Techniksparte übertrifft erstmals die Umsatzmilliarde

Genossen mit kräftigem Ergebnisplus – 2.650 Schlepper, Mähdrescher und Häcksler in 2022 verkauft

Agravis: Techniksparte übertrifft erstmals die Umsatzmilliarde

Der Agravis-Vorstand (v. li.): Hermann Hesseler, Dr. Dirk Köckler (Vorsitzender), Jan Heinecke und Jörg Sudhoff.

Die Agravis Raiffeisen AG hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem „guten und zukunftssichernden“ Ergebnis abgeschlossen. Wie Finanzvorstand Hermann Hesseler letzte Woche bei der digitalen Bilanzpressekonferenz des Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmens berichtete, belief sich der Umsatz im Berichtsjahr auf rund 9,4 Mrd. Euro. Das waren 2,1 Mrd. Euro oder etwa 30 Prozent mehr als 2021. Damit bestätigte der Finanzvorstand den im Januar genannten vorläufigen Wert von „mehr als 9 Mrd. Euro“. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) bezifferte er auf 61,5 Mio. Euro, verglichen mit 33,2 Mio. Euro im Vorjahr.

Laut dem Agravis-Vorstandsvorsitzenden Dr. Dirk Köckler entfiel ein Großteil des Mehrumsatzes auf Preissteigerungen. Das gelte auch für alle Betriebsmittel, die sich wegen der hohen Vorleistungspreise für Energie verteuert hätten. Den größten absoluten Umsatzzuwachs erzielte der Konzern in seiner Sparte „Energie“, nämlich um 697 Mio. Euro auf 1,685 Mrd. Euro. Trotz der Preissteigerungen wurden sogar mehr Brenn- und Kraftstoffe abgesetzt. Außerdem kletterte der Umsatz im Agrargroßhandel mit Pflanzenschutzmitteln, Dünger, Saatgut, Getreide, Ölsaaten, Futter und Tiermedikamenten um 681 Mio. Euro auf 3,397 Mrd. Euro.

Technik mit Plus

Im Geschäftsfeld „Agrar Landwirtschaft“ verbuchte das Unternehmen ein Plus von 636 Mio. Euro auf 2,196 Mrd. Euro. Zudem legte der Erlös der Sparte „Technik“ um 151 Mio. Euro auf 1,138 Mrd. Euro zu und übertraf damit erstmals die Marke von 1 Mrd. Euro. Der Agravis Technikverbund betreibt 114 Standorte mit den Marken Fendt, Claas und New Holland, dazu fünf Standorte in Polen, mit insgesamt ca. 2.500 Mitarbeitenden. Circa 20 Prozent der jährlichen Gesamtinvestitionen des Agravis-Konzerns fließen jährlich in die Sparte Technik; 2022 waren es ca. 11 Mio. Euro, 2023 sind 9,4 Mio. Euro geplant.

In 2022 verkaufte die Agravis Technik-Gruppe 2.650 Großmaschinen wie Schlepper, Mähdrescher, Häcksler. Das Umsatzverhältnis: Neumaschinen 60 Prozent, Gebrauchtmaschinen 18 Prozent, Service/ET 22 Prozent.

In Polen mit Fendt und Valtra

Vor fünf Jahren hat die Agravis Raiffeisen AG ihr Agrartechnik-Geschäft nach Polen erweitert. 2018 übernahm die neue Gesellschaft Agravis Technik Polska Sp.z.o.o. den Vertrieb von Fendt und Valtra im Nordwesten Polens. Dem ersten Mitarbeiter im März 2019 und dem ersten Standort Pianowo im September 2019 folgten vier weitere eigene Niederlassungen mit heute 75 Mitarbeitenden. Die positive Entwicklung werde fortgesetzt, der fünfte eigene Standort – Pianowo ist angemietet – soll Ende 2023/Anfang 2024 eröffnen. 2023 soll mit dem Bau eines sechsten eigenen Standortes in Jastrowie begonnen werden.

Einschließlich der Partnerhändler verfügt die Technik-Gesellschaft über sieben Standorte in den Regionen Zachodnie-Pomorski, Pomorski, Wielkopolskie, Lozkie, Mazowieckie und Dolno Slaskie. Das Vertriebsgebiet der Agravis Technik Polska umfasse rund ein Viertel des Traktormarktes in Polen. Die Marktanteile mit Fendt und Valtra liegen derzeit bei zehn Prozent. „Wir haben uns somit in den ersten Jahren einen Platz im Markt und eine wichtige Position erarbeitet. Das Ziel ist eine Größenordnung von mindestens 20 Prozent“, erklärt Jörg Denekas, Geschäftsführer in den Gründungsjahren. Zum 1. Januar 2023 übergab er die Position an Pawel Olech.

Mit einem Umsatz von mehr als 40 Mio. Euro im Jahr 2022 gehöre die Agravis Technik Polska im Vergleich zu anderen polnischen Landtechnikhändlern heute zu den bedeutenden Marktteilnehmern. Innerhalb der Agco-Gruppe Polens ist die Agravis Technik Polska der stärkste Partner.

Onlinegeschäft soll wachsen

Der Umsatz der Agravis Technik-Gruppe im Onlinehandel mit Ersatzteilen erreichte 2022 circa 27 Mio. Euro, eine jährliche Steigerung von zehn Prozent. Die Agravis Technik verfolge dabei eine Mehrkanal Strategie. Der Online-Vertriebskanal gewinne zwar an Bedeutung, der stationäre Verkauf und die direkte Kundenbetreuung stünden weiterhin im Vordergrund.

Die Agravis Technik hat ein spezialisiertes Vertriebsteam für Roboter und Spot Spraying Produkte aufgebaut, das mit den Agravis-Konzernbereichen Pflanzenbau und Digitalisierung zusammenarbeitet. Der Umsatz entwickele sich „sehr erfreulich“. Für 2023 werde eine deutliche Steigerung erwartet.

Für die Sparte „Märkte“ weist der Konzern einen Umsatzzuwachs um 12 Mio. Euro auf 348 Mio. Euro aus.

Köckler gab angesichts der unsicheren makroökonomischen und geopolitischen Rahmenbedingungen einen „konservativen“ Ausblick für 2023. Er prognostizierte einen Umsatz von 8,5 Mrd. Euro sowie ein EBT von 45,1 Mio. Euro. „Wir rechnen mit weiter volatilen Märkten bei einem Preisniveau unter 2022“, erklärte der Vorstandschef. Das Geschäftsjahr sei mit einem Preisrückgang für Getreide, Raps, Düngemittel und Energie gestartet. Allerdings könnten der Krieg in der Ukraine und plötzliche Wetterextreme wie eine Vorsommertrockenheit die Situation wieder ändern.


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