Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Terminkollision ist eine Herausforderung für Hersteller – Einige planen kleinere Messestände – Hersteller wünschen bessere Terminabstimmung – Meinungen zum bisherigen Februar-Termin der SIMA gespalten – Der eilbote hat nachgefragt

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen
EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Gregor Dietachmayr von Pöttinger kann sich auch einen Drei-Jahres-Rhythmus für die europäischen Messen vorstellen.

Die SIMA will sich mit einem neuen Konzept für die Zukunft rüsten. Die nächste Messe soll vom 8. bis 12. November 2020 in Paris stattfinden. Eine radikale Terminänderung – fand die Pariser Messe doch bisher traditionell im zeitigen Frühjahr ungerader Jahre statt. Zudem führt die neue Datierung zu einer Terminüberschneidung mit der EIMA in Bologna, was bekanntlich von den italienischen Messeorganisatoren stark kritisiert wird.

Natürlich ist die zeitliche Überlappung der beiden landwirtschaftlichen Großmessen eine Herausforderung für Aussteller und Besucher. Das bestätigt auch eine Umfrage, die der eilbote jetzt unter Ausstellern durchgeführt hat. Eigentlich wünschen sich alle Befragten, dass die Organisatoren und nationalen Herstellerverbände eine Einigung finden, damit Terminkollisionen zukünftig vermieden werden.

Dreijähriger Rhythmus

„Es wäre sehr wünschenswert, wenn die Herstellerverbände die Messekonzepte koordinieren würden“, findet Pöttinger Geschäftsführer Gregor Dietachmayr. Aus seiner Sicht wäre es die beste – wenn auch wenig wahrscheinliche – Lösung, wenn sich die Veranstalter der Agritechnica, EIMA und SIMA auf einen Drei-Jahres-Rhythmus einigen könnten.

Dennoch stellt die neue SIMA-Terminierung für den österreichischen Hersteller kein Problem dar, auch wenn Pöttinger dadurch zwei Leitmessen in einem relativ kurzen Zeitraum begleiten müsse. Dietachmayr: „Wir stehen zu unserem Engagement, auf beiden Messen auszustellen.“ Das sei zwar sicherlich eine Herausforderung für die Organisation. Aber generell würden diese Messen durch die Pöttinger-Zentrale in Kooperation mit den nationalen Teams vor Ort abgewickelt. Seiner Auffassung nach haben internationale Besucher im Bedarfsfall trotzdem die Möglichkeit, beide Messen zu besuchen. Wenig Konfliktpotenzial sieht er zudem für Landwirte, Lohnunternehmer und Händler, da sie eher selten die Messen in anderen Ländern besuchen würden.

Aus Herstellersicht ist für Dietachmayr der bisherige Februar-Termin nicht ideal: „Die Neuheiten-Präsentationen finden in der Regel im Herbst zu Beginn der Verkaufssaison statt, so dass nur wenige Neuheiten auf der SIMA gezeigt werden. Im Februar steht die Saison unmittelbar bevor und viele der neuen Maschinen für die Saison sind schon beim Händler oder sogar beim Endkunden.“ Überdies stünden im Februar bereits die ersten Feldarbeiten in Frankreich an. Zeit und Muße für einen Messebesuch sei damit eher im Spätherbst gegeben.

„Mit ihrem neuen Konzept könnte sich die SIMA neben der Agritechnica als zweite Landtechnik-Leitmesse etablieren“, glaubt Dietachmayr. „Die EIMA dagegen könnte sich zu einer Messe für Komponenten entwickeln und würde ansonsten eher einen nationalen Charakter haben.“

Mit Spannung erwartet der Pöttinger Geschäftsführer allerdings, wie die französischen Besucher darauf reagieren, wenn im September 2020 die bedeutende Freilandmesse Innov-Agri in Orleans stattfinden wird und nur kurze Zeit später im November bereits die SIMA in Paris.

