Früher waren sie Wettbewerber. Heute sind sie Partner. Die Rede ist von den beiden niederländischen Herstellern Schuitemaker und Veenhuis, die sich 2019 in der SVGroup zusammengeschlossen haben, um ihre Kräfte zu bündeln. Jos Kamp, der die Geschäfte der Unternehmensgruppe führt, betont: „Unter dem gemeinsamen Dach ergänzen und verstärken sich die beiden Traditionsmarken.“
Innerhalb der SVGroup legt Schuitemaker den Fokus auf die Segmente Futterernte- und Fütterungstechnik und bleibt damit seinen Wurzeln treu. Hinzu kommen Produktlösungen für den kommunalen Winterdienst, die ebenfalls wichtiger Bestandteil der markant rot lackierten Schuitemaker-Produktrange sind. Veenhuis hingegen konzentriert sich auf den Bereich der organischen Düngetechnik und bietet Güllefässer und -injektoren sowie Verschlauchungssysteme mit traditionell gelber Farbgebung.
Gemeinsam in die Zukunft
Schon seit Jahrzehnten sind die beiden Hersteller Schuitemaker aus Rijssen und Veenhuis aus Raalte feste Größen in der Branche und weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt. Der Zufall wollte es, dass sich beide 2018 unabhängig voneinander an die regional tätige Beteiligungsgesellschaft Wadinko wandten, um sich solide für die Zukunft aufzustellen. Die Investoren von Wadinko, deren Fokus auf der Förderung niederländischer mittelständischer Unternehmen liegt, erkannten rasch gute Perspektiven und Wachstumsmöglichkeiten für beide Hersteller. Sie überzeugten die beiden konkurrierenden Familienunternehmen, sich unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen, um zukünftig das volle Potenzial in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Entwicklung und Produktion ausschöpfen zu können.
Zusätzlich zu einer Kapitalspritze für Wachstum und Produktentwicklung brachte Wadinko wertvolles Know-how, Managementunterstützung sowie ein umfangreiches Netzwerk ein. Neben Wadinko wurden auch die Familien Schuitemaker und Veenhuis zu Teilhabern des neu gegründeten Unternehmens SVGroup.

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Seine van der Velde, Jos Kamp und Walter Veenhuis (v.l.) sehen die SVGroup mit zwei starken Marken und einem breiten Portfolio gut aufgestellt.
„Das war ein schwieriger und langwieriger Prozess für beide Unternehmerfamilien“, erinnert sich der ehemalige Geschäftsführer und Firmeneigner Walter Veenhuis, der in der SVGroup für die Produkte von Veenhuis und deren Vertrieb verantwortlich ist. „Doch jedes Unternehmen für sich war zu klein, um langfristig wirtschaftlich am Markt bestehen zu können.“ Deshalb habe man bereits kurz nach der Fusion die Produktionsanlagen und Mitarbeiter von Veenhuis zum Schuitemaker-Standort in Rijssen verlagert, der weniger als 25 Kilometer entfernt liegt, um dort alle Prozesse effizient an einem Ort zu bündeln. „Außerdem ergänzen sich die Produktportfolios gut“, ist Walter Veenhuis überzeugt. „Die Produkte von Schuitemaker und Veenhuis spielen entscheidende Rollen bei den Kernprozessen im Nährstoffkreislauf. Sie decken ein breites Einsatzspektrum ab, das von der Futterwerbung über die Futtervorlage bis hin zur Ausbringung des anfallenden Wirtschaftsdüngers reicht.“
Auch Anhänger im Programm
Nach der erfolgreichen Umstrukturierung beträgt der Umsatz der SVGroup, die etwa 185 Mitarbeitende beschäftigt, rund 60 Millionen Euro. Beide Geschäftsbereiche Schuitemaker und Veenhuis – deren Anfangsbuchstaben übrigens den Konzernnamen bilden – steuern jeweils die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Und der soll in Zukunft weiter zulegen: Erst vor wenigen Monaten konnte die SVGroup mit der Übernahme des Fahrzeugbauers Jan Veenhuis aus Raalte einen erneuten Wachstumsschritt vermelden. Seit dem 1. Januar dieses Jahres erweitert dessen breites Sortiment an gelb- lackierten Kippern und Hakenliftanhängern das Produktportfolio der SV-Group und fügt sich auch farblich gut ein.
Die Machinefabriek Jan Veenhuis war schon vor der Übernahme kein Unbekannter für die SVGroup, war sie doch 1996 aus dem ursprünglichen Familienunternehmen Veenhuis hervorgegangen und hatte sich seither auf die Entwicklung und Herstellung von leistungsstarker Transporttechnik spezialisiert. Die Produktmarke wird in die Marke Veenhuis integriert und kehrt damit nach 27 Jahren wieder zu ihren Wurzeln zurück. Laut Jos Kamp, Geschäftsführer der SVGroup, ermöglicht dieser strategische Zukauf nicht nur eine Erweiterung des Produktportfolios, sondern bringt noch weitere Vorteile mit sich: „Durch die Akquisition der Jan Veenhuis Machinefabriek können wir unsere Fertigungskapazitäten erweitern, da uns mit dem Werk in Raalte nun ein zusätzlicher Standort zur Verfügung steht.“ Wie der Firmenchef ausführt, sollen bereits in naher Zukunft die Komponentenfertigung, Vorproduktion und Lackierung sämtlicher Produkte der SVGroup ins benachbarte Raalte verlegt werden. Die Bereiche Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb und Montage verbleiben hingegen am Standort in Rijssen.

