
Das Elbe-Weser-Dreieck im Nordwesten von Deutschland ist eine milchviehstarke Region. Mittendrin, genau in Ankelohe, hat die Junge Landtechnik ihren Sitz. Ninja Junge gehört zur Geschäftsführung des Familienunternehmens.
Der Großvater von Ninja Junge hat im Jahr 1954 mit der Schmiede den Grundstein für Junge Land- und Melktechnik, welche später dazukamen, gelegt. Von Anfang an gab es für die Landtechnik und Melktechnik spezialisierte und getrennte Teams.
Insgesamt umfasst das heutige Junge Team circa 30 Mitarbeitende. Das Junge Melktechnik Service-Team ist mit fünf Technikern, einem Vertriebsmitarbeiter und einem Farmservicemitarbeiter besetzt.
Weitere Hauptfabrikate der Junge Landtechnik sind Krone, Amazone, Deutz-Fahr, BVL und JCB mit Vertrieb, Wartung und Service.
In der Melktechnik hat das Unternehmen viele Fabrikatswechsel hinter sich. Der Start wurde mit Miele, Westfalia und SAC gelegt.
Im Jahr 2008 wurde Boumatic und im Jahr 2018 Lemmer-Fullwood ins Junge Melktechnik-Portfolio aufgenommen.

© Junge
Ninja Junge gehört zur Geschäftsleitung der Junge Landtechnik.
eilbote: Wie ist die Melktechnik in Ihrem Unternehmen organisiert?
Ninja Junge: Jeden Morgen treffen sich alle Mitarbeiter der Land- und Melktechnik um 7:30 Uhr zu einem gemeinsamen Austausch. Nach dem allgemeinen Teil geht es in den Melk- und Landtechnik Teams getrennt weiter. Hier wird z.B. alles Wichtige, was am jeweiligen Tag anliegt, besprochen und die einzelnen Einsätze abgestimmt.
Das Model, für das sich die fünf Melktechnikmonteure untereinander abstimmen und bei dem sie sich selbst für die Bereitschaftswochen einteilen, funktioniert sehr gut. Der Neubau von Anlagen wird in erster Linie von Jens Steffens individuell geplant und organisiert. Jens schaut, wie viele Kollegen für die Montage benötigt werden. Des Weiteren werden ab und zu die Landtechnik-Azubis mit einbezogen. Somit können die Landtechnik-Azubis den Bereich der Melktechnik näher kennenlernen.
Wie finden Sie die Mitarbeiter für das Junge-Melktechnikteam?
Weil es für die Melktechnik keinen eigenen Ausbildungsberuf gibt, ist das Ausbilden der eigenen Fachkräfte schwierig.
Auf der Suche nach Mitarbeitern ist die Mund-zu-Mund Propaganda oft sehr hilfreich.
Um potenzielle Mitarbeiter zu finden, werden auch noch Anzeigen in der Zeitung geschaltet. Hier liegt der Fokus auf Bewerber/innen in der Altersgruppe zwischen 30 bis 45 Jahren. Ansonsten ist Social Media sowie unsere eigene Website ein wichtiger Baustein für uns.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter und binden diese an Ihr Unternehmen?
Bei Entscheidungen beziehen wir all unsere Mitarbeitenden mit ein. Gerade haben wir nach den Wünschen unserer Mitarbeitenden neue Arbeitskleidung eingeführt. Des Weiteren hatte die Mitarbeiterbefragung zum Thema Arbeitszeit ergeben, dass sich unsere Mitarbeiter einen früheren Arbeitsbeginn und somit einen früheren Feierabend wünschen.
Wir versuchen auch, unseren Mitarbeitern mal flexibel einen Tag freizugeben.
Unseren Mitarbeitenden bieten wir auch kostenlose Getränke, eine Bonuskarte (z.B. zum Tanken), Jobrad und ein ganzheitliches Versorgungswerk an.
Der Zusammenhalt im Team ist wichtig. Im Sommer grillen wir mittags öfter und natürlich geht es einmal jährlich zusammen auf Grünkohltour! Unsere Branche ist krisensicher und die Abwechslung ist wirklich etwas Einzigartiges. Es ist schön zu sehen, wie die Herausforderungen zusammen im Team gelöst werden.

