Digitalisierung, Smart Farming, Telematik und vernetztes Betriebsmanagement sind einige der Themen, die die Global Player der Landtechnik beschäftigen. Das gilt trotz unsicherer Margen der landwirtschaftlichen Betriebe und derzeit absehbarer Umsatzrückgänge von Landtechnikherstellern. Die aktuelle Marktsituation hat sogar dazu geführt, dass die renommierte Fachmesse SIMA in Paris für November abgesagt wurde.
Trotzdem bleibt Effizienz auf allen Ebenen das Gebot der Stunde, und viele Unternehmen befassen sich intensiv mit dem Thema Autonomie. Für Innovationen bedienen sich die großen Hersteller gerne auch bei spezialisierten Start-ups und Partnerunternehmen. Allerdings stellt sich zunehmend die Frage, wer die moderne Technik angesichts des auch in der Landwirtschaft wachsenden Fachkräftemangels überhaupt noch bedienen kann. Neben der oft beworbenen „intuitiv nutzbaren Technik“ liegt wohl eine Aufgabe für die Global Player zukünftig auch darin, ihre Kunden über die jeweiligen Händlernetze zu erreichen und im Umgang mit der Hightech zu schulen.
JOHN DEERE – Nettogewinn von knapp 9,5 Mrd. Euro – Abwärtstrend bei Umsatzerlösen in 2024
Die Umsätze des weltgrößten Herstellers von Landtechnik beliefen sich im Geschäftsjahr 2023 auf 51,7 Mrd. Euro. Damit konnte im Vergleich zum Vorjahr (knapp 44,6 Mrd. Euro) eine deutliche Steigerung erzielt werden, zu der die mehr als 7.700 Beschäftigten in Deutschland mit einem Umsatz von etwa 8,3 Mrd. Euro beigetragen haben. Der Nettogewinn von John Deere belief sich im Geschäftsjahr 2023 insgesamt auf knapp 9,5 Mrd. Euro.
Die Gründe für den Erfolg im vergangenen Geschäftsjahr sieht John Deere in der Unternehmensstrategie, die den Kun- den in den Mittelpunkt des Handelns stellt, sowie in branchenführenden Produkten und Lösungen. Allerdings waren bereits im IV. Quartal 2023 bei Großmaschinen und Präzisionslandtechnik sowie bei kompakten Landmaschinen und dem Bereich Rasen- & Grundstückpflege abnehmende Umsatzerlöse aufgrund geringerer Liefermengen zu verbuchen. Von diesem rückläufigen Trend war allein die Sparte Bau- & Forstmaschinen nicht betroffen.
Im Kontext des Smart Industrial Operating Model fokussiert John Deere mit den Produktionssystemen Viehhaltung und Ackerbau auf die zwei größten Produktionszweige der europäischen Landwirtschaft. Technologische Innovationen zeigen sich hier aktuell beispielsweise bei Antrieben wie dem Ethanolmotor, die weniger CO2 ausstoßen oder sogar CO2-neutral sind und bis 2026 auf den Markt kommen sollen, bei der neuen selbstfahrenden Feldspritze 300M sowie bei Partnerschaften mit Unternehmen wie Yara, crop.zone, xarvio Digital Farming oder auch DeLaval.
Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet der Hersteller mit fluktuierenden Märkten und konjunkturellen Abschwächungsphasen, denen mit strategischen Investitionen in Lösungen mit hohem Kundennutzen und mit einer höheren strukturellen Profitabilität begegnet werden soll. Gleichwohl werden je nach Markt beziehungsweise Bereich um 5 bis 15 % sinkende Umsatzerlöse und ein insgesamt geringerer Nettogewinn von dann 7,2 bis knapp 7,7 Mrd. Euro erwartet.
