Namastee liebe Leserinnen und Leser,

Brief aus Indien: Namastee liebe Leserinnen und Leser,

Solis-Traktoren mit 26 und 75 PS für den Export.

im Showroom des Traktorenhändlers Anil Kumar stehen gut 30 Traktoren eng aneinander. Vor dem Chefbüro, zu dem es ein paar Stufen aufwärts geht, sitzen acht Landwirte und lassen eine Wasserpfeife kreisen. Die Weizenernte hier im Norden Indiens ist eingebracht, in Kürze steht die Reispflanzung an. Jetzt haben die Bauern etwas Zeit zum Meinungsaustausch. Vor der indischen Parlamentswahl dreht sich natürlich viel um die Politik.

Brief aus Indien: Namastee liebe Leserinnen und Leser,

Der „Goldene Tempel“ in Amritsar ist das höchste Heiligtum der Sikh.

Gut zwei Drittel der Inder leben direkt oder indirekt von der Landwirtschaft. Wieviel hast du geerntet? Welche Reissorte baust du an? Für Anil Kumar und sein Verkäuferteam sind diese Treffen im eigenen Geschäft eine wichtige Informationsbörse. Ein Mitarbeiter ist hier ausschließlich für das Teebereiten und servieren eingestellt. So erfahren Kumar und seine Verkäufer, welcher Bauer in welchem Dorf gerade Investitionspläne schmiedet. Denn der Wettbewerb um die Kunden ist enorm. Die Landwirte lassen alle führenden Traktorenanbieter auf ihren eigenen Flächen vorführen. Dann geht es in die Preisverhandlung. Kumar ist A-Händler der indischen Traktormarke Sonalika. Sie steht im indischen Gesamtmarkt von 850.000 Einheiten mit 114.057 Einheiten auf Platz 3. Der durchschnittliche indische Traktor hat um die 50 PS, mechanisches Getriebe, Hinterradantrieb, Heckkraftheber und Zapfwelle. Kabine oder Frontlader werden nicht nachgefragt. Der Monsun und damit die Ernte 2018 waren gut. Er ließ die Traktorenverkäufe um 15 Prozent auf das Rekordloch von 850.000 Einheiten wachsen! Davon verkaufte Kumar in seinem Gebiet mit einem Radius von 50 km 500 Sonalika Maschinen!

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Der Reaper im Einsatz auf dem Weizenfeld häckselt das Stroh und die Stoppeln.

Auf Einladung der Sonalika und Solis Produzenten, der International Tractor Limited (ITL), reiste ich Mitte Mai nach Nordwest-Indien und besuchte das Werk, sprach mit Mitarbeitern, Händlern und Landwirten. Die Temperaturen erreichen jetzt an die 40 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit ist aber nicht so hoch, so dass man die Hitze gut ertragen kann.

Die meisten indischen Bauern bewirtschaften nur wenige Hektar, die größeren können sich Traktoren und Geräte leisten, mit denen sie auch im Lohn die Flächen der kleineren Farmer mit bearbeiten.

Auf der nächtlichen Zugfahrt aus der Punjab-Region nach Dehli – die Landschaft ist topfeben – kann man seinen vollklimatisierten Waggon verlassen und sich bei 100 km/h an die offene Zugtür stellen. Im Dunkeln sieht man immer wieder Feuer auf Weizenstoppelfeldern lodern. Die Regierung verbietet das Abbrennen aus Gründen des Umweltschutzes und geht dagegen vor. Der Reaper ist die hier im Punjab meist genutzte Maschine der Strohbergung. Er schneidet die Stoppeln mit dem Mähbalken tief ab, nimmt sie und das Stroh mit einer Haspel auf, häckselt es und bläst das Gehäckselte in den Anhänger. Dies wird dann als Viehfutter genutzt. Danach folgt auf dem Acker oft der Grubber und dann das in Indien jährlich 550.000 mal verkaufte Lieblingsgerät der Bauern, die Fräse.

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Landwirte treffen sich beim Sonalika-Händler.

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Traktoren sind auf den Straßen oft als Zugfahrzeug im Einsatz.

Nach Weizen im Mai folgt mit den Monsunniederschlägen Ende Juni der Reisanbau. Nach dem Reis werden dann Gemüse oder andere Kulturen angebaut, die Wintertemperaturen gehen bis 0° herunter. So sind im Jahr bis zu drei Ernten möglich.

In Indien leben fast 1,4 Mrd. Menschen, es gibt mehr als 26 Sprachen und mit Hindi, Moslems, Buddhisten, Christen und Sikh eine Vielzahl von Religionen. Die meisten männlichen Gläubigen der Sikh, die Religion hat ihren Ursprung im Punjab, tragen einen kunstvoll aus sechs bis zu neun Meter langen Stoffstreifen gebundenen Turban. Er wird nachts abgenommen und morgens in einer dem Anlass oder der Kleidung angemessenen Farbe neu gebunden. Das dauert bis zu 15 Minuten. Aus Respekt gegenüber ihrer Religion sind Sikh von der jetzt geltenden Helmpflicht für Motorradfahrer ausgenommen.

Nach fünf Jahren war dies mein zweiter einwöchiger Besuch in Indien. Meine Eindrücke auf dem Land und in der Hauptstadt zeigen die ganze Spannbreite: Von Menschen, die als Landarbeiter in einfachsten aus Ästen und Planen erstellten Siedlungen direkt am Bahndamm leben bis hin zu modernsten Einkaufzentren im Stadtteil Cyber Hub in Dehli NCR. Hier haben viele internationale Firmen einen Sitz, um mit den gut ausgebildeten, jungen Indern z.B. Helplines für die EDV zu besetzen oder zu programmieren.

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Indien vor der Wahl: Die Tuk Tuk mit Lautsprecher.

Indien hat eine super junge Bevölkerung, nirgendwo in der Welt habe ich soviel Sichtwerbung für berufliche Qualifikation und Studienangebote gesehen. „Die Bevölkerung in Europa und China wird älter und älter. Indien hat mit vielen jungen, gut ausgebildeten Menschen die besten Zeiten noch vor sich“, ist sich ITL-Präsident und CEO Gaurav Saxena sicher.

Lesen Sie in den nächsten eilbote-Ausgaben mehr über die internationalen Pläne des ITL Konzerns mit seiner Marke Solis sowie über Landmaschinenhändler und Bauern in Indien.

Bis dahin grüßt Sie

Ihr Bernd Pawelzik


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