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Heinrich-Wilhelm Rodenbostel, Industriehof: „Beide Messen – SIMA und EIMA – sind für uns wichtig.“

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Atbin Ghadiri, Group Schumacher: „Wir können auf der EIMA stets viele internationale und wichtige neue Kundenkontakte knüpfen.“

Nationales Publikum

„EIMA und SIMA sind wichtige Messen, die heute eine hohe Bedeutung für ihren spezifischen Kundenkreis und ein vorwiegend nationales Fachpublikum haben. Dies wird sich in absehbarer Zukunft sicher nicht großartig ändern“, glaubt Rolf Schneider, Vertriebs- und Marketingleiter der Kuhn-Gruppe, für den die Kundenzufriedenheit bei den Marketingaktivitäten im Vordergrund steht. „Sowohl EIMA als auch SIMA werden für unsere Kunden wichtige Informationsplattformen bleiben.“

Allerdings passt der bisherige Februar-Termin der SIMA auch Schneiders Ansicht nach nicht mehr zu den aktuellen Entscheidungsprozessen der Endkunden. „Zukunftsorientierte und moderne Landwirtschaftsbetriebe investieren vorausschauend und holen sich die erforderlichen Fachinformationen zunehmend früher.“

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Rolf Schneider, Kuhn: „Sowohl EIMA als auch SIMA werden wichtig bleiben.“

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Lucia Salmaso, BKT: „Messen müssen Unternehmen miteinander in Kontakt bringen.“

Inhalt wichtiger als Timing

Für den Reifenhersteller BKT sind EIMA und SIMA gleichermaßen sehr wichtige Events. „Wir waren dort stets vertreten und haben diverse Mittel investiert, so dass beide Veranstaltungen für uns positive Ergebnisse erzielt haben“, berichtet Lucia Salmaso.

Die Geschäftsführerin von BKT Europe beschreibt beide Messen als international mit einem klaren Fokus auf unterschiedliche Märkte. BKT sei in beiden Märkten stark vertreten und werde deswegen ganz gewiss an beiden Messen teilnehmen. „Die Teilnahme an beiden Events bedeutet natürlich, dass wir gründlich über die Organisation und den Einsatz unserer Ressourcen nachdenken müssen. Es werden sicherlich sehr intensive Tage.“

Die bisherige Februar-Terminierung der SIMA-Messe sei für BKT perfekt gewesen. „Ein guter Zeitpunkt, um den Messeauftritt bestens vorzubereiten“, lobt Salmaso.

Nach Ansicht Salmasos hängt die Zukunft im landwirtschaftlichen Messebereich weniger vom richtigen Timing ab. Entscheidend seien vielmehr die Inhalte sowie die Fähigkeit der Veranstaltungen bzw. der Organisatoren, die unterschiedlichen Glieder der Produktions- und Lieferkette miteinander in Kontakt zu bringen. Es komme darauf an, diese zu vernetzen und ihnen Gelegenheiten für neues Business zu bieten.

Die Chefin von BKT Europe wünscht sich für den europäischen Markt im Landwirtschaftssegment mehr Kooperation. „Wir hoffen, dass die nationalen Verbände aufeinander zugehen und sich abstimmen, damit es keine Überschneidungen gibt und die Teilnahme an beiden Messen für Aussteller und Besucher problemlos möglich ist.“

SIMA abgesagt

Für Group Schumacher mit Sitz in Eichelhardt ist die Teilnahme an beiden Veranstaltungen aus logistischen und organisatorischen Gründen schwierig. „Zwei Messen zur gleichen Zeit können wir nicht stemmen“, sagt Atbin Ghadiri, stellvertretender Vertriebsleiter der Vertriebsgesellschaft Schumacher.plus.

Die hohen finanziellen Aufwendungen für Stand und Personal würden sich nicht nachhaltig im Messeerfolg widerspiegeln, lautet die Argumentation der familiengeführten Unternehmensgruppe, die mit vier Eigenmarken Systeme und Komponenten für die Prozesse Schneiden, Häckseln und Binden produziert.

