Fleisch aus dem Bioreaktor wohl bald konkurrenzfähig

Aus einem Kubikmeter Nährmedium könnten 4,5 Tonnen Laborfleisch wachsen

In Zukunft dürfte Fleisch aus dem Labor zu einem ähnlichen Preis wie herkömmliches Fleisch angeboten werden und in nennenswertem Umfang im Handel verfügbar sein. Davon überzeugt zeigte sich zumindest der Geschäftsführende Gesellschafter der InFamily Foods Holding, Dr. Wolfgang Kühnl, beim Wirtschaftsforum des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), das im Rahmen des diesjährigen Deutschen Raiffeisentages in Berlin stattfand.

Schwerpunkt der Veranstaltung waren Megatrends und wie gesellschaftliche Veränderungen sich auf die Geschäftsmodelle von genossenschaftlich orientierten Unternehmen auswirken werden. Laut Kühnl ist bereits ein Produktionspreis von 3 Euro bis 5 Euro pro Kilogramm zellkulturbasiertes Fleisch möglich; und mit einem Kubikmeter Nährmedium könnten 4,5 t Laborfleisch erzeugt werden.

Allerdings kann dem Unternehmer zufolge derzeit noch kein Massenmarkt bedient werden, da einerseits das für die im Labor kultivierten Zellen notwendige Medium und andererseits die Bioreaktoren für die Vermehrung derzeit noch limitierende Faktoren darstellen.

Das Unternehmen verfolge daher eine „ganzheitliche Proteinstrategie“ und habe drei Unternehmenssäulen aufgebaut, berichtete Kühnl. Eine Geschäftssparte widme sich der klassischen Wurst- und Schinkenproduktion, eines bediene den Veggie-Markt mit pflanzlichen Alternativprodukten und ein drittes, neues Segment fokussiere auf zellbasierte Proteine. Letzteres liefere ausschließlich Technologien und werde nicht selbst alternatives Fleisch erzeugen.

Geplant ist laut dem Geschäftsführer, künftig ganze Fabriken für die zellkulturbasierte Herstellung von Fleisch bereitstellen zu können, da hier ein Wachstumsmarkt vermutet werde. Sicherlich dürften in Zukunft mehr Menschen auf eine rein pflanzliche Ernährung setzen, aber es werde noch einen größeren Teil geben, der weiterhin Fleisch essen werde, prognostizierte die Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Susanne Schulze Bockeloh, in einer anschließenden Diskussion. Die Landwirtschaft werde nicht stehenbleiben, sondern sich weiterentwickeln, auch die Fleischbranche, und müsse dabei „offen sein für neue Ideen, für Transformation“, betonte Schulze Bockeloh.


Weitere Artikel zum Thema

weitere aktuelle Meldungen lesen