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Harsö Schneid-Verteilkopf mit 40 Abgängen.
Bisher verkaufte Perwolf für die bodennahe Gülleausbringung in erster Linie Schleppschlauchtechnik. Da der Markt mittlerweile aber Schleppschuhe fordert, konnte sich der österreichische Hersteller dieser Technik nicht verschließen. Heraus kam der Schleppschuhverteiler Eptum. Vorerst bieten die Obersteirer zwei Typen als Verschlauchungsvariante an: den Eptum 900 mit 9 Metern und den Eptum 750 mit 7,5 Metern Arbeitsbreite. Ein 15 Meter breiter Ausleger sei in Planung. Für den Praxistest dieses Frühjahr stellte Perwolf einen Eptum 900 zur Verfügung. Bereits im Herbst konnte die Redaktion des Landwirts Vorseriengerät testen. Die Kritik daraus veranlasste Perwolf, für den Serienstart einige Optimierungen vorzunehmen: Die Sicht nach hinten wurde verbessert, ebenso die Querverteilung am Steilhang, die Klappung der Auslegearme und die Handhabung der Stützradverstellung. Weiterhin konnte der Hersteller die Hangabdrift und das Eigengewicht des Verteilers reduzieren. Je nach Ausstattungsumfang wiegt der Verteiler Eptum 900 nun zwischen 1.000 und 1.100 kg.
Traktornaher Anbau
Der gesamte Verteiler ist kompakt gebaut. Der Rahmen, die Schleppschuhe sowie die pendelnde Zugrohreinheit mit den Schiebern und dem Anschluss für den Zubringschlauch sind nahe am Traktor. Durch den traktornahen Drehpunkt driftet der Traktor bei Hangschrägfahrten kaum seitlich ab. Zwei großdimensionierte Stützräder führen den Verteiler in der Höhe. Sie werden von Gasdruckfedern unterstützt. Man benötigt kaum Kraft, um sie einzustellen. Verbindet man die Unterlenker des Traktors mit den Langlöchern des Dreipunktturms, passt sich der Verteiler gut den Bodenkonturen an. Die Räder dienen auch als Stützen beim Abkoppeln. Zusätzlich muss man im Heck einen Stützfuß nach unten klappen und auf die passende Höhe einstellen. Für den Straßentransport lässt sich der Verteiler auf 3 m Breite zusammenklappen und das bewegliche Zubringrohr arretieren. Die Beleuchtungsanlage mit den schraffierten Warntafeln ist im Serienumfang enthalten. Die beiden Ausleger klappen hydraulisch über ein Doppelgelenk mit Z-Kinematik. Das Auseinanderklappen erfolgt manuell. Lässt man den Knopf an der Steuerung los, stoppt der Klappvorgang. Das Zusammenklappen hingegen läuft automatisiert ab. Allerdings gibt es an der Steuerung auch einen Not-Aus-Taster. Die beiden Ausleger lassen sich per Knopfdruck getrennt voneinander steuern und zum Beispiel bei engen Durchfahrten um 90° nach hinten schwenken. Sollte das Gestänge nach Jahren im Einsatz nachgeben, lässt es sich mit Spindeln wieder horizontal ausrichten. Stößt man irgendwo dagegen, dämpfen Senkbrems-Lasthalteventile in den Hydraulikzylindern den Aufprall.

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Zugrohreinheit mit Durchflussmengenmesser.

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Vogelsang BaseRunner: Dieser Schleppschuh aus gummiartigem Material lässt sich in alle Richtungen bewegen.
Harsö Schneid-Verteilkopf
Zwei hydraulische Schieber in der Zugrohreinheit steuern den Güllestrom. Beim Start sind beide Schieber offen, sodass der erste, meist strohreiche Schuss nicht in den Verteilkopf gelangt. Er wird direkt über ein 100-mm-Rohr auf die Fläche abgeleitet. Sobald der erste Pfropfen im Freien ist, schließt der obere Schieber hydraulisch. Die Gülle läuft dann über ein 120 mm starkes Vierkantrohr zentral in den Harsö Schneid-Verteilkopf. Der wird von einem 160-cm³-Ölmotor angetrieben und hat 40 Schlauchanschlüsse. Das ergibt einen Strichabstand von 22 cm. Die Schläuche vom Verteilkopf zum -gestänge haben einen Durchmesser von 30 mm. Der kleine Durchmesser ist bewusst gewählt und soll den Druck im Verteilerkopf erhöhen. Dadurch fließt die Gülle schneller durch die Schläuche und reinigt diese besser. Zudem ist die Querverteilung im Steilhang besser. Diese haben die Testfahrer ausdrücklich gelobt. Die weiterführenden Schleppschuhe am Verteilergestänge sind mit 50 mm dicker. Das soll Verstopfungen an den Übergängen verhindern. Im Test wurden mit dem Eptum 900 über 1.000 m³ Gülle ausgebracht. Dabei ist er nie verstopft. Der Kopf kann zudem durch eine kleine Öffnung Luft ansaugen. Dadurch wird die Bildung eines Vakuums verhindert. Die Schläuche sind UV-beständig, dickwandig und dank einer integrierten Stahlwendel formstabil. Zudem sind sie sauber verlegt und verlaufen größtenteils hinter einer 6 mm starken Platte aus Kunstharz. Diese ist nicht nur schön, sondern schützt die Schläuche auch vor Beschädigungen und Witterungseinflüssen.

