Ein Spindelmäher hat natürlich ein anderes Schnittbild als der autonome Husqvarna mit seinem 3-kreisigen Sichelmähdeck. „Die Ästhetik ist mir und natürlich den Golfern wichtig. Wir hatten hier eine kleine Vorführung der ganz frühen Mähroboter, die quasi noch nach dem Chaos-Prinzip gefahren sind. Das sah morgens nach dem Tau dann schon so aus, als ob da einer nicht wusste, wo er hin will. Die neuen Geräte fahren ja aber nun vordefinierte Bahnen wie auf dem Schachbrett“, weiß Rene Ratajczyk. So kann man auch das sogenannte Hell-Dunkel-Mähen realisieren, wonach der Rasen ein großflächiges Streifenmuster hat. Dafür muss der Roboter längere Zeit penibel genau immer die gleichen Bahnen ziehen. „Begrüßen würde ich dafür noch eine im Roboter eingebaute Bürste oder Walze, mit der die Schattierung besonders gut zur Geltung kommt. Der professionelle Spindelmäher hat so etwas immer mit verbaut.“
Solche Mäher schneiden zudem wie mit einer Schere, was die Verletzung des Halms weniger dramatisch macht. So verdunstet weniger Wasser, die Pflanzen sind weniger anfällig für Krankheiten und die Rasendichte wird besser. Hier ist daher die Sichelmähertechnik, wie sie in den Robotern eingesetzt wird, im Nachteil. Die höhere Mähfrequenz der Roboter gleiche dies etwas aus. Die täglichen, dafür aber sehr schwachen Eingriffe könnten die Schnittqualität etwas besser werden lassen als von regulären Sichelmähern in höherem Rasen.
Ein Nachteil der kleinen autonomen Schwärme: Sie lassen ihr Schnittgut generell auf dem Rasen, statt es abzufahren. „Wenn es in der Hauptvegetationsperiode dann etwas nass ist – es braucht keinen Regen, Tau nachts oder morgens reicht – kann das unschöne Klumpen geben, das geschnittene Gras fällt dann nicht sauber zwischen die stehenden Halme“, schätzt Experte Rene Ratajczyk. Gerade die Nacht sei aber natürlich prädestiniert für die Roboter, idealerweise laden sie während des Tages über eine hauseigene Solaranlage. „Im Vergleich zu den bisherigen Diesel-Mähern wäre das in Sachen Nachhaltigkeit natürlich wesentlich besser.“
Ein weiterer Vorteil dabei wäre, dass die Anlage schon für die ersten Frühbesucher komplett gemäht wäre und weniger störende Maschinen auf den Flächen unterwegs wären. Gerade, wenn viel Spielbetrieb ist, verkürzen sich so natürlich auch die Wartezeiten für die Golfer: „In der Regel müssen sie kurz pausieren, bis die Fläche mit der regulären Technik zu Ende gemäht ist. Schlagen sie gerade ab, wartet natürlich auch der Fahrer und fährt auch mal zur Seite. Wenn die Spieler dann durch sind, kann er weiterarbeiten. Gerade diese Stehzeiten nehmen viel Arbeitszeit in Anspruch“, weiß Ratajczyk. Der kleine, leise Roboter aber stört kaum, wenn er doch noch auf der Bahn sein sollte, wenn bereits gespielt wird. Im Gegensatz zum Home-System ist an den Profi-Robotern von Husqvarna daher auch das Bedienfeld nicht zugänglich, es gibt kein Display, das Passanten zum Herumspielen einlädt. Lediglich ein Start-Stop-Knopf ist vorhanden.
