Im Osten dominieren Großbetriebe in ländlichen und strukturschwachen Regionen

Ost-West-Unterschiede in der Agrarstruktur weiterhin gravierend – Wettbewerbsvorteile für Großbetriebe – Wirtschaftsschwache ländliche Räume als Problem – Zweigeteilte Förderpolitik – Arbeitskräftemangel nimmt zu

Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit: Im Osten dominieren Großbetriebe in ländlichen und strukturschwachen Regionen

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Die Unterschiede in der Agrarstruktur zwischen Ost und West thematisiert der Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit, den der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, am 27. September in Berlin vorgestellt hat. Darin verweist die Regierung auf die im Vergleich zum Westen im Schnitt deutlich größeren landwirtschaftlichen Einheiten in den ostdeutschen Ländern. Sie verfügten somit über erhebliche Wettbewerbsvorteile, lägen aber zumeist in relativ strukturschwachen ländlichen Räumen mit niedriger Innovationskraft, schlecht ausgebauter Infrastruktur und schneller Alterung der Bevölkerung. Die Unternehmen seien dort in der Regel „ein bedeutender Faktor einer sonst eher mäßigen Wertschöpfung“, heißt es in dem Bericht. Dadurch verringerten sich verfügbare Mittel, um Basisdienstleistungen und die staatliche Grundversorgung „für einen sich leerenden Raum“ aufrechtzuerhalten.

Demgegenüber sei die Agrarstruktur in Westdeutschland weiterhin eher durch kleinere Betriebe mit einer niedrigen Flächenausstattung geprägt, die insbesondere im Süden nicht selten im Nebenerwerb bewirtschaftet würden. Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, schlagen sich die Unterschiede in der Förderpolitik nieder. In Ostdeutschland setzten die Länder einen größeren Teil der verfügbaren Mittel in der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für eine investive Förderung und weitere, nicht flächenbezogene Fördermaßnahmen ein. Dagegen stünden in den süd- und westdeutschen Bundesländern flächenbezogene Fördermaßnahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Kontext mit dem Klima-, Umwelt- und Naturschutz sowie der Biodiversität im Vordergrund.

Überdurchschnittliche Investitionsförderungen

Begründet sei dies auch im Zusammenhang mit der Einkommenswirksamkeit dieser Vorhaben für die dort eher kleinen landwirtschaftlichen Betriebe. Im investiven Bereich dominierten in den ostdeutschen Bundesländern solche, die den ländlichen Räumen zugute kommen. Demgegenüber seien im Westen eher Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe sowie in die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produktion gefragt. Bezogen auf die Arbeitskräfte erhalten die landwirtschaftlichen Betriebe juristischer Personen in den neuen Ländern überdurchschnittliche Investitionsförderungen und Zuschüsse.

Immer weniger Arbeitskräfte

Deutliche Unterschiede zwischen Ost und West weist der Bericht in der Verfügbarkeit von Arbeitskräften aus. Besonders angespannt sei die Situation in peripheren ländlichen Arbeitsmarktregionen Ostdeutschlands, wo aufgrund der jahrzehntelangen Abwanderung deutlich weniger Neuzugänge auf den Arbeitsmarkt kämen.

Nachteilig wirke sich die demografische Entwicklung aus. Während die Erwerbsbevölkerung im Alter von 20 bis 67 Jahren bis 2030 bundesweit im Schnitt um 3,1 Prozent zurückgehe, sei der Rückgang in Ostdeutschland mit 6,7 Prozent stärker als in Westdeutschland.


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