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Beweglicher Kunststoffschuh mit Metallkufe.

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Der hydraulische Klappmechanismus mit Z-Kinematik und Folgesteuerung wurde vom Testteam ausdrücklich gelobt.
Vollbewegliche Schuhe
Perwolf hat beim Eptum den Schleppschuh BaseRunner von Vogelsang verbaut. Er ist aus einem gummiartigen Material (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk, kurz EPDM) und lässt sich in alle Richtungen bewegen. Das hat sich gerade bei der Verschlauchung als Vorteil erwiesen. Schließlich muss man da am Vorgewende auch öfters einmal rückwärtsfahren. Die inneren Schuhe machen zudem bei engen Manövern eine negative Kurve – sie bewegen sich also rückwärts. Obwohl die Verformung der Schuhe auf den ersten Blick beängstigend ist, passiert ihnen nichts. In Normalstellung kehren sie wieder in ihre Form zurück. Zwei seitliche Fiberglasstäbe stabilisieren den Schuh. Die äußersten Federstäbe waren bei dem zum Teil stark kupierten Gelände schnell in Mitleidenschaft gezogen. Das könnte man vermutlich mit zusätzlichen Stützrädern an den Rändern verhindern. An der Unterseite des Schuhs befindet sich eine Metallkufe, die den Bodenkontakt herstellt.
Die Steuerung kommt von Siemens und entspricht dem Industriestandard. Sie hat ein Touch-Display, acht Funktionstasten und einen Not-Aus-Taster.

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Zwei großdimensionierte Stützräder führen den Verteiler in der Höhe. Deren Einstellung mittels Bolzen und Lochschiene wird von Gasdruckdämpfern unterstützt.

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Klobiges Steuerterminal mit Touch-Display.

Industrielle Steuerung
Die macht einen robusten, aber auch klobigen Eindruck.
Das Terminal ist im Verhältnis zum Display sehr groß. Das schränkt die Sicht unnötig ein. Software und diverse Anzeigen wirken altmodisch. Hier würde der Eptum etwas mehr Farbe, Symbole statt Text und zusätzliche Anzeigen vertragen: Zum Beispiel vermissten wir einen Hinweis, ob der Schneidkopf eingeschaltet ist. Dann fließt nämlich keine Gülle. Ein Signalton könnte den Fahrer vor unnötigem Verschleiß oder Störungen warnen. Vermisst haben wir, dass die eingestellte Ausbringmenge im Arbeitsmenü erscheint. Für die Schieberstellungen, zu denen man keinen Sichtkontakt hat, gibt es ebenfalls keine Anzeige. Die elektrohydraulische Steuerung funktioniert zwar, aber die Bedienung sämtlicher Hydraulikzylinder und des Schneidkopfes über Softkey-Tasten ist nicht mehr zeitgemäß. Da würde ein Joystick oder eine robuste AUX-Box bessere Dienste leisten. Gut gefallen hingegen hat unseren Testern die induktive Durchflussmengenmessung von Siemens. Diese ist beim Eptum serienmäßig. So hat der Fahrer die Ausbringmenge immer im Blick. Hat man die gewünschte Ausbringmenge pro Hektar eingegeben, wird die nötige Fahrgeschwindigkeit angezeigt.
Positiv ist uns aufgefallen, dass sich alle Funktionen ausführen lassen, auch wenn der Schneidkopf eingeschaltet ist. Die erforderliche Hydraulikleistung gibt der Hersteller mit mindestens 35 l/min und maximal 55 l/min bei 170 bar an.
Damit sollten auch hydraulikschwächere Traktoren gut zurechtkommen. Der Schleppschuhverteiler Eptum 900 hat bis auf die altmodische Bedieneinheit bei dem Testteam einen guten Gesamteindruck hinterlassen. Für ihn muss man ohne Mehrwertsteuer 35.046 Euro auf den Tisch legen.










