Auf leisen Sohlen im Stall unterwegs

Elektrifizierte Traktoren gibt es bisher nur sehr vereinzelt, aber das Angebot an E-Ladern für die Landwirtschaft wächst kontinuierlich. Martin Vaupel von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gibt einen Überblick.

E-Lader für die Landwirtschaft: Auf leisen Sohlen im Stall unterwegs

Angenehm leise sind E-Lader bei der Stallarbeit, so wie der E-Teleskoplader von JCB.

Neben dem klassischen Frontlader erobern Hof-, Rad- und Teleskoplader die landwirtschaftlichen Betriebe. Denn für einen Lader gibt es immer etwas zu tun. Wieso nicht mal einen E-Lader einsetzen? Neben Umweltaspekten liegen die Vorteile des elekt- rischen Antriebs vor allem beim Einsatz in schlecht zu belüftenden Ställen, Hofgebäuden oder Gewächshäusern. Auf Dauer ist dort der Einsatz von herkömmlichen dieselbetriebenen Ladern für Mensch und Tier unangenehm und auch gesundheitsschädlich. Lader mit E-Antrieb sind hier natürlich im Vorteil und zudem sind sie angenehm leise. Daher werden sie gerne bei Pensionspferdebetrieben mit Publikumsverkehr eingesetzt, da niemand durch die Fahrgeräusche gestört wird. Die Wartung eines E-Laders ist unkompliziert: Motorölwechsel, Luftfilterkontrolle, Diesel tanken, etc. entfallen und das führt zu niedrigen Wartungs- und Betriebskosten. Elektromotoren sind verschleißarm und haben einen höheren Wirkungsgrad als Dieselmotoren. Außerdem sind viele Landwirte Stromproduzenten und können diesen Strom auch für den E-Lader nutzen.

Bewährte Technik

Elektroantriebe sind nichts Neues und bewähren sich beispielsweise in Gabelstaplern in vielen Branchen im täglichen Einsatz schon seit Jahrzehnten. So bauen viele Laderhersteller beispielsweise Elektromotoren der Firma Jungheinrich ein. In vielen E-Ladern finden sich zwei Elektromotoren. Einer ist für die Arbeitshydraulik verantwortlich und treibt in erster Linie die Hydraulikpumpe für die Ladevorgänge an. Der zweite Elektromotor ist für den Fahrantrieb zuständig. Entweder als Direktantrieb oder auch um einen Hydraulikmotor anzutreiben, der dann den Lader in Bewegung setzt. Beim direkt-elektrischen Antrieb ist festzustellen, dass sich der Lader durch das hohe Anfahrdrehmoment des Elektromotors ungewohnt flott in Bewegung setzt. Nach kurzer Eingewöhnung macht es aber Spaß, so quirlig unterwegs sein zu können. Für viele Laderarbeiten ist so eine schnelle Beschleunigung aber nicht erforderlich und kostet auch Energie. Vor diesem Hintergrund bieten einige Hersteller auch verschiedene Fahrstufen bzw. einen Eco-Modus an, der für die üblichen Arbeiten ausreicht und ein längeres, weil energiesparenderes, Arbeiten ermöglicht. Um energieeffizient zu fahren, sind viele E-Lader mit einem Energierückgewinnungssystem ausgestattet. So werden beispielsweise die Akkus beim Bremsvorgang mit der dabei gewonnenen Energie aufgeladen.

Häufiges Laden möglich

Da wo sonst üblicherweise der Dieselmotor sitzt, ist im E-Lader die Batterie zu finden. An dieser Stelle ist die Batterie gerade bei den Hof- und Radladern auch ein wichtiges Gegengewicht zur Ladeschwinge. Die meisten Hersteller verbauen mittlerweile Lithium-Ionen-Batterien. Die Lithium-Ionen-Technik setzt Maßstäbe, wenn es darum geht, möglichst viel Energie auf möglichst wenig Raum zu speichern. So sind Blei-Säure-Batterien mit gleicher Energie-Kapazität um ein vielfaches schwerer und größer. Beim Aufladen der Lithium-Ionen-Akkus spielt der aktuelle Ladezustand keine Rolle und der gefürchtete Memory-Effekt, ein langfristiger Kapazitätsverlust durch häufige Teilentladungen, entsteht nicht. Mit der AGM-Batterietechnologie, die bei Kramer verwendet wird, ist nach Aussage des Herstellers ebenfalls ein Zwischenladen jederzeit möglich. Diese Blei-Vlies-Akkus sind wie Lithium-Ionen-Akkus wartungsarm und so entfällt das Nachfüllen von destilliertem Wasser. Gegenüber herkömmlichen Blei-Säure-Batterien sind Lithium-Ionen-Akkus allerdings in der Anschaffung teurer. Der Hersteller Schäffer gibt für seine Lithium-Ionen-Akkus eine Garantie von 5.000 Ladevorgängen oder fünf Jahren, je nachdem, was zuerst eintritt. Schäffer bietet auch die Möglichkeit, seinen Hoflader wahlweise mit zwei Lithium-Ionen-Batteriepaketen auszurüsten. Ein Paket ist für gängige Hofarbeiten ausreichend.

