Kulturen mit der Ketten-Egge flexibel führen

Der Landwirtschaftsbetrieb Kitzscher im Leipziger Land setzt die Kettenscheibenegge von Kelly beim Nacherntemanagement im Kartoffelbau ein, nutzt das universelle Werkzeug aber auch für unterschiedliche Arbeiten in anderen Kulturen. Hauptziele: das Wasser im Boden zu halten und Pflanzenschutz mit weniger Chemie.

Kelly: Kulturen mit der Ketten-Egge flexibel führen

Die Maisstoppelbearbeitung mit dem Zwölf-Meter-Modell der Kelly Scheibenegge bringt eine Flächenleistung von bis zu 14 Hektar pro Stunde.

Wer die Arbeit der Kettenscheibenegge aus der Nähe sehen will, muss schnelle Beine haben. Eben noch tauchte der Fendt 936 mit dem angehängten Gerät an der Kuppe des weitläufigen Schlages auf, da ist er schon am Vorgewende und verschwindet Sekunden später in der Gegenrichtung. Mit etwa 15 km/h ist das Gespann auf einem abgeernteten Kartoffelacker des Landwirtschaftsbetriebs Kitzscher GmbH unterwegs. Am Steuer sitzt Mitarbeiter Max Neumann. Zurück am Vorgewende stoppt er den Traktor, steigt ab und rüttelt mit der Hand an den Werkzeugaufhängungen. „Ab und zu prüfe ich die Federspannung der Kettenscheibensegmente, um sicherzustellen, dass wirklich alle Scheiben mit ihrem vollen Gewicht auf den Boden einwirken“, kommentiert der Fahrer die Kontrollhandlung.

Schneiden und Schrubben auf ganzer Arbeitsbreite

Gelegenheit, die Maschine genauer zu betrachten. Kennzeichen ist ein kreuzförmiger Rahmen. Zwischen den äußeren Enden der Konstruktion hängen etliche 12 kg schwere Stahlgussscheiben, die, ähnlich einer Gliederkette, mittels Haken und Ösen miteinander verbunden sind. Die flexible Aufhängung der Scheiben mit einem Durchmesser von 32 cm ermöglicht eine nahezu vollständige Bodenanpassung über die gesamte Arbeitsbreite. Für eine großzügige Überlappung befinden sich an der Trägerkonstruktion noch zwei kürzere Scheibenketten, die wie die vier äußeren Ketten im Winkel von 45 bzw. 135 Grad zur Fahrtrichtung angebracht sind. In der Modellvariante des Kitzscheraner Agrarbetriebes mit einer Arbeitsbreite von 9 Metern sind so insgesamt 152 Scheiben im Einsatz.

Kelly: Kulturen mit der Ketten-Egge flexibel führen

Per Hydraulik lässt sich die Kelly Kettenscheibenegge, wie hier bei der 9 m-Variante, auf eine Transportbreite von 2,4 m zusammenklappen.

Kelly: Kulturen mit der Ketten-Egge flexibel führen

Jede der Kettenscheiben, hier die 11,2 kg schwere CL1-Disc, wirkt mit ihrem Gewicht auf die Ackeroberfläche. In einer Kette sichert das eine perfekte Bodenanpassung.

Durch das Eigengewicht der Werkzeuge und weil die Scheiben der vorderen und der hinteren Kette in unterschiedlichem Winkel über die Oberfläche laufen, arbeitet das Gerät ohne größeren Bodeneingriff vor allem schneidend und schrubbend.

„Die Kelly-Scheibenegge ist bei uns schon seit einigen Jahren nach dem Kartoffelroden im Einsatz“, informiert Geschäftsführer Kevin Frost. Ziel sei es, die auf dem Feld liegengebliebenen Kartoffeln an die Oberfläche zu bringen und dabei zugleich möglichst viele der Knollen zu beschädigen, um so deren Rotte zu beschleunigen und in Verbindung mit winterlicher Frosteinwirkung eine Keimung im Frühjahr zu verhindern.

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Ziel erreicht bei hoher Flächenleistung. Die nach der Ernte verbliebenen Kartoffeln liegen an der Oberfläche. Viele Knollen sind von den Kelly Scheiben beschädigt.

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Die Kelly Egge mit einer CL2-Kette zum Zerfasern und Zerschneiden von Maisstoppeln.

Feldhygiene bei minimaler Bodenbewegung

Das soll aber ohne eine tiefe Lockerung erfolgen. Schließlich werde die Struktur des Bodens schon durch die intensive Durchsiebung des Bodens bei der Ernte geschädigt. Diese Aufgabe erledige die Scheibenegge sehr gut und wegen der hohen, für den gewünschten Effekt auch notwendigen, Arbeitsgeschwindigkeit mit enormer Schlagkraft. Darüber hinaus habe man festgestellt, dass die Kelly Scheibenegge den gerodeten Kartoffelacker bei der Überfahrt sehr gut einebnet. „Diese nivellierende Nebenwirkung hatten wir zu- nächst gar nicht im Fokus, kommt uns aber durchaus entgegen, weil sie die Aussaat des nachfolgenden Weizens im Strip-Till-Verfahren mit der Horsch Focus begünstigt“, erläutert der 34-Jährige. Denn auf einem ebenen Saatbett könne die Drillmaschine mit höherer Geschwindigkeit arbeiten, was die Produktivität verbessert und Verluste reduziert. Zudem erleichtere dies die spätere Kulturführung.Warum sich der Betrieb beim Anbau von Weizen, aber ebenso bei der Anlage von Mais- und Rapskulturen, auf eine streifenförmige Bodenlockerung beschränkt, liegt in den Anbaubedingungen begründet.

