Jahresbilanz im Minus

Europäischer Traktorenmarkt schrumpft nach Vorjahreshoch – Eingeschränkte Produktions- und Lieferketten bremsen Absatz – Hersteller liefern knapp ein Zehntel weniger landwirtschaftliche Zugmaschinen aus – Der eilbote präsentiert Verkaufszahlen der 23 wichtigsten europäischen Traktorenmärkte

Europa/Traktorenzulassungen 2022: Jahresbilanz im Minus
Europa/Traktorenzulassungen 2022: Jahresbilanz im Minus

Nach dem starken Ausnahmejahr 2021 kehren Europas Traktorenmärkte wieder zur Normalität zurück. 2022 wurden in den meisten europäischen Ländern weniger fabrikneue Traktoren als im Vorjahr verkauft. Das geht aus den Anmeldestatistiken der 23 größten europäischen Traktorenmärkte hervor, die dem eilboten vorliegen. Als Hauptgrund für die niedrigeren Verkaufszahlen 2022 machen Marktexperten die Lieferengpässe aus. Hersteller klagten durch die Bank über Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Rohstoffen und Komponenten.

Frankreich stärkster Markt

Europas größte Absatzmärkte für landwirtschaftliche Traktoren sind Frankreich und Deutschland. 2022 wurden etwa vier von zehn Neutraktoren dorthin ausgeliefert. Nimmt man den drittgrößten Markt Italien hinzu, so wurde etwa jede zweite landwirtschaftliche Zugmaschine allein in diesen drei Ländern angemeldet. Während die Hersteller allerdings in Italien und Deutschland starke Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen hatten, konnte sich das Absatzniveau in Frankreich in etwa halten.

In Summe wurden 2022 in den von uns gelisteten 23 wichtigen europäischen Ländern mehr als 160.000 Traktoren endverkauft, das entspricht einem Minus von nahezu zehn Prozent gegenüber dem starken Vorjahr. Nur in wenigen Ländern – hauptsächlich in Osteuropa – wurden mehr Traktoren als im Vorjahr abgesetzt.

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Deutschland

Mit 30.344 Einheiten ist Deutschland der zweitgrößte Traktorenmarkt in Europa. Hier wurden 2022 etwa 4.000 Zugmaschinen weniger als im Vorjahr verkauft, was einem Rückgang von 12 Prozent entspricht. Marktkennern zufolge hatten die Hersteller 2021 allerdings von Vorzieheffekten profitieren können: Weil die Fristen für „Übergangsmotoren“ Ende des Jahres ausliefen, gingen 2021 rund 4.000 Kleinschlepper unter 50 PS noch kurz vor dem Jahreswechsel in die Tageszulassungen.

2022 kann John Deere seine Spitzenposition in der Schlepper-Bundesliga verteidigen und seinen Marktanteil auf 21,2 Prozent ausbauen. Dauerkonkurrent Fendt, der die Zulassungstabelle bei den Traktoren über 50 PS klar anführt, liefert 2022 insgesamt 5.319 Neutraktoren aus. Das sind zwar knapp acht Prozent weniger als im Vorjahr. Dennoch klettert der Marktanteil der Marktoberdorfer auf 17,5 Prozent.

Auf dem dritten Platz in der Liga, aber weit abgeschlagen, landet erneut Deutz-Fahr (7,8 Prozent MA) hinter dem Spitzenduo. Für Kubota (6,3 Prozent MA) geht es gleich zwei Tabellenplätze abwärts auf den sechsten Platz. Davon profitieren Case IH/Steyr (7,0 Prozent MA) – nun auf Rang 4 – und knapp dahinter Claas (6,5 Prozent MA) auf Rang 5.

Deutlich positiver als der Gesamtmarkt entwickelten sich die Valtra Verkaufszahlen, die um ganze 12,7 Prozent nach oben schnellen. Damit kann die Agco-Marke ihren Marktanteil auf 3,7 Prozent ausbauen. Auch die Konzernschwester Massey Ferguson gehört zu den wenigen Fabrikaten, die ihre Traktorenverkäufe in Deutschland steigern konnten. Mit einem Plus von 2,8 Prozent steigert die Agco-Tochter ihren Marktanteil auf 4,3 Prozent.

