Rückgrat in der Grünpflege

Trotz starker Verbreitung von Rasenrobotern und bequemer Aufsitz-Technik ist der Klassiker unter den Mähgeräten bei Profis nicht wegzudenken. Sein Einsatzgebiet wandelt sich derzeit aber etwas. Wir haben mit Experten von Herstellern über neue Technik und aktuelle Kundenanforderungen gesprochen.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Laut AS-Motor ist der Akkumäher dem Benziner inzwischen überlegen. Hier setzt man auf das System von Ego.

SCHNELL GELESEN

Handgeführte Rasenmäher bleiben für Profis für schwer zugängliche Bereiche wichtig, trotz Zunahme von Robotern und Aufsitzmähern. Akkutechnik gewinnt an Bedeutung für geringere Lärm- und Emissionswerte, auch in Ausschreibungen. Hersteller entwickeln stärkere Akkugeräte, um alle Bedürfnisse zu erfüllen, und bieten Lösungen für längere Einsätze. Vielseitigkeit und Robustheit sind bei Profi-Mähern entscheidend, mit Trends zu Mulchen und geringerem Gewicht.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Kleinteilige Ecken, die Zero-Turn- oder Frontmäher nicht erreichen können, sind für den handgeführten Mäher weiterhin ein wichtiges Einsatzgebiet. Er ist heute nicht mehr das Hauptarbeitstier, wird aber nach wie vor als wichtiges Werkzeug gebraucht. „Da sehen wir einen stabilen Markt und denken, dass sich das in der nächsten Zeit kaum ändern wird“, sagt Andreas Müller vom Produktmanagement der Stihl Vertriebszentrale Dieburg. Inzwischen habe sich das Einsatzfeld etwas verschoben: „Oft fungiert der handgeführte Mäher als sogenannter Ausputzmäher, ergänzt also auf großen Flächen die entsprechend schlagkräftige Aufsitztechnik. In kleinen Winkeln oder auf Verkehrsinseln sind die Geräte nach wie vor die beste Lösung, denn in solchen Bereichen ist auch ein autonomer Roboter nicht praktikabel“, weiß Müller. Das sieht man auch bei Hersteller Toro ganz ähnlich: Dessen Profi-Kunden setzen handgeführte Rasenmäher ein, vor allem in kleinen Bereichen, die ein gutes Handling erfordern, etwa Hausgärten, Friedhöfe, Verkehrsinseln oder Grünstreifen, sowie an kurzen, steilen Hanglagen. Dort ist der Einsatz von Aufsitzmähern nicht mehr möglich, ebenso auf Flächen mit schmalen Durchfahrtsbreiten, wenn zum Beispiel das Zauntor unter einem Meter breit ist. Außerdem findet sich die Technik auch bei GaLa-Bauern, die weniger mähen, sondern zum Beispiel großteils Neuanlagen gestalten.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Das Husqvarna Topmodell LB 553iV ist am Gehäuse unter anderem mit tauschbarem Kantenschutz ausgestattet.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Akkugeräte können dank geschickter Lösungen wie dem Bottainer von Stihl lange Tageseinsätze inzwischen problemlos meistern.

Akku auf dem Vormarsch

Auch das Wesen des handgeführten Mähers ändert sich derzeit: „Wie überall geht es immer mehr in Richtung Akku, der Benziner ist aber deswegen nicht vollständig abgeschrieben“, so Stihl-Experte Müller. Der größte Vorteil von akkubetriebenen Geräten sei hier die geringere Lärmemission und das Wegfallen sämtlicher Abgase. Vor allem in städtischen Bereichen profitieren hier die Dienstleister, da sie in den warmen, mähintensiven Monaten mit der leiseren Technik auch schon früher am Morgen bei angenehmeren Temperaturen aktiv werden können. Oft steht Akkutechnik auch bereits direkt als Voraussetzung mit in den Ausschreibungen für öffentliche Aufträge. Laut Stihl kämen die entsprechenden Dienstleister dabei mit den derzeit verfügbaren Akku-Kapazitäten problemlos zurecht, denn wirklich große Flächen werden heute nicht mehr alleine mit handgeführter Technik bearbeitet. Stihl bietet für längere Einsätze von mehreren Geräten aber auch Lade- und Transportlösungen wie die zusammen mit Bott entwickelte Container-Lösung, die beispielsweise auf eine Pritsche oder in einen Kastenwagen montiert wird. Darin finden genügend Akkus für ausgiebige Arbeitseinsätze Platz. Anschließend wird das komplette System über ein einziges Kabel ans Stromnetz angeschlossen, wodurch alle Akkus geladen werden, ohne sie vom Fahrzeug nehmen zu müssen.

