Aufbruchstimmung in der Milchwirtschaft

In den vergangenen zwölf Monaten lagen die Auftragseingänge der Hersteller von Melk-, Kühl-, Fütterungs- und Futtererntetechnik durchgehend zweistellig im Plus. Dabei schreitet die Digitalisierung im Kuhstall voran, zeigt das VDMA-Milchforum 2018.

VDMA: Aufbruchstimmung in der Milchwirtschaft

Landwirte können heute die Futterration jeder einzelnen Kuh genau bestimmen und damit die Milchleistung steigern.

Das weltweite Nachfragehoch des Vorjahres wirkt sich auf die Milcherzeuger in Deutschland und Europa anhaltend positiv aus. Entsprechend hoch ist die Investitionsneigung in der Branche. In den zurückliegenden 12 Monaten lagen die Auftragseingänge der Hersteller von Melk-, Kühl-, Fütterungs- und Futtererntetechnik durchgehend zweistellig im Plus, berichtet der Verband VDMA Landtechnik.

„Die Vernetzung im Kuhstall kommt mit großen Schritten voran. Jetzt kommt es darauf an, dass Industrie und Landwirtschaft eine tragfähige Digitalstrategie entwickeln“, sagte Dr. Bernd Scherer, Geschäftsführer des VDMA Landtechnik, im Rahmen des VDMA-Milchforums 2018.

Bäuerliche Familienbetriebe profitieren davon ebenso wie die Großflächenlandwirtschaft. „Die Wachstumsschwelle liegt heute bei 50 Kühen. Ab dieser Bestandsgröße lohnt es sich zu automatisieren“, sagte Dr. Bernhard Haidn, Koordinator des Fachgebiets Tierhaltung und Automatisierung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Eine aktuelle Studie der LfL macht deutlich, dass automatische Melksysteme den Arbeitsaufwand im Vergleich zu konventioneller Technik um 20 Prozent reduzieren.

„Der beträchtliche Zeitvorteil ergibt zugleich einen enormen Effizienz- und Komfortgewinn, der sich für die Betriebe auszahlt“, betonte Haidn. In Bayern produziert bereits ein Drittel der Landwirte mit automatischen Melksystemen.

Im Trend liegen aber auch Assistenz- und Automatisierungslösungen für die Tierfütterung. „Wer in der Lage ist, die Futterration jeder einzelnen Bestandskuh genau zu bestimmen, profitiert von einer deutlich höheren Milchleistung“, sagte Haidn. Mittels Nahinfrarotspektroskopie lässt sich das Grundfutter bereits während der Siloentnahme auf seinen Trockenmassegehalt prüfen. Der Futtermischwagen steuert auf Basis der Messergebnisse in Echtzeit nach, um eine optimale Futterration zu generieren. Aufwendige Stichproben gehören damit der Vergangenheit an. „Die Tiergesundheit steigt, die Kosten sinken“, resümierte Haidn.

Am Anfang aller Bemühungen müsse jedoch eine leistungsfähige digitale Netzinfrastruktur stehen. „In Sachen Breitbandausbau gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf. Die Karten liegen längst auf dem Tisch, die Anforderungen sind definiert“, betonte Scherer. Die Zeit der Ankündigungen müsse vorbei sein. „Die Große Koalition muss jetzt endlich liefern!“


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