Der Markt bleibt in Fahrt

Gebrauchttechnik ist auch in Corona-Zeiten gefragt – eilbote-Kurzumfrage unter Händlern – Gebrauchtmaschinen-Spezialisten berichteten von positiver Umsatzentwicklung – Secondhand-Maschinen punkten mit schneller Verfügbarkeit und kurzer Wartezeit

FOKUS GEBRAUCHTE: Der Markt bleibt in Fahrt

Gebrauchte aus dem Krone Agropark finden Abnehmer in der ganzen Welt.

FOKUS GEBRAUCHTE: Der Markt bleibt in Fahrt

Das GMZ in Manching gehört zur BayWa AG und kümmert sich um eine professionelle Gebrauchtmaschinenvermarktung im In- und Ausland.

Trotz Pandemie, Shutdowns und Lockdowns – es gibt nur wenige Landmaschinenhändler, die über schlechte Monate klagen. Natürlich haben auch sie sich zunächst auf die völlig neue und besondere Situation einstellen müssen. Dennoch berichten Gebrauchttechnik-Spezialisten in einer eilbote-Kurzumfrage durch die Bank, dass der Gebrauchtmaschinenhandel bisher sehr gut durch die Corona-Zeit gekommen sei.

„Im First Claas Used Center Hockenheim (FCU) haben wir die Bereiche, in denen es möglich war, gleich ins Homeoffice verlagert, erzählt Niederlassungsleiter Sascha Mohr rückblickend. In der Werkstatt und der Logistik habe man dagegen das Tagesgeschäft mit einem umfangreichen Hygienekonzept am Laufen gehalten. „Trotz geringerer persönlicher Kontakte konnten wir so die Umsatzentwicklung auf einem stabilen Niveau halten“, sagt Sascha Mohr, der am FCU-Standort Hockenheim in erster Linie gebrauchte Claas Maschinen aus den Produktgruppen Traktoren, Mähdrescher, Feldhäcksler, Teleskoplader und Pressen vermarktet.

Auch die Geschäfte des Agropark-Gebrauchtmaschinenzentrums der LVD Bernard Krone haben in Corona-Zeiten eine positive Entwicklung genommen. Das berichtet Gerd Mersmann, der Leiter des Agroparks. „Aufgrund der Reisebeschränkungen haben sich die Kunden für verlässliche Partner im Gebrauchtmaschinengeschäft entschieden. Die Wiederverkäufer – die den Großteil der Agropark-Kundschaft ausmachen – schätzen unsere große Auswahl, die verlässlichen Daten und die faire Abwicklung.“

Nicht weniger zufrieden zeigt sich Andreas Forster, der den Gebrauchtmaschinenvertrieb der BayWa leitet. Trotz der coronabedingten Reise- und Besuchsbeschränkungen habe der Gebrauchtmaschinenhandel eine stabile Position behalten. Dazu beigetragen hätten auch neue digitale Tools, die die BayWa zwischenzeitlich eingeführt hat und die seither die Beratungstätigkeit erfolgreich unterstützen.

Im Fricke Gebrauchtmaschinen-Zentrum, das gut sichtbar an der Autobahn A1 zwischen Bremen und Hamburg liegt, ist man eigentlich eine gute Kundenfrequenz gewöhnt. Daher war es für Uwe Wilkens zunächst sehr ungewohnt, „dass die Kunden sich die Maschinen nicht mehr persönlich bei uns vor Ort anschauen konnten.“ In der Folge hätten die Gebrauchtmaschinenverkäufer daher mehr Fotos und Videos versandt und mitunter auch größeres telefonisches Verhandlungsgeschick aufbringen müssen.

