Am Anfang der Zusammenarbeit standen kleine Implement-Reifen von BKT: Die Bohnenkamp AG ist damals als Händler für Agrarreifen bereits seit mehreren Jahrzehnten eine feste Größe – allerdings nur in Deutschland. 80 Prozent des Bohnenkamp-Sortiments stammen zu diesem Zeitpunkt noch aus Europa. „Viele dieser Hersteller haben Ende der Neunzigerjahre auf Radialreifen umgestellt und zeitweise gab es Engpässe im Bereich Diagonal. Daher waren wir auf die Suche nach neuen Lieferanten gegangen“, blickt der damalige Bohnenkamp- Einkaufsleiter Harm Jonkeren anlässlich des Jubiläums zurück. Auf der Reifenmesse in Essen wurde er mit BKT fündig. Begeistert hat ihn damals besonders die Haltung des aufstrebenden Reifenherstellers: „Vor allem, wie klar die Vermarktungsstrategie war. BKT wollte Reifen für den europäischen und den amerikanischen Markt produzieren, und hat schon damals gezielt auf langfristige Handelspartner gesetzt.“
1998 traf dann die erste Lieferung von BKT, mit Frontreifen für Traktoren und kleinen Implement-Diagonalreifen, in Osnabrück ein. Bei Kunden und auch intern gab es durchaus Vorbehalte gegenüber dem indischen Reifenlieferanten. Einige Kunden meinten, die drei Buchstaben BKT stehen für Bohnenkamp Tires. Das ließ man seitens Bohnenkamp auch erst mal so stehen.
Ob man damals bei BKT wusste, dass Bohnenkamp die ersten indischen Reifen erst vom TÜV genau unter die Lupe nehmen ließ, beantwortete der heutige BKT Chef Arvind Poddar gelassen lächelnd: „Wir hatten nie Zweifel an unserer Qualität!“
Jonkeren erinnert sich noch genau an seinen ersten Besuch in Indien 2001. Die Professionalität in Entwicklung und Fertigung bei BKT sowie das Tempo im Programmausbau beeindruckten den Reifenfachmann sehr.
2000–2009: Wachstum und Innovation
In den Jahren 2000 und 2001 stellte BKT dann seine Flotation-Diagonalreifen vor und erweiterte sein Angebot um Diagonal-OTR-Reifen.
2004 war ein entscheidendes Jahr: Bohnenkamp gründete die Auslandsgesellschaft Bohnenkamp SRO in der Slowakei, während BKT auf der Reifenmesse in Essen die Reifenlinie Agrimax präsentierte und in Mailand sein europäisches Headoffice eröffnete. Dies markierte den Beginn einer neuen Ära in der Entwicklung beider Unternehmen. Mit der Italienerin Lucia Salmaso gewann BKT 2009 eine versierte Reifenfachfrau als Marketingspezialistin. Mit spektakulären Marketingaktionen und Messeständen auf den Weltleitmessen für Baumaschinen und Landtechnik sowie dem Sportsponsering baute sie die Markenbekanntheit von BKT in Europa stark aus.
2015 erreichte das Handelsvolumen der Bohnenkamp AG 2.000 Container, ein Jahr später übernahm Bohnenkamp das Handelsgeschäft der Firma Starco, was die Präsenz von BKT in Osteuropa stärkte.
2015–2023: Die Expansion geht weiter
2023 bietet Bohnenkamp mehr als 3.200 Produkte von BKT an, die Jahreskapazität erreicht 6.000 Container. BKT Reifen bestreiten gut 70 Prozent des Bohnenkamp-Umsatzes im Agribereich.
2024 soll dann ein Jahr der Innovationen werden: Bohnenkamp will die Wheel ID einführen, ein QR-Code auf fertig montierten Kompletträdern, mit dem sich die zughörigen Vermessungsinformationen und Servicedaten direkt am Rad abrufen lassen (siehe Artikel „Komplettrad in 70 Sekunden vollautomatisch montiert“). Zudem will Bohnenkamp seinen neu konzipierten Onlineshop präsentieren.
Für das Jahr 2026 hat sich BKT das Umsatzziel von zwei Milliarden Euro gesetzt. Dies will man unter anderem durch neue Produkte im EM-Bereich und Kapazitätserweiterung auf 3.600 SKUs erreichen.
„Die Geschichte von BKT und Bohnenkamp ist eine Geschichte von Fortschritt, Zusammenarbeit und gegenseitigem Wachstum. Sie illustriert, wie zwei Unternehmen durch ihre Partnerschaft gemeinsam die Herausforderungen der Branche bewältigen und ihre jeweiligen Stärken nutzen können, um zu wachsen und zu gedeihen“, so Gregor Rüth, Vorstandvorsitzender der Bohnenkamp AG.
Die Partner: BKT und Bohnenkamp
Bohnenkamp:
Die 1950 in Osnabrück gegründete Bohnenkamp Unternehmensgruppe ist Großhändler rund um Reifen, Räder und Fahrzeugbauteile für den professionellen Einsatz. Kunden sind, jeweils mit einem Drittel vom Umsatz, Landmaschinenhändler, Reifenhändler und Landmaschinenhersteller. Das Produktsortiment umfasst Reifen und Räder von 3 bis 54 Zoll für die Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Erdbewegung, Industrie, LKW und Transport sowie für Klein- und Spezialfahrzeuge. Achs- und Fahrzeugbaukomponenten runden das Programm ab. Das Unternehmen ist mit fast 700 Mitarbeitenden in 28 Ländern aktiv. Einen Schwerpunkt im Reifenangebot bilden die Partnermarken BKT, Alliance und Windpower sowie Kenda und Deli.
Über 100 Kollegen im Außendienst und über 100 erfahrene Experten stehen für die telefonische Beratung bereit. Dazu gehören 25 Vertriebs- und Logistikstandorte in Europa sowie Online-Shops in der jeweiligen Landessprache.
BKT:
Das indische Untermehmen BKT bietet eine breite Palette von Radial- und Diagonalreifen für landwirtschaftliche Fahrzeuge wie Traktoren und Mähdrescher. Zudem stellt BKT Reifen für Baumaschinen, Industriefahrzeuge, Hafen- und Bergbauanwendungen her. Die Produkte zeichnen sich durch hohe Traktion, Langlebigkeit und Leistung in schwierigem Gelände aus. BKT ist in über 160 Ländern weltweit präsent und hat Vertriebsniederlassungen auf allen Kontinenten.
Das familiengeführte Unternehmen beschäftigte im letzten Jahr 3.624 Mitarbeitende, davon 1.152 in der Fabrik in Bhuj. Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer ist Arvind Poddar. Sein Sohn Rajiv gehört zur mittlerweile dritten Generation und ist derzeit als Mitgeschäftsführer tätig. Für den europäischen Markt zeichnet seit elf Jahren Lucia Salmaso als Geschäftsführerin verantwortlich. Mit rund 3.200 unterschiedlichen Modellen und Größen für die Bereiche Agrar, Industrie- und Baumaschinen und ATV bietet BKT eines der weltweit umfassendsten Reifensortimente.