CNH INDUSTRIAL – Plus bei Margen, schwächelnder Markt – Sinkender Absatz für 2024 prognostiziert
Mit der Abspaltung von IVECO und der Powertrain-Einheit FPT ist die Ausgliederung des kompletten On-Highway-Geschäfts aus CNH Industrial zum 1. Januar 2022 abgeschlossen geworden. Als jetzt reiner Spezialist für Land- und Bautechnik mit über 40.000 Mitarbeitern weltweit musste aber auch CNH Industrial im vierten Quartal 2023 in einem zunehmend schwierigen Umfeld agieren. In Nord- und Südamerika, in der EMEA-Region und in Asien/Pazifik waren zum Teil deutliche Absatzrückgänge insbesondere bei Traktoren bis 140 PS und bei Mähdreschern zu verzeichnen. Die laufenden Programme zur Kostensenkung und die ehrgeizigen Margenziele haben jedoch Wirkung gezeigt. So konnte für das gesamte Jahr 2023 ein um 5 % auf 22,97 Mrd. Euro gestiegener konsolidierter Umsatz und sogar ein um 17 % höherer Nettogewinn als 2022 ausgewiesen werden.
Über die Akquisition von Unternehmen sicherte sich CNH Industrial im Jahr 2023 zudem weitere Expertise. Das gilt etwa für kamerabasierte Technologie zur hochauflösenden Feldanalyse für eine gezielte Applikation von Betriebsmitteln (Augmenta), für Technologie zur Erzeugung und Nutzung von Biomethan (Bennamann) sowie für Hemisphere als Spezialist für Satellitennavigation. Bereits 2021 wurde mit Raven Industries ein Schwergewicht im Bereich Lenksysteme und elektronische Steuerungen übernommen.
Für das Jahr 2024 geht das Unternehmen von einem rückläufigen Absatz aus. Die Prognosen variieren je nach Region und Produktart. Mit den Landtechnikmarken New Holland, Case IH – und in Europa auch Steyr – erwartet CNH Industrial einen Rückgang der Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Jahr 2023 um 10 bis 15 %. In der Baumaschinenbranche mit den Marken Case und New Holland wird ein Rückgang um rund 10 % prognostiziert. Im Gegenzug setzt CNH Industrial weiterhin auf herausragende technologische Innovation; so konnten im zurückliegenden Jahr 72 neue Produkte vorgestellt werden, von denen viele mit „In-house“-Lösungen verwirklicht wurden.
KUBOTA – Auf dem Weg zum „Global Major Brand“ – Erweiterung des Portfolios um einfache Technik
Im Jahr 2023 erwirtschafteten über 50.300 Mitarbeiter der weltweiten Nummer 3 auf dem Landtechnikmarkt einen Jahresumsatz von rund 18,73 Mrd. Euro . Damit konnte das Vorjahresergebnis von 16,6 Mrd. Euro um 12,8 % übertroffen und mit +48,1 % bei dem Gewinn vor Steuern ein Rekordergebnis erzielt werden. Das Portfolio umfasst Traktoren, kompakte Baumaschinen und Geräte für Landschaftspflege, Landwirtschaft sowie Wasserver- und -entsorgung. Neben der Kverneland Group gehören heute auch 53 % des indischen Traktorenbauers Escorts, die Mähersparte von Officine Bieffebi und Gianni Ferrari sowie Start-ups aus den Bereichen Smart Farming und Sonderkulturen zu Kubota.
Ein Ziel lautet, die Emissionen bei Produktion und Betrieb der Maschinen signifikant zu senken. Gleichzeitig soll die Entstehung von Treibhausgasen durch verbesserte Anbauverfahren, Wasserstoff- und elektrische Antriebe sowie Präzisionslandwirtschaft reduziert werden. Dazu wird in Entwicklung, digitale Transformation, Produktion und After Sales, weitere Akquisitionen sowie eine Diversifikation und Regionalisierung des Produktprogramms investiert. Über strategische Partnerschaften sichert sich Kubota den Zugang zu zusätzlichen Kompetenzfeldern, Lieferanten oder Absatzmärkten. Beispiele sind Vereinbarungen mit Topcon, mit dem Frontladerhersteller MX oder mit dem nordamerikanischen Traktorenbauer Buhler Industries.