Mit dem bisherigen Februar-Termin haben die Eichelhardter keine Schwierigkeiten. „Group Schumacher bietet ja keine komplexen Großmaschinen an, für die die Investitionsentscheidungen eventuell schon im Herbst für die nächste Erntesaison getroffen werden.“ Für das Umrüst- und Verschleißteilgeschäft passe der Februar-Termin, und im Komponentengeschäft sei sowieso ein längerer Vorlauf erforderlich.

Group Schumacher wird auf der nächsten SIMA nicht mit einem eigenen Messestand vertreten sein. Stattdessen will das Unternehmen zukünftig den Fokus auf die bisherigen Novembermessen EIMA und Agritechnica legen. „Der internationale Charakter der SIMA hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr abgeschwächt“, führt Atbin Ghadiri als Hauptgrund für diesen Schritt an. „Zudem haben wir Großhändler und andere wichtige Kundengruppen auf der SIMA nicht mehr angetroffen – weder als Aussteller noch als Besucher. Die französischen Endkunden auf der SIMA erreichen wir weiterhin über unsere französischen Handelspartner.“ Im Gegensatz dazu hätte das Schumacher Vertriebsteam in den vergangenen Jahren auf den EIMA-Messen in Bologna stets viele internationale und wichtige neue Kundenkontakte knüpfen können.

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

EIMA-Componenti ist ein wichtiger Bereich der Messe in Bologna. Viele Aussteller schätzen die Internationalität der Messe.

Fokus auf Neuheiten

Auch für die italienische Maschio Gaspardo Gruppe sind EIMA und SIMA sehr wichtige Termine für die nationalen und internationalen Märkte. Marketingleiter Alessandro Cazzin: „Die Überschneidung führt zu Kopfschmerzen bei den Unternehmen, die an beiden Messen teilnehmen. Mitunter stellen auch die finanziellen und organisatorischen Anstrengungen, die durch die Terminüberlappung erforderlich werden, ein großes Hindernis dar. Wir werden aber weiterhin an beiden Veranstaltungen teilnehmen und unsere Messeauftritte stärker auf die Innovationen und Produktneuheiten ausrichten.“ Ein strafferes Standkonzept soll der italienischen Gruppe demnach ermöglichen, auch zukünftig auf beiden Messeveranstaltungen präsent zu sein. Allerdings werde die EIMA-Show im Heimatland weniger von diesen Änderungen betroffen sein.

Cazzin weiß, dass Messebesucher den Fokus auf die neuesten Technologien und Innovationen legen. Er findet es jedoch schwierig, alle sechs Monate Produktneuheiten zu präsentieren. „Ein besser abgestimmter Zeitplan wäre sowohl für Aussteller als auch Besucher von Vorteil. Dadurch könnten die Unternehmen die Qualität ihres Messeauftritts erhöhen und die Kunden alle wichtigen Neuheiten in einer einzigartigen Location finden.“ Trotz der Saisonalität der Maschio-Produkte votiert Cazzin für den Februar-Termin der SIMA. „Die SIMA im Februar hatte immer einen großen Impuls auf den französischen Markt.“ Aus seiner Sicht könnte eine Entzerrung der internationalen Messetermine eine Lösung für die Zukunft sein, die für mehr Besucher aus dem Ausland sorgen würde.

Nur ein SIMA-Stand

Der Industriehof Scherenbostel ist seit Jahren auf SIMA und EIMA vertreten. Von der Neu-Terminierung der SIMA ist der mittelständische Anbieter von Landmaschinenteilen allein schon aus personellen Gründen nicht erfreut. Weil für den Industriehof beide Messen sehr wichtig sind, wird das Unternehmen aber auch zukünftig auf beiden Shows ausstellen. Allerdings schränkt Heinrich-Wilhelm Rodenbostel ein: „Bis dato waren der Industriehof und Forges de Niaux auf der SIMA mit zwei Ständen präsent. Doch in Zukunft werden wir die Quadratmeter reduzieren und es wird lediglich einen Stand geben.“