Mehr Zeit für andere Arbeiten
Der Greenkeeper und seine Spezialisten könnten sich dann um andere Bereiche im Detail kümmern, da die autonomen Mäher keine Arbeiter ersetzen, sondern diese frei für andere Tätigkeiten zur Verfügung stellen. „Man verlagert durch die autonome Technik die Personen eher weg von den langwierigen Tätigkeiten wie dem Fairway-Mähen hin zu mehr Qualität der Detailarbeiten wie etwa dem Ausgleichen von kleinen Schad- oder Trockenstellen auf den Greens“, könnte sich Ratajczyk vorstellen. So könnte er vielleicht auch Projekte verwirklichen, die vorher zeitlich überhaupt nicht denkbar waren. Zudem könnte man so angenehmere Arbeitsbedingungen schaffen, weil das Personal nicht bereits sehr früh morgens zum Mähen auf dem Platz sein muss. Beim Personal sei zudem noch mit erwähnt, dass solches erst einmal gefunden werden muss. Denn auch in der Golfplatzpflege sind die Bedingungen mit Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Überstunden im Sommer nicht für jeden traumhaft. „Wenn ich dann aber sagen kann, dass bei uns viele dieser Tätigkeiten wegfallen, da sie der Roboter übernimmt und so nur ganz wenige Sonderschichten für jeden anfallen, kann das durchaus ein Anreiz sein“, so Ratajczyk.
Komplexe Pflege erfordert
Im Vergleich zu anderen professionell gepflegten Rasensportplätzen, wie etwa für Fußball, ist eine Golfanlage wesentlich komplexer. Denn auf einem klassischen DFB-Feld ist relativ einfach berechnet, wieviele Roboter parallel notwendig sind, damit der Spiel- und Trainingsbetrieb neben den Mäheinsätzen laufen kann. Beim Golf aber sind die Quadratmeter nicht allein entscheidend: Hier gibt es Steigungen und viele unzusammenhängende, langgezogene Flächen. Wo also ist der strategisch beste Standort der Ladestationen für wieviele Roboter welchen Typs? Wie müssen die RTK-Antennen mit 500 Metern Reichweite (bei Bäumen weniger) verteilt werden, um die Navigation überall sauber zu gewährleisten? In entlegenen Ecken unter Bäumen kann das noch schwierig sein, geben die Husqvarna-Experten offen zu, weshalb hier die Sensoren des Roboters selbst künftig noch besser beim Navigieren helfen sollen.
Die Planung einer entsprechenden Mähflotte ist daher ganz und gar nicht einfach: Für den regulären Kleingerätehändler, der vor allem Mähroboter für Privathaushalte oder kleinere Gewerbe installiert, ist das alleine nicht zu machen. Unterstützung bietet hier Husqvarna selbst, die entsprechenden Experten sollen für entsprechende Projekte unkompliziert konsultiert werden können. Denn neben der Planung der Mähstrategie müssen für die Maschinen eventuell auch lange Stromleitungen für die Ladestationen in den Boden, was einen Elektriker erfordert. Wenn man dann schon den Boden öffnet, sollte vorher geklärt sein, ob nicht auch andere Leitungen wie etwa für die Bewässerung mit verlegt werden können. Ebenso muss man berücksichtigen, dass der Roboter eventuell nicht überall hinkommt, etwa wenn er öffentliche Straßen überqueren müsste. Auf der von Ratajczyk betreuten Anlage liegt ein Teil der Golfbahnen an einer Straße. Die Spieler und reguläre Mähmaschinen mit Fahrern überqueren diese einfach. Roboter können und dürfen das aber nicht.
Insgesamt kann so ein Projekt daher schnell solche Ausmaße annehmen, dass neben dem reinen Liefern der Technik ein entsprechender Landschaftsbauer samt Architekt benötigt wird. Generell muss die Flotte außerdem zum Anspruch passen: „Müssen die Fairways dreimal die Woche auf zehn Millimeter eingestellt werden und das Ganze wie ein dichter Teppich wirken? Oder betreue ich vielleicht nur eine Anlage, die weniger Mitglieder hat, ein bisschen einfacher gepflegt ist und nur zweimal pro Woche auf 16 Millimeter gemäht werden muss? Das ist nämlich ein ganz anderer Aufwandsfaktor und man braucht vielleicht drei Roboter weniger“, gibt Ratajczyk zu bedenken.
