Weideputzen mit Mulcher und Mähwerk

Thüringen bangt um den Erhalt der durch Beweidung entstandenen Biotope. Technik soll den Teil der Landschaftspflege übernehmen, den Schafe und Ziegen nicht mehr schaffen.

Schutzgebiete: Weideputzen mit Mulcher und Mähwerk

Bei der Vorführung von Landschaftspflegetechnik in Gangloffsömmern entfernte die Forstraupe Moritz Fr50 am Hang Aufwuchs bis etwa 5 cm Durchmesser.

Schutzgebiete: Weideputzen mit Mulcher und Mähwerk

Bei der Beseitigung von Gehölz am Hang zeigte der Bobcat T770 mit angebautem Forstmulcher bei der Vorführung keine Schwäche.

Dank seiner natürlichen Reize bezeichnet sich Thüringen als das „Grüne Herz Deutschlands“. Tatsächlich hat kein anderes Bundesland einen so hohen Waldanteil. Zu den Thüringer Naturschönheiten gehören aber ebenso die Grünflächen, die, oft in Hanglagen, durch die selektive Wirkung der Beweidung vornehmlich mit Schafen und Ziegen entstanden. Wegen ihrer charakteristischen Pflanzen und Tiere, die sich dort über Jahrhunderte angesiedelt haben, zählen sie zu den in der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) ausgewiesenen Schutzgebieten zu deren Erhalt sich die Mitgliedsstaaten verpflichtet haben.

Beweidungsintensität nimmt ab

„14.000 ha des Grünlands in Thüringen sind FFH-Gebiete. Überwiegend handelt es sich dabei um naturnahen Kalktrockenrasen, der im Anhang zur FFH-Richtlinie als Lebensraumtyp 6210 aufgelistet ist“, informiert Adriana Schwarz. Sie koordiniert das vom Freistaat Thüringen und dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) geförderte „Unterstützungsnetzwerk LandSCHAFtspflege“. Ziel der Initiative ist es, die artenreichen Grünlandstandorte thüringenweit zu erhalten und aufzuwerten. Denn die Schäfer und die für den Naturschutz zuständigen Behörden haben ein Problem: Die historische Nutzungsform der Flächen ist aus arbeitswirtschaftlichen oder finanziellen Gründen nur noch eingeschränkt möglich. Durch die nachlassende Beweidungsintensität wiederum breiten sich Schlehen sowie Wiesenunkräuter aus und die ökologisch wertvollen Trockenwiesen drohen zu verbuschen.

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Der Sichelmulcher Spider IDL 02 bewegt sich auf vier luftbereiften Rädern und zeigte im Praxistest eine gute Wendigkeit. Das funkferngesteuerte Gerät wird ansonsten im Naturpark Kyffhäuser für die Landschaftspflege eingesetzt.

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Das Raupenfahrwerk des Hochgras-Sichelmulchers Agria 9600 wird elektrisch angetrieben. Damit stehen die 20 PS des aufgesattelten Verbrennungsmotors komplett für das Mähwerk zur Verfügung.

„Daher wollen wir die Flächenbewirtschafter durch geeignete Nachpflegetechnik bei der Offenhaltung des Grünlands unterstützen. In einem ersten Schritt testen wir Geräte verschiedener Hersteller auf ihre Eignung für die maschinelle Nachpflege“, erläutert Schwarz das Vorgehen. Die Anforderungen sind nicht unerheblich, denn die Hänge sind oft recht steil. Zusätzlich erschweren Gräben und Felsen den Einsatz der Mulcher und Mähwerke.

Im Ergebnis soll eine öffentliche Datenbank zur Verfügung stehen, in der entsprechende Technik aufgelistet ist. Außerdem gibt es Hinweise zu den Leistungsmerkmalen und wer die Maschinen vermietet bzw. welcher Dienstleister mit dem „Weideputzen“ beauftragt werden kann. „Wir wollen damit Flächennutzer und Technikanbieter zusammenbringen. Aus unseren bisherigen Recherchen wissen wir, dass Maschinen oft nicht ausgelastet sind, deren Verfügbarkeit aber nicht bekannt ist“, so Schwarz.

Schafhalter, die Flächen bewirtschaften, die für konventionelle Geräte schwer zugänglich sind, als auch Dienstleister, die zur Nachmahd geeignete Maschinen in ihrem Bestand haben, können sich auf der Internetpräsenz des Unterstützungsnetzwerkes (http://www.rag-sh.de/projekte/landschaftspflege) in die Datenbank eintragen. In Frage kommen größere Geräteträger mit Mulchern oder Mähwerken. Aber auch kleinere Hangtraktoren und ferngesteuerte Kettenfahrzeuge.