Größte Verlierer im deutschen Gesamtklassement 2022 sind die italienischen Marken Same/Lamborghini/Hürlimann (minus 33,7 Prozent), Carraro (minus 30,1 Prozent) und McCormick/Landini (minus 27,9 Prozent).

Unterm Strich müssen die Klein- und Kompakttraktorenhersteller, die im vergangenen Jahr von überproportionalen Zuwächsen profitieren konnten, 2022 ordentlich Federn lassen. So meldet Iseki über 40 Prozent weniger Neuzulassungen im Jahresvergleich, bei Branson und Solis beträgt das Minus jeweils über 15 Prozent. Lediglich Kioti, die Exportmarke des südkoreanischen Daedong-Konzerns, kann die Neuzulassungen auf einem stabilen Niveau halten und damit den Marktanteil in Deutschland ausbauen.

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Frankreich

Anders als in Deutschland gehen die Verkaufszahlen in Frankreich nur moderat zurück (minus 1,4 Prozent). Mit 34.857 endverkauften Einheiten bleibt unser Nachbarland der größte Traktorenmarkt in Europa.

John Deere kann sogar 500 Traktoren mehr als im Vorjahr absetzen (plus 7,7 Prozent) und damit seine Marktführung weiter stärken. Damit stammen über 20 Prozent aller von Januar bis Dezember 2022 zugelassenen Traktoren aus der Produktion des amerikanischen Konzerns. Mit gebührendem Abstand folgen Fendt (11,5 Prozent Marktanteil) und New Holland (11,1 Prozent MA) auf den Plätzen zwei und drei. Ein üppiges Plus von über 20 Prozent kann Massy Ferguson für sich verbuchen und sich somit im Vergleich zur Vorjahreswertung um zwei Plätze an Kubota (minus 18,8 Prozent) und Claas (minus 2,8 Prozent) auf den vierten Rang vorschieben. Der Marktanteil der Agco-Tochter steigt auf 8,5 Prozent. Die Konzernschwester Valtra auf Platz 8 muss sich ebenfalls nicht verstecken, fährt sie doch das größte Plus (plus 22,4 Prozent) im Wettbewerberfeld ein.

Auch in Frankreich waren die Vertreter der Kompaktklassen 2021 durch große Zuwächse aufgefallen. Die indischen Marken Farmtrac (plus 19,8 Prozent) und Solis (plus 1,7 Prozent), die ihren Absatz 2021 sogar um das Doppelte gesteigert hatten, bleiben weiterhin auf der Erfolgsspur. Auch Antonio Carraro (plus 21,7 Prozent) kann ordentlich zulegen, während Iseki (minus 13,6 Prozent) und Kioti (minus 5,6 Prozent) nach starker Performance im Vorjahr nun wieder größere Dämpfer hinnehmen müssen. Am stärksten in der Gunst der französischen Landwirte verlieren 2022 die Fabrikate Lamborghini (minus 27,9 Prozent), Same (minus 24,2 Prozent) und Kubota (minus 18,8 Prozent).

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Südeuropa (I, E, P)

Italien ist neben Frankreich und Deutschland ein weiterer Schlüsselmarkt in Europa. Dort wurden 2022 insgesamt 20.217 landwirtschaftliche Zugmaschinen in den Verkehr gebracht. Das entspricht zwar einem Rückgang von 17,1 Prozent, der aber nach dem Boom in 2021, als die Traktorenverkäufe mit einem Plus von über 35 Prozent nach oben geschnellt waren, nicht weiter überrascht. Experten führen vor allem Probleme in den Lieferketten, Rohstoffverteuerung und geopolitische Unsicherheiten als Gründe für den Marktrückgang an. Wie im Vorjahr sichert sich New Holland die Spitze der italienischen Zulassungsstatistik, büßt aber mit einem überdurchschnittlichen Minus (minus 25,6 Prozent) über zwei Prozentpunkte an Marktanteil ein. Moderater fallen dagegen die Zulassungsrückgänge bei John Deere (minus 6,6 Prozent) aus, sodass sich die amerikanische Marke auf den zweiten Platz vorschieben kann. Der Vorjahreszweite Landini verliert überdurchschnittlich (minus 25,7 Prozent) und muss sich auf dem Heimatmarkt mit dem vierten Rang begnügen.