Zuletzt wurde in ein neues Werk und ein F&E-Zentrum in den USA, ein Entwicklungszentrum in Frankreich und ein neues Ersatzteillager sowie ein Montage- und Vertriebszentrum für Europa in den Niederlanden investiert. Zukünftig ist in Indien auch der Bau von einfachen Mähdreschern und Baumaschinen geplant; die Escorts Kubota Traktoren sollen neben Kunden in Schwellenländern auch preissensible Käufer in Europa und Nordamerika ansprechen. Mit Blick auf 2024 rechnet Kubota bei leicht steigendem Umsatz (+1 %) und im Wesentlichen stabiler Nachfrage aufgrund höherer Fix- und Materialkosten mit einem um 2,7 % geringeren Gewinn vor Steuern.
AGCO – Dämpfer nach Rekordumsatz, Markt wird schwieriger – Rückgang für 2024 erwartet
Bereinigt um Währungseffekte stieg der weltweite Agco-Konzernumsatz mit den vier Kernmarken Fendt, Massey-Ferguson, Valtra und Challenger sowie Gleaner, Laverda und anderen im Jahr 2023 von 11,8 auf 13,4 Mrd. Euro. Mit einem Plus von 18,0 % (Nordamerika) beziehungsweise 17,3 % (Europa/Nahost) trugen zwei Regionen besonders zu dem Rekordergebnis bei, während der Nettoumsatz in Südamerika nur um 2,6 % zulegte und in der Region Asien/Pazifik/Afrika stagnierte. Das starke Plus in Nordamerika und Europa resultierte insbesondere aus dem gestiegenen Absatz bei Traktoren der mittleren beziehungsweise oberen Leistungsklasse sowie bei Ersatzteilen und war von deutlich höheren Nettoumsätzen und gestiegenen operativen Margen gekennzeichnet.
Aus Sicht des Konzerns hat sich die „Farmer-First-Strategie“ ausgezahlt und dazu geführt, dass die Nettoumsätze über dem Marktdurchschnitt gewachsen sind. Der Marke Fendt kommt dabei eine Schlüsselrolle zu; in Deutschland sorgen die Traktoren aus Marktoberdorf für fast 70 % des Konzernumsatzes. Mit 15,3 % Umsatzanteil liegt hierzulande Massey-Ferguson im Konzern auf Platz 2, dicht gefolgt von Valtra mit 15,2 %. Laut der Zulassungsstatistik 2023 waren übrigens fünf der zehn zulassungsstärksten Traktoren in Deutschland Modelle von Fendt. Kein Wunder also, dass Agco die Globalisierung eines kompletten Fendt-Sortiments weiter vorantreibt.
Trotzdem wird angesichts sinkender Rohstoffpreise und leicht rückläufiger Einkommenserwartungen der Landwirte nun mit schwierigeren globalen Marktbedingungen gerechnet. Für 2024 erwartet Agco als weltweit drittgrößter Hersteller von Landtechnikprodukten und Arbeitgeber von rund 25.600 Mitarbeitern einen um mehr als 5 % schrumpfenden Umsatz. Deshalb legt der Konzern aktuell besonderen Fokus auf die Steigerung der betrieblichen Effizienz. Im Sinne der „Farmer-First-Strategie“ soll aber auch weiterhin verstärkt in Premium-Technologie, intelligente Landwirtschaftslösungen und verbesserte digitale Fähigkeiten investiert werden.
CLAAS – Umsatzplus von fast 25 Prozent – Verhaltener Ausblick
Mit 12.131 Mitarbeitern und 6,1 Mrd. Euro hat Claas 2023 ein Umsatzplus gegenüber 2022 von knapp 25 % erzielt. Dieses Ergebnis zeigt den sehr guten Geschäftsverlauf in Nordamerika und Europa und resultiert in einer Verdreifachung des Ergebnisses vor Steuern auf 522,3 Mio. Euro. Zudem konnten mit 50 Jahren selbstfahrenden Feldhäckslern und 20 Jahren Claas Standardtraktoren Meilensteine gefeiert werden.
