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Mit der kompakten Presse bietet Biber eine Möglichkeit, auch auf nassen Flächen per Einachser Ballen zu produzieren.
Die Biber Werksvertretungen haben die Gebietsleitung für den Vertrieb von Brielmaier in Norddeutschland. Denn die modernen Einachser sind inzwischen nicht mehr nur im Gebirge zuhause, sondern auch auf Nasswiesen und Moorflächen. Dafür hat Biber in Zusammenarbeit mit Maschinenbaufirmen und Entwicklern die Produktpalette ergänzt, etwa um ein Schlitz-Nachsaatgerät in leichter Ausführung zum Anbau an Motormäher oder Kompaktschlepper. Eine Überfahrt ohne zusätzliche Bodenverdichtung sei damit möglich. Pressen kann der Einachser im Rundballenmaß von 100 x 65 cm ebenfalls. Bei einem Volumen von circa 300 l wird ein Ballengewicht von 35–80 kg erreicht. Die Bindung erfolgt mit 2,5 mm Jutegarn. Dieses Jahr soll zudem ein kompakter Transportwagen mit Ladekran und Triebachse zur Bergung von losem Material und kleinen Rundballen erhältlich werden. Ebenso hat man eine Laderschwinge samt wetterschützendem Fahrerhaus für den Brielmaier vorgestellt. Durch Laufwerksadapter wird dessen Bodendruck auf unter 0,05 kg/cm2 verringert.
Wenn es an größere Flächen oder zu erntende Volumina geht, kommt das System aber schnell an seine Grenzen. In Brandenburg beispielsweise sind die Schläge so groß, dass Großtechnik notwendig wird. Dort fahren dann beispielsweise umgebaute Pistenraupen auf die Moorflächen. Neben teilweise eigenen Umbauten an Ketten und für ein Mähwerk gibt es auch Spezialfirmen, die genau in dieser Technik ihre Nische gefunden haben. Wellink aus Holland etwa liefert quer durch Europa verschiedene Feuchtgebiets- und Amphibien-Technik direkt an Endkunden. Man sei in der Lage, nach Kundenwünschen Änderungen vorzunehmen, selbstverständlich mit CE-Kennzeichnung. 2024 möchte der Hersteller mit größeren Maschinen auf den Markt kommen. Zum Portfolio gehören beispielsweise in Serie gebaute Raupen-Mähmaschinen, die mit verschiedenen Anbauteilen ausgerüstet werden können: Mit einem 11 m3 fassenden Behälter könne der Nutzer wahlweise zuerst mit Balken- oder Scheibenmäher ernten und im zweiten Arbeitsgang aufnehmen oder beides zusammen erledigen. Ein Mulcher sei ebenfalls problemlos möglich.

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Der Ballenwagen mit Kran macht den Brielmaier zum Transportgespann.

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Auch säen ist per Einachser möglich, das Gerät von Biber schlitzt dafür.
Ebenfalls auf den Umbau von Kässbohrer Pistenbullys für den Mooreinsatz hat sich Mera Rabeler spezialisiert. Bereits seit 1991 ist die Firma aus dem niedersächsischen Stelle in diesem Feld aktiv. Landwirt Sebastian Petri aus dem Umland von Berlin hat sich dort eine PB200 mit 270 PS für den Grünlandeinsatz umbauen lassen. Durch das breite Laufwerk kommt das Fahrzeug auf nur 0,112 kg/cm2 Bodendruck. Für den Agrarbetrieb sind vorne wie hinten Hubwerke montiert. Zum Antrieb der Geräte steht dabei jeweils eine Zapfwelle (540 / 540E / 1.000) parat, ebenso eine Hydraulik mit PowerBeyond sowie Isobus. Zur Grünfutterernte setzt Petri ein EasyCut F320 Frontmähwerk von Krone ein, entscheidend war dabei vor allem das geringe Eigengewicht. Im Heck hängt auf den schwer zu befahrenden Böden dann eine Kuhn-Rundballenpresse FB3135, auf der sich extrabreite Reifen montieren lassen.

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Klimawirt Petri hat komplett auf Moorwirtschaft umgestellt und sich dafür bei Mera Rabeler eine Pistenraupe umbauen lassen. Auch herkömmliche Pressen können fit für das Moor gemacht werden, wie etwa durch Zwillingsreifen.

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Auch Baumaschinen kommen zunehmend in den Mooreinsatz. Der Mecalac 8MCR kann mit bis zu 60 cm breiten Bändern ausgerüstet werden. Ein zusätzliches Aufsattel-Fahrwerk ermöglicht das einfache Umsetzen auf der Straße.
In der Agrarbranche entwickelt sich derzeit der Begriff Klimawirt, Petri ist einer dieser Pioniere. Der Betrieb hat seine komplette Bewirtschaftung auf das Moor umgestellt. Dafür nutzt er neben der Raupe auch drei Schlepper. Die wichtigsten Kriterien sind dabei ein möglichst geringes Gewicht und die Möglichkeit, diese mit Doppelbereifung auszustatten. „Damit kommen zum Beispiel Schlepper von Kubota auf 0,6 kg / pro cm2 Bodendruck“, erklärt Christin Dammann, Projektmanagerin beim Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL). „Dabei sind die entsprechenden Flächen zum Zeitpunkt der Mahd aber nicht vollständig unter Wasser gesetzt, der Pegel steht dann 10 bis 20 cm unter Flur.“ Hier kann aber keine generelle Regel für alle Flächen aufgestellt werden, die Technik muss individuell ausgewählt werden. Für die nassesten Areale bieten sich die Raupenfahrzeuge am besten an, die auch bei überständigem Wasser arbeiten können. „Oft kann der Fahrer dort zu Fuß nicht laufen – er würde einsinken – die Maschine aber kommt problemlos zurecht“, versichert Dammann.

