Die fetten Jahre für den Agrarsektor sind vorüber

Prognose für 2023/24: Bei weiterhin hohen Produktionskosten, aber niedrigeren Erzeugerpreisen müssen sich Australiens Farmer auf sinkende Einnahmen und Gewinne einstellen

Australien: Die fetten Jahre für den Agrarsektor sind vorüber

Australien: Knappes Futter – mehr Tiere zur Schlachtung. Das sorgt für sinkende Schlachtviehpreise.

Nach zwei Rekordjahren kehrt Australiens Agrarsektor wieder in die Normalität zurück; es müssen wieder kleinere Brötchen gebacken werden. Wie das Australische Amt für die Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES) jetzt feststellte, haben die außergewöhnlich guten Witterungs- und Aufwuchsbedingungen in den beiden vorherigen Wirtschaftsjahren zu historisch hohen Ernten, Exporten und Preisen geführt, insbesondere im Bereich Pflanzenbau. „Da wir aus einer regenreicheren La-Niña-Periode in ein trockeneres El-Niño-Klima übergehen, ist zu erwarten, dass unterdurchschnittliche Niederschläge und wärmere Temperaturen die Erträge und die Produktion gegenüber den Rekordwerten des Vorjahres verringern werden“, erklärte ABARES-Geschäftsführer Dr. Jared Greenville. Zudem sei mit niedrigeren Weltmarktpreisen zu rechnen.

Sinkende Farmeinkommen

Die Analysten von ABARES prognostizieren für das laufende Wirtschaftsjahr 2023/24 einen Rückgang des landwirtschaftlichen Produktionswerts gegenüber der Vorsaison um rund 14 % auf 79,6 Mrd. A$ beziehungsweise 47,8 Mrd. Euro, was aber immer noch der dritthöchste Wert aller Zeiten wäre. Bei den Exporterlösen wird ein Minus von 17 % auf umgerechnet 39,3 Mrd. Euro für wahrscheinlich gehalten. Bei weiterhin hohen Produktionskosten, aber niedrigeren Erzeugerpreisen müssen sich Australiens Farmer auf sinkende Einnahmen und Gewinne einstellen. Das durchschnittliche Nettofarmeinkommen könnte sich den Experten zufolge um rund 40 % gegenüber dem vorherigen Spitzenwert verringern.

Unterdurchschnittliche Getreideernte

Am deutlichsten werden die Rückgänge im Bereich Pflanzenbau ausfallen. Der Produktionswert soll hier gegenüber 2022/23 um 20 % auf umgerechnet 27,4 Mrd. Euro sinken, bei den Exporterlösen um 23 % auf 23,3 Mrd. Euro. „Es wird erwartet, dass die nationale Erzeugung von Winterfrüchten – darunter Getreide, Raps und Ackerbohnen – rund 45,2 Mio. t betragen und damit leicht unter dem Zehnjahresdurchschnitt liegen wird“, so Greenville. Auch der Anbau von Sommerkulturen werde im Vorjahresvergleich eingeschränkt. Für Wein wird nach dem schwachen Vorjahr hingegen ein Produktionszuwachs von 20 % prognostiziert. Bei Zucker soll die Erzeugung zwar nur um 1 % gegenüber 2022/23 zulegen, die Exporte durch Rückgriff auf Lagerbestände jedoch um 10 % auf 3,3 Mio. t steigen.  

Mehr Schlachtvieh erwartet

Laut dem ABARES-Geschäftsführer werden die trockeneren Bedingungen auch dazu führen, dass die Viehzüchter wegen Futterknappheit mehr Tiere zur Schlachtung bringen. Wenn das Angebot zunehme, dürften die Verkaufspreise für Rinder und Schafe nachgeben. „Gleichzeitig sinken die weltweiten Fleischpreise“, stellte Greenville fest. Das werde dazu führen, dass der Wert der Viehproduktion trotz höherer Produktionsmengen voraussichtlich um rund 5 % auf 20,4 Mrd. Euro im Wirtschaftsjahr 2023/24 sinken wird.

Für Milch erwarten die Analysten einen moderaten Produktionszuwachs von 1%, der von einem um 5 % niedrigeren Milcherzeugerpreis begleitet werden dürfte. „Trotz aller Herausforderungen darf nicht vergessen werden, dass die Rückgänge auf Rekordjahre folgen, in denen auch finanzielle Reserven wieder aufgefüllt wurden“, betonte Greenville. Der Agrarsektor bleibe widerstandsfähig und wettbewerbsfähig.


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