Notruf aus dem Weinberg und der Servicewagen kommt

Ein Hydraulikschlauch platzt oder es fehlt ein Ersatzteil für den Traubenvollernter? Mit einem Notrufservice und einer mobilen Werkstatt sorgt das RWZ-Serviceteam für Weinbautechnik – Christian Ziehl und Matthias Unkel –dafür, dass die Lese nicht ins Stocken gerät.

Werkstatt und Service: Notruf aus dem Weinberg und der Servicewagen kommt

Wenn der Traubenvollernter streikt, stehen auch Schlepper und Traubenwagen still, oft sogar die gesamte Weiterverarbeitungskette im Keller. Werkstattteam und Servicewagen bringen die Arbeit wieder zum Laufen.

Werkstatt und Service: Notruf aus dem Weinberg und der Servicewagen kommt

Regelmäßig kontrollieren Christian Ziehl (re.) und Matthias Unkel die Bestände im Servicewagen. Friederike Krick

Die letzte Traube ist gelesen, auch auf den Handys von Christian Ziehl und Matthias Unkel wird es jetzt ruhiger. „Je nach Saison steht es vier bis sechs Wochen lang nicht still“, sagt Ziehl, der bei der RWZ – Agrartechnik-Gruppe Rhein-Nahe – als Serviceleiter für Weinbautechnik für die Traubenvoll-ernter zuständig ist. „Während der Lese sind wir rund um die Uhr für die Winzer erreichbar.“ Eine spezielle Notfallnummer gibt es für die französischen Braud-Vollernter, eine andere für die Ero-Maschinen aus dem Hunsrück. Der Service deckt damit rund 80 Prozent der gesamten Lesetechnik in der Region ab.

Der silberfarbene Servicewagen speziell für Weinbautechnik, Marke Renault Master, ist neu und hat jetzt seine zweite Saison hinter sich gebracht. Er verfügt über eine komplette Werkstattausstattung inklusive Werkbank. Es handelt sich um eine Allrad-Ausführung, die seit 2016 auf dem Markt ist und in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten Oberaigner Automotive mit Sitz in Rostock entwickelt wurde. Dass es die 4x4-Version wurde, ist den häufig schwierigen Anfahrtswegen zu den Einsätzen in den Weinbergen geschuldet. Als Ausstatter hat sich die RWZ für den Hersteller Sortimo entschieden. Der „Ordnungsspezialist“ hat Zentrale und einzigen Produktionsstandort im bayerischen Zusmarshausen. Sortimo arbeitet mit einer Vielzahl von Partnern, zum Beispiel Bosch oder Hilti, deren Produkte in das Ausbausystem integriert werden. „Der professionelle und modular konfigurierbare Ausbau garantiert uns eine gute Übersicht auf kleinstem Raum und entspricht damit unseren Anforderungen,“ urteilt Ziehl.

In ganz Deutschland unterwegs

Die Homebase für die „fliegenden“ Mechaniker ist Grünstadt in der Pfalz, das Serviceteam ist jedoch im gesamten Pfälzer Wein-anbaugebiet und weit darüber hinaus im Einsatz.

„Wir betreuen so gut wie alle bedeutenden Anbauregionen“, erläutert Unkel. „Wenn es brennt, fahren wir bis in den Rheingau, bis nach Rheinhessen oder an die Mosel. Sogar im Osten, in der Saale-Unstrut-Region, wurden wir schon gebraucht“, weiß Ziehl aus eigener Erfahrung. „So kommen pro Lese schnell 6.000 Kilometer beim Servicewagen aufs Tacho.“ In diesem Jahr hatte das Serviceteam etwa 80 Einsätze vor Ort.

Nicht immer aber verbirgt sich hinter einem Notruf der große Crash, manchmal ist es „nur“ ein gerissener Schlauch, oder ein anderes Verschleißteil hat seinen Geist aufgegeben. Der Servicewagen ist mit den gängigen und oft benötigten Verschleißteilen wie Hydraulikschläuchen, Ölfilter und Dieselfilter sowie mit der erforderlichen Diagnosesoftware bestückt.

Ziehl: „Ersatzteile, die wir nicht mitführen, bestellen wir overnight beim Hersteller direkt oder fragen nach, ob es diese an einem unserer Standorte vorrätig gibt. Wir starten aber längst nicht bei jedem Anruf sofort mit unserem Werkstattwagen. Vieles lässt sich über WhatsApp aus der Ferne abklären.“ Dann werden Fotos hin- und hergeschickt, mit Facetime wird es noch genauer. Welche Ersatzteile gebraucht werden, lässt sich über eine Ferndiagnose recht gut abklären. Das Innenleben und auch die Tücken und möglichen Schwachstellen der Vollernter kennen die beiden RWZ-Mechaniker wie ihre Westentasche, dafür wurden sie speziell bei den Herstellern geschult.

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Daniel Haken (li.), Betriebsstellenleiter des RWZ-Standortes Herxheim bei Landau, im Gespräch mit Christian Ziehl (Mi.) und Matthias Unkel. Der Servicewagen ist in der gesamten Pfalz und weit darüber hinaus im Einsatz.

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Der Einsatzort ist bekannt, der Wagen mit Ersatzteilen bestückt. Christian Ziehl (re.) und Matthias Unkel sind startklar.

Nach der Ernte geht’s weiter

Ziehl und Unkel müssen flexibel sein. Der 24/7-Notruf beinhaltet natürlich auch die Nacht oder den Sonntag. „Die Organisation der Lese ist vom Wetter abhängig. Ist es etwa tagsüber zu heiß, verlegen Winzer und Lohn-unternehmer die Ernte gerne in die Nacht. Die Trauben sollen möglichst kühl im Keller ankommen. Stillstand bedeutet unter solchen Bedingungen nicht nur Zeit-, sondern auch Qualitätsverlust. In diesem Herbst machte das wechselhafte Wetter den Winzern zu schaffen. Die Zeitfenster für die Leseeinsätze waren eng. „Ein Vollernter-Stillstand hat dann fatale Folgen. Schließlich wartet eine aufwändige Logistikkette bis in die Weinkeller hinein auf das Lesegut“, erklärt Ziehl.

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Das Handy von Christian Ziehl steht während der Weinlese nicht still.

Nach der Lese hört die Arbeit für Ziehl und Unkel nicht auf. Ein weiterer Schwerpunkt bei der RWZ ist die Nacherntebetreuung der Kunden beziehungsweise deren Technik. Je besser und intensiver diese Wartung nach der Lese in der Werkstatt oder auf den Betrieben selbst durchgeführt wird, desto geringer die Gefahr, dass es im nächsten Jahr zu unangenehmen Überraschungen und Ausfällen kommt.

Die mobile Werkstatt ist ein wichtiges zusätzliches Service-Angebot während der arbeitsintensiven Lese. Private Termine stehen dann bei Christian Ziehl und Matthias Unkel hintenan. „Die Lese bedeutet Ausnahmezustand für alle, für die Winzer, für die Werkstätten und für uns, aber auch für unsere Familien.“


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