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Die Standard-Kettenscheibe CL1 aus einer Stahlgusslegierung mit einem Gewicht von 11,2 kg ist am vielseitigsten einsetzbar.

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Die 22,6 kg schwere Kettenscheibe CL2 hat eine scharfe Kante. Sie eignet sich für schwere Böden und die Bearbeitung grober Pflanzenrückstände.

Die 30 Mitarbeiter des Landwirtschaftsbetriebes Kitzscher bewirtschaften 2.600 ha Diluvialböden mit Ackerzahlen zwischen 40 bis 52 BP am Rande der Leipziger Tieflandsbucht. Auf dem größten Teil der Fläche, etwa 1.000 ha, steht Weizen. Zum Betrieb gehören außerdem fast 100 ha Grünland. Auch vor Mais wird ein Gras-Klee-Gemenge als Zwischenfrucht angebaut und zweimal beerntet. Darauf angesprochen, sagt Frost: „Wir sind zwar ein reiner Marktfruchtbetrieb, pflegen aber eine enge Kooperation zu einem benachbarten Agrarbetrieb, der 2.500 zu melkende Kühe hält. Für diesen liefern wir das komplette Grundfutter und nehmen die Gülle aus der Milchviehanlage als Dünger zurück.“ Herausforderungen für den Pflanzenbau in der Region seien die relativ dünne Mutterbodenauflage von 20 bis 30 cm sowie die geringe Jahresniederschlagsmenge von deutlich unter 500 mm in den vergangenen drei Jahren (sonst 500 bis 550 mm), verbunden mit ausgeprägten Trockenperioden im Vegetationszeitraum April bis August.

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Die mit einem Gewicht von 11 kg relativ leichten Kettenscheiben K4 haben in der Kette einen engeren Abstand und wurden speziell für die Unkrautbekämpfung entwickelt.

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Die 10 kg schwere Rollhacke mit 10 Sternzinken wird als Kette zusammengefügt im Kelly Gerät zur Unkrautbekämpfung und zur Saatbettvorbereitung eingesetzt.

Feldhygiene bei minimaler Bodenbewegung

Negativ wirken Hitze und Wassermangel besonders auf die Sommerungen Mais und Kartoffel. So verringerte sich der Silomaisertrag seit 2018 um ein Drittel beziehungsweise sogar um die Hälfte auf 200 dt/ha.

Ähnlich bei der Kartoffel, die der Betrieb auf 300 ha nach Raps (für die Tiefenlockerung) und Weizen (für die Gare) anbaut. Davon sind 160 ha Pflanz-, 125 ha Speise- und 15 ha Stärkekartoffeln. Im Pflanzkartoffelbereich werden in Zusammenarbeit mit fünf Züchterhäusern 32 Sorten vermehrt. „2018 und 2019 konnten wir die Minderernte bei den Speisekartoffeln noch über den Preis auffangen. In der vergangenen Saison war allerdings nicht ganz Deutschland betroffen. Dürre gab es nur regional, unter anderem bei uns. Die insgesamt fast normale Kartoffelmenge am Markt bei zugleich vermindertem Bedarf aufgrund des pandemiebedingten Wegfalls von Großveranstaltungen mit den obligatorischen Pommesständen drückte natürlich insbesondere bei der nicht vertragsgebundenen Ware auf den Preis“, beschreibt der Geschäftsführer die aktuelle wirtschaftliche Lage beim Kartoffelanbau, auf deren Verbesserung er nun durch die aufgefüllten Bodenwasserreserven nach den erfreulichen Niederschlags- und Sickerwassermengen in den vergangenen Monaten hofft.

Kelly: Kulturen mit der Ketten-Egge flexibel führen

Einarbeitung von Zwischenfrüchten mit der Kelly Kettenscheibenegge auf einem Feld des Landwirtschaftsbetriebs Kitzscher GmbH.

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Auf gefrorenem Boden brechen die Stängel der Zwischenfrüchte bei der Überfahrt mit der Kelly Kettenscheibenegge wie Glas.

Alles zusammen – die wechselnden Marktbedingungen, die Klimaveränderung, die örtlich schwache Mutterbodenauflage sowie die gelegentlich auftretende Winderosion – spreche aus Sicht des Betriebschefs, insbesondere bei den Sommerungen, gegen eine wendende Bodenbearbeitung und für eine durchweg schonende Behandlung des wichtigsten Produktionsmittels.

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Stoppelbearbeitung und Beseitigung aufgelaufener Unkräuter mit der Kelly Kettenscheibenegge in der Variante mit sechs Meter Arbeitsbreite.