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Know-how erfolgreich bündeln
Gleichzeitig will die SVGroup kräftig in moderne Produktionsprozesse investieren. Nach Angaben des Geschäftsführers liegt der Fokus dabei aber nicht nur auf dem Ausbau der Kapazitäten, sondern auch auf weiterer Automatisierung und Roboterisierung in der Produktion. Jos Kamp ist zuversichtlich, dass das Unternehmen auch diese bevorstehende Aufgabe erfolgreich bewältigen wird. Er ist stolz auf das bisher Erreichte, denn: „Die Fusion der ehemaligen Wettbewerber war eine echte Herausforderung.“ Schließlich habe man verschiedene Unternehmenskulturen, Produktlinien und Kundengruppen zusammenbringen müssen. „Alles musste erst zusammenwachsen“, sagt Seine van der Velde, der schon seit knapp 30 Jahren für Schuitemaker tätig ist und heute den Vertrieb der roten Techniksparte leitet. Nun aber profitiere das neu entstandene Unternehmen von zahlreichen Synergieeffekten – „vom Einkauf der Produktions- und Ersatzteile bis hin zu gemeinsamen Produktentwicklungen.“ Walter Veenhuis, den die zahlreichen Synergien in den verschiedensten Bereichen – wie er selbst sagt – überrascht haben, verweist in diesem Zusammenhang auf das neue Veenhuis Schlitzgerät für Grün- und Ackerland. „In diese Entwicklung ist das Know-how beider Marken eingeflossen. Es vereint das Beste aus beiden Welten!“ Wie Veenhuis im Weiteren erläutert, ist der neuentwickelte klappbare Injektor Fullject X-line einer der leichtesten seiner Klasse und basiert auf dem bewährten Veenhuis Premiumject. Von Schuitemaker dagegen kommt das eigens weiterentwickelte Hydrocare-Pendelsystem. „Das sorgt auch bei Bodenunebenheiten für eine gleichbleibende Arbeitstiefe über die gesamte maximal mögliche Arbeitsbreite von 10,50 Metern“, sagt Veenhuis und nennt gleich ein weiteres Beispiel für die gute Zusammenarbeit: „Auch beim Premium Quad-Shift, der schon erfolgreich in der dritten Saison läuft, sind Schuitemaker Entwicklungen miteingeflossen.“ Mit vier gleich großen Rädern nebeneinander auf einer Achse, die sich unabhängig voneinander drehen, bietet das bodenschonende Gülle-Fahrzeug eine große Aufstandsfläche. Clou ist aber die eigens entwickelte Schiebeachskonstruktion, über die die äußeren Räder um bis zu 65 cm nach außen verschoben werden können, so dass unnötige Überfahrungen vermieden werden. Für Walter Veenhuis steht fest: „Schuitemaker und Veenhuis sind starke Marken, die eine schlagkräftige Kombination bilden.“