Technik wird gebraucht

„Landmaschinen werden nun mal gebraucht“, betont August Lanfermann von der Firma August Bruns Landmaschinen in Cloppenburg, und daher habe Corona eigentlich auch keine Auswirkungen auf den Gebrauchtmaschinenhandel gehabt. Lediglich die Kontaktbeschränkungen – besonders für Kunden aus dem Ausland – hätten zu einigen Schwierigkeiten geführt. Doch als Reaktion darauf würden sich die Kunden nun noch mehr als vor der Pandemie online erkundigen. Dementsprechend konnte auch E-Farm, der Hamburger Online-Händler für gebrauchte Landtechnik, von der Pandemie profitieren. „Nach einem kurzen Nachfrage-Einbruch am Anfang der ersten Corona-Welle im April 2020 stabilisierte sich die Lage schnell wieder und die Geschäfte nahmen richtig Fahrt auf“, berichtet CEO Dr. Nicolas Lohr. Seither boome das Online-Geschäft, und die Akzeptanz für Online-Käufe sei enorm gewachsen. „Unser durchschnittliches Transaktionsvolumen ist im Zuge der Pandemie um fast 30 Prozent gestiegen.“ Bestseller bei E-Farm sind nach Angaben des CEOs weiterhin Traktoren und Mähdrescher. Gut gelaufen sei aber auch das Geschäft mit Pressen aller Art, das sich in 2021 mehr als verdreifacht habe. Überhaupt sei das Interesse für gebrauchte Landtechnik ungebrochen stark. Das bestätigt auch Sascha Mohr vom FCU-Center Hockenheim: „Wir erleben schon seit vielen Jahren eine hohe Nachfrage nach hochwertigen Gebrauchtmaschinen. Besonders angesichts immer kürzer werdender Erntefenster werden junge Gebrauchte mit hoher Tagesleistung für die Endkunden immer interessanter.“

Auch bei den Agropark-Kunden sind zurzeit vor allem junge Traktoren der Marke John Deere gefragt, wie Gerd Mersmann berichtet. Dennoch finden seiner Erfahrung nach gebrauchte Maschinen ihren Absatz überwiegend dort, wo die Auslastung einer Neumaschine nicht gegeben ist. „Großbetriebe und Lohnunternehmer mit guter Maschinenauslastung bevorzugen eher Neumaschinen“, so der Agropark-Chef, demzufolge gebrauchte Maschinen nicht unbedingt in direkter Konkurrenz zu fabrikneuen stehen.

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Gerd Mersmann, August Lanfermann, Dr. Nicolas Lohr, Sascha Mohr, Andreas Forster, Uwe Wilkens (v. l.).

Sofort einsetzbar

In Zeiten von beeinträchtigten Lieferketten sowie Produktionsausfällen können die Gebrauchten ihren großen Trumpf der sofortigen Verfügbarkeit voll ausspielen. „Die schnelle Verfügbarkeit und damit die schnelle Einsatzbereitschaft lässt die Nachfrage nach Gebrauchtmaschinen derzeit steigen – besonders, wenn es um saisonale Maschinen geht“, berichtet August Lanfermann von der Firma Bruns, die aktuell über einen guten Gebrauchtmaschinenbestand verfügt. Auch zur Überbrückung längerer Lieferzeiten bei Neumaschinen habe man bisher nur vereinzelt Maschinen vorhalten müssen.

Ebenso ist das Vorhalten von Ersatzmaschinen für Uwe Wilkens vom Fricke Gebrauchtmaschinenzentrum eigentlich kein Thema. Wichtiger sei vielmehr, dass der Fachhandel längere Lieferfristen richtig und vernünftig beim Kunden kommuniziere, dem ja meistens auch noch seine alte Maschine zur Verfügung stehe. Der Gebrauchtmaschinen-Spezialist aus dem niedersächsischen Bockel merkt aber schon, dass er zurzeit die ein oder andere fast neue Gebrauchte schneller oder sogar zusätzlich verkaufen kann, wenn sich eine Neulieferung zeitlich hinzieht.

Unterm Strich führen längere Lieferzeiten bei Neutechnik natürlich auch zu zeitlich verzögerten Rücknahmen der Altmaschinen. „Und damit schwinden auch die verfügbaren Gebrauchtmaschinenbestände“, merkt Andreas Forster von der BayWa an. Auch Nicolas Lohr weiß aus seinem Tagesgeschäft, „dass insbesondere das Angebot an jungen Gebrauchten knapper wird.“ Daher rechnet er zumindest bei den jungen Maschinen, die teilweise mit den fabrikneuen konkurrieren, mit einem Preisanstieg. Mitunter würden sich die Interessenten bereits europaweit nach für sie passenden Angeboten umschauen, wovon E-Farm als international aufgestelltes Handelsunternehmen natürlich profitiere.

