Dem Spritverbrauch auf der Spur

Wissenschaftler der Universität Hohenheim unterstützen die Landtechnik-Industrie darin, ihren Beitrag zum Erreichen der EU-Klimaziele zu leisten. Ein Thema ist der richtige Reifendruck.

Universität Hohenheim: Dem Spritverbrauch auf der Spur

Arwid Meiners (li.) und Julian Schwehn von der Universität Hohenheim bei den Feldversuchen.

Der Kraftstoffverbrauch von Traktoren wird von vielen Faktoren beeinflusst. Ob und unter welchen Bedingungen technische Innovationen bei Landmaschinen sinnvoll sind, testen Prof. Dr. Stefan Böttinger und sein Team an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Mit Computersimulationen und Praxis-Tests ermitteln die Agrartechniker mit ihren Projektpartnern, wie Treibhausgase effizient eingespart werden können."Wir betrachten  den Kohlendioxid-Ausstoß aller eingesetzten Maschinen pro Tonne Erntegut.“
Auf diese Weise wollen die Forscher ermitteln, welche technischen Neuerungen die größten Vorteile bringen.

Die Agrartechniker an der Universität Hohenheim fokussieren dabei auf Einzelmaschinen und deren Kraftstoffverbrauch. Sie drehen an verschiedenen Stellschrauben in der Technik, simulieren Innovationen und leiten daraus Einsparpotenziale ab. 
„Ein Beispiel ist der angepasste Reifendruck“, verdeutlicht Steffen Häberle, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Agrartechnik an der Universität Hohenheim. „Der Kraftstoffverbrauch ist am geringsten, wenn die Schlepper-Reifen wenig Druck auf dem Acker und auf der Straße einen hohen Reifendruck aufweisen.“

Eine Reifendruckregelanlage könnte dies automatisch optimieren. „Doch es stellt sich die Frage: Lohnt es sich für den Hersteller, sie einzubauen? Und rechnet es sich für den Landwirt, dafür Geld zu investieren?“


Die Antwort auf diese Fragen fällt nicht auf jedem Betrieb gleich aus: „Bei einem Großbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern ist das anders als bei einem kleinen Hof in Baden-Württemberg“, erklärt Häberle. Der Projektpartner der Forscher, das Thünen-Institut in Braunschweig, erstellt deshalb virtuelle Modellbetriebe – neun in Deutschland und sechs in verschiedenen Ländern Europas.

Auch die Politik soll Empfehlungen an die Hand bekommen. „Auch politische Entscheidungen wirken sich auf die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft aus“, zeigt Böttinger auf.

Die Forscher vergleichen dazu verschiedene Optionen: „Nehmen Sie zum Beispiel ein mögliches Verbot des Totalherbizids Glyphosat. Dann wäre insgesamt mehr Bodenbearbeitung nötig, und der Kraftstoffverbrauch würde steigen, obwohl die neuen Maschinen sparsamer sind. Umgekehrt könnten sich Subventionen für sparsame Maschinen auswirken.“



Das Projekt EKoTech (Effiziente Kraftstoffnutzung der Agrartechnik) startete am 10.7.2016 und wird bis zum 9.9.2019 laufen. Die Universität Hohenheim bearbeitet das Teilprojekt 9, für das sie mit 673.384 Euro unterstützt wird.

Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Wissenschaftliche Projektpartner der Universität Hohenheim sind die Technische Universität Braunschweig (wissenschaftliche Leitung), das Thünen-Institut, das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und das private Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung (INL).

Aus dem Bereich der Industrie sind AGCO, die Amazonen-Werke, Claas, Lemken, John Deere, Krone und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), bei dem die Projektleitung liegt, in das Vorhaben eingebunden.



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