Anbaugrader funktioniert jetzt mit ISOBUS

Der eilbote begleitete die Umrüstung des Pöma Anbaugraders auf ISOBUS-Technik mit Hilfe des logiBUS-Konzepts

Nachrüstung: Anbaugrader funktioniert jetzt mit ISOBUS

Der Pöma SK225 Anbaugrader in Arbeitsposition.

Nachrüstung: Anbaugrader funktioniert jetzt mit ISOBUS

Umrüstung: Der Pöma bekommt jetzt ISOBUS!

Der Autor hat nach einer Möglichkeit gesucht, den Pöma Anbaugrader SK225 mit vier elektrisch angesteuerten hy- draulischen Funktionen auf ISOBUS-Bedienung umzurüsten. Bei der Suche ist die HR Agrartechnik mit ihrem logiBUS Konzept aufgefallen.

Neben der Ausrüstung von Gülleausbringern einschließlich automatischer Dosierung erarbeitet HR Agrartechnik auch Lösungen wie die ISOBUS-gesteuerte Reifendruckregelanlage ISOfill oder, in unserem Fall, die Umrüstung des Pöma Anbaugraders. HR Agrartechnik setzt bei allen Bedienkonzepten konsequent auf den ISOBUS. Daneben bieten Christoph Hante und sein Team auch die Nachrüstung und Reparatur von ISOBUS-Geräten an.

logiBUS steht für eine einfache sowie flächendeckende Anwendung des ISOBUS-Standards und folgt damit dem Trend der Low-Code-Bewegung.

Das logiBUS-Konzept setzt sich aus Hardware, IEC-Runtime sowie IDE zusammen. Die Hardware baut unter anderem auf dem bereits bekannten Produkt ISOmaX auf (wurde bereits als Agritechnica-Neuheit prämiert). Für IEC-Runtime und IDE wird Eclipse 4diac verwendet – ein System, das nach dem Open Source Prinzip entwickelt wurde und über zahlreiche Sponsoren verfügt (siehe Kasten S. 14).

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Im Lieferumfang waren die ECU mit dem ISOBUS Kabel (oben links) und die vier Kabel mit Deutsch-Stecker für die ECU und Würfelstecker für Anschlüsse an die Magnetventile enthalten.

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Draufsicht auf den Grader: Gut zu erkennen sind die vier hydraulischen Funktionen – vorne links die Neigung, in der Mitte die Parallelverschiebung, Schildschwenken und die Tiefeneinstellung über zwei Hydraulikzylinder hinten.

Der Pöma SK225 Anbaugrader lässt sich hinter jedem Schlepper mit Dreipunkt ab circa fünf Tonnen Gewicht und ab 100 PS zum Bau wassergebundener Materialien, hauptsächlich im land- und forstwirtschaftlichen Wegebau, einsetzen.

Die Hydraulikversorgung erfolgt über ein einfachwirkendes Steuerventil und freien Rücklauf. Die vier Funktionen Arbeitstiefe, Neigung, Schildschwenken und Seitenverschiebung lassen sich über zwei elektrische Kreuzhebel betätigen. Der Kasten mit den Kreuzhebeln benötigt einen ebenen Metalluntergrund zur Befestigung in der Kabine.

Viele Betriebe setzen noch ältere Geräte mit komplexeren Funktionen wie unseren Pöma SK225 ein. Das Anbauen der Geräte ist unkompliziert dank Bedienung von Dreipunkt und Oberlenker per Fernbedienung hinten am Schlepper. Das Hochreichen und Durchführen der Bedieneinheit mit den Kabeln in die Kabine kostet meist mehr Zeit. Die Befestigung ist dann oft schwierig, da in den neueren Kabinen keine metallischen Oberflächen zur Befestigung von Magnetplatten vorhanden sind.

„Basteln“ schafft zwar Abhilfe, dennoch ist die Befestigung dann meistens nicht an ergonomischen Stellen möglich.

Die ISOBUS-Bedienung ermöglicht die Nutzung von schleppereigenen Bedienkonzepten oder Nachrüst-JoySticks. Durch die frei wählbare Belegung der Elemente über Aux2/AuxN lassen sich die regelmäßigen Handgriffe ergonomisch einrichten.

Der SK225 läuft in einer Feldinteressenschaft meist hinter einem MB-Trac, der mit Trimble Lenksystem und ISOBUS einschließlich ME/WTK Joystick ausgestattet ist. Andere Schlepper der Gemeinschaft sind ebenfalls mit ISOBUS ausgerüstet.

Der Wegebau findet meist im Frühjahr während Arbeitsspitzen statt, da dann die Wege abgetrocknet, aber noch formbar sind. Entsprechend häufig kommt der SK225 für einige Stunden zum Einsatz und wird dann wieder gegen andere Geräte getauscht. Bei dem häufigen Umbauen stört das Hoch- und Runterreichen der Bedienung.