Die größten Zuwächse gehen auf das Konto von Goldoni: Mit einem Plus von über 62 Prozent kann der italienische Kompakttraktorenhersteller seinen Marktanteil auf ein Prozent verdoppeln. Daneben kann lediglich die Agco-Marke Valtra Zuwächse verbuchen (Plus 25,7 Prozent), während alle übrigen Hersteller weniger Traktoren ausliefern als im Vorjahr.

Spanien ist der sechstgrößte Traktorenmarkt in Europa. In dem Königreich wurden 2022 9.318 Traktoren verkauft – knapp 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Nur drei Hersteller konnten ihren Absatz steigern: darunter auch Fendt (plus 0,3 Prozent) und Iseki (plus 35,7 Prozent). Größte Gewinner sind jedoch die Klein- und Kompakttraktoren der indischen Marke Solis (plus 49,5 Prozent). Ganz oben auf dem Podium steht wie im vergangenen Jahr John Deere (23,2 Prozent MA). Die Plätze 2 und 3 sichern sich mit großem Abstand New Holland (14,0 Prozent MA) und Kubota (8,1 Prozent MA).

Nur leichte Rückgänge verzeichnet der portugiesische Traktorenmarkt (minus 2,7 Prozent). Die Reihenfolge des Spitzentrios bleibt unverändert, allerdings muss Marktführer New Holland (12,8 Prozent MA) Marktanteile an die Mitbewerber abgeben, wovon der Zweitplatzierte Solis nicht unerheblich profitiert. Die Traktoren aus Indien heften sich dem Erstplatzierten mit nunmehr über 12 Prozent des Marktes an die Fersen. Rang 3 geht wie im vergangenen Jahr an Kubota (10,6 Prozent MA). Vierter ist das Fabrikat John Deere (9,6 Prozent MA), das sich mit einem ordentlichen Plus an Deutz-Fahr (7,2 Prozent MA) vorbeischiebt. Weitere Marken, die durch hohe Zuwächse glänzen, sind Valtra (plus 59,2 Prozent) und Farmtrac aus der indischen Escorts-Gruppe (plus 19,3 Prozent).

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Alpenländer (A, CH, SLO)

Der achtwichtigste Markt ist Österreich, der 2021 um knapp ein Drittel nach oben gestürmt war. Ein Jahr später allerdings hat sich das Blatt wieder gewendet: 2022 wurden keine 5.000 Einheiten zugelassen; mit minus 25,7 Prozent fährt die Alpenrepublik im europäischen Vergleich den höchsten prozentualen Rückgang ein.

Steyr Traktoren haben in der Zulassungstabelle wieder einmal die Nase vorn. Zwar wurden 2022 im Vergleich zum Vorjahr weniger Traktoren aus St. Valentin in den Verkehr gebracht (minus 20,3 Prozent). Dennoch kann das heimische Fabrikat seinen Marktanteil auf fast 18 Prozent ausbauen und bleibt unangefochten an der Spitze der österreichischen Zulassungsliga, die sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat. Heißt: Die Schwestermarke New Holland, die zwei Prozentpunkte an Marktanteil verliert, folgt mit – größerem – Abstand auf Platz 2 (13,2 Prozent MA). Drittplatzierter ist das Fabrikat Fendt, das ebenfalls überdurchschnittliche Verluste bei den Zulassungen (minus 31,4 Prozent) hinnehmen und damit Marktanteile abgeben muss. Die Konzernschwester Valtra ist die einzige Marke unter den Top 10, die 2022 mehr Traktoren als im Vorjahr absetzen konnte.