Zu den Highlights 2023 gehört für das traditionsreiche Harsewinkler Familienunternehmen sicher auch die Einführung der 12er Serie des Xerion in Nordamerika. Als leistungsstärkster Claas Traktor aller Zeiten soll das Modell das Segment der Raupenschlepper aufmischen. Mit der Auszeichnung des Xerion 12.650 Terra Trac als „Farm Machine 2024“ anlässlich der Agritechnica 2023 ist der Start bereits gut gelungen. Auch im Bereich Mähdrescher konnte Claas erneut punkten; das auf kleinere Betriebe zugeschnittene Modell Evion komplettiert die Mähdrescher-Produktfamilie. So verfügt Claas über das breiteste Angebot auf dem Markt.
Zudem stehen digitale Lösungen im Fokus: Als übergreifendes digitales Ökosystem vernetzt das angekündigte „Claas connect“ Maschine und landwirtschaftlichen Betrieb, Cloud und Partnerprogramme sowie Landwirt und Vertriebspartner noch stärker. Neben eigenen Ressourcen setzt Claas bei der Entwicklung neuer Technologien auch auf Kollaboration und Partnerschaften. So wurde mit dem Start-up AgXeed und Amazone der weltweit erste herstellerübergreifende Autonomie-Verbund der Landtechnik ins Leben gerufen, um die Automatisierung landwirtschaftlicher Prozesse und die Entwicklung autonomer Landmaschinen voranzutreiben.
Für 2024 stellt sich das Unternehmen auf ein schwierigeres Marktumfeld ein, da sich der Auftragsbestand normalisiert und die Konjunktur in den Kernmärkten in Mittel- und Westeuropa sowie Nordamerika abschwächt. Weiterhin steht aber die Entwicklung neuer Produkte und Technologien im Vordergrund, wobei technologische Lösungen zukünftig noch mehr vernetzt und verfügbar gemacht werden sollen.
SDF Group – Durchdringung der ausser-europäischen Märkte – Internationalisierungs- strategie trägt Früchte
Das italienische Familienunternehmen Same Deutz-Fahr mit weltweit mehr als 4.460 Mitarbeitern stellt traditionell im Sommer die Ergebnisse des vergangenen Jahres vor. Entsprechend liegen hier die Daten zugrunde, die im Juni 2023 für das Vorjahr und das da erzielte Rekordergebnis präsentiert wurden. Durch den Verkauf von 40.207 Traktoren und Erntemaschinen unter anderem der Marken Lamborghini, Hürlimann, Deutz-Fahr, Same und Gregoire wurde 2022 ein Plus bei den Umsatzerlösen auf nun 1,8 Mrd. Euro erzielt. Das entspricht einem Anstieg um 22 % gegenüber dem Vorjahr.
Nach Unternehmensangaben lässt sich die positive Geschäftsentwicklung einerseits auf die Entwicklung und Herstellung technologisch innovativer Traktoren und Landmaschinen und andererseits auf eine stärkere Durchdringung der außereuropäischen Märkte zurückführen. Auf Letzteren wurden im Gegensatz zu den schwächeren Vorjahren im Jahr 2022 rund 37 % des Gruppenumsatzes erzielt. Zudem konnte durch die Übernahme der Mehrheit an dem französischen Start-up VitiBot im Sommer 2022 die Weinbausparte weiter gestärkt werden. Mit Bakus, einem vollständig elektrisch betriebenen und autonomen Straddle Traktor, hat VitiBot eine innovative, inzwischen gut in der Praxis etablierte Robotik-Lösung für die Weinbergpflege entwickelt.
In Europa konnte SDF durch die Einführung neuer Produkte ein beträchtliches Wachstum erzielen. Zudem hat die Eröffnung der Tochtergesellschaft in der Ukraine trotz des schwierigen Umfelds positive Ergebnisse gebracht. Auch in der Türkei konnte der Marktanteil von 9,7 auf 11 % (+34 % beim Umsatz) gegenüber 2021 gesteigert werden. In China erhielt die Marke Deutz-Fahr durch die Einführung neuer Modelle in der 50–90 PS sowie die Konsolidierung der oberen Leistungsklasse (>200 PS) weiteren Auftrieb (+44 % beim Absatz). Nicht zuletzt konnte das Unternehmen auch in Ländern wie Australien, Neuseeland und Nordamerika, in die SDF Maschinen exportiert werden, das Ergebnis im Jahr 2022 um 30 % gegenüber dem Vorjahr steigern.