Nachrüstung: Anbaugrader funktioniert jetzt mit ISOBUS

Die alte Bedienung mit den zwei Kreuzhebeln und Magnetbefestigung. In neueren gibt es kaum Möglichkeiten zur Befestigung der Magnetplatten.

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Fertig eingebaute und verkabelte ECU. Das An-/Abbauen des Graders geht mit dem ISOBUS-Anschluss deutlich schneller.

Wie lief die Zusammenarbeit mit HR Agrartechnik ab?

Zunächst ist eine klare Definition der Anforderungen nötig. In diesem Fall sind es vier Ventile mit Schwarz/Weiß- beziehungsweise An/Aus-Steuerung. Da alle Zylinder doppeltwirkend sind, gilt es, acht Magnetspulen anzusteuern.

Wir haben an HR Agrartechnik einige Fotos der Magnetventile, deren elektrische Anschlüsse und eine Skizze der Funktionen gesendet. Die Bedienung muss als Taster ausgelegt sein, um die Maschine feinfühlig einzustellen. HR Agrartechnik hat dann eine Chat-Gruppe eingerichtet, über die Nachfragen und Informationsaustausch gelaufen sind. Damit waren alle Beteiligten immer auf demselben Informationsstand.

Im weiteren Verlauf hat das Team von HR Agrartechnik dann neben der eigentlichen Programmierung eine Skizze der Maschine für die grafische Oberfläche des Terminals erstellt.

Im Lieferumfang waren dann ein ISOBUSKabel, eine ECU und vier Kabel mit jeweils zwei Steckern für die acht Magnetventile enthalten. Auf der ECU sind Deutsch-Stecker verbaut. Die Anschlüsse an die Aktuatoren lassen sich je nach Anforderung individuell konfigurieren. In diesem Fall sind es Würfelstecker.

Die Montage am Gerät gestaltete sich dann echt problemlos. Die „alten“ Stecker abschrauben, zum Wiedereinbau kennzeichnen und den gesamten alten Kabelbaum ausbauen. Die Würfelstecker verschrauben und an der ECU anstecken, die ECU verschrauben, Kabel mit Kabelbindern befestigen und anschließen. Fertig. Die ECU und die Stecker für die Magnetspulen sind mit LED ausgerüstet. So sieht man beim Betätigen sofort, welcher Anschluss zu welchem Stecker gehört. Wir haben die überschüssigen Kabel zusätzlich mit verschiedenfarbigen Kabelbindern befestigt, um schnell zu erkennen, welches Ventil über welches Kabel läuft.

Nach dem Anstecken des ISOBUS-Kabels erscheint nach wenigen Sekunden, in Abhängigkeit vom verwendeten Terminal, die Maske von HR.

Nach dem allerersten Einschalten sollte man zuerst die Belegung des Joysticks programmieren. Die Belegung ändert man über die Oberfläche des Terminals. Sie ist herstellerabhängig immer leicht unterschiedlich. Wer seine anderen ISOBUS-Maschinen bereits mit dem Joystick bedient, hat mit der Belegung keine Probleme.

Beim ersten Versuch, die Belegung des Joysticks zu programmieren, ließ sich nichts ändern. Nach einigem Probieren, Telefonaten und Chats stellte sich heraus, dass ein Script bzw. eine Datei in der ECU unvollständig war. Sehr schnell kam eine neue Datei, die sich per WLAN auf die ECU aufspielen ließ. Die ECU spannt ein WLAN-Netz auf, in dem sich jedes WLAN-fähige Gerät anmelden kann. Zum Programmieren beziehungsweise Ändern der Konfiguration der ECU ruft man die IP Adresse der ECU im Browser zum Beispiel vom Handy oder Laptop auf, gibt das Zugangspasswort ein und legt die neuen Dateien in der ECU ab. Nach einem Neustart sind die neuen Dateien sofort aktiv. Top! Noch nie konnten wir so schnell und problemlos eine ECU updaten. Dieser Punkt ist für die Zukunft wichtig, wenn Spezialisten immer knapper werden. Übrigens erleichtert dieses System die Fernwartung ungemein. Im Fall der Fälle können sich die Programmierer von HR Agrartechnik über Fernwartungssoftware direkt auf der ECU einloggen. Sehr positiv empfinden wir das Speichern der Tastenbelegung in der ECU. Tauscht man das Terminal zum Beispiel vom ME Touch 1200 auf ein Trimble FMX, bleibt die Belegung des Joysticks erhalten. Einzig an einem Terminal ME BasicTerminalTop, Baujahr 2004, funktioniert die Joystick-Bedienung nicht, da das 20 Jahre alte BasicTerminal noch kein Aux N beherrscht. Dennoch lässt sich die ECU bzw. der Grader über die Tasten am Bildschirm bedienen.