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Satte Rückgänge verzeichnen auch die Schweizer Statistiker. In der Eidgenossenschaft wurden demnach im vergangenen Jahr 20,5 Prozent weniger landwirtschaftliche Zugfahrzeuge angemeldet. Fendt steht mit 328 verkauften Einheiten (minus 29,5 Prozent) unverändert an der Spitze der Bestsellerliste, die neben Traktoren auch landwirtschaftliche Transporter und Zweiachsmäher beinhaltet. Kontinuität gibt es auch auf den weiteren Rängen. Zweiter ist John Deere (13,9 Prozent MA), gefolgt von New Holland und Deutz-Fahr. Größter Gewinner unter den ersten Sechs ist Massey Ferguson (plus 21,7 Prozent). Die Agco-Marke kann überdurchschnittlich zulegen und den Marktteil von 5,0 auf 7,7 Prozent steigern. Konzernschwester Valtra legt ebenfalls einen guten Lauf hin (plus 13,1 Prozent) und klettert im Zulassungsranking zwei Plätze nach oben.

Der slowenische Markt ist mit 1.365 Einheiten vergleichsweise klein; es kommt immer wieder zu größeren Verschiebungen in der Rangliste. Obwohl der Markt bereits 2021 um knapp ein Viertel stattlich zugelegt hatte, kann er das Niveau 2022 nahezu halten (minus 1,7 Prozent). Die Nase vorn hat wieder New Holland, muss sich aber mit einem kleineren Kuchenstück zufriedengeben (13,1 Prozent MA). Den zweiten Rang sichern sich erneut die Klein- und Kompakttraktoren der indischen Marke Solis (9,7 Prozent MA). Dicht auf den Fersen bleibt ihnen das US-Fabrikat John Deere, das 2022 am stärksten zulegen kann (plus 47,1 Prozent) und sich 9,2 Prozent des Marktes sichert. Zweitgrößter Gewinner in der zentraleuropäischen Republik ist der Hersteller Claas (plus 46,0 Prozent), der seinen Marktanteil auf 5,3 Prozent ausbaut. Größte Verlierer unter den zehn führenden Fabrikaten in Slowenien sind die chinesischen Marken Dong Feng und Lovol, die 2022 lediglich 58 Traktoren ausliefern konnten – 2021 waren es 95.

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Nordeuropa (N, S, SF, DK, LT, LV)

Norwegen gehört zu den wenigen Ländern, in denen der Traktorenmarkt 2022 mit positivem Vorzeichen abschließt. Mit 2.849 Einheiten wurden in dem skandinavischen Königreich sechs Prozent mehr als 2021 angemeldet.

John Deere kann sich wieder an der Spitze behaupten, ist aber dem Zweitplatzierten Valtra, der um über 40 Prozent zulegen kann, nur um eine Nasenspitze voraus. Die beiden Marken teilen sich über 46 Prozent des norwegischen Marktes. Massey Ferguson (minus 1,2 Prozent) fällt mit einem kleinen Minus auf den dritten Rang zurück. Größter Verlierer unter den Top 10 ist New Holland (minus 45,7 Prozent): Die CNH-Marke fällt um zwei Plätze auf Rang 7 und verliert fast die Hälfte ihres Marktanteils (3,5 Prozent MA).

Im Gegensatz zu Norwegen hat das Nachbarland Schweden den Rückwärtsgang eingelegt. Mit 2.361 Einheiten wurden etwa ein Fünftel weniger Traktoren neu angemeldet. Alle gelisteten Fabrikate schließen das Jahr mit einem negativen Vorzeichen ab. Lediglich die drei Erstplatzierten John Deere (minus 15,4 Prozent), Valtra (minus 13,4 Prozent) und insbesondere Massey Ferguson (minus 4,8 Prozent) verlieren weniger als der Gesamtmarkt, sodass ihre Marktanteile steigen.

