Neues Leben für alte Reifen

Ingenieure der TU Chemnitz entwickeln schonende und energiesparende Techniken, um Altreifen sinnvoll und nach EU-Norm in hochwertige sekundäre Wertstoffe weiterzuverarbeiten.

: Neues Leben für alte Reifen

Der Reaktruder vermahlt die Elastomer-Reste. Dr. Stefan Hoyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strukturleichtbau der TU Chemnitz, begutachtet das Feinmehl.

Insgesamt 2,9 Mio. Tonnen alte Reifen sind im Jahr 2013 in der EU, Norwegen, der Türkei und der Schweiz angefallen. Seit dem Jahr 2006 ist es in der EU verboten, alte Reifen zu deponieren. Altreifen werden daher verbrannt oder zu feinem Mehl gemahlen und zu neuen Werkstoffen aufgearbeitet. Doch nicht alle der etwa 900 verschiedenen Substanzen, die ein Reifen enthält, dürfen problemlos weiterverarbeitet werden, teilt die Technische Universität (TU) Chemnitz mit.

Weichmacheröle sowie Füll- und Verstärkungsstoffe enthalten umweltschädliche und giftige polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Zwar gelten in der Reifenindustrie seit 2010 PAK-Grenzwerte, genaue Angaben zum PAK-Gehalt in Altreifen sind jedoch kaum verfügbar. Der Hauptbestandteil von Reifen ist Gummi, ein Elastomer. Seine Bestandteile sind irreversibel miteinander vernetzt.

Um die Komponenten stofflich verwerten zu können, werden Reifen daher mechanisch zerkleinert. Je höher der Anspruch an ein neues Produkt ist, desto feiner und reiner muss das Reifenrezyklat sein. Die Partikel des Feinmehls dürfen dabei nicht größer als 400 µm sein. Denn nur mit derart feinen Partikeln lassen sich Werkstoffeigenschaften erreichen, die denen von Primärrohstoffen ebenbürtig sind.

Eine vielversprechende Methode ist die in Chemnitz entwickelte einstufige Direktverarbeitung. Dabei wird der Reifen nur einmal geschmolzen, was den Prozess energiesparend und umweltschonend macht. Wissenschaftler der TU Chemnitz führen in den kommenden zwei Jahren eine umfangreiche statistische Analyse des PAK-Gehalts von Altreifen durch. Sie wollen Werkstoffe aus Reifenrezyklaten entwickeln die die PAK-Grenzwerte einhalten. Mit ihren Verwertungskonzepten und Sekundärwerkstoffen wollen die Forscher neue Märkte für alte Reifen erschließen.


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