© Junge
Jens Steffens.
Interview – Melktechnik: „Jeden Tag neue Herausforderungen!“
Jens Steffens berichtet über seine vielfältigen Aufgaben in der Melk- und Kühltechnik
Alter: 35 Jahre
Werdegang
■ Realschulabschluss
■ Von 2004 – 2008 Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechaniker
eilbote: Seit wann bist du bereits im Junge Team?
Jens: Ich habe im Jahr 2004 meine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechaniker ganz klassisch bei den Landmaschinen begonnen. Bereits während meiner Ausbildung habe ich die Innentechnikkollegen ab und zu bei der Montage von Melkständen unterstützt.
Was hat dich dazu bewogen, in das Junge Innentechnik Team zu wechseln und was fasziniert dich an der Innentechnik?
Im letzten Ausbildungsjahr wurde bereits geplant, dass ich in das Junge Innentechnik Team wechseln werde.
Die Innentechnik ist mit dem sehr umfangreichen Technikspektrum sehr interessant. Eigentlich ist nie ein Tag wie der andere. Ich weiß morgens eigentlich nicht, was mich alles erwartet und somit wird es auch nie langweilig. Diese Abwechslung und die damit verbundenen Herausforderungen finde ich richtig super.
Normalerweise bin ich wie meine Kollegen jeden Tag allein unterwegs und führe Wartungs- und Reparaturarbeiten direkt beim Kunden aus. Somit sind wir oft auf uns selbst gestellt. Falls wir z.B. bei einem Fehler nicht weiterkommen, tauschen wir uns untereinander telefonisch oder online aus.
Wie oft hast du Notdienst und wie ist dieser bei euch organisiert?
Der Notdienst gehört dazu. Unsere Kunden verlassen sich auf uns und nachdem die Kühe regelmäßig und mindestens zweimal am Tag gemolken werden, müssen technische Störungen bzw. auftretende Fehler so schnell wie möglich gefunden und behoben werden. Jeder von uns hat circa einmal im Monat eine Notdienstwoche. Die Notdienstwochen laufen unterschiedlich ab. Manchmal hat man unter der Woche keinen Noteinsatz und ist dafür am Samstag oder Sonntag den ganzen Tag im Einsatz und manchmal ist es auch umgekehrt.
Auch im Notdienst sind wir nicht alleine. Falls wir nicht weiterkommen, stehen die Kollegen telefonisch oder online bereit, um zu helfen.
Hast du Tätigkeitsschwerpunkte und was waren deine spannendsten Einsätze?
In unserem Innentechnik Team bin ich der Spezialist für die Kältetechnik. Des Weiteren kümmere ich mich vorrangig um die Montage unserer Neuanlagen.
Mit zu den spannendsten Einsätzen gehörte die Montage und Installation eines Ziegenmelkstands. Nachdem wir eigentlich nur Melktechnik für Kühe installieren, war das ein wirkliches Highlight.
Ebenfalls spannend war die Umrüstung eines Doppel 3er Autotandem Melkstand auf einen Doppel 12er Fischgräten Melkstand für Milchkühe. Die größte Herausforderung lag darin, diese im bestehenden Stall, also während des laufenden Betriebs, umzubauen. Die Arbeiten konnten erst nach dem morgendlichen Melken beginnen und am Nachmittag musste die Arbeit so abgeschlossen werden, dass der Landwirt am Abend seine Kühe wieder melken konnte.“
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Mir macht meine tägliche und abwechslungsreiche Arbeit viel Freude und ich schätze es sehr, im Junge Team mit meinen supertollen Innentechnik- und Landtechnikkollegen zu arbeiten.

© Junge
Markus Pape.
Interview – „Das selbständige Arbeiten ist das Richtige für mich!“
Markus Pape kam von der U-Bahn-Wartung bei der Hamburger Hochbahn in den Milchviehstall
Alter: 25 Jahre
Werdegang
■ Markus hat das Gymnasium nach der zehnten Klasse verlassen, um eine technische Ausbildung zu beginnen.
■ Von 2015 bis Anfang 2019 absolvierte er eine Ausbildung zum Industriemechatroniker bei der Hamburger Hochbahn
eilbote: Wie bist du zum Junge Team gekommen?