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Der Pronar-Ballenwagen auf Raupen kann bis zu acht Tonnen laden.

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Die Laderaupe mit Kabine auf Basis des Brielmaier-Einachsers soll bei Biber ab diesem Jahr zu haben sein.
Auch abgewandelte Baumaschinen können inzwischen im Moor helfen: Die M.V. Maschinenvertriebs GmbH aus dem fränkischen Forchheim ist nach eigenen Angaben der derzeit größte Vermieter von Raupendumpern europaweit. Man modifiziere die Maschinen für spezielle Einsätze – zum Beispiel Ballenpressen auf Raupenlaufwerken – und biete diese auch zum Kauf oder auch als Dienstleistung an. Die Firma wurde 1999 gegründet und hat sich mittlerweile auf Raupenfahrzeuge mit geringem Bodendruck spezialisiert. Dabei arbeitet man mit Fahrzeugen von Prinoth, Morooka, Powerbully oder Canycom. Gerade im Landschaftspflege- und Dienstleistungsbereich möchte man künftig noch stärker wachsen. Ebenfalls bereits etabliert sind Amphibienfahrzeuge, die eigentlich für die Teich- und Gewässerpflege durch Wasser- und Bodenverbände genutzt werden. Daher sieht Dammann auch in der Kommunaltechnik zunehmend Nachfrage nach Maschinen, die Landschaftspflege bei höheren Wasserständen bewältigen können.

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Leichte Traktoren mit breiten oder doppelten Reifen kommen auf den nassen Flächen ebenfalls gut zurecht.

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Transporttechnik wie Ladewagen mit sehr breiten Reifen seien laut Moortechnik-Expertin Dammann dabei ebenfalls im Kommen. Der Hersteller Pronar aus Polen hat diese Nische bereits erkannt und einen Anhänger für Transport von Ballen auf nassen Wiesen und in Feuchtgebieten umgerüstet. Der T024 R steht auf 1,4 m breiten Raupen statt Rädern und kann damit auf der sieben Meter langen Plattform bis zu acht Tonnen schultern, zusätzlich zu den fünf Tonnen Eigengewicht.
„Wirft man einen Blick in die Niederlande, sieht man bereits, wo die Reise hingehen kann. Dort ist man bereits einen Schritt weiter mit Spezialtechnik“, weiß Dammann. Die Firma De Vries Cornjum etwa begann bereits in den 1970er Jahren mit der – damals noch händischen – Schilf- ernte. Ende der 1980er Jahre baute der Sohn des Firmengründers dann die erste Pistenraupe dafür um. Heute ist man einer der wichtigsten Anbieter in der Branche und baut neben Landschaftspflege, Schilfmahd und Reethandel auch die Maschinen für den eigenen Betrieb sowie externe Kunden. Dabei stellte man beispielsweise einen John Deere 6150R auf Niedrigdruck-Reifen (hinten 900/60R32, vorne 600/65R28) und hängt daran einen Ladewagen mit vier Reifen (520/50R17) nebeneinander auf einer Achse an. Das Gespann dient als Überlader zum Transport-Lkw. Die dafür eingesetzte hauseigene 2,5 m breite Mähraupe kommt mit 1,1 m breiten Laufwerken auf nur 0,058 kg/cm2 Bodendruck. Die Scheiben- oder Balkenmähwerke arbeiten dabei 3 m breit und können auch direkt ein Schwad bilden. Eine spezielle Raupenpresse für feuchtes Gelände bietet man ebenfalls an: Mit 1,38 m breiten Ketten kommt sie auf 0,065 kg/cm2 Bodendruck, ihr Clou ist aber vor allem der Transporttisch zum gleichzeitigen Bergen von sieben Rundballen (125 cm Durchmesser).
Das Zielszenario für die derzeit 95 Prozent in landwirtschaftlicher Nutzung befindlichen Moorflächen ist also weiter der Agrarbetrieb – aber in nassem Zustand. Und auch, wenn neue Technik und unbekannte Geländegegebenheiten dabei auf den ersten Blick einschüchternd wirken, gibt Dammann Hoffnung: „Neue Bewirtschaftungsformen können nicht auf einen Schlag eingeführt werden. Prinzipiell kennt aber der Landwirt seine Flächen am besten und muss sich lediglich mit neuer Technik vertraut machen. Wenn er den Wasserstand langsam anhebt, kann er Stück für Stück prüfen, wie sich die Fläche verhält und was dort an Maschinen notwendig sein wird. Oft sind die neuen Moorlandwirte begeistert, wie gut sie auch in trockenen Jahren ernten können. Denn im Gegensatz zu konventionell wirtschaftenden Betrieben halten sie die Winterniederschläge direkt im Boden zurück und profitieren dann im Sommer davon. In der großen Dürreperiode konnten diese auf ihren Flächen oft dann als einzige in der Region noch Heu machen.“

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Ballen pressen und sieben Stück davon abtransportieren: Das erledigt De Vries direkt im nassen Feld.

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In Holland ist die Schilfernte bereits ein etabliertes Geschäft, wofür De Vries die Technik liefert.