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Seine van der Velde verantwortet den Vertrieb der Schultemaker-Technik.
Bewährte Technik
„Überdies sind die Fahrzeuge und Maschinen beider Marken für ihre herausragende Fertigungsqualität und unkomplizierte Bauweise bekannt“, pflichtet Seine van der Velde seinem Kollegen bei. Als Beispiel nennt er den Rapide, der als Kernprodukt von Schuitemaker gilt: „Der Rapide ist ein robuster Kombiwagen ohne viel Schnickschnack.“ Mit ihm brachte Schuitemaker schon vor über 35 Jahren als erster Hersteller einen Kombiwagen auf den Markt, der neben dem Einsatz als Ladewagen auch die Verwendung als Silage-Transporter gestattet. Besonderes Kennzeichen des robusten Kombiwagens ist seine gezogene Pick-up, die beim Ausheben nach hinten unter die Ladefläche geschwenkt wird. Wie van der Velde betont, sind die langlebigen Fahrzeuge nicht nur leicht zu warten, sondern bieten auch hohe Restwerte. „Noch immer sieht man Rapide Fahrzeuge im Einsatz, die bereits 30 Jahre und älter sind.“ Ein weiterer Vorteil dieser Fahrzeuge sei zudem ihre Modularität. „Dadurch können zum Beispiel auch bei älteren Modellen defekte Komponenten einfach durch fabrikneue Teile ersetzt werden“ erklärt van der Velde.

Beide Marken bleiben
Nach dem erfolgreichen Zusammenschluss der drei Unternehmen Veenhuis, Schuitemaker und Jan Veenhuis will die SVGroup den Fokus ihrer Wachstumsstrategie auch zukünftig auf die Entwicklung innovativer Maschinen und Geräte legen. Dabei werde man an der Zwei-Marken-Strategie festhalten, betont Geschäftsführer Jos Kamp und kündigt umfangreiche Investitionen in die Produktentwicklung an. Schließlich wolle man die niederländischen und internationalen Kunden auch zukünftig mit innovativer Technik bedienen und die Wettbewerbsfähigkeit beider Marken weiter stärken. Neben den Benelux-Ländern, wo die SVGroup rund 30 Prozent ihres Gesamtumsatzes erwirtschaftet, sind Deutschland, Frankreich, Polen sowie Großbritannien und Irland wichtige Kernmärkte für die beiden Unternehmensmarken. Schon heute arbeite man in diesen Ländern erfolgreich mit zahlreichen langjährigen Vertriebspartnern zusammen, die unterschiedliche Traktorenlieferanten vertreten. „Im Idealfall führen die Fachhändler unsere beiden Marken. Das ist aber kein Muss“, sagt Kamp, – wohl wissend, dass diese Kombination nicht in jedes Händlerportfolio passt. Grundsätzlich aber sieht der Geschäftsführer noch Potenzial in Sachen Marktabdeckung und will die Präsenz beider Marken durch die Zusammenarbeit mit zusätzlichen Vertriebspartnern stärken. „Wir wollen unser Händlernetz weiter ausbauen“, betont Jos Kamp. Begeistern will er die Händler vor allem durch die zuverlässige und ausgereifte Technik, die beide Produktlinien auszeichne. Aber auch Neuentwicklungen seien bereits in der Pipeline – sowohl für Schuitemaker als auch Veenhuis.

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Joost Silverentand führt jetzt das Vertriebs- team der SVGroup.
SVGroup – Zuwachs im Team
Joost Silverentand komplettiert Unternehmensspitze
Seit Juli 2023 verstärkt Joost Silverentand als Commercial Manager das Managementteam der SVGroup. Silverentand bringt 16 Jahre Erfahrung in der Automotive-Branche mit und bekleidete dort verschiedene Vertriebspositionen, davon die letzten elf Jahre als kaufmännischer Leiter. Wie das Unternehmen dazu mitteilt, wird Silverentand in seiner neuen Rolle bei der SVGroup das Verkaufs- team leiten, das Wachstum des Unternehmens vorantreiben und neue Marktchancen im Bereich Futterernte, Fütterung und Gülletechnik erkunden. Joost Silverentand stammt aus dem niederländischen Nijmegen und entschied sich letztes Jahr bewusst für den Wechsel ins Agribusiness, motiviert vom innovativen Charakter des Agrarmarktes und um mit dem Netzwerk von Händlern und Importeuren an weiterem Wachstum zu arbeiten.