Ayubowan liebe Leserinnen und Leser,

Brief aus Sri Lanka: Ayubowan liebe Leserinnen und Leser,

Sri Lanka liegt günstig an der Schiffsroute Asien/Europa. Auf der Insel leben 22 Millionen Menschen.

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GRI baut Reifen auch in grüner Farbe.

Sumithra Jayaraththnas Wecker klingelt um vier Uhr in der Früh. Nach dem Aufstehen setzt sich die Mutter von zwei Schulkindern ihre Stirnlampe auf, zieht sich die Stiefel an, nimmt das Stecheisen und startet in die stockdunkle Nacht. Ihr Ziel sind die rund 200 familieneigenen Gummibäume in der Plantage hinter ihrem Haus. Mit der Kopflampe leuchtet sie das untere Ende des Baumes aus und schiebt mit ihrem Eisen vorsichtig an dem Schlitz von vorgestern, schräg von oben nach unten an der Rinde entlang. Wenige Sekunden später quillt die weiße Latexmilch aus dem Stamm. Sie tropft dann über ein in die Rinde gedrücktes Metalldreieck in einen Behälter, der mit einem Drahtgestell am Baum befestigt ist. Gut anderthalb Stunden benötigt dieses Zapfen, „Tappen“ genannt. Nach einigen Stunden entleert Sumithra am Vormittag die Töpfchen mit der Latexmilch in einen Eimer. Nun folgt der zweite Verarbeitungsschritt: In einer circa DIN-A3 großen Schale wird die Latexmilch mit zwei Teilen Wasser und etwas schwacher Ameisensäure vermischt.

Die Latexmilch gerinnt nach einigen Stunden zu einem circa drei Zentimeter starken weißen, flexiblen Teigstück. Im dritten Schritt wird das Wasser mit handbetriebenen Walzenpressen aus dem Teig herausgepresst. Die letzte Walze hat ein charakteristisches Waffelmuster. Das nun noch rund fünf Millimeter dicke Blatt aus Latex, „Sheet“ genannt, ist jetzt fertig, um unter Rauch zu trocknen. Diese „Smoked Sheets“ liefert die Bauernfamilie dann an Abgabestellen, die unter anderem den Reifenhersteller GRI auf Sri Lanka mit Naturkautschuk beliefern.

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Mit dem Eisen öffnet die Zapferin die Rinde des Gummibaumes.

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Die Latexmilch tropft dann für circa 1,5 Stunden in das Töpfchen.

Auf Einladung von GRI konnten sieben internationale Fachjournalisten, darunter der eilbote als einzige deutsche Landtechnikzeitschrift, die Kautschukgewinnung und Ackerschlepper-Reifenproduktion auf dem südlich von Indien gelegenen Inselstaat Sri Lanka vor Ort verfolgen. Ebenso zeigte man uns die nächsten Verarbeitungsschritte bis zum fertigen Reifen. Darüber werde ich in den nächsten eilbote-Ausgaben ausführlicher berichten.

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Aus der Latexmilch wird durch Zugabe von Säure und Abpressen ein „Sheet“.

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Dieses „Sheet“ nennt sich nach Trocknen durch Rauch „Smoked Sheet“.

Rund 300.000 Menschen leben in Sri Lanka, so groß wie Bayern, von der Kautschukindustrie. Unsere besuchte Familie ergänzt damit ihr Familieneinkommen. 130.000 Hektar Gummibäume werden zu zwei Dritteln kleinbäuerlich bewirtschaftet, ein Drittel von Unternehmen. Kautschuk ist ein wichtiger Exportartikel, das Land gehört zu den führenden Erzeugern weltweit. Thailand und Indonesien führen diese Liste mit Abstand an. Weitere wichtige Exportartikel von Sri Lanka sind Tee, Kokosnüsse, Früchte, Fisch, Gewürze und Stoffe. Gut ein Drittel der tropischen Insel ist mit Ackerland bedeckt. Hier wachsen unter anderem Reis und Gemüse. Nach schwierigen wirtschaftlichen Zeiten bessert sich jetzt die wirtschaftliche Lage. Sri Lanka hatte 2022 in der Spitze eine Inflation von 60 Prozent. Alles wurde sehr teuer; bei meinem Supermarktbesuch lagen die Preise für Fleisch und Milchprodukte auf deutschem Niveau. Der Liter Super kostet hier umgerechnet 1,50 Dollar.

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Über 130.00 Hektar Gummibäume wachsen in Sri Lanka.

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Elefanten leben in Teilen der Insel wild.

Der Februar ist eine gute Reisezeit für Sri Lanka, da es dann am wenigsten regnet. Die Temperaturen liegen zwischen 25 und 35 Grad, die Luft ist sehr feucht. Das Land hat 22 Millionen Einwohner, darunter circa 70 Prozent Buddisten, 12 Prozent Hindus, 10 Prozent Muslime und 8 Prozent Christen. Das Straßenbild dominieren indische Lkw- und Bus-Marken und viele Tuk-Tuks. Die Pkw sind überwiegend japanischer Herkunft. Gefahren wird links.

Beeindruckend war die Gastfreundschaft unserer Gastgeber. Zum Werkbesuch gab es sogar eine Zeremonie mit Trommeln und Tänzern in traditioneller Tracht. Überall begegneten mir die Menschen mit einem Lächeln. Die Küche mit vielen Currygerichten ist vielfältig, unterschiedlich scharf, die Bananen, Mangos, Papayas, kommen frisch vom Baum.

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Den Löwenfelsen, ein berühmter Monolith, haben wir bestiegen.

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GRI will mit seinen nachhaltig produzierten AS-Reifen jetzt in Deutschland starten.

Ergänzend zum Fachprogramm konnten wir einen spannenden Ausflug nach Sigiriya und zum umgebenden Nationalpark mit freilebenden Elefanten unternehmen. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig für das Land. Wir erklommen den Löwenfelsen, einen beeindruckenden Monolithen. Meine erste Safari bleibt, da sich unser Fahrer nahe einer Elefantenherde festfuhr und wir aussteigen mussten, in besonders eindrucksvoller Erinnerung.

Die sieben Tage Sri Lanka waren eine willkommene Abwechslung zum regnerischen deutschen Februar! Eine tolle Reise mit spannenden Eindrücken, fachlichem Input und vielen freundlichen Begegnungen liegt hinter mir.

Einige Ziele auf der Insel hätte ich noch – sicher ein Grund für einen zweiten Besuch. Bis bald.

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