Unangefochtener Marktführer in Finnland ist die heimische Marke Valtra. Vier von zehn neu angemeldeten Traktoren stammen von dem nordeuropäischen Hersteller (40,0 Prozent MA). John Deere folgt mit weitem Abstand auf Rang 2 und kann seinen Marktanteil auf 13,3 Prozent ausbauen. Obwohl Claas ein Drittel weniger Traktoren als im Vorjahr auslieferte (minus 31,4 Prozent), kann sich die Marke vor New Holland auf dem dritten Platz behaupten. Größter Gewinner im Feld ist Case IH mit einem Plus von über 26 Prozent auf 62 Einheiten.

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Das zweite Jahr in Folge schließt der dänische Traktorenmarkt mit positivem Vorzeichen ab. Nach einem knapp einprozentigen Plus im Vorjahr beträgt die Zuwachsrate 2022 fast 20 Prozent. John Deere (20,8 Prozent MA) führt wieder einmal die Tabelle der erfolgreichsten Fabrikate an – mit knapp drei Prozentpunkten Vorsprung auf New Holland (18,1 Prozent MA). Dritter ist die Marke Case IH (15,5 Prozent MA) mit 287 endverkauften Traktoren – exakt so viel wie im Vorjahr. Einen enormen Zuwachs (plus 232,1 Prozent) erzielt Deutz-Fahr und kann seinen Marktanteil auf fünf Prozent mehr als verdoppeln. Aber auch Kubota (plus 183,3 Prozent) und Fendt (plus 54,0 Prozent) punkten ordentlich in unserem nördlichen Nachbarland.

Uneinheitlich zeigen sich die kleineren Traktorenmärkte im Baltikum: In Litauen wurden im vergangenen Jahr 1.276 landwirtschaftliche Zugmaschinen auf die Straße gebracht. Das entspricht einem moderaten Rückgang von minus 1,8 Prozent. Marktführer ist John Deere (17,2 Prozent MA), gefolgt von der Marke Massey Ferguson (13,5 Prozent MA), die ein Plus von 27,4 Prozent hinlegt. Währenddessen kann die Konzernschwester Valtra ihr Vorjahresergebnis (plus 101,4 Prozent) mehr als verdoppeln und mit 11,1 Prozent Marktanteil den dritten Rang erobern.

Lettland verzeichnet im Gegensatz zu seinem südlichen Nachbarn ein kräftiges Wachstum von über 36 Prozent. Insgesamt melden die Statistiker 926 neu angemeldete Traktoren. Jeweils 12 Prozent davon entfallen auf die Fabrikate John Deere (plus 50,0 Prozent) und Valtra (plus 56,3 Prozent), die beide ordentlich zulegen können. Abwärts geht es dagegen für Claas, dem vorjährigen Markführer, der sich nur noch 11,9 Prozent vom Marktkuchen sichern kann.

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Zentral- und Südosteuropa (PL, CZ, HU, BG, HR, RS)

Polen ist der viertgrößte Traktorenmarkt in Europa. 2022 wurden hier 11.736 Traktoren zugelassen. Das entspricht einem zweistelligen Minus von 16,6 Prozent. New Holland (minus 26,7 Prozent) sichert sich wieder die Marktführung, muss allerdings einen deutlichen Rückgang hinnehmen, was den Marktanteil von 17,9 auf 15,8 Prozent schrumpfen lässt. Weitaus besser lief es für die Marke John Deere (plus 14,2 Prozent), die sich 2022 mit einem größeren Stück des Marktkuchens (13,8 Prozent MA) auf dem zweiten Rang platzieren kann. Der Vorjahreszweite Kubota lässt dagegen ordentlich Federn (minus 31,7 Prozent) und rutscht auf Rang 3. Knapp dahinter rangiert Deutz-Fahr (minus 18,2 Prozent) wie im vergangenen auf Rang 4.