E-Lader für die Landwirtschaft: Auf leisen Sohlen im Stall unterwegs

Wo sonst der Dieselmotor eingebaut ist, befindet sich beim E-Lader die Batterie. Sie ist Energiequelle und Kontergewicht zu gleich.

E-Lader für die Landwirtschaft: Auf leisen Sohlen im Stall unterwegs

Mit einem externen Schnellladesystem reduziert sich der Ladevorgang deutlich, und der E-Lader ist wieder schnell einsatzbereit.

Einsatzzeiten anpassen

Wer mehr Power benötigt, kann mit dem zweiten optionalen Batteriepaket die Einsatzzeit verdoppeln. Und damit ist auch schon einer der größten Nachteile der E-Fahrzeuge angesprochen: Denn anders als beim Dieselmotor, der nach einem kurzen Tankstopp wieder einsatzbereit ist, ist die Einsatzzeit des E-Laders aufgrund der Batteriekapazität begrenzt. Die Hersteller geben teilweise Laufzeiten für ihre Maschinen an, aber diese sind letztlich sehr abhängig von der Einsatzart. Klar ist, dass im permanenten Dauerbetrieb des Laders nach zwei bis drei Stunden in der Regel eine Ruhepause an der Steckdose erforderlich ist. Da aber in der Landwirtschaft die Lader zu meist nicht ständig in Gebrauch sind und gerade vielfach für die Hof- und Stallarbeit genutzt werden, passt der Einsatzrhythmus recht gut mit den Aufladezyklen des E-Laders zusammen.

Apropos Aufladen: Alle E-Lader verfügen über ein eigenes On-board-Ladegerät, das über die herkömmliche 230 V Steckdose versorgt werden kann. Je nach Größe der Batterie kann es allerdings acht Stunden und länger dauern, bis die Akkus wieder zu 100 Prozent geladen sind. Um den Lader beispielsweise am Tag wieder schneller im Betrieb nehmen zu können, bieten die Hersteller externe Schnellladesysteme an. Mit Kraftstrom (zum Beispiel 400 V / 32 A) verkürzt sich die Ladezeit extrem und viele Lader sind nach einer Stunde wieder startklar.

E-Lader für die Landwirtschaft: Auf leisen Sohlen im Stall unterwegs

Für den Einsatz in Ställen sind E-Lader besonders gut geeignet, da keine schädlichen Abgase für Mensch und Tier entstehen.

E-Lader für die Landwirtschaft: Auf leisen Sohlen im Stall unterwegs

Der L25 Electric von Volvo ist ein Radlader in der 5-t-Klasse. Der Lader hat je einen Elektromotor für den Fahrantrieb und für die Arbeitshydraulik. JCB Angenehm leise sind E-Lader bei der Stallarbeit, so wie der E-Teleskoplader von JCB.

Angebot wird größer

Über zehn Hersteller haben einen E-Lader im Programm. Insbesondere kleine und mittelgroße Hoflader eignen sich aufgrund ihres niedrigeren Leistungsbedarfs für den Akkuantrieb. Dass es auch etwas größer geht, zeigt Volvo mit dem Radlader L25 Electric, der in der 5-t Klasse am Start ist. Auch elektrifizierte Teleskoplader sind auf dem Markt. Merlo hat mit dem e-worker allerdings auch äußerlich einen etwas anderen Teleskoplader mit e-Antrieb auf die Beine gestellt. Der sehr kompakt wirkende Teleskoplader verfügt nur über eine Hinterradlenkung, was bei Teleskopladern eher unüblich ist. Aber durch den großen Lenkeinschlag ist der Lader sehr wendig. E-Lader sind etwa um 20 bis 30 Prozent teurer als dieselbetriebene Lader. Diese Mehrkosten können zum Teil durch die geringeren Betriebs- und Wartungskosten über die Einsatzjahre ausgeglichen werden. Die Nutzung von „betriebseigenem Überschussstrom“ kann ebenfalls zur Kostenreduktion beitragen.

SCHNELL GELESEN

Das Angebot an elektrifizierten Hof-, Rad- und Teleskopladern hat erfreulicherweise in den letzten Jahren zugenommen. E-Lader sind umweltschonend, leise und produzieren keine gesundheitsschädlichen Abgase. Daher sind sie für den Einsatz in Ställen, Hofgebäuden oder Gewächshäusern prädestiniert. Die Elektromotoren haben sich im Arbeitsalltag bewährt, sind wartungsarm und haben einen hohen Wirkungsgrad. Durch ein abgestimmtes Einsatzmanagement des E-Laders lassen sich auch die Ladezeiten gut in den Betriebsablauf einplanen, so dass ein E-Lader für alle gängigen Arbeiten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb genutzt werden kann. Es ist davon auszugehen, dass das Angebot an E-Ladern weiter zunimmt und somit mehr E-Lader in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen.


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