Laut Anwendungsberater Julian Renner werde es auch bei Husqvarna künftig vor allem darum gehen, noch leistungsstärkere Geräte zu entwickeln, um möglichst alle Klassen mit Akkutechnik anbieten zu können: „Derzeit ist der Benziner in den oberen Leistungsklassen noch nicht ganz wegzudenken. Ziel ist aber auch hier der leise und abgasfreie Elektroantrieb. Denn Flächenleistung kann ich durch mehrere Akkus auch hier erreichen, schon heute.“ Durch die große Palette an weiteren mit den Akkus kompatiblen Geräten wie Freischneider, Heckenschere oder Motorsäge bleibt der Anwender flexibel. Bei Husqvarna legt man dabei großen Wert auf Sicherheit, weshalb der Nutzer die Geräte nach dem Einsetzen des Akkus aktiv einschalten muss. „Darauf bekommen wir viel positives Feedback: Denn beim Verbrenner ist das Gefahrenmoment durch den laufenden Motor schnell ersichtlich, beim E-Antrieb ist das nicht so“, sagt Renner. Eine zusätzliche Sicherheitsschwelle durch das Einschalten mache dem Nutzer hier deutlich, dass direkt nach dem Einsetzen des Akkus noch keine Gefahr an Messer und Co. besteht.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Der Akkumäher LB 448iV ist neu im Programm von Husqvarna, er eignet sich auch für professionelle Einsätze.

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Auf kleinen, engen Flächen oder als Ausputzer für schwierige Ecken auf Großflächen ist der handgeführte Rasenmäher weiter gefragt.

Mit Akku im Idealbereich

Auch bei AS-Motor verschiebt sich das Rasenmäher-Geschäft etwas: „Für jeden Benziner, den wir weniger verkaufen, bekommen wir einen Akku-Kunden dazu. Die Kunden bleiben uns also treu, wechseln aber eventuell zum E-Antrieb“, sagt AS-Motor Produktmanager Roman Mühleck. Seiner Erfahrung nach sei zudem noch nicht allen Anwendern bekannt, dass ein akkubetriebener Rasenmäher den Job des Mähens sogar besser erledigt als ein Benziner. Denn er halte die Drehzahl des Messers permanent konstant. Wird der Bewuchs dichter, sinkt die Drehzahl nicht wie beim Verbrenner ab, sondern der Elektromotor regelt nach. Somit mäht der Anwender immer im Idealbereich von 2.800 beziehungsweise 3.000 U/min. Das Ergebnis sei laut Mühleck ein besseres Schnittbild als beim Verbrenner. Außerdem fallen typische Störfälle wie Absaufen, verschmutzte Vergaser und Startschwierigkeiten komplett weg. Akkurasenmäher sind also deutlich weniger wartungsintensiv. Hinzu kämen um bis zu 70 Prozent verminderte Handarmschwingungen, keine Abgase und geringere Lautstärke. Dies steigert das Wohlbefinden des Anwenders merklich. „Bei der Geräuschentwicklung liegen die Unterschiede zum Verbrenner bei bis zu 8 dB, was fast einer Halbierung der wahrgenommenen Lautstärke entspricht“, sagt Mühleck. „Für den professionellen Einsatz sollten meiner Meinung nach immer Geräte mit einer Spannung von mehr als 36 Volt gewählt werden. 1.300 bis 1.500 Watt Leistung sind hier zu wenig. Mit 48-Volt-Systemen (und höher) werden Leistungen von bis zu 3.200 Watt erreicht. Diese Leistungsklasse benötigen professionelle Anwender.“

Bei Toro wird die Nachfrage nach emissionsfreien Maschinen ebenfalls größer: „Wir reagieren darauf mit eigenen Entwicklungen wie zum Beispiel dem auf Profieinsätze ausgelegten Hypercell-Akkusystem. Ziel ist, das Akkumähen wirtschaftlich für alle Seiten zu gestalten“, sagt Toro-Vertriebsleiter Carsten Dirich. Daher baut man hier das Portfolio weiter aus: „Mit unserem neuen Hover Pro Akku können wir Steillagen bis zu 40 Grad mähen, natürlich auch mit der Benzinvariante. Neu auch für kleine Flächen ist unser 76 cm eTimemaster mit bis zu 3 x 10 Ah Akkus. Hohe Schnittqualität samt optischer Streifen wie im Fußballstadion können Profis mit unserem Pro Stripe bieten, welcher demnächst ebenfalls mit Akkuantrieb verfügbar sein wird.“ Die Mid-Size-Serie bietet dagegen Schnittbreiten von 81 cm bis zu 122 cm sowie Schlegelmäher für die Extensiv-Pflege.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Auch Toro baut seine Akku-Palette kontinuierlich weiter aus.

Handgeführte Mäher: Rückgrat in der Grünpflege

Der Turfmaster von Toro arbeitet 76 cm breit, womit laut Hersteller über 4.000 m² pro Stunde gemäht werden können.