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2021 hatte die Marke Arbos, die zum chinesischen Lovol Konzern gehört, einen regelrechten Boom in Polen erlebt und ihren Marktanteil auf 7,5 Prozent steigern können. 2022 wurden lediglich 278 Arbos-Traktoren in Polen verkauft, was einen gewaltigen Rückgang von über 70 Prozent bedeutet. Dämpfer erleiden auch die Marken Solis (minus 21,3 Prozent) und Claas (minus 22,8 Prozent).

In Tschechien registrieren die Statistiker sogar ein minimales Absatzwachstum (plus 0,4 Prozent) auf 3.375 Einheiten. Getrieben wird es vor allem von der heimischen Marke Zetor, die sich mit einem deutlichen Zuwachs (plus 78,8 Prozent) über 20 Prozent des Marktes und damit die Tabellenspitze sichern kann. Beim Vorjahresersten John Deere (minus 0,4 Prozent) bleiben die Absatzzahlen und auch der Marktanteil mit 14,3 Prozent nahezu stabil. Die Klein- und Kompakttraktoren der indischen Marke Solis springen mit einem Plus von 38,9 Prozent Prozent auf den dritten Platz und schneiden sich mit 9,1 Prozent ein großes Stück vom Marktkuchen ab.

Im Aufwind befindet sich auch die Marke Steyr, die es mit einem dreistelligen Absatzzuwachs (plus 150 Prozent) wieder in die Top 10 schafft (3,6 Prozent MA). Erstmalig tauchen auch die Minitraktoren des indischen Herstellers Captain in der Rangliste auf, von denen laut Statistik 63 Einheiten verkauft wurden.

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Entgegen dem allgemeinen Marktrückgang verzeichnet der ungarische Traktorenmarkt ein zweistelliges Plus von 16,6 Prozent und wächst auf ein Volumen von 3.887 Einheiten. Noch stärker als der Gesamtmarkt kann John Deere (plus 20 Prozent) zulegen und bleibt mit 21,4 Prozent Marktanteil unangefochten an der Spitze. Mehr als ein Zehntel des ungarischen Marktes gehen an die Kleintraktoren der Marke Solis – dank eines gewaltigen Plus´ von 102,9 Prozent auf 426 Einheiten. Der Vorjahreszweite New Holland (plus 26,6 Prozent) rutscht damit auf Platz 3, obwohl er seinen Absatz auf 390 Traktoren steigern kann. Platz 4 geht an Fendt (7,1 Prozent MA), gefolgt von Schwestermarke Massey Ferguson (5,9 Prozent MA) auf Platz 5. Vorjahresdritter Claas setzt mit 124 Einheiten nicht einmal halb so viele Traktoren wie im Vorjahr ab und gibt mehr als fünf Prozentpunkte an Marktanteil ab.

Auch Bulgarien gehört zu den wenigen Märkten, die für 2022 ein Plus vermelden. In dem Balkanstaat klettert die Zahl der neu angemeldeten Traktoren um knapp neun Prozent auf 1.418 Einheiten. Davon liefert der Marktführer John Deere (plus 3,8 Prozent) rund 19,3 Prozent aus. Case IH (plus 29,2 Prozent) sichert sich knapp 11 Prozent des Marktes und springt vom vierten auf den zweiten Platz. Die Schwestermarke New Holland (minus 11,2 Prozent) setzt dagegen weniger Traktoren als im Vorjahr ab und muss sich mit Rang 3 begnügen. Auch Kubota (minus 21,3 Prozent) lässt Federn und rutscht auf Rang 4. Auf den weiteren Rängen folgen mit Lamborghini (plus 19,0) und Deutz-Fahr (plus 50,0 Prozent) zwei Marken aus der SDF-Gruppe, die ordentlich zulegen kann. Dagegen verlieren die kompakten LS Traktoren (minus 11,3 Prozent) aus Südkorea sogar zweistellig.