Vielfältige Einsatzoptionen für die Scheibenegge

Bei der Suche nach der dafür geeigneten Technik entschied sich der Betrieb neben der Strip-Till-Maschine Horsch Focus für die Kelly Scheibenegge. Der Betriebschef kannte das Gerät aus einem Berufsjahr in Australien, wo das Prinzip der Scheibenkette für die Bewirtschaftung der Weiten des australischen Outback entwickelt wurde. „Nachdem wir uns zunächst eine Scheibenegge zum Testen ausgeliehen und dann 2013 schließlich ein Modell mit 9 Metern Arbeitsbreite gekauft hatten, ergaben sich durch eigene Versuche und durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Landwirten weitere Einsatzoptionen“, sagt Frost. So beseitige man mit der Scheibenegge in der Rapsstoppel als Alternative zur Glyphosatanwendung den Aufwuchs mit hoher Flächenleistung. „Um die angestrebte Wirkung zu erzielen, muss der Traktorfahrer zwar ordentlich Stoff geben, so um die 15 km/h. Gleichzeitig darf er nicht zu schnell fahren. Sonst fängt das Gerät an zu springen“, ergänzt Pflanzenbauchef Christopher Uhlig. Überhaupt müsse man die Scheibenegge, wie ja andere Bodenbearbeitungsgeräte auch, mit Bedacht einsetzen, um ihre Stärken zur Geltung zu bringen. Abträglich seien beispielsweise steinharte ausgetrocknete Bodenverhältnisse. Dann würden etwa die Stängel des Ausfallrapses nur nachgeben und die Pflanzen nicht herausgerissen. Außerdem dürfe der zu beseitigende Aufwuchs nicht schon zu hoch sein.

Wenn jedoch die Bedingungen stimmen, leiste die Scheibenegge, die sich zudem durch einen geringen Wartungsaufwand auszeichne, in vielen Bereichen der Kulturpflege schon durch die große Schlagkraft eine tolle Arbeit. Als Beispiel nennt der ebenfalls 34-jährige Uhlig das Abscheren und Zerkleinern von abgestorbenen Zwischenfrüchten auf gefrorenem Boden, wobei die Pflanzen, nach Aussage des Landwirts, wie Glas brechen. Gute Dienste leiste das für den Transport auf 2,40 m hydraulisch einklappbare Gerät zudem bei der Zerfaserung von Maisstoppeln zur Zünslerbekämpfung. „Demnächst werden wir den Einsatz von Ketten mit aggressiver wirkenden Scheiben ausprobieren“, kündigt Geschäftsführer Frost an. Dann würden sich bestimmt noch weitere Einsatzmöglichkeiten ergeben.

Nachgefragt – EU-Modelle von Kelly kommen aus Sachsen

Seit einigen Jahren ist das Unternehmen auf dem europäischen Markt aktiv. Wir befragten dazu den in der Schweiz lebenden Europa-Manager Nicolas Doyle.

Kelly: Kulturen mit der Ketten-Egge flexibel führen

Nicolas Doyle, European Manager Kelly Engineering.

Herr Doyle, wofür wurde die Kettenscheibenegge ursprünglich entwickelt und welche Einsatzmöglichkeiten sehen Sie für das Gerät auf europäischen Feldern?

Nicolas Doyle: Konzipiert hat Kelly Engineering das Gerät zunächst für die Stoppelbearbeitung auf großen Flächen. Im Ursprungsland Australien sowie heute in Europa bewährt sich die Scheibenegge mittlerweile aber auch bei der Saatbettbereitung, dem flachen Einmischen von Zwischenfrüchten und Ernterückständen sowie als Alternative zur chemischen Unkrautbekämpfung. Geeignet ist das Gerät eigentlich überall, wo eine vollflächige flache Bearbeitung des Feldes bei hoher Flächenleistung gefragt ist.

Wo werden die Modelle für Europa gebaut und worin unterscheiden sie sich von den Ausführungen in Australien?

Alle Kelly-Kettenscheibeneggen mit Arbeitsbreiten von 6, 9 und 12 Metern, die in Europa verkauft werden, produzieren wir seit 2017 in der Maschinenfabrik Stolpen in Sachsen. Zuvor kamen erste Maschinen aus Dänemark. Hauptunterschiede sind die schmalen Straßenrahmen sowie ein Bremssystem gemäß EU-Zulassungsregeln, das sonst nirgendwo auf der Welt gefordert wird.

Wie steht es um den Ausbau des Händlernetzes innerhalb von Deutschland?

Nach kürzlich abgeschlossenen Verträgen mit Landtechnikhändlern in Brandenburg und Bayern sind wir in Deutschland nun fast flächendeckend vertreten. Informationen dazu gibt es auf der Internetseite www.kellytillage.com.

In welcher Preisspanne bewegen sich die Modelle?

Der Preis für die Maschinen beginnt bei etwa 5.500 Euro pro Meter Arbeitsbreite und reicht bei aufwändigeren Kombinationen bis 7.300 Euro pro Meter. Dies hängt stark von der Ausführung und der ausgewählten Art der Kettenscheiben ab.

Das Gespräch führte Wolfgang Rudolph

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