Die durchgängige Elektrifizierung von Landmaschinen mit niedrigem Leistungsbedarf könnte jährlich bis zu eine Milliarde Liter an fossilem Diesel einsparen; das ist knapp die Hälfte der im Schnitt der Jahre 2016 bis 2020 in der Land- und Forstwirtschaft verbrauchten Kraftstoffmenge. Darauf hat Dr. Edgar Remmele vom Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) beim 21. Internationalen Fachkongress für erneuerbare Mobilität in Berlin hingewiesen.
Für Henning Eckel vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), Mitautor von Remmele bei einer kürzlich veröffentlichten KTBL-Studie zur „Verwendung erneuerbarer Antriebsenergien in landwirtschaftlichen Maschinen“, ein in dieser Größenordnung durchaus „überraschender Befund“.
Große Dachflächen für PV nutzen
Das berechnete theoretische Potenzial ist Eckel zufolge vor allem deshalb so hoch, weil allein 24 Prozent des Kraftstoffs in der Tierhaltung und hier vor allem in der Rinderfütterung verbraucht werden, wo langfristig alle mobilen Arbeitsgeräte elektrifiziert werden könnten. Dazu kämen leichte Feldarbeiten, wo mit 23 Prozent ein knappes weiteres Viertel des aktuellen Kraftstoffbedarfs durch konsequente Elektrifizierung substituiert werden könnte. Der Rest an möglicher Einsparung resultiere aus der zumindest teilweisen Elektrifizierung mittelschwerer Feldarbeiten mit einem Dieselbedarf zwischen 5 und 15 l/ha.
„Allerdings sind Maschinen nicht selten Jahrzehnte im Einsatz, bevor sie ersetzt werden. Bis leichte Arbeiten im Stall und auf dem Feld weitgehend elektrifiziert sind, wird es deshalb noch etliche Jahre brauchen“, gab Eckel zu bedenken. Aus seiner Sicht ein weiterer Vorteil der Elektrifizierung: In vielen Landwirtschaftsbetrieben biete sich durch Photovoltaik auf den oft großen Dachflächen die Möglichkeit, Strom für den Fuhrpark selbst zu erzeugen.
Flüssige Kraftstoffe bleiben unverzichtbar
Remmele wiederum stellte klar, dass flüssige Kraftstoffe mit hoher Energiedichte vor allem für schwere Feldarbeiten auch in Zukunft unverzichtbar seien. Pflanzenöl und Biodiesel hätten sich hier als verlässlich verfügbare Energieträger bewährt. Für beide Biokraftstoffe spreche dabei auch die regionale Wertschöpfung und die Selbstversorgung aus heimischem Anbau. „Beim Raps ist diesbezüglich alles im grünen Bereich“, ergänzte der Abteilungsleiter für Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien am TFZ.
Zuletzt sei wieder viel diskutiert worden über die Kappungsgrenze von aktuell 4,4 Prozent für die Anrechnung von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse, berichtete Remmele. Theoretisch würde sich der Bedarf an Biokraftstoffen in der Landwirtschaft – würden diese ausschließlich auf Basis von Nahrungs- und Futterpflanzen erzeugt – auf 3,1 Prozent der Endenergie im Verkehr summieren. Würde man allein die Landwirtschaft komplett mit nahrungs- und futtermittelbasierten Kraftstoffen versorgen, würde diese Menge also in das aktuelle „Cap“ von 4,4 Prozent hineinpassen.
Enorme Flächenersparnis
Prof. Peter Pickel vom John Deere European Technology Innovation Center (ETIC) in Kaiserslautern rechnete in der abschließenden Diskussion der Session zu „Erneuerbarer Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ vor, dass die hiesige Land- und Forstwirtschaft – grob überschlagen – rund 7 Prozent der Landfläche brauche, um sich komplett selbst mit Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse zu versorgen. Dieser Anteil könnte Pickel zufolge bei einer Einsparung des halben Kraftstoffverbrauchs durch Elektrifizierung auf dann nur noch 3,5 Prozent halbiert werden, durch den gemessen am Verbrennungsmotor höheren Wirkungsgrad elektrischer Antriebe sogar auf noch weniger.








