„Wir wissen nicht, was uns heute Abend erwartet, wir haben lediglich die Gästeliste zusammengestellt.“, so die drei Gastgeber Heinz-Günter Schumacher, Fred Schumacher und Michael Flanhardt zu Beginn der Feier. Unter dem Motto „Ährung: Ähre, wem Ehre gebührt“ hatte die Schumacher GmbH anlässlich der Verabschiedung ihrer drei Senior-Geschäftsführer in den Ruhestand am 14. Dezember an ihren Standort Eichelhardt im Westerwald eingeladen. Für den genauen Programmablauf waren das junge Geschäftsführerduo, die Kinder von Fred, Selina Schumacher und Moritz Schumacher, mit ihrem Team verantwortlich.
Und der Abend hielt einiges an Überraschungen bereit: Der Moderator Georg Schweitzer, branchenfremd, aber bestens vorbereitet, sprach viele Gäste persönlich mit Namen an und bezog sie humorvoll in seine Moderationen mit ein. Auch das Gastgebertrio musste Fragen und augenzwinkernde Bemerkungen des Moderators schlagfertig parieren, was für viel Spaß sorgte und Abschiedsrührseligkeit unterband. Der Blick in die Vergangenheit war mit vielen lustigen Anekdoten der Senioren gespickt, der Blick nach vorn zur dritten Generation Schumacher von Zuversicht geprägt. Für feierliches Ambiente sorgte die sehr professionelle Vokalgruppe Singer Pur.
In 30 Jahren rund 2.500 Prozent Umsatzplus
Auch die eigene Sicht mal infrage zu stellen, diesen Tipp gab Heinz-Günter Schumacher Selina und Moritz mit auf den Weg. „Einfach mal machen. Diesen Spruch haben unsere Väter damals schon beherzigt!“ Als Heinz-Günter und sein Cousin Fred Schumacher das Unternehmen 1994 von ihren Vätern übernahmen, waren es 50 Mitarbeiter, der Umsatz betrug acht Millionen DM. Heute arbeiten bei Schumacher weltweit 600 Mitarbeiter, sie erwirtschaften einen Umsatz von 100 Millionen Euro.
Gründer des Unternehmens, Gustav Schumacher, legte Anfang der sechziger Jahre im Dörfchen Eichelhardt im Westerwald den Grundstein für ein heute weltweit agierendes Unternehmen. Der Landwirt ärgerte sich über häufig brechende Ährenheber an seinem Claas Europa-Mähdrescher. Sein Verdruss regte aber den Erfindungsgeist in ihm an: In seiner kleinen Werkstatt konstruierte er einen eigenen Ährenheber, den er im Praxistest weiter optimierte, bis er zur Zufriedenheit sicher und vor allem ohne Bruch seine Arbeit verrichtete. Diesen ersten Schnellverschluss-Ährenheber meldete Gustav Schumacher 1965 zum Patent an. Der Jungunternehmer war so überzeugt von den Vorteilen und dem Potenzial seiner Entwicklung, dass er sogar seine Landwirtschaft abgab, um in den dann leeren Ställen seine Fertigung aufzubauen. Auf dem Hof wurden nun – unterstützt von der ganzen Familie – Ährenheber produziert und vertrieben. Den ersten bedeutenden Verkaufserfolg verzeichnete die Eichelhardter Ährenheber-Schmiede im Jahr 1969: 7.000 Ährenheber sollten an John Deere geliefert werden. Bald gehörten auch die damaligen Ködel und Böhm Werke Lauingen zu den bedeutenden Abnehmern. Das wachsende Geschäft ließ Gustav Schumachers Bruder Günter mit in das Geschäft einsteigen. Aus der Gustav Schumacher Ährenheberfabrik wurde nun die Firma Gebrüder Schumacher.

© Group Schumacher
Die Werkhalle in Eichelhardt präsentierte sich im festlichen Ambiente.

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Moderator Georg Schweitzer (rechts) leitete mit viel Humor durch den Abend.
Im Jahr 2000 übernahm man die Rasspe GmbH, Solingen, aus der Insolvenz. Hier fertigt man auch heute noch Strohhäckslermesser, Rotormäherklingen und Knoter.
„Für uns war das Bauchgefühl oft der Kompass für unser Handeln“, blickt Fred Schumacher zurück. „Detaillierte Analysen und langwierige und komplexe rechtliche Prüfungen standen früher bei unserer Expansion nicht im Mittelpunkt. „Von unserem ersten Angebot für die Übernahme der Firma Rasspe bis zum Notartermin dauerte es lediglich sechs Wochen“, berichtete Fred Schumacher.
Der ehemalige Geschäftsführer der Rasspe Systemtechnik, Michael Flanhardt, bedankte sich bei Fred und Heinz-Günter für das ihm in seiner 20-jährigen Geschäftsführertätigkeit bei Rass- pe entgegengebrachte Vertrauen. „Ihr habt mir bei vielen Entscheidungen freie Hand gelassen“, lobte Flanhardt.
Als Höhepunkt des Abends hefteten Selina und Moritz den drei Verabschiedeten die ersten Ährennadeln der Schumacher GmbH in Gold an ihre Revers. Ein Drittel aller Mähdrescherschneidwerke weltweit arbeiten heute mit Komponenten von Schumacher, zwei Drittel der Ballenpressen sind mit Knotern der Gruppe ausgerüstet. Unter den Komponentenlieferanten gibt es nicht viele, die eine so hohe globale Marktdurchdringung erreichen.
600 Menschen arbeiten für Schumacher an sieben Standorten in Deutschland, Russland, China, USA und Brasilien. Alles Länder, in denen gemäht, gedroschen und Ballen gepresst werden. Mit Schnitt- und Bindetechnik für Mähdrescher, Schneidwerke und Packenpressen und neuerdings auch Messern für die Landschaftspflege erwirtschaftete die Gruppe 2023 mit den Marken SCH, EWM, Rasspe und Radura 100 Mio. Euro Umsatz.
Selina Schumacher hat zum 1. September 2020 die operative Geschäftsführung der neu gegründeten Schumacher GmbH übernommen. Diese vereint die Traditionsfirmen Gebr. Schumacher GmbH, die EWM Eichelhardter Werkzeug- & Maschinenbau GmbH sowie die Vertriebsgesellschaft Schumacher.plus GmbH. Die damaligen Geschäftsführer Fred und Heinz-Günter Schumacher traten in den Hintergrund. Moritz, der 1993 geborene Sohn von Fred Schumacher und Bruder von Selina Schumacher ist Mitte 2022 in die Geschäftsführung als Director Finance & Legal eingetreten. Beide verantworten nun das weitere Wachstum des Unternehmens.