Damit die Mineraldüngung nicht zum Glücksspiel wird


Düngetechnikspezialisten haben auf der DLG-Wintertagung in Münster Probleme und Lösungsmöglichkeiten von der Einlagerung des Düngers bis zu seiner Ausbringung diskutiert.

DLG: Damit die Mineraldüngung nicht zum Glücksspiel wird

Unter der Moderation von Dr. Klaus Erdle (l.) diskutierten (v.l.): Ulrich Lossie, Dr. Frank Lorenz und Arnd Kielhorn.

Die neue Düngeverordnung stellt die Landwirte vor die neue Herausforderung, noch präziser in der Düngung zu werden. Wie sehr sich dies auszahlt, zeigt eine Kostenkalkulation für einen Schleuderstreuer. Die Düngermenge, die ein Streuer im Laufe seiner Lebensdauer verteilt, entspricht einem Vielfachen der Maschinenkosten. Damit der Schleuderstreuer nicht zu einer „Glücksschleudermaschine“ wird, müssen eine Reihe von Faktoren erfüllt sein, die von der Qualität des Düngers und seiner Veränderung während der Lagerung über die Einstellung des Düngerstreuers bis zu Wartung und Pflege reichen, erklärte Dr. Frank Lorenz von der LUFA Nord-West, Vorsitzender des DLG-Ausschusses für Pflanzenernährung. Wie sich Mineraldüngung noch präziser und damit wirtschaftlicher und umweltfreundlicher ausbringen lässt, war das Thema eines Impulsforums der Ausschüsse für Pflanzenernährung sowie für Technik in der Pflanzenproduktion der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) während der DLG-Wintertagung in Münster.

Es kommt auch auf den Dünger an

Für Ulrich Lossie als Abteilungsleiter Agrartechnik, Pflanzenproduktion und Neue Energien bei der DEULA Nienburg ist der Düngerstreuer eine Schlüsselmaschine im landwirtschaftlichen Betrieb. Die Landwirte sollten beim Düngerkauf die Qualitätsparameter der Mineraldünger exakt definieren und nur wenn diese passen, sich ein Angebot vom Handel geben lassen. Ein Düngerkorn mangelhafter Qualität kann beispielsweise beim Kontakt mit der Streuschaufel platzen, was eine andere Flugbahn zur Folge hat. Auch bei Präzisionsdüngerstreuern ist harte Ware wichtig, um Staubentwicklung bei der Verteilung und damit Abtrift zu verhindern.

Ein Kornhärtetester bei der Wareneingangskontrolle auf dem Betrieb kann hier Anhaltswerte liefern, ebenso ein Schüttelsieb zur Ermittlung der Korngrößen bei losem Schüttgut.
Neben der Düngerqualität ist die Maschinenqualität entscheidend für eine möglichst präzise Düngerverteilung. Untersuchungen im Rahmen der freiwilligen Düngerstreuerprüfung der DEULA Nienburg zeigen, dass zwei von drei Maschinen auf dem Prüfstand keine zufriedenstellende Querverteilung aufweisen. Fast jede Maschine bietet Optimierungspotenzial.

Sehr wichtige Werkzeuge für die Einstellung von Mineraldüngerstreuern sind Prüfschalen. Landwirten, denen dieses Verfahren zu aufwendig ist, sollte der betriebswirtschaftliche Verlust bewusst sein, den ein falsch eingestellter Streuer verursachen kann.

Düngerstreuer sollte richtig eingestellt sein

Arndt Kielhorn, Produktmanager Düngetechnik bei den Amazonen-Werken, führte technische Lösungen auf, die für eine höhere Präzision bei der Düngerausbringung sorgen. Bei der Ausbringung von Mineraldüngern macht die Zentrifugalstreutechnik mit einem Anteil von rund 90 Prozent den mit Abstand größten Anteil aus, weshalb diese genauer betrachtet werden soll. Die zentrifugale Verteilung der Düngerkörner folgt dem einfachen Prinzip des Wurfes. Durch Anpassung des Abwurfwinkels lassen sich unterschiedliche Wurfweiten erzielen. Beim Zentrifugalstreuer wird dies mithilfe von Streuschaufeln realisiert, die auf Streuscheiben aufgebracht sind.

Für die Einstellung der Düngerstreuer können Streutabellen aufgrund unterschiedlicher Qualitäten und Inhomogenitäten des Düngers nur als Empfehlung dienen. Vergleiche zeigen, dass Einzel- und Mischdünger unterschiedlicher Herkünfte beim Einsatz einer Streutabelle teils starke Abweichungen im Streubild bei der Querverteilung aufweisen, obwohl sie auf dem Papier identische Produkte sind. Besonders problematisch aufgrund der Entmischung sind Mischdünger, deren Ausbringungsmengen kontinuierlich steigen. Die Querverteilung der enthaltenen Einzeldünger kann inakzeptable Verteilungen aufweisen.

Smartphone wertet Verteilung aus

Mittlerweile gibt es eine einfachere Möglichkeit, Prüfschalen zur Ermittlung der Querverteilung zu nutzen. Spezifische Auffangmatten werden dabei im Feld in verschiedenen Positionen aufgelegt und die aufgefangenen Düngerkörner mithilfe einer Smartphone-App abfotografiert. Die Auswertung der Bilder auf dem Smartphone gibt wertvolle Hinweise auf die erforderlichen Einstellungen beim Streuer. Der nächste technische Schritt besteht darin, die Querverteilung nicht nur stichprobenartig im Feld, sondern permanent während der Fahrt zu ermitteln. Mittels Radartechnologie kann das Streubild in der Fläche während des Streuens erfasst und über eine Verstellung des Aufgabepunktes korrigiert werden. Der Anwender muss aber auch hier immer die Kontrolle über den Referenzwert behalten, wo der Düngerabwurf stattfindet.

Ein weiteres wichtiges Potenzial innerhalb der Fläche ist der Übergangsbereich der feldinneren Fahrgassenzone zur Vorgewendefahrgasse. Die Teilbreitenschaltung bietet hier große Einsparpotenziale. Im einfachsten Fall mit zwei Teilbreiten sind bereits Einsparungen von 75 Prozent möglich. Mit mehr Teilbreiten und ausgeklügelten Regelalgorithmen lassen sich auch bei großen Arbeitsbreiten bedeutende Einsparungen am Vorgewende erzielen. Ein sehr sensibler Bereich ist die Grenzzone des Feldes, in der weder über- noch unterdüngt werden sollte. Ziel sind möglichst steile Streuflanken am Rand. Hierfür gibt es ganz unterschiedliche Technologien im Markt.


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