Mehr Leistung gefragt

Diesen Trend zu weniger häufigen Schnitten gehen immer mehr Kommunen, auch durch längere Blühzeiten für höhere Biodiversität. Daher wird zunehmend Technik gefragt sein, die mit höherem Bewuchs zurechtkommt. Auch Stihl beobachtet hier den Markt genau.

Husqvarna hat zudem einen Fokus auf das Mulchen gesetzt, unter anderem auch durch die Übernahme des schwedischen Herstellers Klippo: „Gerade im Profibereich ist die Marke bekannt für ihr sehr gutes Mähbild. Verantwortlich dafür ist das sehr tief gebaute Mulchdeck, wodurch die Messer das Schnittgut zuerst ansaugen, dann lange verwirbeln und zerkleinern und anschließend wieder ins Gras zurückdrücken. Dazu sind unterschiedliche Druckzonen notwendig. Durch die besonders klein geschnittenen Reste kann das Bodenleben diese gut verarbeiten“, erklärt Renner.

Auch bei Toro ist das flexibel zu haben: Alle Maschinen können für den Mulcheinsatz mit dem sogenannten Recycler Kit ausgestattet werden. Bis 76 cm Schnittbreite biete man Fangen oder Recyeln als 2in1-Funktion an.

Um den Vorteil der Vielseitigkeit möglichst gut zu nutzen, sind auch einige AS-Motor Rasenmäher mit mehrfacher Funktion erhältlich: Fangsack, Seiten- oder Heckauswurf sowie Mulchkit. „Das Sammeln von Laub oder Vertikutierresten sind hilfreiche Nebenfunktionen im Profieinsatz. Hierfür braucht es aber einen entsprechend starken Mäher wie beispielsweise unseren AS 531 ES MK B 2-Takter. Dieser schafft 50 cm hohes Gras sowohl über den Heckauswurf als auch mit dem Fangsack“, versichert uns Experte Mühleck. Der Mulchrasenmäher AS 510 2in1 ist zudem mit einem schnell zu montierenden Seitendeflektor ausgestattet, der es ihm ermöglicht, sogar verblühte Blumenwiesen bis 60 cm Höhe zu mähen. Danach kann er in Sekundenschnelle wieder zu einem reinen Mulchrasenmäher zurückgebaut werden. Das Top-Model AS 531 (2-Takter und Akku-Version) ist zudem mit Differentialsperre und Bremse ausgestattet, wodurch an Hängen bis zu 40° Steigung gemäht werden kann. „Durch den Lenker in V-Form wird das Handgelenk geschont, das Gerät wird quasi wie eine Schubkarre geführt. Vor allem am Hang ist dies sehr vorteilhaft und ermöglicht es, die Maschine sicher und komfortabel zu kontrollieren“, so Mühleck.

Komfortabel und robust

Für den Anwender, der mehrere Stunden mit dem Gerät arbeitet, sei laut Stihl auch ein wirkungsvoller Vibrationsschutz sehr wichtig. Zudem lässt sich beim Stihl RMA 765 V der Komfortlenker exakt auf die richtige Höhe für den jeweiligen Nutzer einstellen. Da solche Maschinen oft mehrmals täglich den Einsatzort wechseln, müssen sie außerdem leicht transportiert werden können. Dazu gehört, sie leicht und kompakt zusammenklappen zu können sowie passende Befestigungspunkte vorzusehen. Im Vergleich zu Geräten für den Privatgarten sind Profimaschinen jedoch deutlich schwerer, was beim häufigen Verladen „ins Kreuz gehen“ kann. Daher ist immer ein Kompromiss zwischen möglichst robusten Materialien und gleichzeitig möglichst geringem Gewicht notwendig. „Hier sehen wir noch großes Potenzial“, sagt Stihl-Experte Müller. Bauhofleiter und Co. können die Mäher von Stihl natürlich auch ins hauseigene Flottenmanagement integrieren: Mit der digitalen Lösung Stihl Connected hat man alle Gerätedaten im Überblick, wodurch man die Laufzeit, aber auch Wartung oder Reparaturen zeitlich besser planen kann.

Auch Husqvarna macht deutlich, dass sich die Profi-Geräte hinsichtlich Verarbeitung und Komponenten von der Consumer-Klasse unterscheiden: „An den Rädern sitzen beispielsweise hochwertige Kugellager, um ein leichtes Schieben in allen Lagen zu ermöglichen. Das Aluguss-Gehäuse des akkubetrieben Mulchmähers LB 553iV hält auch Steinschläge aus, zudem sind dessen seitliche Ränder, die sich gerne an Betonkanten oder Steinrabatten abschleifen, als tauschbare Verschleißteile konzipiert“, so Renner.


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