Seiner Auffassung nach ist eine Verlegung des SIMA-Termins in den Herbst nicht erforderlich. „Auch wenn die Landwirte aufgrund der Wetterverhältnisse in diesem Februar bereits auf den Feldern waren – mit dem Messeverlauf der diesjährigen SIMA waren wir durchaus zufrieden“

Rodenbostel fürchtet, dass sowohl SIMA als auch EIMA durch eine Terminüberlappung verlieren werden. „Unsere französischen Kunden werden selbstverständlich zur SIMA kommen. Aber schon in der Vergangenheit sind sie nur bedingt zur EIMA oder Agritechnica gefahren.“ Heinrich-Wilhelm Rodenbostel kann sich zudem kaum vorstellen, dass viele ausländische Interessenten beide Messen besuchen werden.

Problem der EIMA sei dagegen der notorische Platzmangel, der häufig verhindere, dass Aussteller ihre Messestände in Bologna erweitern können.

SIMA – SIMA Messe wird aufpoliert – Fachmesse macht sich fit fürs zweite Jahrhundert

Zum bevorstehenden 100-jährigen Jubiläum stellt sich die Pariser Fachmesse SIMA neu auf. Nicht nur der Termin ist neu. Das Motto der Sima 2020 lautet „Agriculture in Motion“ – Landwirtschaft in Bewegung –, und soll den Imagewandel der Traditionsausstellung widerspiegeln.

EIMA : SIMA: Überlappung bereitet Kopfschmerzen

Isabelle Alfano: „Wir wollen die SIMA besser auf den Geschäftszyklus der Branche abstimmen.“

Laut SIMA-Direktorin Isabelle Alfano sollen neue Produktkategorien den Besuchern ein noch umfangreicheres Angebot bieten und Lösungen für alle Bedürfnisse der heutigen Landwirtschaft präsentieren. Auch inhaltlich wird die Show erweitert – mit noch mehr Vorträgen, Runden Tischen und Sonderveranstaltungen. Noch stärkeren Fokus wollen die Veranstalter zukünftig auf Innovationen aus der gesamten landwirtschaftlichen Welt legen.

Wie Isabelle Alfano aktuell mitteilt, wurden die neuen Zielsetzungen der SIMA, ihre neue Positionierung und geänderte Terminierung am 4. Juli 2019 einstimmig von Axema-Mitgliedern und Messe-Schlüsselkunden angenommen. Und: „Seit Anmeldebeginn am 15. Mai werden wir mit Buchungen überflutet.“

Wie Alfano betont, ist die neue Messeterminierung das Ergebnis eines langen und umfassenden Prozesses. „In den letzten Jahren wurde die Frage der SIMA-Positionierung und -Terminänderung regelmäßig angesprochen, insbesondere innerhalb der CEMA. Im Vorfeld dieser Entscheidung haben wir mit der DLG als Veranstalter der Agritechnica und mit FederUnacoma als Organisator der EIMA Gespräche geführt und diskutiert. Uns war wichtig, die Organisatoren der wichtigsten europäischen Messen über unsere Änderungswünsche und Pläne zur Anpassung der Messetermine zu informieren.“

Keine Überlappung in 2022

Mit der SIMA Terminverschiebung wolle man den Erwartungen der Aussteller und internationalen Besucher besser gerecht werden und die Messe konsequenter mit dem Geschäftszyklus in Einklang bringen. Isabelle Alfano: „Daher findet die nächste SIMA von Sonntag, den 8. bis Donnerstag, den 12. November 2020 statt. Das hat zur Folge, dass die letzten zwei Tage der SIMA mit den ersten beiden Tagen der EIMA zusammenfallen.“ Das sei aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit des Messegeländes in Paris Nord Villepinte nicht zu ändern. Im Jahr 2022, wenn die SIMA ihr 100stes Jubiläum feiert, wird sie nach Angaben der SIMA-Direktorin zwei volle Wochen vor der EIMA über die Bühne gehen. Dann öffnen sich ihre Pforten von Sonntag, den 30. Oktober, bis Donnerstag, den 3. November.


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