Die fortschreitende Digitalisierung bietet Landwirten immer mehr Möglichkeiten, ihre Betriebe effizienter, nachhaltiger und rentabler zu gestalten. Eine Studie, die im Zeitraum von März bis September 2022 von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft durchgeführt wurde, beleuchtet den Stand der Akzeptanz und Nutzung digitaler Technologien in der bayerischen Landwirtschaft. Bei der Einordnung der Ergebnisse ist die Struktur mit durchschnittlich kleineren Betrieben in Bayern, im Vergleich zum Beispiel zu landwirtschaftlichen Regionen im Norden und Osten Deutschlands, zu berücksichtigen.
Die Erhebung erfolgte mittels eines standardisierten Online-Fragebogens in Bayern. Hierbei wurden Landwirte und Landwirtinnen unterschiedlicher Betriebsgrößen und -ausrichtungen in der Außen- und Innenwirtschaft befragt, um ein repräsentatives Bild der bayerischen Landwirtschaft zu erhalten. Insgesamt 805 Rückantworten konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Befragten waren je zur Hälfte Haupterwerbs- und Nebenerwerbsbetriebe. Gut 62 % ordneten sich als Marktfruchtbetrieb, 42 Prozent als Futterbaubetrieb ein, 44 % halten Nutztiere (es waren mehrere Antworten möglich).
Zwei Drittel der bayerischen Landwirte nutzen digitale Technologien
Die zentrale Erkenntnis der Studie zeigt, dass zwei Drittel der bayerischen Landwirte mindestens eine der insgesamt 31 in der Umfrage abgefragten digitalen Technologien nutzen. Beachtlich ist, dass bei diesen Nutzern die durchschnittliche Anzahl der eingesetzten Technologien bei 3,8 liegt.
Wenn man allerdings kostengünstigeren Technologien wie Vorhersagemodelle, Wetterapps und Kommunikations- sowie Handelsplattformen ausklammert, sinkt diese Zahl auf 3,4 Technologien pro Betrieb. In der Gesamtbetrachtung aller Betriebe in der Stichprobe sind im Schnitt 2,5 Technologien im Einsatz (ohne Vorhersagemodelle und Handels- und Kommunikationsplattformen: 1,9). Wird die Antwortkategorie „Technologie genutzt durch externe Dienstleister“ zusätzlich berücksichtigt, steigt der Anteil der Betriebe, bei denen digitale Technologien zum Einsatz kommen, auf 79 %.
Es gibt noch Nachholbedarf
Trotz dieser Gesamtzahlen gibt es noch erheblichen Nachholbedarf in vielen Bereichen der Automatisierung und Digitalisierung. Dies liegt unter anderem an der Struktur der bayerischen Landwirtschaft, die einen hohen Anteil kleinerer und Nebenerwerbsbetriebe aufweist.
Die Studie befasste sich auch mit speziellen Technologien, die im Rahmen des Bayerischen Sonderprogramm Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) förderfähig sind oder waren. Bei genauer Betrachtung dieser Technologien sticht hervor, dass Agrarsoftware zur Entscheidungsunterstützung und Sensortechnologien, die zur Ertragssteigerung und Ressourceneffizienz in der pflanzlichen Produktion eingesetzt werden, bei den Landwirten besonders beliebt sind. Drohnen, Nah-Infrarot-Systeme und automatische Lenktechnologien sind Beispiele für die fortschrittlichen digitalen Technologien, die bereits von einigen Betrieben auch in Zusammenarbeit mit Dienstleistern genutzt werden.
Ebenso interessant ist der Blick darauf, welche Technologie von den Befragten eingesetzt wurde. Vorhersagemodelle wie zum Beispiel Wetterprognosen nutzen 35 % der Befragten. Elektronische Kommunikations- und Handelsplattformen setzen gut ein Viertel bei ihrer Arbeit ein. Im Bereich Außenwirtschaft sind automatische Lenksysteme zu 30 % im Einsatz, 22 % nutzen Farm-Management Informationssysteme. Zu 21 % im Praxiseinsatz sind Systeme für die GPS-gesteuerte Teilbreitenschaltung, zum Beispiel an Feldspritzen und Düngerstreuern.
Innenwirtschaft
In der Innenwirtschaft (352 auswertbare Antworten) setzt ein Viertel der antwortenden Betriebe Farm-Management Informationssysteme ein, 24 % nutzen Stallkameras , 16 % Sensoren zur Verhaltensüberwachung der Tiere. In der Rinder- und Milchviehhaltung (260 auswertbare Antworten) sind auf 11 % der Höfe Futteranschieberoboter im Einsatz, Spaltenreinigungsroboter auf 10 %. In der reinen Milchviehhaltung (166 auswertbare Antworten) ist die Transponderfütterung in 54 % der Ställe Routine. 36 % erfassen und dokumentieren die Milchmenge automatisch, 28 % setzen automatische Melksysteme ein.
Abhängig von Großkonzernen?
Die Sichtweise der Landwirtinnen und Landwirte auf die Digitalisierung der Landwirtschaft variiert teilweise. Während einige Landwirte die Technologie als unerlässliches Tool zur Erleichterung ihrer täglichen Arbeit und zur Steigerung der Arbeitsqualität sehen, sind andere besorgt über die zunehmende Abhängigkeit von großen Technologiekonzernen. Einige Landwirte schätzen den Wert traditioneller landwirtschaftlicher Methoden, aber eine Mehrheit sieht digitale Technologien als unerlässlich für die Zukunft an. Es herrscht jedoch große Einigkeit darüber, dass Technologien für eine nachhaltigere Produktion unerlässlich sind.
Die Ergebnisse der bayerischen Studie verdeutlichen zum Beispiel im Ackerbau, dass viele Landwirte sich hier Unterstützungsangebote für die Digitalisierung in Form von Investitionsförderung (46 %), Schulung und Weiterbildung (36 %) und Beratung vor Ort (42 %) wünschen. Hier waren Mehrfachnennungen möglich. Aber auch in anderen Bereichen wie Stalltechnik und Weidehaltung besteht ein Bedarf an zusätzlichen Hilfsangeboten. Tendenziell ist das Interesse dort aber geringer.
Berufskollegen sind die wichtigsten Ratgeber
Einen sehr starken Einfluss auf die Entscheidung, eine digitale Technologie auf dem eigenen Betrieb einzusetzen, hat der direkte Kontakt zu anderen Landwirten, die die Technologie bereits nutzen, und Erfahrungsaustauschgruppen. Die befragten Landwirte nutzen vorrangig auch „landwirtschaftliche Fachzeitschriften“ und „Messebesuche, Feldtage“ zur Entscheidungsfindung.
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Digitalisierung in der bayerischen Landwirtschaft einen festen Platz hat, aber es noch Raum für Wachstum und Entwicklung gibt. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich diese Trends in den kommenden Jahren entwickeln werden. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft plant, die Studie weiterhin in regelmäßigen Abständen durchzuführen, um kurzfristige Trends und langfristige Entwicklungen zu beobachten.