Der serbische Markt, der 2021 rückläufig war, schließt 2022 mit dem größten Zuwachs in unserem europäischen Ländervergleich. 3.137 verkaufte Maschinen bedeuten ein Plus von sage und schreibe 37 Prozent! Die Traktormarke Belarus (plus 10,9 Prozent) aus Minsk löst den türkischen Hersteller ArmaTrac (minus 7,7 Prozent) an der Spitze ab. 2021 teilten sich die beiden Marken mehr als 30 Prozent des Marktes, 2022 gehen nur rund 23 Prozent an die beiden Fabrikate. Davon profitieren die Nächstplatzierten: Die heimische Marke IMT (plus 47,2 Prozent) steigert ihren Marktanteil auf 8,4 Prozent, während die chinesischen Marken Foton und YTO ihre Marktstellung auf 7,7 Prozent beziehungsweise 7,5 Prozent ausbauen. Auf dem sechsten Platz landet wie im Vorjahr die Premiummarke John Deere (plus 38,0 Prozent), deren Absatz auf dem Niveau des Gesamtmarktes wächst.

Lamborghini ist 2022 die meistverkaufte Traktorenmarke in Kroatien. In dem um 4,3 Prozent rückläufigen Markt steigert die SDF-Marke ihren Absatz um 43,4 Prozent und darf sich mit 14,0 Prozent ein ordentliches Stück vom kroatischen Marktkuchen abschneiden. Bei den weiteren Platzierten liegen die Absatzzahlen unter oder höchstens auf gleichem Niveau wie 2021. Auch bei John Deere (minus 17,1 Prozent) sinkt die Zahl der verkauften Einheiten, sodass es lediglich für Rang 2 reicht (11,9 Prozent MA). Rang 3 geht 2022 an Deutz-Fahr (8,7 Prozent MA), gefolgt von Claas (8,2 Prozent MA), New Holland (7,4 Prozent MA) und Case IH (7,2 Prozent MA).

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Westeuropa (B, NL, GB)

Der belgische Traktorenmarkt steht wieder auf der Bremse. Die Zahl der angemeldeten Zugfahrzeuge geht von Januar bis Ende Dezember 2022 um 15,7 Prozent auf 2.065 Einheiten zurück. Praktisch alle Hersteller verkaufen weniger Maschinen als im Jahr zuvor. Einen großen Rückschlag muss New Holland hinnehmen: Hier fallen die Verkaufszahlen um über 32 Prozent, was den Vorjahresersten Marktanteile (18,7 Prozent MA) und auch die Pole Position kostet. Zwar muss John Deere (minus 3,8 Prozent) ebenfalls einen moderaten Rückgang hinnehmen, kann aber Marktanteile (23,5 Prozent MA) gewinnen und sich auf den ersten Platz vorschieben. Drittstärkster im Feld ist wie 2021 das Fabrikat Fendt, das seine Position mit einem Marktanteilszugewinn (13,1 Prozent MA) stärkt. Die größten Verluste gehen auf die Kappe von Kubota. Mit nur 44 endverkauften Traktoren schrumpft der Marktanteil um fast drei Viertel auf 2,1 Prozent.

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2022 gingen die Zulassungszahlen auch in den Niederlanden zurück. Die niederländische Branchenvertretung Fedecom verzeichnet insgesamt 3.444 Zulassungen und damit ein Minus von 2,5 Prozent. Vor allem Standardtraktoren (minus 7,4 Prozent), von denen 2.507 mit Kennzeichen versehen wurden, waren für den Marktrückgang verantwortlich. Positiv fällt dagegen die Entwicklung im unteren Leistungssegment auf: 2022 wurden 937 Kompakttraktoren zugelassen, was einem Plus von 13,6 Prozent entspricht. Traditionell werden die markenbezogenen Zulassungszahlen in den Niederlanden mit einem Jahr Verzug gemeldet, sodass sie bislang lediglich für 2021 vorliegen: Hier meldet Fedecom einen Wechsel an der Spitze: John Deere (plus 1,8 Prozent) sichert sich mit 19,6 Prozent Marktanteil den ersten Platz vor New Holland (minus 7,2 Prozent) mit 18,9 Prozent Marktanteil. Fendt landet 2021 wieder auf Rang 3 und kann mit einem Plus von 16,6 Prozent seine Marktstellung (13,6 Prozent MA) stärken.