Apropos Bildschirm: In der Oberfläche der ECU leuchtet die betätigte Funktion grün auf. Das ist besonders für die ersten Stunden hilfreich, weil der Fahrer die aufgerufene Funktion damit direkt sieht. Am Gerät sind die Funktionen zugunsten einer feinfühligen Bedienung sehr langsam, sodass der Fahrer nur bei sehr genauem Beobachten die Betätigung erkennen kann. Im Betrieb hat man sich nach kurzer Zeit an die Bedienung gewöhnt.

Für die Zukunft könnten wir uns noch eine Funktion (Zeitschaltung) vorstellen, die die Stützräder aus der Transportstellung in die Arbeitsstellung beziehungsweise umgekehrt bringt. Das ist eine Aufgabe, die engagierte Nutzer dank der offenen Software sogar selber machen können.

Der Schritt zu einer automatisierten Höhenführung ist dann recht kurz. Jedoch benötigen Funktionen wie GPS-Höhenprofilsteuerung Potis für die Stellung der Zylinder. Das Trimble FMX bietet eine GPS-gesteuerte Höhenführung über eine zweite Antenne auf dem Gerät an. Dem Ausnivellieren von Plätzen oder Ähnlichem steht dann nichts mehr im Weg. Wie bereits beschrieben, ist der Zugriff auf die ECU über WLAN sehr einfach möglich. Mit der Freeware 4diac können Nutzer am PC selber die Programme erstellen, ändern und an eigene Bedürfnisse anpassen.

Bleiben die Kosten: Die Hardware berechnet HR Agrartechnik mit 1.738 Euro. Die Software schlägt mit 733 Euro zu Buche, und für die Anpassung hat HR Agrartechnik 250 Euro berechnet (alle Preise netto).

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Im ME Touch 1200 ist sowohl das Schild als auch der Joystick zu sehen. Bei Betätigung leuchten die Funktionen auf. Der Joystick ist der Standard -Joystick, der mit vielen Pflanzenschutzgeräten geliefert wird.

logiBUS – ISOBUS-Anwendungen ohne große Programmierkenntnisse umsetzen

logiBUS wurde von der HR Agrartechnik GmbH in Zusammenarbeit mit der Fliegl Agro-Center GmbH, der Rinstrum Europe GmbH sowie dem Competence Center ISOBUS e.V. entwickelt. Im Fokus stand dabei , ISOBUS für alle Anwender und Entwickler zugänglich zu machen und die Entwicklung deutlich zu vereinfachen. Dabei setzt logiBUS auf kostengünstige Hardware und erfüllt gleichzeitig die ISOBUS-Standards. Das Produkt logiBUS besteht aus Hardware, IEC-Runtime sowie IDE. Die Hardware baut unter anderem auf ISOmaX auf (wurde bereits als Agritechnica-Neuheit prämiert). Für IEC-Runtime und IDE wird Eclipse 4diac verwendet. Ein nach dem Open Source Prinzip entwickeltes System, das über zahlreiche Sponsoren verfügt.

Mit logiBUS können Anwender einfacher in die Programmierung des ISOBUS einsteigen. Üblicherweise wird ISOBUS textbasiert programmiert – dafür sind Kenntnisse in den Programmiersprachen C sowie C++ erforderlich. Die Nutzung einer bildbasierten Programmierung ist bislang eher aus einfachen Anwendungen wie Smart Home bekannt. Kleineren mittelständischen Unternehmen, Bildungseinrichtungen sowie Landwirten erleichtert logiBUS den Einstieg in die ISOBUS-Programmierung.

Mit der Verwendung von Eclipse 4diac setzt logiBUS auf eine modulare und erweiterbare Plattform. 4diac ermöglicht zudem die Trennung von Applikation und Laufzeitumgebung – so können Änderungen am System unabhängig von der Laufzeitumgebung vorgenommen werden. Zudem müssen Entwickler so nicht mehr für jede neue Applikation eine Laufzeitumgebung entwickeln. Die Wiederverwendung sorgt nicht nur für eine schnellere Entwicklung, sondern auch für Vorteile in Bezug auf Qualitätssicherung, Wartung und Aktualisierung.

Uneinheitliche „Bastel-Lösungen“ gehören so der Vergangenheit an. Statt sperriger Bedienboxen können selbst kleinste Maschinen auf eine Traktor-Joystick-Steuerung umprogrammiert werden – und das ohne großen Aufwand.

Die Meisterschulen am Ostbahnhof in München setzen seit dem Schuljahr 2022/23 logiBUS ein, um das Thema ISOBUS-Programmierung zu lehren. Ebenso wurde bereits ein Güllefass auf Basis von logiBUS entwickelt. Hinzu kommen diverse weitere Projekte in der Praxis.

HR Agrartechnik geht nach der Agritechnica mit drei Preismodellen in die Vermarktung. Für Schulen und Bildungseinrichtungen gibt es eine vergünstigte Version, um zukünftige Mechatroniker und Nutzer mit dem System vertraut zu machern.

www.hr-agrartechnik.de


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