Markus: Bereits während meiner Ausbildung habe ich im Bereich der Innentechnik ein Praktikum absolviert. Schon in den ersten Tagen des Praktikums stellte sich bei mir heraus, dass sich in der Innentechnik meine Begeisterung für Technik und die Leidenschaft für die Landwirtschaft vereinen lässt.
Seit wann bist du bereits im Junge Team?
Gleich nach dem Abschluss meiner Ausbildung zum Industriemechatroniker startete ich im Jahr 2019 im Junge Team.
Zu Beginn gab es viel Neues. In den ersten Monaten war ich zur Einarbeitung entweder mit meinen Kollegen Thorsten oder Jens unterwegs. Bei den gemeinsamen Einsätzen habe ich viel von meinen Kollegen gelernt.
Wie sah dein Alltag bei der Hamburger Hochbahn aus und warum bist du in die Melktechnik gewechselt?
In meiner Ausbildung zum Industriemechatroniker bei der Hamburger Hochbahn habe ich in verschiedenen Abteilungen wie der Instandsetzung, in der die Züge gewartet und repariert werden, oder im Hauptwerk, wo die Züge komplett überholt werden, vom Drehen, Schweißen, Elektrik, Elektronik bis zur Programmierung viel gelernt.
Mit der Zeit erfüllte mich diese Tätigkeit einfach nicht mehr. Zum einen saß ich jeden Tag etwa vier Stunden im Zug, um zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen, und zum anderen arbeitete ich den ganzen Tag in einer Werkstatt.
Da ich auf meinem elterlichen Betrieb mit der Landwirtschaft aufgewachsen bin, ist die Innentechnik genau das Richtige für mich. Heute bin ich in 20 Minuten bei der Arbeit.
Was fasziniert dich bei deiner Tätigkeit?
Am meisten fasziniert mich die umfangreiche Technik, die in einem Melkstand, einem Melkkarussell, in einem Melkroboter und den zahlreichen Anlagen wie Kältetechnik für die Milch, die Kraftfutterautomaten, Dipproboter, verbaut ist. Dadurch sind meine Arbeitstage sehr abwechslungsreich.
Ich nehme gerne jedes Mal aufs Neue die Herausforderung an. Ich freue mich, wenn ich bei einer Störung den Fehler schnell finde und zügig beheben kann. Bereits auf der Anfahrt zum Landwirt gehe ich die verschiedenen Fehlerursachen gedanklich durch.
Jeder Tag ist anders, oft weiß ich morgens noch nicht, zu welchem Kunden ich nachmittags fahre.
Wie mein Kollege habe ich ein eigenes Servicefahrzeug, mit dem ich zu meinen Wartungs- und Reparatureinsätzen zu den Kunden fahre. Dieses selbständige Arbeiten vor Ort beim Kunden auf dem Hof ist genau das Richtige für mich.
Hast du Tätigkeitsschwerpunkte und was waren deine spannendsten Einsätze?
Meine Schwerpunkte liegen derzeit in Wartung und dem Service von Melkständen. Des Weiteren bin ich natürlich bei der Montage von Melkständen mit dabei.
Einer meiner spannendsten Einsätze war, zusammen mit meinem Kollegen Jens einen neuen Dipproboter zu installieren, zu kalibrieren und beim Test zu sehen, dass dieser einwandfrei funktioniert.
Bist du ebenfalls schon für den Notdienst eingeteilt?
Ja, wie meine Kollegen übernehme ich ebenfalls alle fünf Wochen eine Notdienstwoche. Der Notdienst gehört für mich dazu und ich bin durch die gute Unterstützung meiner Kollegen gut in diese Aufgabe hineingewachsen.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Anfang 2023 habe ich den Lehrgang für Kälteanlagen absolviert. Mit der bestandenen Prüfung habe ich den Kälteschein erhalten, welcher mich befähigt, die Milchkühlanlagen zu installieren und zu warten.
Bei unserem Melkroboter-Hersteller Fullwood werde ich die Schulungen für den neu in den Markt eingeführten Melkroboter Merlin absolvieren.
Die Interviews führte Michael Rabe aus Wernau am Neckar.