Dieselverbrauch ist nicht das einzige Kriterium

Mit zunehmenden Betriebsgrößen wächst die Bedeutung der Logistik. Für Transporte in der Landwirtschaft kommen Traktoren, Lkw und Agrotrucks zum Einsatz.

Agrotrucks: Dieselverbrauch ist nicht das einzige Kriterium

Komfortabler Pluspunkt: Agrotrucks werden im öffentlichen Straßenverkehr weniger störend empfunden als Traktorgespanne.

Transporte zum Feld und vom Feld sind so alt wie die Landwirtschaft, aber auch hier ist nur der Wandel beständig. Größere Betriebe bringen zwangsläufig größere Entfernungen mit sich und Technik mit steigender Schlagkraft steigert auch die Anforderungen an die An- und Abfuhr. Die Schnittstelle Feld- rand kann leicht zum schwächsten Glied in der Kette werden, wenn eine, wie auch immer geartete Übergabe stattfinden muss. Lässt sich die Wirtschaftlichkeit eines Straßen-Lkw mit der Geländegängigkeit eines Traktors verbinden?

Entsprechende Erfahrungen reichen viele Jahrzehnte zurück. In der Bundesrepublik gab es den Unimog bereits seit den Fünfzigerjahren und in der DDR den W 50 LA mit Niederdruck-Ballonreifen. Allerdings scheinen Schlepper, die bis zu 60 km/h schnell sind, Lkw in der Landwirtschaft überflüssig zu machen. Dem steht entgegen, dass Schlepper Spezialgeräte für die Landwirtschaft sind und für die Arbeit auf dem Feld über Jahrzehnte optimiert und angepasst wurden. Das beinhaltet zwar die Tatsache, dass Entfernungen größer sind und überwunden werden müssen, dennoch ist der regelmäßige Gütertransport ganz klar eine Verwendung abseits der Bestimmung. Spezielle Reifen verbessern die Wirtschaftlichkeit bei Straßentransporten, müssen aber erst angeschafft werden. Große Schlepper haben auf der Straße die großen Nachteile, dass sie mit ihrem hohen Gewicht die Nutzlast verringern und den Kraftstoffverbrauch erhöhen.

Was macht den Agrotruck aus?

Ein Agrar-Lkw ist keine neue oder spezielle Entwicklung für die Landwirtschaft oder landwirtschaftliche Dienstleister. Vielmehr werden bestehende Modelle durch die Hersteller oder Fahrzeugbauer angepasst und umgerüstet. Oftmals geschieht das auch mit gebrauchten Fahrzeugen aus dem Straßengütertransport. Weithin sichtbar ist die andere Bereifung, mit der die Ackertauglichkeit, aber gleichzeitig auch der Dieselverbrauch, erhöht wird, gleiches gilt für den Anhänger. Zapfwelle und Dreipunkthydraulik können das Einsatzspektrum zusätzlich erweitern. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Pluspunkt ist die Möglichkeit, den Agrar-Lkw in die Reihe der land- oder forstwirtschaftlichen (lof)-Zugmaschinen einzureihen. Damit können sie unter Umständen – nicht automatisch – steuerbefreit und mit Agrardiesel betrieben werden. Durch die Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf bis zu 60 km/h und einer damit einhergehenden Umschlüsselung auf die Schl. Nr. 89 1000 Ackerschlepper oder Schl. Nr. 89 2000 Geräteträger in den Fahrzeugpapieren sind sie dann mit dem Führerschein der Klasse T nutzbar, wenn sie für lof-Zwecke nach §6 Abs 5 FEV eingesetzt werden. Die Vorschriften zu Lenk- und Ruhezeiten gelten bei Betrieben außerhalb der Landwirtschaft ab 40 km/h bbH. Bei Landwirten, im Rahmen der eigenen unternehmerischen Tätigkeit, in einem Umkreis von bis zu 100 km um den Standort des Unternehmens, wenn die Beförderung als Teil einer land- oder forstwirtschaftlichen Tätigkeit zu sehen ist. Reine Beförderungen ohne land- oder forstwirtschaftliche Tätigkeit unterliegen ebenso nicht dem Ausnahmetatbestand wie Beförderungen für Unternehmen/Betriebe, die nicht unter den Begriff der Land- oder Forstwirtschaft fallen. Das Sonntags- und Feiertagsfahrverbot findet auf Zugmaschinen keine Anwendung.

Dieselverbrauch und Nutzung im Fokus

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat verschiedene Gespanne für Agrartransporte auf ihren Verbrauch hin miteinander verglichen und kam dabei zu dem Schluss, dass ein gewöhnlicher Straßen-Lkw die verbrauchsgünstigste Variante ist und der überdimensionierte Standardschlepper mit Ackerbereifung die ungünstigste. Was für den einzelnen Betrieb die beste Variante ist, sagt der Vergleichstest allerdings nicht aus. Ganz entscheidend ist die Auslastung des Fuhrparks mit Arbeiten im Bereich des bestimmungsgemäßen Gebrauchs. Ungenutzte Kapazitäten im Betrieb gehen immer zu Lasten der Wirtschaftlichkeit, was den Schlepper unter Umständen bei Transportaufgaben in einem günstigeren und den Lkw in einem ungünstigeren Licht erscheinen lassen kann. Eine Verbesserung der „Ackerqualität“ des Lkw durch angepasste Bereifung und Reifendruck-Regelanlage schlägt sich an anderer Stelle ungünstig nieder. Eine individuelle Kalkulation und gegebenenfalls Beratung können weiterhelfen und sind klar dem Trial-and-Error-Prinzip vorzuziehen.

Auch wenn bei entsprechender Zulassung der Agrotruck mit dem Führerschein der Klasse T gefahren werden darf, so bleibt es doch technisch gesehen ein Lkw.

Der Autor

Agrotrucks: Dieselverbrauch ist nicht das einzige Kriterium

Gerd Wemken,
Deula Westerstede,
Abteilungsleiter Bildung
gerd.wemken @ deula.de

 


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