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Eine Prinoth Pistenraupe mit angebautem Forstmulcher von AHWI bei der Vorbereitung einer Fläche für die Wiederaufforstung.

Techniktest auf Modellflächen

Ende November vergangenen Jahres veranstalteten die Akteure des Netzwerks erstmals eine Praxisvorführung von Landschaftspflegetechnik zur Offenhaltung von Grünland. Auf drei Modellflächen nahe der Ortschaft Gangloffsömmern wurde dabei die Entfernung unterschiedlich starker Gehölze gezeigt. Fachleute betonen häufig, dass Landschaftspflege radikal sein muss. Denn es gilt, die natürlich Sukzession zu verlangsamen, aufzuhalten oder umzukehren. Landschaftspflege ist daher mit massiveren Eingriffen verbunden als etwa eine gartengestalterische Maßnahme. Bei der Technikdemonstration auf den Modellflächen waren hierbei Kraft bei gleichzeitiger Bodenschonung gefragt. Wegen einer leichten Schneeauflage wurden die Maschinen allerdings nicht in Geländebereichen mit sehr starker Neigung getestet.

Das Lohnunternehmen Gorsler aus Werther entfernte mit dem Bobcat T770 und angebautem Forstmulcher Stockausschläge am Rand des Areals. Keine Probleme hatte die Maschine mit der Entfernung eines etwa 15 cm starken Gehölzes. Die Kompaktraupe wiegt 6 t und hat eine Leistung von 90 PS. Der Mulchvorsatz hat eine Arbeitsbreite von 1,50 m. Die Flächenleistung beträgt je nach Gelände und Aufwuchs 0,5 bis 2 ha pro Tag.

Auch die ferngesteuerte Fäll- und Rückeraupe Moritz Fr50 mit einer Motorleistung von 35 PS vom Hersteller Pflanzelt hatte bei der Vorführung einen Forstmulcher mit der serienmäßigen Dreipunktaufhängung aufgenommen. Damit entfernte sie Aufwuchs bis etwa 5 cm Durchmesser. Besonderheiten des Trägerfahrzeugs sind die fest verbaute Seilwinde mit 4 t Zugkraft und das in der Breite per Hydraulik verstellbare Fahrwerk für den Einsatz an Hängen.

Ebenfalls über eine eingebaute Seilwinde verfügt der Spider IDL 02 des tschechischen Herstellers Spider. Hier handelt es sich um einen funkferngesteuerten Sichelmulcher, der sich auf einem Fahrwerk mit vier luftbereiften Rädern bewegt. Für den Antrieb sorgt ein 24 PS-Kawasaki-Motor. Das in der Höhe von 90 bis 140 mm verstellbare Mulchsystem hat eine Schnittbreite von 123 cm. Das Vorführgerät gehört zur Technikausrüstung des Naturparks Kyffhäuser. Auf den Modellflächen entfernte der 335 kg schwere Sichelmulcher Aufwuchs mit bis zu 2 cm Durchmesser ohne sichtbare Bodenschäden und fiel durch seine gute Wendigkeit auf. Die Flächenleistung bewegt sich nach Angabe des Herstellers je nach Standortbedingung zwischen 3.500 m² und 7.000 m² pro Stunde.

Das vierte Gerät, das bei der Praxisvorführung in Gangloffsömmern zum Einsatz kam, war der Hochgras-Sichelmulcher Agria 9600. Die Firma Gartenbau Panzer aus Bad Köstritz demonstrierte damit an einem steilen Flächenbereich die Aufwuchsentfernung bis zu einer Stärke von 3 cm. Das Raupenlaufwerk wird elektrisch angetrieben, das Mähwerk mit Verbrennungsmotor (20 PS). Das Arbeitsergebnis des mit zwei Messerträgern und je vier Pendelklingen ausgestatteten Mulchsystems mit einer Schnittbreite von 112 cm ist laut Hersteller bei der Vorwärts- und Rückwärtsfahrt gleich, so dass keine Wendemanöver erforderlich sind. Die Schnitthöhe ist zwischen 5 und 20 cm einstellbar. Die Flächenleistung des 480 kg schweren, ferngesteuerten Geräts beziffert Agria mit 0,5 ha pro Stunde.

