Mähdrescher-Simulator spart Kosten und mindert Risiken

Sächsisches Unternehmen präsentiert auf Agritechnica Prototyp - Zielgruppe Hersteller und deren Händler

Hydrive: Mähdrescher-Simulator spart Kosten und mindert Risiken

Simulator als Fahrschule unter realen Bedingungen: Spart Kosten, vermeidet Gefahren und verbessert die Ergebnisse.

Hydrive: Mähdrescher-Simulator spart Kosten und mindert Risiken

Tausende herstellerspezifische Parameter, die eine Mähdrescher-Steuerung empfangen, verarbeiten und aussenden können muss, werden eingepflegt und synchronisiert.

Einen Mähdrescher-Simulator, der die Realität auf dem Feld im Freien 1:1 abbildet, führt die Hydrive GmbH aus Freital bei Dresden auf der Agritechnica in Hannover vom 12. bis 18. November in Halle 25 vor. Mit den Parametern von Herstellern wie Claas, John Deere oder Fendt programmiert, kann der Simulator nicht nur in deren Vertrieb eingesetzt werden, sondern dient Fahrschülern auch als kostensparendes, risikofreies Training und Vorbereitung auf den Einsatz im Ernstfall.

„Wir arbeiten an dem Simulator mit der TU Dresden seit 2020, ausgehend von einer Plausibilitätsstudie“, sagt Hydrive-Geschäftsführer Dr. Hilmar Jähne. Der 44-jährige Sachse, der an der TU Dresden Maschinenbau mit Schwerpunkt Landmaschinen studierte und im Bereich Hydraulik promovierte, hat mittlerweile 200.000 Euro in die Entwicklung investiert. Davon kamen rund ein Drittel als Fördermittel vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Hydrive, wo Jähne seit 2016 Mit-Gesellschafter ist, ist ein Spezialist für Steuerungs- und Antriebstechnik, der dort die reale in die virtuelle Welt holt, wo etwa Kosten, Risiken und Gefahren beim Üben sehr hoch sind. Oder wo kapitalintensive Maschinen und Fahrzeuge letztlich gar nicht zum Trainieren zur Verfügung stehen, weil sie im Dauereinsatz in konkreten Projekten sind. Als Beispiel nennt der Freitaler die Mobilkrane namhafter Hersteller, mit denen oft im Wald oder in unwegsamem Gelände tonnenschwere Windräder aufgestellt werden.
Nicht nur für dieses Problem haben die Entwickler von Hydrive schon vor Jahren eine Lösung programmiert, die Maschinenbediener und das Servicepersonal seither exzellent auf ihren konkreten Einsatz vorbereitet. Damit leistet der Dienstleister auch einen Beitrag, den Fachkräftemangel zu lindern. Jähne, der von 2005 bis 2011 an der Uni geforscht hatte: „Ich habe viele Vorträge zur Antriebstechnik von Land- oder Forstwirtschaftsmaschinen gehalten, aber die realen Prozesse im Inneren der Mähdrescher konnte das nie abbilden, zumal die Umgebungsbedingungen beim Ernten schwanken.“
Auf der Agritechnica zeigt Hydrive den zu erwartenden 400.000 Besuchern an einem Kompakternter zum selbst Ausprobieren, was bereits möglich ist. Da können und müssen viele Parameter aufeinander abgestimmt werden, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, das letztlich den Landwirten bessere Erträge sichert: Etwa Dreschtrommel-Drehzahl, Korbabstand, Maschinengeschwindigkeit müssen aufeinander abgestimmt sein, passend zur Bestandsdichte, Korn-Stroh-Verhältnis und dem Strohzustand. Schließlich sollte der Simulator noch berücksichtigen, welche Getreidesorte gedroschen wird oder ob es sich um Erbsen oder Sonnenblumen handelt.
Jähne: „Unsere Zielgruppe als Käufer sind weniger die Lohndrescher auf den Fahrzeugen selbst, sondern mehr die Hersteller.“ Denn letztlich stecke deren Know-how im Simulator und praktischerweise würden sie ihren Händlern das knapp 60.000 Euro teure Übungsgerät spezifiziert mit ihrer Hardware wie Sitz, Griffe, Armaturen und Displays zur Verfügung stellen. Bei vier großen Herstellern kommt der Ingenieur so auf knapp 20 Händler bundesweit und weitere 60 in West- und Osteuropa.

Würden nun Deutz & Co. bei ihm bestellen, so Jähne, bräuchte er ein Mann-Jahr, um die tausenden herstellerspezifischen Parameter, die eine Mähdrescher-Steuerung empfangen, verarbeiten und aussenden können muss, einzupflegen und zu synchronisieren. Konkret: Wenn eine Taste gedrückt oder ein Schalter umgelegt wird, welcher Impuls wird dann ausgelöst, wie hängen Hydraulik- und Antriebsstruktur zusammen, wie wird die Pumpe angesteuert und welche Prozesse hängen mit welchen zusammen.
Der Steuerungsprofi: „Wenn wir das einmal durchexerziert haben, werden wir erfahrungsgemäß beim zweiten Mal um den Faktor zehn schneller, etwa wenn eine neuere Maschinengeneration oder Produkttype hinzukommt.“ Die Nachfrage müsse dann zeigen, ob ein Simulator auf mehrere Hersteller programmiert werden kann und ob das sinnvoll sei, oder ob ohnehin jede Marke in ihrem Design spezifisch ihr Übungsgerät wünscht. Schließlich, so der 44-Jährige, geht es auch um das Geschäftsmodell: Kaufen, mieten oder leasen, wozu auch Themen wie Wartung oder Up-dates gehören. Ob Axial- oder Schüttlertechnik spiele dagegen dabei keine Rolle. In den USA, wo es fast nur um hohen Durchsatz geht, weil immer Mais oder Soja unter denselben klimatischen Bedingungen auf großen Flächen gedroschen wird, hat das Mitte der 1970er Jahre auf den Markt gebrachte Axialverfahren extrem weit die Nase vorn. Im kleinteiligen Deutschland mit seinen hohen Wetterrisiken komme dagegen auch der bereits deutlich früher entwickelte Schüttler sicher noch auf 70 Prozent Marktanteil.
www.hydrive.gmbh

Halle 25, Stand B14


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