerichtet

Auf den Deutz Days im Oktober 2022 feiert der TCD 3.9 seine Weltpremiere.

Kooperation mit Liebherr

Zwischen der Deutz AG und Liebherr gibt es bekanntlich seit Jahren auch eine Kooperation, unter welcher Deutz größere Liebherr-Motoren (ab ca. 9 l Hubraum) unter dem eigenen Markennamen verkauft. Wird es diese Kooperation weiterhin geben? Wenn ja, einfach für Nonroad-Motoren?

Die Kooperation mit Liebherr bleibt bestehen. Wie bisher auch nur für Off-Highway-Motoren.

Liefert Deutz im Gegenzug kleinere/mittlere Motoren an Liebherr? Wenn ja, werden diese ebenfalls «umgebrandet» zu Liebherr-Motoren?

Nein, Liebherr ist zwar auch ein Kunde für Deutz-Motoren und verbaut diese in seine Maschinen. Liebherr verkauft unsere Motoren aber nicht an Dritte weiter. Es handelt sich an der Stelle also nicht um ein Gegenzuggeschäft, sondern um eine normale Lieferanten/Kunden-Beziehung.

Zwischen Deutz AG und John Deere gibt es seit rund zwei Jahren eine weitere Motoren-Kooperation. Bei der Ankündigung war für Außenstehende nicht recht erkennbar, worauf diese Kooperation hinauslaufen wird. Auf der ConExpo 2023 in Las Vegas wurden jetzt aber die zwei 4-Zylindermotoren TCD 3.9 und TCD 5.2 vorgestellt, die eine gewisse Richtungen erahnen lassen. 

Kooperation mit John Deere

In Europa ist der TCD 5.2 nicht ganz neu, es gibt aber – zumindest bei Traktoren – noch keine konkreten Einbaubeispiele. Handelt es sich bei diesen Motoren um «erste Früchte» aus dieser Kooperation?

Der bereits auf unseren Deutz Days im Oktober letzten Jahres vorgestellte TCD 3.9 ist das Ergebnis der Kooperation. Dieser Motor ist eine gemeinsame Entwicklung von John Deere und Deutz. Der 5.2 l Motor ist dagegen eine Eigenentwicklung von Deutz, die jetzt serienreif ist. Wir sind dazu aktuell mit diversen Kunden in Pilotprojekten unterwegs.

Werden diese Motoren in Zukunft auch «mehrstofffähig» sein, zum Beispiel mit unterschiedlichen Zylinderköpfen für Diesel/HVO, Wasserstoff oder Methan?

Die Motoren sind bereits heute, wie alle modernen Deutz-Motoren, in der Lage, mit HVO zu laufen. Perspektivisch wird es auch möglich sein, sie mit Wasserstoff oder Methan zu betreiben, wenn die Nachfrage dafür vorhanden sein sollte.

Werden die bekannten 4-Zylinder-Aggregate von Deutz (3.6 und 4.0 l Hubraum) und John Deere (4.5 l Hubraum) in Zukunft von diesen neuen Motoren abgelöst?

Wir können hier nur von Deutz sprechen: ja, der neue 3.9 l Motor soll in Zukunft unseren 3,6 l sowie den 4,0 l Motor ablösen.

Wird sich John Deere in Zukunft damit nur noch auf die Weiterentwicklung der eigenen 6-Zylinder-Motoren konzentrieren?

Hierzu können wir keine Aussage treffen. Zu den Plänen von John Deere müssen Sie John Deere fragen.

Herr Ludwig, vielen Dank für Ihre Antworten.

Die Fragen stellten Roger Stirnimann und Bernd Pawelzik


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