„Im nächsten Jahr werden wir die Flächen besichtigen, um den Wiederaustrieb der Gehölze, Gräser und Kräuter zu dokumentieren“, kündigt Projektleiterin Schwarz an.

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Der Mulchvorsatz der ferngesteuerten Fäll- und Rückeraupe Moritz Fr50 hat eine Arbeitsbreite von 1,50 m. Die Motorleistung beträgt 35 PS.

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Nach Umrüstung für den ganzjährigen Betrieb kann die 450 PS starke Pistenraupe von Prinoth für vielfältige Arbeiten bei der Landschaftspflege eingesetzt werden.

Pistenraupe kontra Riesen-Bärenklau

Mit einer Landschaftspflegemaßnahme der besonderen Art machte das Thüringer Lohnunternehmen S.W.A.T. aus Rodeberg bereits im Sommer des vergangenen Jahres auf sich aufmerksam. Firmeninhaber Matthias Tasch ging dem im Unstruttal wuchernden Riesen-Bärenklau mit einer umgerüsteten Pistenraupe und angebauter Fräswalze an den Kragen.

Die vier Buchstaben im Firmennamen stehen für Schieben, Walzen, Agrar und Transport. Zum Dienstleistungsangebot ge- hören Arbeiten mit einer für den Agrarbetrieb umgerüsteten Pistenraupe des Südtiroler Herstellers Prinoth. „Angeschafft wurde die Raupe zum Schieben und Verdichten auf dem Silo. Aber dann kamen zunehmend Anfragen zum Einsatz im Vegetationsmanagement. Um solche Aufträge übernehmen und damit das Fahrzeug besser auslasten zu können, habe ich noch einen Forstmulcher von AHWI angebaut“, berichtet Tasch. Der Antrieb der Fräswalze als auch des Raupenlaufwerks erfolgt hydraulisch. Insbesondere nach dem Sturmtief „Friderike“ habe er mit der 450 PS starken Raupe etwa 80 ha Bruchfläche für die Wiederaufforstung vorbereitet und auf Rückegassen die Stubben für den zügigen Abtransport beseitigt.

Darüber wurde in der Lokalpresse berichtet. Darauf Bezug nehmend wandte sich das Landratsamt des Unstrut-Hainich-Kreises mit einer Anfrage an den Lohnunternehmer. Anlass ist die starke Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus in der Gemeinde Unstruttal in einem Uferbereich zwischen den Ortschaften Ammern und Reiser. Die invasive Staude bedroht nicht nur das einheimische Ökosystem, sondern ist sehr giftig und kann bei Berührung starke allergische Reaktionen bis hin zu Verbrennungen hervorrufen. In dem betroffenen Gebiet ist man daher seit Jahren auf der Suche nach einer praktikablen Lösung, um das dominante Gewächs samt Wurzel zu entfernen und so der Überwucherung dauerhaft Einhalt zu gebieten.

Hier konnte nun der Rodeberger Lohnunternehmer bei einem Pilotversuch mit seiner modifizierten Pistenraupe die Vertreter von Gemeinde und Naturschutzbehörde überzeugen. Es gelang ihm, das Problem bei der sprichwörtlichen Wurzel zu packen, ohne die Stabilität des Uferbereichs zu beeinträchtigen. „Für diesen Sommer ist geplant, die Arbeiten zur dauerhaften Beseitigung des Riesen-Bärenklaus fortzusetzen“, kündigt Tasch an.

Unter der Bezeichnung Prinoth Agripower wirbt der Hersteller bereits seit einiger Zeit für den Einsatz seiner leistungsstarken Fahrzeuge im Agrarbereich und in der Landschaftspflege. Dazu werden die eigentlich nur für den Winterbetrieb an Steilhängen konzipierten Raupen in Telfs (Österreich) für den ganzjährigen Einsatz umgerüstet. So wird das Kühlsystem vergrößert, die Kabine klimatisiert und zur besseren Ausbalancierung auf weniger steilen und ebenen Flächen ein Heckgewicht montiert. Für den Anbau von Mähwerken und Mulchern erhält die Raupe eine entsprechende Geräteaufnahme und einen Hydraulikanschluss. Außerdem erfolgen Veränderungen am Rahmen, damit die Maschine, die ihr Gewicht von 8 t auf über 9 m² Raupenfläche verteilt, beim Transport auf öffentlichen Straßen nicht die zulässige Breite von drei Metern überschreitet.


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