Dass die Endkunden angesichts aktuell steigender Neumaschinenpreise nun bedeutend tiefer für Gebrauchte in ihre Taschen greifen müssen, glauben die befragten Händler jedoch nicht. „Bedingt schon, aber nur bei sehr jungen Maschinen“, meint Uwe Wilkens dazu. Auch Andreas Forster kann bisher keine Preiserhöhungen für die Secondhand-Maschinen feststellen. „Die Preise für Gebrauchte sind relativ stabil.“

Sascha Mohr findet zudem auch nicht, dass man bei Neumaschinen pauschal von einem Anstieg der Preise sprechen könne. Stattdessen müsse man detaillierte Beurteilungskriterien und Messgrößen zu Rate ziehen. „Schließlich investieren die Endkunden auch immer mehr TCO-orientiert“, fügt Mohr hinzu. Grundsätzlich glaubt er aber, dass sich die Preisentwicklungen im Neumaschinenbereich auch auf Gebrauchte auswirken. Allerdings würden dabei noch weitere Einflussfaktoren eine Rolle spielen.

Ähnlich sieht es auch Gerd Mersmann: „Wir handeln mit Gebrauchsgütern und da ist neben dem Beliebtheitsgrad des Modells eher der Zustand preisentscheidend.“ Aus diesem Grund steige das Preisniveau für gebrauchte Maschinen auch nur sehr begrenzt mit.

Als „nach wie vor gut bestückt“ beschreibt August Lanfermann von der Firma Bruns den Gebrauchtmaschinenmarkt. Dementsprechend seien auch die Preise für gebrauchte Maschinen weitgehend unverändert geblieben.

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Das Fricke Gebrauchtmaschinen-Zentrum liegt verkehrsgünstig an der A1 in Bockel und bietet auf 20.000 Quadratmetern Fläche ständig bis zu 1.000 Gebrauchtmaschinen an.

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Eine große Auswahl an Gebrauchten bietet die Firma August Bruns in ihrem Cloppenburger Gebrauchtmaschinen-Kompetenzzentrum.

Förderung lässt Preise sinken

Erste Spuren im Gebrauchtmarkt hinterlässt aber nach Meinung des Cloppenburger Landtechnik-Vertriebsleiters bereits das „Investitionsprogramm Landwirtschaft“. Die so- genannte „Bauernmilliarde“ habe das Kaufverhalten der Landwirte insofern beeinflusst, als diese stark in förderfähige Maschinen und Geräte investiert hätten, um die Fördergelder abschöpfen zu können. Lanfermann: „Auf der einen Seite sind junge gebrauchte Maschinen aus diesen Segmenten kaum noch mit passenden Preisen zu verkaufen, weil der Kunde sich ja eine neue Maschine zu einem günstigeren Preis beschaffen kann – zumindest im Erfolgsfall. Auf der anderen Seite haben die Kunden auf einen Preisverfall bei älteren Maschinen gehofft, da ja in kurzer Zeit sehr viele Rücknahmen getätigt wurden. – Dies hat sich so allerdings bis heute nicht gezeigt.“ In diesem Zusammenhang berichtet Lanfermann von zunehmenden Anfragen nach Maschinen für die ökologische Landwirtschaft, wie zum Beispiel Hacktechnik. Dieser Trend zeige sich allerdings hauptsächlich bei Neutechnik.

Es war für die Gebrauchtmaschinen-Spezialisten wohl eine absehbare Folge des Förderprogramms, dass verstärkte Investitionstätigkeiten in Neumaschinen tendenziell auch den Gebrauchtmarkt beeinflussen würden. Wie Andreas Forster von der BayWa ausführt, habe das Förderprogramm bereits zu einem höheren Bedarf an professionellen Bewertungen für Gebrauchtmaschinen geführt. Im Krone Agropark habe man daher bereits bei der Bewertung der Inzahlungnahmen ein Stück weit die zu erwartenden zunehmenden Rücknahmen bei einzelnen Maschinengruppen berücksichtigt, berichtet Gerd Mersmann. Uwe Wilkens von der Firma Fricke hat bereits bei älterer Gülle- und Feldspritzentechnik teilweise einen Nachfragerückgang aufgrund des Förderprogramms festgestellt, sodass deren Preise mitunter nach unten korrigiert werden müssten.

Witterung belebt Geschäft

Aktuell erfreuen sich die befragten Gebrauchtmaschinen-Händler durch die Bank an einer regen Nachfrage bei Traktoren. Uwe Wilkens meint dazu: „Vielen Landwirten geht es zurzeit gut, und daher investieren sie auch.“ Von Vorteil für das Geschäft scheint auch die feuchte Witterung in diesem Frühjahr gewesen zu sein, von der laut Sascha Mohr auch das FCU-Center Hockenheim profitiert: „Wir konnten in den letzten Wochen besonders viele leistungsstarke Jaguar Feldhäcksler vermarkten, da unsere Kunden aufgrund der höheren Niederschläge mit relativ ertragreichen Maisbeständen rechnen.“


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