Auch für Großbritannien liegt die Unterteilung nach Marken immer erst mit einjähriger Verzögerung vor, daher zeigt auch hier die Tabelle lediglich die Zulassungen in den Jahren 2021 und 2020.

2021 führen John Deere (25,3 Prozent MA), New Holland (19,1 Prozent MA) und Massey Ferguson (10,9 Prozent MA) das UK-Ranking an. Bis auf Massey Ferguson (minus 3,2 Prozent) und Valtra (minus 1,2 Prozent) können alle Fabrikate 2021 mehr Maschinen verkaufen als im Vorjahr. Ein Jahr später – 2022 – trübte sich dagegen die Feierlaune auf der Insel wieder etwas: Nach aktuellen Angaben der britischen Agricultural Engineers‘ Association (AEA) wurden im vergangenen Jahr 11.580 Maschinen registriert, was einem Rückgang von 17,7 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht.

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John Deere beliebt in Europa

2022 grüßen wieder grüngelbe Traktoren von der Spitze der europäischen Verkaufscharts. Als stärkste Einzelmarke kann sich John Deere die Marktführerschaft in 13 der 23 betrachteten Länder sichern. Sechsmal landet das US-Fabrikat auf Rang 2 und einmal auf Rang 3. New Holland schafft es in vier Ländern auf Rang 1 und sechsmal auf Rang 2. Viermal liegt die Marke des CNH Industrial Konzerns auf dem dritten Platz.

Agco auf großen Märkten vorn

Insgesamt sinkt das Marktvolumen in den 23 von uns gelisteten europäischen Länder im Jahr 2022 auf 161.225 landwirtschaftliche Zugfahrzeuge – knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Nur sieben Länder können für das Jahr 2022 eine positive Bilanz vorweisen. Die beiden größten Gewinner darunter sind Serbien und Lettland mit jeweils über 30 Prozent Zuwachs. In 16 Ländern fällt die Bilanz dagegen schlechter aus als im Vorjahr. Das gilt auch für die drei größten Flächenmärkte, wenngleich Frankreich das Vorjahresergebnis mit minus 1,4 Prozent nur moderat verfehlt.

Betrachtet man allein Frankreich, Deutschland und Italien, so wurden hier die meisten Traktoren vom Agco-Konzern ausgeliefert. Die Einzelmarke John Deere läuft in dieser Wertung auf Rang 2 ein. Der Konzern CNH Industrial vereint auf seine Marken die dritthöchsten Anmeldezahlen in den drei größten europäischen Traktormärkten.

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Wieder Wind im Rücken

Ohne die Störungen in den globalen Lieferketten wären die Zahlen der zugelassenen Traktoren vermutlich höher ausgefallen, schließlich stieß das Traktorenangebot auf eine robuste Nachfrage. Für letztere zumindest ist laut CEMA kurzfristig keine Abschwächung in Sicht. Der Verband erwartet vielmehr eine deutliche Entspannung auf der Anbieter- seite.

Denn laut aktuellem CEMA-Barometer setzt der allgemeine Geschäftsklimaindex für die Landmaschinenindustrie in Europa seinen ersten deutlichen Aufwärtstrend nach den zunächst starken Einbrüchen in Folge des Ukraine-Krieges fort. Die Hersteller sind demnach nun zunehmend in der Lage, ihre Aufträge abzuarbeiten. Davon profitieren die Umsätze. Es steigen aber auch die Umsatzerwartungen.

Die hier veröffentlichten Statistiken beruhen auf den Veröffentlichungen nationaler Ministerien, Ämter, Fachmedien und -verbände. Ein besonderer Dank geht in diesem Zusammenhang an unsere Kollegen Francesco Bartolozzi, Frans van Baelen und Marjan Dolenŝek.


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