Eine neue, reguläre Mähmaschine kann der Golfplatz dagegen einfach kaufen und weiter arbeiten wie bisher. „Viele Golfplätze fangen daher klein an, indem sie einen bestimmten Bereich aussuchen, der für wenige Roboter als Testfeld fungieren kann. Auch wir werden das dieses Jahr noch angehen“, sagt Ratajczyk. Husqvarna bietet dafür auch ein Mietkonzept, durch das man sich ohne größeren Invest mit der Technik vertraut machen kann. Dabei fungiert der Hersteller als Dienstleister, was steuerlich von Firmen abgesetzt werden kann.
Ratajczyk interessiert dabei auch, wie lange die rasierklingenartigen Messer der Roboter halten. Denn in einem sehr flach zu mähenden Golfrasen kann Sand aus dem Bunker oder auch ein Regenwurmhügel immer mal wieder berührt werden. Dann nimmt die Schnittqualität natürlich schnell ab. Dafür sei die Wartung im Vergleich zu einem Großmäher viel simpler, da zum Beispiel kein Ölwechsel von Motor oder Antrieben notwendig ist.
Langfristig kann Ratajczyk sich Mähroboter sehr gut auf dem Golfplatz vorstellen, angefangen beispielsweise auf den Semi-Roughs. Diese sollen durch 30-50 Millimeter Schnitthöhe Bälle bremsen, die aus dem eigentlichen Spielfeld (Fairway, gemäht auf 10-20 Millimeter) heranrollen. Ein weiteres, schnell mögliches Einsatzfeld ist die Driving Range, wo lediglich der Abschlag geübt wird. Für solche Anlagen sind gleichzeitig bereits Roboter verfügbar, die die ganzen Bälle wieder einsammeln und in den Tank einer Waschanlage geben. Ein weiterer Bereich, der unterirdische Rohre benötigt und bei der Planung gleich mitbedacht werden kann.
Mähroboter von Husqvarna
Für den hohen Anspruch auf dem Golfrasen hat Husqvarna kürzlich ein spezielles Mähdeck vorgestellt, welches 10 bis 70 mm Schnitthöhe bei 68 cm Schnittbreite bearbeiten kann. Seine fünf frei an drei Tellern schwingenden Messer sollen im schlimmsten Fall auf eindringende Gegenstände oder Tiere schonend reagieren. Als grobe Hausnummer: Eine Akku-Ladung mäht ein Fußballfeld. Soll täglich gemäht werden, sind 25.000 m2 Flächenleistung drin. Sind mehr als 20 Prozent Steigung vorhanden, sind entsprechende Allradgeräte verfügbar, die laut Aussage von Husqvarna-Experten auch Hanglagen mähen können, auf denen man als Fußgänger normal schon nicht mehr läuft. Alle Geräte können zusammen im Fleetsystem gemanagt werden, je nachdem, wo welche Technik besser passt. Dabei sollen auch scharfe Kanten zwischen zwei Mähflächen jedesmal exakt reproduziert werden. Bestimmt wird das durch händisches Abfahren der Grenze mit dem Roboter selbst. Bisher fungierte als Fernbedienung dafür ein Smartphone. Damit das Steuern auf größeren, unförmigen Flächen und bei schwierigen Bedingungen wie Nieselregen oder bei schwitzenden Händen aber komfortabler wird, funktionieren künftig auch die Controller von Spielkonsolen wie Playstation- oder X-Box-Controller, das Smartphone dient dann als Display.
SCHNELL GELESEN
Head-Greenkeeper Rene Ratajczyk betrachtet die Einsatzmöglichkeiten von Husqvarna Mährobotern im Flotteneinsatz auf dem Golfplatz. Mitarbeitende können von frühmorgendlichen und langwierigen Mäharbeiten entlastet werden. Der Betrieb einer Mähroboterflotte erfordert eine gründliche Vorbereitung und kompetente Beratung bei Platzierung der RTK- und Ladestationen.